Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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längst heraus.«

      »Er ist nicht so dumm, als ich wähnte,« murmelte Mazarin.

      »Ueberdies vergißt Monseigneur, daß Herr von Chavigny Gouverneur von Vincennes ist,« fuhr La Ramée fort und daß Herr von Chavigny nicht zu den Freunden von Herrn von Beaufort gehört.«

      »Aber Herr von Chavigny entfernt sich.«

      »Wenn er sich entfernt, bin ich da.«

      »Aber wenn Ihr Euch selbst entfernt.«

      »Oh, wenn ich mich selbst entferne, so ist an meiner Stelle ein kluger Bursche da, der Gefreiter Seiner Majestät zu werden trachtet und gute Wache hält, dafür stehe ich. Seit ich ihn vor drei Wochen in meinen Dienst genommen habe, kann ich ihm nur Einen zum Vorwurf machen, daß er zu hart gegen den Prinzen ist.«

      »Und wer ist dieser Cerberus?« fragte der Cardinal.«

      »Ein gewisser Herr Grimaud, Monseigneur.«

      Was machte er, ehe er zu Euch nach Vincennes kam?«

      »Er war in der Provinz, wie mir derjenige sagte, welcher mir ihn empfohlen hat. Er hat sich dort wegen eines bösen Streites irgend eine schlimme Geschichte zugezogen und es wäre ihm vielleicht erwünscht, sich Straflosigkeit unter der Uniform des Königs zuzuziehen.«

      »Und wer hat ihn Euch empfohlen?«

      »Der Intendant des Herrn Herzogs von Grammont.«

      »Man kann also Eurer Meinung nach auf ihn vertrauen?«

      »Wie auf mich selbst, Monseigneur.«

      »Er ist kein Schwätzer?«

      »Jesus Christus, Monseigneur, ich glaubte lange, er wäre stumm. Er spricht und antwortet nur durch Zeichen. Es scheint, sein früherer Herr hat ihn so abgerichtet.«

      »Nun wohl, sagt ihm, mein lieber Herr La Ramée,« versetzte der Cardinal, »wenn er gut und getreulich Wache halte, so werde man die Augen über seinen Provinzstreichen schließen, ihm eine Uniform auf den Rücken legen, um ihm Achtung zu verschaffen, und in die Taschen dieser Uniform einige Pistolen stecken, daß er auf die Gesundheit des Königs trinken könne.«

      Mazarin ging sehr weit in Versprechungen. Er war gerade das Gegentheil von dem von La Ramée gerühmten guten Herrn Grimaud, welcher wenig sprach und viel handelte.

      Der Cardinal machte noch eine Menge Fragen an La Ramée über den Gefangenen, über seine Nahrungsmittel, seine Wohnung, sein Bett, und La Ramée beantwortete diese Fragen so genügend, daß er ihn beinahe beruhigt entließ.

      Da es neun Uhr Morgens war, so stand er auf, parfümierte, kleidete sich und ging zu der Königin, um ihr die Ursachen mitzutheilen, die ihn in seiner Wohnung zurückgehalten hatten. Die Königin, welche Herrn von Beaufort kaum weniger fürchtete, als den Cardinal selbst, und beinahe eben so abergläubisch war, wie er, ließ ihn Wort für Wort alle Versprechungen von La Ramée und alle Lobeserhebungen wiederholen, die dieser seinem Gehilfen gespendet hatte. Sobald der Cardinal damit zu Ende war, sagte sie mit halber Stimme zu ihm:

      »Ach! Herr, daß wir nicht einen Grimaud bei jedem Prinzen haben.«

      »Geduld,« sprach Mazarin, mit seinem italienischen Lächeln; »das wird vielleicht einen Tage kommen, aber mittlerweile …«

      »Nun mittlerweile?«

      »Werde ich immerhin meine Vorsichtsmaßregeln nehmen.«

      Und hiernach hatte er d’Artagnan geschrieben, er möge seine Rückkehr beschleunigen.

       XIX

      Woran sich der Herzog von Beaufort im Kerker ergötzte

      Der Gefangene, der dem Herrn Cardinal so bange machte, und dessen Entweichungsmittel die Ruhe des ganzen Hofes störten, hatte kaum eine Ahnung von der Angst, die man seinetwegen im Palais Royal empfand.

      Er sah sich so bewunderungswürdig bewacht, daß er die Fruchtlosigkeit seiner Versuche erkannte; seine ganze Rache bestand darin, daß er zahllose Verwünschungen und Schmähworte gegen Mazarin ausstieß. Er versuchte es sogar, Verse zu machen, leistete aber sehr bald wieder darauf Verzicht. Herr von Beaufort hatte nicht nur von dem Himmel die Gabe der Dichtkunst nicht erhalten, sondern er drückte sich sogar oft in Prosa mit der größten Mühe aus.

      Der Herzog von Beaufort war der Enkel von Heinrich IV. und Gabriele d’Esnées, eben so gut, eben so brav und besonders eben so Gascogner wie sein Großvater, aber bedeutend weniger in den Wissenschaften bewandert. Nachdem er eine Zeit lang nach dem Tode von König Ludwig XIII. der Günstling, der Mann des Vertrauens, kurz der Erste am Hofe gewesen,war, mußte er einen Tagen seinen Platz Mazarin abtreten und wurde der Zweite. Und am Tage nachher, da er so wahnsinnig war, sich über diese Versetzung zu ärgern, und so unklug, es zu sagen, ließ ihn die Königin verhaften und durch denselben Guitaut nach Vincennes führen, den wir am Anfange dieser Geschichte gesehen haben, und wieder zu finden Gelegenheit haben werden. Wohl verstanden, wer sagt: die Königin, sagte Mazarin. Man hatte sich seiner Person und seiner Ansprüche nicht nur entledigt, sondern man berücksichtigte ihn auch gar nicht mehr, ein so populärer Prinz er auch war, und seit fünf Jahren bewohnte er ein sehr wenig königlichen Zimmer in dem Thurme von Vincennes.«

      Dieser Zeitraum, welcher die Ideen jedes Andern, als des Herrn von Beaufort, gereift hätte, ging über seinem Haupte hin, ohne irgend eine Veränderung zu bewerkstelligen. Ein Anderer würde in der That bedacht haben, daß er, wenn er nicht seinen Stolz darein gesetzt hätte, dem Cardinal zu trotzen, die Prinzen zu verachten und allein zu gehen, ohne andere Parteigänger, als, wie der Cardinal von Retz sagt, einige schwermüthige Träumer, seit fünf Jahren seine Freiheit oder Vertheidiger haben müßte. Diese Betrachtungen entstanden wahrscheinlich nicht in dem Geiste des Herzogs, den seine lange Gefangenschaft nur noch mehr in seiner Starrköpfigkeit befestigte. Und jeden Tag erhielt der Cardinal Nachrichten von ihm, die seiner Eminenz im höchsten Grade unangenehm waren.

      Nachdem Herr von Beaufort in der Poesie gescheitert war, versuchte er es in der Malerei, und da seine ziemlich mittelmäßigen Talente in dieser Kunst es ihm nicht gestatteten, eine große Aehnlichkeit zu erreichen, so schrieb er, um keinen Zweifel über das Original des Porträts Raum zu geben, unter dasselbe, »Ritratto dell illustrissimo Facchino Mazarini.« Herr von Chavigny hiervon in Kenntniß gesetzt, machte dem Herzog einen Besuch und bat ihn, sich einen andern Zeitvertreib zu wählen oder wenigstens Porträte ohne Legenden zu machen. Am andern Tage war das Zimmer voll von liegenden und Porträten. Herr von Beaufort glich, wie übriges alle Gefangene, den Kindern, welche nur hartnäckig auf Dingen bestehen, die man ihnen verbietet.

      Herr von Chavigny wurde von diesem Zuwachs von Profilen unterrichtet. Seiner nicht hinreichend sicher, um den Kopf de face zu wagen, hatte Herr von Baufort aus seinem Zimmer einen wahren Ausstellungssaal gemacht. Diesmal sagte der Gouverneur nichts; als aber eines Tages Herr von Beaufort Ball spielte, ließ er mit dem Schwamm über alle diese Zeichnungen fahren und das Zimmer mit Wasserfarbe bemalen.

      Herr von Beaufort dankte Herrn von Chavigny, theilte diesmal sein Zimmer in Felder und widmete jeden von diesen Feldern einem Zuge aus dem Leben des berühmten Cardinals von Mazarin.«

      Das erste Feld sollte den hochwürdigsten Schurken Mazarini darstellen, wie er eine Tracht Prügel von dem Cardinal Bentivoglio empfing, dessen Bedienter er gewesen war.

      Das zweite den hochwürdigen Schurken Mazarini, die Rolle von Ignaz von Loyola in der Tragödie dieses Namens spielend.

      Das dritte den hochwürdigsten Schurken Mazarini, das Portefeuille des ersten Ministers Herrn von Chavigny stehlend, der es bereits in den Händen zu haben glaubte.

      Das vierte endlich den hochwürdigsten Schurken Mazarini, wie er La Porte, dem Kammerdiener von Ludwig XIII. Leintücher verweigert und behauptet, es sei für einen König von Frankreichs hinreichend, alle Vierteljahre die Leintücher zu wechseln.

      Es waren dies großartige Compositionen, welche offenbar den Umfang des Talentes des Gefangenen überstiegen, und so begnügte er sich, die Rahmen zu zeichnen und die, Inschriften hinein zu setzten.

      Aber diese Rahmen und die Inschriften genügten, um die Empfindlichkeit