Zwanzig Jahre nachher. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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dem Fechtsaale machen, das wird Euch zerstreuen.«

      Der junge Mensch schaute Athos an, welcher seinen Blick mit einem Zeichen der Beistimmung beantwortete.

      D’Artagnan und Raoul gingen in einen Saal, in welchem Rappiere, Handschuhe, Bruststücke und ähnliche zum Fechten gehörige Gegenstände aufgehängt waren.

      »Nun?« fragte Athos, als er nach einer Viertelstunde im Saale erschien.

      »Eo ist bereite Euere Hand, mein lieber Athos,« antwortete d’Artagnan, »und wenn es auch Euer kalten Blut wird, so habe ich Euch nur mein Compliment zu machen.«

      Der junge Mensch War etwas beschämt. Für die paar Male, die er d’Artagnan am Arm oder am Schenkel berührt hatte, hatte ihn dieser zwanzigmal auf den vollen Leib getroffen.

      In diesem Augenblick trat Charlot ein und überbrachte, einen sehr eiligen Brief für d’Artagnan, den ein Bote so eben abgegeben hatte.«

      Nun war die Reihe an Athos, aus einem Winkel des Auges zu beobachten.

      D’Artagnan las den Brief ohne eine scheinbare Bewegung und sagte, nachdem er ihn gelesen hatte, mit einem leichten Schütteln des Kopfes:

      »Seht, mein lieber Freund, was der Dienst ist, und Ihr habt meiner Treue Recht, nicht wieder eintreten zu wollen: Herr von Treville ist krank geworden, die Compagnie kann meiner nicht entbehren und mein Urlaub geht; somit verloren.«

      »Ihr kehrt nach Paris zurück?« sprach Athos lebhaft.

      »Ei, mein Gott! ja,« erwiderte d’Artagnan; »aber kommt Ihr nicht auch selbst dahin?«

      Athos erröthete ein wenig und antwortete:

      »Wenn ich dahin käme, würde ich mich sehr glücklich schätzen Euch zu sehen.«

      »Holla! Planchet!« rief d’Artagnan aus der Thüre, »wir reisen in zehn Minuten: gib den Pferden Haber.«

      Dann sich gegen Athos umwendend:«

      »Es ist mir, als fesselte mich etwas hier und es thut mir in der That unendlich leid, Euch verlassen zu müssen, ohne den guten Grimaud gesehen zu haben.«

      »Grimaud?« versetzte Athos. »Ach! es ist wahr, ich wunderte mich, daß Ihr Euch nicht nach ihm erkundigtet. Ich habe ihn einem von meinen Freunden geliehen.«

      »Der sein Zeichen versteht?« sagte d’Artagnan.

      »Ich hoffe es.«

      Die zwei Freunde umarmten steh herzlich. d’Artagnan drückte Raoul die Hand, nahm Athos das Versprechen ab, ihn zu besuchen, wenn er nach Paris käme, und ihm zu schreiben, wenn er nicht käme. Planchet, pünktlich wie immer, saß bereite im Sattel.

      »Komm Ihr nicht mit mir?« sprach d’Artagnan lachend zu Raoul; »ich reite durch Blois.«

      Raoul wandte sich gegen Athos um, der ihn durch ein unmerkliches Zeichen zurückhielt.

      »Mein Herr,« antwortete der Jüngling, »ich bleibe bei dem Herrn Grafen.«

      »In diesem Falle lebt wohl, alle Beide,« sprach d’Artagnan und drückte ihnen zum letzten Male die Hand, »und Gott beschütze Euch, wie wir sagten, so oft wir uns zur Zeit den seligen Cardinals trennten.«

      Athos machte ihm ein Zeichen mit der Hand, Raoul eine Verbeugung und d’Artagnan entfernte sich mit Planchet.

      Der Graf folgte ihnen mit den Augen, die Hand auf die Schulter des jungen Menschen gestützt, dessen Höhe beinahe der seinigen gleichkam, aber sobald sie hinter der Mauer verschwunden waren, sagte Athos:

      »Raoul, wir reisen diesen Abend nach Paris.«

      »Wie!« rief der Jüngling erbleichend.

      »Du kannst Dein Lebewohl und das meinige Frau von Saint-Remy vermelden. Ich erwarte Dich hier uni sieben Uhr.«

      Der Jüngling verbeugte sich mit einem von Schmerz und Dankbarkeit gemischten Ausdrucke und ging weg, um sein Pferd zu satteln.

      D’Artagnan war kaum aus dem Blicke, als er den Brief aus der Tasche zog, um ihn noch einmal zu lesen:

      »Kommt auf der Stelle nach Paris zurück.

J. M.«

      »Der Brief ist trocken,« murmelte d’Artagnan, »und wenn nicht eine Nachschrift dabei wäre, hätte ich ihn vielleicht nicht verstanden, aber zum Glücke findet sich eine Nachschrift.«

      Und er las die herrliche Nachschrift, die ihn die Trockenheit des Briefes vergessen ließ.

      N.S. Geht zu dein Schatzmeister des Königs in Blois, nennt ihm Euren Namen und zeigt ihm diesen Brief; Ihr werdet zweihundert Pistolen erhalten.«

      »Diese Prosa liebe ich,« sprach d’Artagnan, »und der Cardinal schreibt besser, also ich glaubte. Vorwärts, Planchet, wir wollen dem Herrn Schatzmeister des Königs einen Besuch machen, und dann die Sporen eingesetzt!«

      »Nach Paris, gnädiger Herr?«

      »Nach Paris.«

      Und Beide ritten in starkem Trabe die Straße entlang.

       XVIII

      Herr von Beaufort

      Man vernehme, was sich ereignet hatte und was die Ursachen waren, welche die Rückkehr von d’Artagnan nach Paris nothwendig machten.

      Als sich eines Abends Mazarin, seiner Gewohnheit gemäß, zu einer Stunde, wo sich alle Welt entfernt hatte, zu der Königin begab und an dem Saale der Wachen vorüber kam, dessen eine Thüre nach dem Vorzimmer ging, hörte er laut in diesem Saale sprechen; er wollte wissen, worüber die Soldaten sich unterhielten, näherte sich, ebenfalls seiner Gewohnheit gemäß, mit Wolfstritten, stieß die Thüre etwas auf und steckte durch die Oeffnung den Kopf hinein.

      Es war ein Streit unter den Wachen.

      »Und ich erwidere Euch,« sprach Einer von den Soldaten, »wenn Coysel dies vorhergesagt hat, so ist die Sache so gewiß, als ob sie bereits geschehen wäre. Ich kenne ihn nicht, aber ich habe gehört, er wäre nicht nur ein Astrolog, sondern auch ein Magier.«

      »Pest! mein Lieber, wenn er zu Deinen Freunden gehört, so nimm Dich in Acht, Du leistest ihm einen schlechten Dienst.«

      »Warum dies?«

      »Weil man ihm leicht den Prozeß machen könnte.«

      »Ah, bah! man verbrennt heut zu Tage die Zauberer nicht mehr.«

      »Nicht? Es scheint mir jedoch, es ist noch nicht so, lange her, daß der verstorbene Cardinal Urbain Grandier verbrennen ließ. Ich weiß was davon zu erzählen, ich war Wache bei dem Scheiterhaufen und sah ihn rösten.«

      »Mein Lieber, Urban Grandier war kein Zauberer, sondern ein Gelehrter, das ist ganz etwas Anderes. Urbain Grandier weissagte nicht die Zukunft, sondern er kannte die Vergangenheit, was zuweilen noch viel schlimmer ist.«

      Mazarin schüttelte beipflichtend den Kopf. Da er aber wissen wollte, über welche Weissagung man stritt, so blieb er auf der Stelle.

      »Ich sage Dir nicht,« versetzte der Soldat, »Coysel sei kein Zauberer, sondern ich sage Dir, das wenn er seine Weissagung zum Voraus bekannt macht, dies das Mittel ist, daß sie nicht in Erfüllung geht.«

      »Warum?«

      »Ganz gewiß, wenn wir nun mit einander schlagen, und ich sage Dir, ich will Dir eine Terze oder will Dir eine Sekunde beibringen, so parierst Du natürlich. Wenn nun Coysel so laut sagt, daß es der Cardinal hört, an dem und dem Tag wird sich der und der Gefangene flüchten, so wird der Cardinal offenbar seine Maßregeln so gut nehmen, daß sich der Gefangene nicht flüchten kann.

      »Ei, mein Gott,« sprach ein Anderer, der, auf einer Bank gelagert, zu schlafen schien und trotz seines scheinbaren Schlafes kein Wort von dem Gespräche verlor, »glaubt Ihr, die Menschen können ihrem Geschicke entgehen? Wenn es da oben geschrieben steht, daß Herr den Beaufort sich flüchten soll, so wird er sich flüchten, und alle Vorsichtsmaßregeln des Cardinals können es nicht verhindern.«

      Mazarin bebte. Er war Italiener, das heißt, abergläubisch.