Olympia von Clèves. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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mehr war vom Heiraten unter ihnen die Rede.

      Welch ein reizendes Leben ist doch das Leben der wahrhaft verliebten Liebenden! wie wissen sie Anderer zu entbehren, wie vertreiben sie mit Kunst allen Staub, alle dürre Blätter, alle Insekten, welche in den Nektar ihres Glückes fallen!

      Während der sechs ersten Monate ihres Aufenthaltes in Lyon sahen Olympia und Banniére nicht ein fremdes Gesicht in ihrem Hause; allerdings hatten sie ihrerseits bange, sich sehen zu lassen, aus Furcht, erkannt zu werden; aber ihr Hauptgrund, sich zu verbergen, war unleugbar der Wunsch, allein zu sein.

      Und dann hatte Olympia eine Menge von Ideen, welche Banniére entzückten: sie wusste Musiker in ihre Vorzimmer heraufkommen und während der Hitze Symphonien spielen zu lassen, ohne daß sie nötig hatte, sich den Symphonisten zu zeigen.

      Sie liebte die Ausflüge zu Pferde, und die kleinen Wanderungen von zwei bis drei Tagen aus das Land umher, und dies in einem guten, mit Mundvorräten und Kissen wohl versehenen Wagen.

      Sie liebte Alles, was Banniére belustigte, und dieser belustigte sich mit Allem.

      Als nach Verlauf von sechs Monaten von Ideen, von denen die einen immer geistreicher waren, als die anderen, die zwei Liebenden in der gemeinschaftlichen Börse nach einer neuen Idee suchten, bemerkten sie, daß nur hundert und fünfzig Louis d'or darin blieben.

      Das reichte für einen Monat, um das Leben der sechs vorhergehenden Monate zu führen.

      Banniére schaute Olympia an und Olympia schaute Banniére an, und dieser sagte, indem er das Gold in seiner Hand wog:

      »Hundert und fünfzig Louisd'or, das sind dreitausend sechshundert Livres.«

      »Ich machte gerade dieselbe Rechnung,« erwiderte Olympia lächelnd.

      «Das ist das, was viele glückliche, sehr glückliche Leute in einem Jahre ausgeben. Wir haben also in sechs Monaten unseres Glückes sechs Jahre des Glückes solcher Leute gehabt.«

      »Vollkommen,« sagte Olympia.

      »Nur,« fuhr Banniére fort, »nur bleibt uns bloß ein Monat von eben diesem Glück.«

      »Gut,« versetzte Olympia, »für Träge, aber für Leute, welche arbeiten!«

      »Welche arbeiten?« fragte Banniére erstaunt. »Sie wollen arbeiten?«

      »Allerdings.«

      »Und, mein Gott! in was?«

      »In meinem Berufe. Bin Ich nicht Schauspielerin? Sind Sie nicht Schauspieler? Gibt es nicht zwei Theater In Lyon? Haben wir nicht hundert Theater in Frankreich, wenn die zwei Theater in Lyon nichts von uns wollen? Haben wir nicht ein Dutzend tausend Livres im Gehalte des König Herodes und der Königin Marianna?«

      »Bei allen Sternen, Sie sind ein« Zauberin!« rief Banniére freudetrunken, »und Alles, was Sie berühren, verwandelt sich in Gold.«

      »Und dann fing das Leben an fad zu werden,« fügte Olympia bei; »wir wurden dick.«

      »Das ist, bei meiner Treue, wahr.«

      »Ah! die Fahrten von Stadt zu Stadt, die Auszüge, die Bravos, .die Studien, die Kunst, die Aufregung. . .«

      »Sie elektrisieren mich, Olympia!«

      »Und wir machen Ersparnisse; der Müßiggang richtete uns zu Grunde; wir verloren dabei das, was wir ausgaben, und das, was wir nicht verdienten.«

      »Bei meiner Treue, ja.«

      »Schon morgen, Banniére, suchen Sie den Theaterdirektor auf und führen Sie ihn zu mir.«

      »Ich werde das tun, meine Liebe.«

      »Und in Erwartung von morgen, ein gutes Mahl heute Abend; Konzert auf dem Wasser für uns allein; Alles dies und . . .«

      »Und unsere Liebe!« rief Banniére. »Ah! wie reich sind wir!«

       XIX.

      Das Provinzleben

      Der Director des Theaters kam am zweiten Tage zu Olympia, auf welche ihn Banniére auf der Promenade aufmerksam gemacht hatte.

      Unser Leser stelle sich nicht vor, in der Zeit, die wir zu schildern suchen, sei ein Theaterdirektor gewesen, wie wir ihn heute mit seinem Harem, mit seiner Polizei und seinen Mädchenlieferanten kennen.

      Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert hieß ein Theater dirigieren konstitutionell bei den Geschicken eines von dem vereinigten Talente eines Dutzend nomadischer Schauspieler und zuweilen eines der Gesellschaft beigesellten Dichters unterstützten Unternehmens präsidieren.

      Der Director war also ganz einfach der Erste der Schauspieler seines Theaters . . . hinsichtlich des Rechnungswesens.

      Banniére hatte genug Schauspieler gesehen; er hatte Olympia genug sprechen hören; er hatte genug natürlichen Scharfsinn und Zigeunerinstinkt, daß er sich bei dieser großen Angelegenheit zu benehmen und den Ches eines Theaterunternehmens anzulocken wusste.

      Er hütete sich wohl, diesem zu sagen, Olympia sei eine schon bekannte Schauspielerin. Er schilderte sie als ein in das Theater vernarrtes Mädchen von Stande, das bereit sei, blindlings in das Garn eines Directors zu gehen.

      Er rühmte nicht das ausgezeichnete Wesen, die Schönheit, die Person von Olympia; er führte, wie gesagt, den Director aus die Promenade und zeigte ihm Olympia.

      Der Director sah sie, wurde ihr vorgestellt, verabredete mit ihr eine Zusammenkunft und erschien bei Olympia zu der hierfür festgesetzten Stunde, was die zwei Liebenden mit Recht als ein gutes Vorzeichen betrachteten.

      An Geschichten, wie die, welche ihm Banniére erzählt, gewöhnt, hatte ihm der Director von seiner Erzählung geglaubt, was er gewollt; als er aber in die glänzende Wohnung der zwei jungen Leute eingeführt worden war, als er sich in dem weichen Fauteuil, das man ihm anbot, festgesetzt hatte, als er sich inmitten der Blumen und Wohlgerüche des Boudoir befand, als er vom Boudoir in das Speisezimmer gegangen war, um hier den Imbiss einzunehmen, als er Tafelgeschirr, Silberzeug und Kristall erblickte, als er die ausgesuchten Weine und die seinen Konfithüren gekostet hatte, war er dergestalt geblendet, daß er sogleich annahm, die zukünftige Debütantin wäre nicht im Stande, den ersten Schritt aus der Bühne zu machen.

      Er fasste also den Vorsatz, sich mit den Wohlgerüchen zu berauschen, sich mit dem alten Wein zu erheitern, kurz, eine gute Stunde materieller Glückseligkeit hinzubringen und nach der Zusammenkunst in jeder Hinsicht der freigebigen Wirtin zu danken, welche närrisch genug, sich auf den Brettern herum treiben zu wollen, während sie so gute Teppiche hätte.

      Banniére und Olympia wussten aber so viel als er; sie ließen ihn sich in Mutmaßungen verlieren; dann beim Nachtisch, als er den gehörigen Wärmegrad erreicht hatte, bat man ihn, gütigst eine Probe von der Geschicklichkeit der neuen Bewerber um Anteil an der Gesellschaft annehmen zu wollen.

      Der Schauspieler warf sich bei diesem Vorschlag in die Brust, leerte sein Glas und präludirte in den Feindseligkeiten durch ein verächtliches Lächeln.

      Olympia sah das Lächeln, begriff die Verachtung und wartete, des Sieges sicher, geduldig.

      »Wohl an, ich will Ihnen das Stichwort geben,« sagte der Komödiant mit einer sonoren Stimme.

      »Was können Sie?«

      »Was können Sie?»fragte Banniére.

      »Ich, ich kann Alles, ich spiele die ersten Rollen. Wählen Sie Ihre besten Stücke und halten Sie sich gut.«

      »Können Sie Herodes und Marianna?« fragte Olympia mit ihrer sanften Stimme.

      »Bei Gott!« erwiderte der Schauspieler halb trunken.

      »Nun! so nehmen Sie auf das Geratewohl!« sprach Olympia.

      «Und ich,« sagte Banniére, »ich werde soufflieren.«

      »Haben Sie das Buch?« fragte der Director.

      »Oh! unnötig, ich kann das Stück auswendig.«

      »Es ist gut,« versetzte der Komödiant, »ich spiele Herodes.«

      »Mein