Olympia von Clèves. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Ihre Liebe. Sie sind ohne Verpflichtung gegen mich, und an dem Tage, wo Sie mich, wie Herr von Mailly, nicht mehr lieben, werden Sie, wie Herr von Mailly, frei sein. Hören Sie wohl, mein teurer Banniére: Sie haben mir gefallen, ich glaube, daß ich Sie liebe, ich hoffe, daß ich Sie lieben werde. Würde Herr von Mailly mein Gebieter geblieben sein, so wären Sie nie etwas für mich gewesen. Nun bin ich frei. Lieben Sie mich, wenn Sie wollen, lieben Sie mich so sehr, als Sie wollen, das wird nichts an der Sache verderben. Ich halte Sie für einen jungen Mann von Geist und Herz und nehme Sie als einen solchen. Alles, was Sie von den Menschen, den Dingen und der Welt nicht wissen, werden Sie lernen. Seien Sie ruhig, das sind Sachen, die man schnell lernt. Sind Sie, Wenn Sie unterrichtet sein werden, noch nicht besser als heute, so werde Ich mich getäuscht haben, ich werde einen Fehler begangen haben. Die Strafe wird mich treffen. Das ist abgemacht. Sprechen wir nicht mehr von diesen Erbärmlichkeiten. Das Leben von zwei Liebenden muss erst von dem Tage ansangen, wo sie sich kennen gelernt haben, vorher existierten sie nicht, da sie sich nicht kannten. Die Vergangenheit ist also das Nichts. Sehen Sie, der Tag kommt glänzend und mild: dieser Tag wird der erste von unserem Leben der Liebe sein. Alles Übrige ist, wie man im Theater sagt, in die Ferne gerückt. Heben wir den Vorhang des Hintergrundes nicht aus; hinter diesem Vorhang verbirgt man die zerbrochenen Kulissen und die alten Nebensachen. Hören Sie das Stampfen der Pferde? Sie sind im Hofe bereit. Geben Sie mir Ihre Hand und schauen Sie mich an. Gut, Sie lieben mich. Wenn Sie mich nicht mehr lieben, werden Sie nicht nötig haben, es mir zu sagen.«

      Banniére warf sich vor der schönen Olympia aus die Knie, küßte eine Million mal ihre Füße und ihre Hände, und der Vater Philemon, der seinen Laden öffnete, bot im Nachtgewand eines Landmanns Olympia mit einem gastfreundlichen Lächeln ein Glas Cahors-Wein und ein Stück Kuchen.

      Dann erwies er Banniére, der ihn schüchtern anschaute, dieselbe Artigkeit, abgesehen von der Größe des Glases und der Breite des Kuchens.

      Olympia verlangte von Banniére eine von den Rollen, mit denen seine Taschen gefüllt waren, brach sie an, legte einen Doppel-Louis d'or in die Hand des Vater Philemon, einen Louis d'or in die von Laurent, schwang sich mutig auf ihr Ross, während Banniére schüchtern das seinige bestieg, und vollkommen unterrichtet, schlugen Beide den Weg ein, der sich am rechten Ufer der Rhone hinauszieht und nach Roquemauré führt, nachdem sie mit Vater Philemon das Wirtshaus bestimmt hatten, wo man die Pferde zurücklassen würde.

      Und während sie aus den schönen Wegen galoppieren, aus denen der Sommer Staubbäche zu machen noch nicht Zeit gehabt hat, – schöne Wege, ganz eingefasst von Böschungen mit Rasen bewachsen, von Ölbäumen mit silbernem Blätterwerk und grünen Gärten, – während sie freudig, mit flatternden Haaren, die Lust des Morgens und der Freiheit trinkend, gegen die unbekannte Zukunft rennen, welche unablässig wie ein Gespenst verschwindend flieht, werden wir durch einige Zeilen heuchlerischen Mitleids zu den armen Schützen und dem unglücklichen Commissär zurückkehren, welche um die Wette Kabinetts, Bittgänge und Schränke durchsuchten, welche Treppen, Keller, Speicher, Ställe durchsuchten, welche Höfe, Gärten, Schoppen durchsuchten, und am Ende, aber zum Glück eine Stunde zu spät, die geheime Thür fanden, ein Fund, der sie Schreie der Wut, Verwünschungen und Schwüre ausstoßen machte, um selbst bei den Jesuiten Ärgernis zu bereiten, zu deren Vorteil sie dieses traurige Geschäft, das ihnen so schlecht gelang, unternommen hatten.

      Es ist beinahe überflüssig, beizufügen, daß der Gouverneur, als er diesen Unstern des Pater Mordon erfuhr, wieder auf das Herzlichste lachte.

      Er war ein Mann von einem reizenden Charakter, der Gouverneur der guten römisch-katholisch-apostolischen Stadt Avignon.

       XVIII.

      Aufenthalt

      Man wundere sich nicht über die Schnelligkeit, mit der unsere Liebenden, und selbst Banniére, so wenig er im Sattel fest war, auf den Wegen forteilten, die sich vor ihnen In den ersten Strahlen der Sonne entrollten. Es war für sie von der größten Wichtigkeit, das Gebiet der Gerichtsbarkeit zu verlassen, in der das Vergehen begangen worden war, ein viel ernsteres Vergehen in Avignon. einer römischen Stadt, als in jeder andern Stadt.

      Olympia und Banniére erfrischten sich ein wenig in Roquemauré, wo sie in einem von Vater Philemon bezeichneten Wirtshaus ihre Pferde ließen, setzten dann über die Rhone, eilten nach Orange und fuhren von Orange in einem guten Postwagen noch Lyon, einer Stadt, welche groß, volkreich und frei genug, daß hier ein reiches und glückliches Liebespaar eben so wenig belästigt werden, als belästigen würde.

      Olympia hatte die Gewohnheit, auszuziehen und sich einzuquartieren. Sie unternahm es daher selbst, eine Wohnung zu suchen, und fand bei der, durch die Hinrichtung von Cinq-Mars und de Thou berühmten, Place des Terreaur ein ganz meublirtes, ganz eingerichtetes Häuschen, das nur auf reiche Mietleute wartete, sie aber mit Holz im Schoppen, mit Wein im Keller, mit Wäsche in den Schränken erwartete; ein Haus, gemacht nicht für einen nüchternen, religiösen und altertümlichen Einsiedler, sondern für zwei lüsterne, lecker hafte, träge und lachende Eremiten.

      Der Preis dieser ganz meublirten Wohnung, so wie sie war und bei offenen Thüren, den Braten am Spieße, ihre Gäste erwartete, belief sich aus viertausend Livres jährlich. Olympia belehrte Banniére, der über die runde Summe erschrak, das sei ein Geldhandel für die Mietleute und ein Gimpelhandel für die Eigentümer, und sie begreife nicht, warum ein solcher Vorteil sogleich zwei Verworfenen zufalle, für welche die Jesuiten keine ganz vollkommene Hochachtung hegen müssen, und die sie sicherlich durch Ihre Verfluchungen aus ewig mit der Vorsehung entzweit haben.

      Man bezahlte zwei Miettermine zum Voraus, man bezahlte das Holz, man bezahlte den Wein, man bezahlte Alles, um sich selbst Monate unstörbaren Glückes zu machen, und wenn Banniére, was, es ist nicht zu leugnen, jeden Augenblick geschah, einen Louis d'or aus seiner Rolle weggehen sah, um den Weg nach einer fremden Tasche zu nehmen, wenn er mit den Augen so weit als möglich seinem Fluge ohne Rückkehr folgte, sagte Olympia lachend zu ihm:

      »Was wir gekauft haben, war notwendig, nicht wahr?«

      »Ja wohl,« antwortete Banniére, der keiner andern Ansicht zu sein vermochte, als der Olympias.

      »Was notwendig ist, trägt zum Glück bei, nicht wahr?«

      «Allerdings,« antwortete Banniére, während er Olympia aus eine Art anschaute, durch die er ihr beweisen wollte, sie sei ihm notwendig, durchaus notwendig.

      »Das Glück ist das Ziel, das der Mensch hienieden suchen muss.«

      »Und wir haben es gefunden,« rief Banniére.

      »Nun wohl!« sagte Olympia, »wenn wir glücklich sind, worüber beunruhigen Sie sich, mein Freund?«

      »Oh!« erwiderte Banniére, »ich mache mir Sorgen über die Dauer dieses Glücks.«

      »Und Sie haben Unrecht; Sie gestehen, daß Sie glücklich sind; es ist etwas Seltenes, daß ein menschliches Wesen dies gesteht; danken Sie der Vorsehung, und verlangen Sie nichts Anderes von ihr.«

      »Meine Vorsehung sind Sie!« flüsterte Banniére.

      Banniére war ein verständiger Schüler, voll guter Anlagen. Er begriff im Verlaufe von acht Tagen die ganze Philosophie von Olympia, er begriff sie sogar so gut, daß sie Ihm am Ende dieser acht Tage keine Lektionen mehr zu geben hatte, und daß er seinerseits die Hand an das Geld zu legen und es so gut und so notwendig als seine Geliebte auszugeben anfing.

      Das Notwendige für Banniére, man muss es zu seinem Lobe gestehen, war der unbeschränkte, ideale, glänzende Kultus seiner Liebe.

      Er wollte vor Allem Olympia mit Juwelen und Edelsteinen bedecken. Sie bemerkte ihm, daß sie, was die Juwelen betreffe, so schöne habe, als irgend eine Frau der Welt. Banniére beharrte aber nichtsdestoweniger hierbei; da drohte Olympia, ihm das Doppelte von Allem zu kaufen, was er ihr kaufen würde.

      »Gut.« sagte Banniére, »keine neue Einkäufe. Ich liebe die Juwelen, doch für Sie. Wenn ich Juwelen hätte, so möchte ich sie von Ihnen Haben. Schenken Sie mir nur diesen Ring, welchen Sie am Finger tragen.«

      »Welchen Ring?« fragte Olympia.

      »Diesen hier,« antwortete Banniére.

      Und