Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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denke, es sind Reisekosten bewilligt,« bemerkte mit süßlichem Tone der Gascogner.

      »Ich bin nicht Zahlmeister, mein Herr,« erwiederte Loignac trocken, »ich bin nur Thorwart, geht.«

      Chalabre ging vorüber.

      Hinter Chalabre kam ein blonder junger Reiter, der, als er seine Karte zog, aus seiner Tasche einen Würfel und mehrere Tarokkarten fallen ließ.

      Er nannte sich Saint-Capautel, und da seine Erklärung durch die Karte bestätigt wurde, welche der Officier in Ordnung fand, so folgte er Chalabre.

      Es blieb noch der sechste, der zufolge der Aufforderung des improvisierten Pagen vom Pferde gestiegen war und Herrn von Loignac eine Karte überreichte, auf der man las:

      »Ernauton von Carmainges, am 26. Oktober, auf den Schlag zwölf Uhr.«

      Während Herr von Loignac die Karte las, war der Page, der ebenfalls abgestiegen, bemüht, seinen Kopf zu verbergen, indem er die Kinnkette am Pferde seines Herrn noch fester anzog.

      »Der Page gehört Euch?« fragte Loignac, mit dem Finger auf den jungen Menschen deutend.

      »Ihr seht, Herr Kapitän,« erwiderte Ernauton, der weder lügen noch verraten wollte, »daß er mein Pferd zäumt.«

      »Geht zu,« sagte Herr von Loignac, der mit großer Aufmerksamkeit Herrn von Carmainges betrachtete, dessen Gesicht und Haltung ihm mehr zu gefallen schien, als die aller anderen.

      »Das ist doch wenigstens ein Erträglicher,« murmelte er.

      Ernauton stieg wieder zu Pferde, der Page war ihm, gleichsam absichtslos, aber nicht langsam, vorangegangen und hatte sich schon mit der Gruppe der übrigen vermischt.

      »Öffnet das Tor,« rief Loignac, »und laßt diese sechs Personen und die Leute ihres Gefolges hinein.«

      »Vorwärts, rasch,« sagte der Page, »in den Sattel und Marsch!«

      Ernauton wich abermals der Gewalt, die dieses seltsame Geschöpf über ihn ausübte, und da das Tor offen war, so gab er seinem Pferd den Sporn und drang, von dem Pagen geleitet, bis in das Herz des Faubourg Saint-Antoine.

      Loignac ließ hinter den sechs Auserwählten das Tor wieder schließen zur großen Unzufriedenheit der Menge, welche nach Erfüllung der Förmlichkeit ebenfalls passieren zu dürfen glaubte und nun geräuschvoll ihre Mißbilligung äußerte.

      Meister Miton, der nach einem unbändigen Laufe querfeldein, allmählich wieder Mut gefaßt hatte, und während er das Terrain auf jedem Schritte sondierte, am Ende wieder auf den Platz zurückgekommen war, wagte es, einige Klagen über die Willkür vorzubringen, mit der die Soldateske die Verbindung unterbrach.

      Gevatter Friard, dem es gelungen war, seine Frau wiederzufinden, und der, von ihr beschützt, nichts mehr zu befürchten schien, erzählte seiner erhabenen Ehehälfte die Neuigkeiten des Tages, bereichert und geschmückt mit Kommentaren seiner Art.

      Die Reiter endlich, von denen einer von dem kleinen Pagen Mayneville genannt worden war, beratschlagten, ob sie nicht die Ringmauer umgehen sollten in der Hoffnung, irgendeine Bresche daran zu finden und durch diese Bresche in die Stadt hineinzukommen, ohne daß sie nötig hätten, sich länger an diesem oder einem andern Tore zu zeigen.

      Robert Briquet als ein analysirender Philosoph und als ein Gelehrter, der die Quintessens auszieht, Robert Briquet, sagen wir, bemerkte, daß die ganze Entwickelung der so eben von uns erzählten Scene bei dem Thore so vorgehen würde, und daß er aus den einzelnen Gesprächen der Reiter, der Bürger und den Bauern nichts mehr erfahren könnte.

      Er näherte sich also immer mehr einer kleinen Baracke, welche dem Torwart als Loge diente und durch zwei Fenster erhellt wurde, von denen eins gegen Paris, das andere gegen das Feld ging.

      Kaum hatte er sich auf seinem neuen Posten aufgestellt, als ein Mann, der im schnellsten Galopp herbeieilte, von seinem Pferde sprang, in die Loge trat und am Fenster erschien.

      »Ah! ah!« machte Loignac.

      »Hier bin ich, Herr von Loignac,« sagte er.

      »Gut, woher kommt Ihr?«

      »Von der Porte Saint-Victor.«

      »Euer Sortenzettel?«

      »Fünf.«

      »Die Karten?«

      »Hier sind sie.«

      Loignac nahm die Karten, untersuchte sie und schrieb auf eine Schiefertafel, welche zu diesem Behufe bereit zu sein schien, die Ziffer 5.

      Der Bote entfernte sich wieder.

      Es waren kaum fünf Minuten vorüber, als zwei andere Boten kamen.

      Loignac befragte sie nach einander und immer durch sein Fenster.

      Der eine kam von der Porte Bourdelle und brachte die Ziffer 4.

      Der andere kam von der Porte du Temple und meldete die Ziffer 6.

      Die Boten verschwanden und wurden nach und nach von vier anderen ersetzt, welche kamen:

      Der erste von der Porte Saint-Denis mit der Ziffer 5.

      Der zweite von der Porte Saint-Jacques mit der Ziffer 3.

      Der dritte von der Porte Saint-Honoré mit der Ziffer 8.

      der vierte von der Porte Montmartre mit der Ziffer 4.

      Es erschien ein letzterer, der von der Porte Bussy kam und die Ziffer 4 brachte.

      Nun reihte Loignac aufmerksam und ganz leise folgende Ziffern an einander:

      Gesamtsumme fünfundvierzig.

      »Es ist gut.«

      »Nun öffnet die Tore, und es trete ein, wer will,« rief Loignac mit starker Stimme.

      Die Tore öffneten sich.

      Sogleich drängten sich Pferde, Maultiere, Weiber, Kinder nach der Stadt, auf die Gefahr, unter dem Pressen der zwei Pfeiler der Zugbrücke erstickt zu werden.

      In einer Viertelstunde verlief durch diese weite Arterie, die man Rue Saint-Antoine nennt, die Anhäufung der Volksmenge, welche sich vom Morgen um diesen augenblicklichen Damm aufhielt.

      Das Geräusch entfernte sich allmälig.

      Robert Briquet, der bis zuletzt geblieben, nachdem er der Erste gewesen war, stieg phlegmatisch über die Kette der Brücke und sagte:

      »Alle diese Leute wollten etwas sehen und haben nichts gesehen, nicht einmal in ihren Angelegenheiten; ich wollte nichts sehen und bin der einzige, der etwas gesehen hat. Das ist aufmunternd; fahren wir fort; doch wozu fortfahren? Ich weiß bei Gott genug. Wird es für mich von Nutzen sein, Herrn von Salcède in vier Stücke zerreißen zu sehen? Wahrlich! nein. Überdies habe ich auf die Politik Verzicht geleistet.«

      »Gehen wir zum Mittagessen; die Sonne würde Mittag bezeichnen, wenn es eine Sonne gäbe; es ist Zeit.«

      Er sprach es und kehrte nach Paris zurück mit seinem ruhigen, boshaften Lächeln.

       Viertes Kapitel

      Die Loge auf der Grève von Seiner Majestät dem König Heinrich III

      Wenn wir nur bis zur Grève, wohin er ausmündet, diesem bevölkerten Wege des Quartiers Saint-Antoine folgen würden, so fänden wir wieder unter der Menge vieler von unsern Bekannten. Doch während diese armen Bürgersleute, minder weise als Robert Briquet, gestoßen, gedrängt, gequetscht hinter einander gehen, ziehen wir es mittels des Privilegiums, das uns unsere Geschichtsschreiberflügel geben, vor, uns auf den Platz selbst zu versetzen, und wenn wir das ganze Schauspiel mit einem Blicke umfaßt haben, auf kurze Zeit zur Vergangenheit zurückzukehren, um die Ursache zu ergründen, nachdem wir die Wirkung betrachtet haben.

      Man darf wohl sagen, daß Meister Friard recht hatte, wenn er zu hundert tausend Menschen wenigstens die Zahl der Zuschauer berechnete, welche sich auf dem Platze der Grève und in der Umgegend zusammenfinden würden, um das Schauspiel zu