Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
wenn die Lothringer kämen, wie man sagt.«

      »Sie kommen nicht.«

      »Nicht?«

      »Durchaus nicht.«

      »Warum schließt man dann dieses Thor? Ich begreife das nicht.«

      »Es ist nicht nöthig, es zu begreifen,« erwiederte der Schweizer, über seinen Witz in ein schallenden Gelächter ausbrechend.

      »Das ist richtig, Kamerad, ganz richtig… ich danke,« erwiederte Robert Briquet.

      Hiermit entfernte sich Robert Briquet, um sich einer andern Gruppe zu nähern, während der würdige Helvetier zu lachen aufhörte und durch die Zähne murmelte:

      »Bei Gott! ich glaube, er spottet meiner. Was ist das für ein Mensch, der einen Schweizer Seiner königlichen Majestät auszulachen sich erlaubt?«1

      Eine von diese Gruppen wurde von einer beträchtlichen Anzahl außerhalb der Stadt durch dieses unerwartete Schließen der Thore überraschter Bürger gebildet. Diese Bürger umgaben vier oder fünf Reiter von martialischer Haltung, denen das Schließen der Thore, wie es schien, sehr unbequem war, denn sie schrieen mit voller Lunge:

      »Das Thor! das Thor!«

      Welche Schreie, von allen Anwesenden mit wachsender Hitze wiederholt, in diesem Augenblick einen Höllenlärm verursachten.

      Robert Briquet schritt auf diese Gruppe zu und rief noch lauter als einer von denjenigen, die sie bildeten:

      »Das Thor! das Thor!«

      Folge davon war, daß einer von den Reitern, entzückt über diese Stimmgewalt, sich gegen ihn umwandte ihn grüßte und zu ihm sprach:

      »Ist es nicht schändlich, mein Herr, daß man am hellen Tage ein Stadtthor schließt, als ob die Engländer oder die Spanier Paris belagerten?«

       Zweites Kapitel

      Was außerhalb der Porte Saint-Antoine vorging

      Robert Briquet schaute aufmerksam denjenigen an, welcher das Wort an ihn richtete.

      Es war ein Mann von vierzig bis fünf und vierzig Jahren, und er schien der Anführer der drei oder vier anderen Reiter zu sein, die ihn umgaben.

      Dieses prüfende Betrachten gab ohne Zweifel Robert Briquet Vertrauen, denn sogleich verbeugte er sich ebenfalls und erwiederte:

      »Oh! mein Herr, Ihr habt Recht, zehnmal Recht, zwanzigmal Recht; aber,« fügte er bei, »dürfte ich Euch, ohne neugierig zu sein, fragen, welchem Beweggrunde Ihr diese Maßregel zuschreibt?«

      »Bei Gott!« rief einer von den Umstehenden, »der Furcht, die sie haben, man könnte ihnen ihren Salcède fressen.«

      »Cap de Bious! ein trauriger Fraß!« sprach eine Stimme.

      Robert Briquet wandte sich nach der Seite, von der diese Stimme kam, deren Accent ihm einen Gascogner andeutete, und er erblickte einen Mann von zwanzig bis fünf und zwanzig Jahren, der seine Hand auf das Kreuz des Pferdes von demjenigen stützte, welcher ihm der Anführer der Andern zu sein geschienen hatte.

      Der junge Mann war barhaupt; ohne Zweifel hatte er seinen Hut im Getümmel verloren.

      Meister Briquet schien ein Beobachter zu sein, doch in der Regel waren seine Beobachtungen kurz; er wandte auch sogleich seinen Blick wieder von dem Gascogner ab, der ihm ohne Zweifel bedeutungslos vorkam, um ihn zu dem Reiter zurückzuführen.

      »Aber,« sprach er, »da man meldet, dieser Salcède gehöre Herrn von Guise, so ist es kein so schlechter Ragout.«

      »Bah! man sagt das?« versetzte der neugierige Gascogner, seine Ohren weit aufsperrend.

      »Ja, allerdings, man sagt das,« antwortete der Reiter, die Achseln zuckend, »aber in unsern Zeitläufen sagt man so viel närrisches Zeug.«

      »Ah!« bemerkte Briquet mit seinem forschenden Auge und seinem spöttischen Lächeln, »Ihr glaubt also, mein Herr, Salcède gehöre nicht Herrn von Guise?«

      »Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin dessen sicher,« antwortete der Reiter. Dann, als er sah, daß Robert Briquet, sich ihm nähernd, eine Bewegung machte, welche sagen wollte: »Ah, bah! Und worauf gründet Ihr diese Sicherheit?« fügte er bei:

      »Ganz gewiß: wenn Salcède dem Herzog gehört hätte, so würde der Herzog ihn nicht haben hängen oder wenigstens nicht an Händen und Füßen gebunden haben von Brüssel nach Paris fahren lassen, ohne mindestens einen Entführungsversuch zu seinen Gunsten zu machen.«

      »Einen Entführungsversuch!« versetzte Briquet, »das wäre sehr gewagt; denn er mag gelingen oder scheitern, sobald er von Seiten von Herrn von Guise käme, würde Herr von Guise zugestehen, daß er gegen den Herzog von Anjou conspiriert habe.«

      »Ich bin überzeugt, Herr von Guise wäre durch diese Betrachtung nicht zurückgehalten worden,« erwiederte trocken der Reiter, »und da er Salcède weder reclamirt, noch vertheidigt hat, so gehört Salcède nicht ihm an.«

      »Entschuldigt meine Beharrlichkeit,« fuhr Briquet fort, »ich erfinde nicht, es scheint sicher, daß Salcède gesprochen hat.«

      »Wo dies?«

      »Vor den Richtern.«

      »Nein, nicht vor den Richtern, mein Herr, auf der Folter.«

      »Ist dies nicht dasselbe?« fragte Meister Robert Briquet mit einer Miene, die er vergebens naiv zu machen suchte.

      »Nein, das ist entfernt nicht dasselbe; man behauptet, er habe gesprochen, das mag sein, aber man wiederholt nicht, was er gesagt hat.«

      »Ihr werdet mich abermals entschuldigen,« entgegnete Robert Briquet, »man wiederholt es, und zwar sehr ausführlich.«

      »Und was hat er gesagt? laßt hören?« fragte ungeduldig der Reiter, »sprecht, Ihr, der Ihr so gut unterrichtet seid.«

      »Ich rühme mich nicht gut unterrichtet zu sein, da ich mich im Gegentheil bei Euch zu belehren suche, mein Herr.«

      »Verständigen wir uns,« versetzte der Reiter immer ungeduldiger, »Ihr habt behauptet, man wiederhole die Worte von Salcède; wie lauten diese Worte?«

      »Ich kann nicht dafür stehen, daß es seine eigenen Worte sind,« sagte Robert Briquet, dem es, wie es schien, ein Vergnügen machte, den Reiter aufzustacheln.

      »Aber wie heißen diejenigen, welche man ihm in den Mund legt?«

      »Man behauptet, er habe zugestanden, daß er für Herrn von Guise conspirirte.«

      »Gegen den König von Frankreich, ohne Zweifel. Immer dasselbe Lied!«

      »Nicht gegen Seine Majestät den König von Frankreich, sondern gegen Seine Hoheit Monseigneur den Herzog von Anjou.«

      »Wenn er das zugestanden hat…«

      »Nun!« fragte Robert Briquet

      »Nun! so ist er ein Elender,« sprach der Reiter, die Stirne faltend.

      »Ja,« sagte leise Robert Briquet, »doch hat er gethan, was er zugestanden, so ist er ein braver Mann. Ah! mein Herr, der spanische Bock, der, Flaschenteufel und die Wippe veranlaßten ehrliche Leute, viele Dinge zu sagen.«

      »Ach! Ihr sprecht da eine große Wahrheit aus,« versetzte der Reiter sich besänftigend und einen Seufzer von sich gebend.

      »Bah!« unterbrach ihn der Gascogner, der beständig den Kopf in der Richtung jedes Redenden ausstreckte und Alles gehört hatte, »bah! Spanischer Bock, Flaschenkessel und Wippe, schöne Erbärmlichkeiten dies Alles! Hat Salcède gesprochen, so ist er ein Schuft und sein Patron ebenfalls.«

      »Oh! Oh!« machte der Reiter, der ein Auffahren der Ungeduld nicht zu bewältigen vermochte, »Ihr singt sehr laut, Herr Gascogner!«

      »Ich?«

      »Ja, Ihr.«

      »Cap de Bious, ich ich singe auf der Tonart, die mir beliebt; desto schlimmer für diejenigen, welchen mein Gesang nicht gefällt.«

      Der


<p>1</p>

Zur Erklärung dieser Worte ist zu bemerken: Robert Briquet sagt, das schlechte Französisch des Schweizers nachahmend: C‘être chuste, mon camarate, très chuste, »Das ist richtig,« &c.Worauf der Schweizer in deutscher die Worte »Bei Gott u.s.w.« erwiederte.