„ No puedo imaginar was podría decir la Abadesa si me hört ...“, berichtigte er sich, „wenn sie mir hören ...“
„Wenn sie mich hören würde“, half ihm Chiara ohne ihren heiteren Gesichtsausdruck zu verlieren.
„Wenn sie mich hören würde“, wiederholte er.
José betrachtete sie für ein paar Sekunden und Chiara hielt mit Mühe seinem Blick stand. „José ist also Ihr Name, richtig? Verstehen Sie mich, wenn ich Italienisch spreche?“ Der Ton von Chiara ist vertrauter geworden, bereit für den Unterricht, zu dem sie sich vorbereitet hatte.
„Ja, compriendo bien Italienisch, pero beim Sprechen tue ich mich schwer, sin die beiden Sprachen mezclar.“ Er hob die Schultern, als wenn er es nicht verhindern könnte, das Spanische mit dem Italienischen zu mischen.
„Dafür sind wir hier“, begann Chiara, öffnete ein Buch und legte es ihrem ausländischen Schüler hin.
Chiara begann mit Hilfe des Buches und Josés schnellen Auffassungsgabe, Grammatik zu erklären. Die erste Stunde sollte José helfen, seine Sprachkenntnisse schnell zu verbessern, zumal sich die beiden Sprachen ähnelten.
Chiara war erstaunt: Sie wusste nicht, dass José ein Seemann war und im Laufe seiner Karriere mit Menschen verschiedener Sprachen zu tun hatte, einschließlich Italienern. Sie konnte somit nicht wissen, dass sein Geist für seine Muttersprache des Bella Italia empfänglich war. Sie dachte, er wäre ein einfacher Mann, der allein und hilflos in einem neuen Land Arbeit suchte und dass er Hilfe benötigte.
Zweifellos hatte José noch viel zu lernen. Wahr ist, dass er sich in einem fremden Land befand, allerdings war es nicht Arbeit, die er suchte.
„ Cuántos bist du alt?“, fragte er am Ende des Unterrichts.
„Es heißt Wie alt bist du?“, korrigierte ihn Chiara.
„Also ... Wie alt bist du? Ist das r
„Richtig. Ich bin 28 Jahre alt und Sie Herr Velasco?“
José runzelte die Stirn.
„Kannst du mich nicht tutearme?“
Chiara erglühte. Sie wusste selbst nicht, warum sie ihn beharrlich mit ‚Sie‘ anredete. Seine nussbraunen Augen musterten sie fragend, was sie noch mehr verwirrte.
Sie war überzeugt davon, dass Gottes Hand herrliche Dinge schuf und der Teufel Chaos in die Welt brachte. Nie zuvor hatte sie jemand Attraktiveres gesehen.
Die Welt war vielfältig: Wenn Gott einer Person keine Anmut schenkte, kompensiert Güte und macht jede Person ungeachtet des Aussehens attraktiv. Obwohl Chiara wenig die Facetten der Außenwelt kannte, wusste sie, dass hässliche (moralisch böse) Personen existierten und zum Bösen gehörten.
Aber José konnte nicht zum Bösen gehören: Er war schön wie die Sonne. Seine gebräunte Haut und dunkelbraunen Haare wie Edelholz waren eindrucksvoll. Erneut schoss ihr die Röte in die Wangen als sie seine Augen und sein Lächeln anstarrte.
Gott hatte bei der Geburt von José Velasco beschlossen, ihn mit aller Ausstrahlungskraft der Welt zu versehen, aber auch mit Güte. Nichts hielt sie davon ab, ihm zu vertrauen.
Naivität ist begehrenswert - und gefährlich!
„Selbstverständlich kann ich Sie duzen, wenn Sie dies wünschen. Ich bin es allerdings nicht gewohnt“, erwiderte sie.
„ Entonces Chiara, gib mir das Du.“
„Um genau zu sein, heißt es ‚duzen‘.“
„Wie alt bist du José?“
„Zwei-und-drei-ßig“ Er sprach jede Silbe separat aus. „ ¿Es treinta y dos?“
„Richtig. Und was machst du in Italien? Suchst du Arbeit oder aus einem anderen Grund?“
Chiara spielte auf nichts Bestimmtes an, es war reine Neugier; eine andere Neugier als die von Ordensschwester Costanza. José war beunruhigt und hatte Angst, dass sie etwas ahnte. Sie war klug, das sah er ihr an.
Doch das konnte nicht sein, sie konnte nichts ahnen, denn sie kannten sich zu kurz.
„Ich wollte mein Lebben ändern.“ Sein ernster Gesichtsausdruck ließ Chiara erschaudern. Sie wusste nicht warum, erkannte in Josés Antwort aber Groll.
José vermochte diese liebenswerte Nonne nicht zu belügen, was ihm nur durch Schweigen gelang.
Es war wahr: Er wollte sein Leben auch ändern. Zusammen mit dem ursprünglichen Ziel, das ihn veranlasst hat, nach Italien zurück zu kehren, hatte er Granada mit der Absicht verlassen, seine Vergangenheit zu vergessen.
José schaute ihr in die Augen. Ob er mit ihr befreundet sein, ihr die Wahrheit offenbaren und sie um Hilfe fragen konnte? Es war noch zu früh, um das herauszufinden.
Letztendlich war sie eine Nonne.
Gentile
Die Familie Gentile war nicht besonders freundlich in ihrem Verhalten oder zumindest waren es nicht alle Familienmitglieder.
Die Ehefrau Carla neigte dazu, sich der Arroganz des Ehemanns zu fügen. Dies hielt sie nicht davon ab, dieses und jenes zu kritisieren, einen Beinamen für ihn zu finden oder den Überschwang der Tochter zu verurteilen.
„ Elena, das solltest du nicht tun!“, schimpfte sie mit einer Ohrfeige, die als Kind einen Käfig mit Schnecken öffnete, um ihnen ihre Freiheit zurück zu geben.“
„ Elena, das Kleid ist viel zu kurz!“, schalt sie als Elena mit dreizehn Jahren ein knielanges Kleid getragen hatte, das Michele ihr auf dem Dorffest gekauft hatte.
„ Elena? Was? Hast du dich geschminkt?“, donnerte sie empört an Elenas 15. Geburtstag als diese sich zum ersten Mal Lippenstift aufgetragen hatte. Dann war sie ins Zimmer des Mädchens gelaufen und suchte aufgebracht nach dem Instrument der Sünde, um es sofort wegzuschmeißen.
„ Ich bin nicht die Mutter einer Hure!“, herrschte sie Elena verachtend an. „Wehe dir, wenn du dich noch einmal in dieser Art zeigst!“
Elena war in Tränen aus dem Haus gerannt und versteckte sich in der nahen Scheune.
Sie hatte keine Lust mehr, zu feiern oder an diesem Abend ins Kino zu gehen, um vorzutäuschen, in einer glücklichen Familie zu leben. Sie wollte daheim bleiben und weinen.
„ Elena?“, hörte sie nach einer guten halben Stunde fragen. „Elena, bist du hier?“
Elena antwortete nicht, aber Michele hörte das Schluchzen aus einer Ecke, somit ging er wortlos zu ihr. Dann streichelte er den Kopf seiner Schwester, kniete sich vor sie und hob sanft ihr Gesicht.
„ Ein hübsches Mädchen wie du sollte an seinem 15. Geburtstag nicht hier hocken und alleine weinen.“
„ Mama ... „
„ Ich weiß alles“, unterbrach ihr Bruder sie und streichelte ihr das Haar. „Aber heute ist dein Geburtstag und ich werde dich nicht wegen dieser blöden Menschen hier weinen lassen.“
„ Meinst du, dass Mama ... „
„ Oh, das tue ich. Sie ist blöd. Auch wenn sie unsere Mutter ist, heißt das nicht, dass sie ohne Fehler ist. Mach schon, steh auf!“, forderte er sie auf und half ihr sich aufzurichten. „Geh schnell dein verweintes Gesicht waschen: Du und ich haben einen Geburtstag zu feiern.“
„ Ich weiß nicht, ob sie mich ausgehen lassen ... „