Фауст. Трагедия / Faust. Eine Tragödie. Иоганн Вольфганг фон Гёте. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Иоганн Вольфганг фон Гёте
Издательство: Издательство АСТ
Серия: Bilingua подарочная: иллюстрированная книга на языке оригинала с переводом
Жанр произведения:
Год издания: 1831
isbn: 978-5-17-152558-3
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jeden Tag;

      Seyd drinnen mit dem Glockenschlag!

      Habt euch vorher wohl präparirt,

      Paragraphos wohl einstudirt,

      Damit ihr nachher besser seht,

      Daß er nichts sagt, als was im Buche steht;

      Doch euch des Schreibens ja befleißt,

      Als dictirt’ euch der Heilig’ Geist!

Schüler

      Das sollt ihr mir nicht zweymal sagen!

      Ich denke mir wie viel es nützt;

      Denn, was man schwarz auf weiß besitzt,

      Kann man getrost nach Hause tragen.

Mephistopheles

      Doch wählt mir eine Facultät!

Schüler

      Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.

Mephistopheles

      Ich kann es euch so sehr nicht übel nehmen,

      Ich weiß wie es um diese Lehre steht.

      Es erben sich Gesetz’ und Rechte

      Wie eine ew’ge Krankheit fort,

      Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte,

      Und rücken sacht von Ort zu Ort.

      Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage;

      Weh dir, daß du ein Enkel bist!

      Vom Rechte, das mit uns geboren ist,

      Von dem ist leider! nie die Frage.

Schüler

      Mein Abscheu wird durch euch vermehrt.

      O glücklich der! den ihr belehrt.

      Fast möcht’ ich nun Theologie studiren.

Mephistopheles

      Ich wünschte nicht euch irre zu führen.

      Was diese Wissenschaft betrifft,

      Es ist so schwer den falschen Weg zu meiden,

      Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift,

      Und von der Arzeney ists kaum zu unterscheiden.

      Am besten ist’s auch hier, wenn ihr nur Einen hört,

      Und auf des Meisters Worte schwört.

      Im Ganzen – haltet euch an Worte!

      Dann geht ihr durch die sichre Pforte

      Zum Tempel der Gewißheit ein.

Schüler

      Doch ein Begriff muß bey dem Worte seyn.

Mephistopheles

      Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen;

      Denn eben wo Begriffe fehlen,

      Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.

      Mit Worten läßt sich trefflich streiten,

      Mit Worten ein System bereiten,

      An Worte läßt sich trefflich glauben,

      Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.

Schüler

      Verzeiht, ich halt’ euch auf mit vielen Fragen,

      Allein ich muß euch noch bemüh’n.

      Wollt ihr mir von der Medicin

      Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen?

      Drey Jahr’ ist eine kurze Zeit,

      Und, Gott! das Feld ist gar zu weit.

      Wenn man einen Fingerzeig nur hat,

      Läßt sich’s schon eher weiter fühlen.

Mephistopheles für sich

      Ich bin des trocknen Tons nun satt,

      Muß wieder recht den Teufel spielen.

      Laut.

      Der Geist der Medicin ist leicht zu fassen;

      Ihr durchstudirt die groß’ und kleine Welt,

      Um es am Ende gehn zu lassen,

      Wie’s Gott gefällt.

      Vergebens daß ihr ringsum wissenschaftlich schweift,

      Ein jeder lernt nur was er lernen kann;

      Doch der den Augenblick ergreift,

      Das ist der rechte Mann.

      Ihr seyd noch ziemlich wohlgebaut,

      An Kühnheit wird’s euch auch nicht fehlen,

      Und wenn ihr euch nur selbst vertraut,

      Vertrauen euch die andern Seelen.

      Besonders lernt die Weiber führen;

      Es ist ihr ewig Weh und Ach

      So tausendfach

      Aus Einem Puncte zu curiren,

      Und wenn ihr halbweg ehrbar thut,

      Dann habt ihr sie all’ unter’m Hut.

      Ein Titel muß sie erst vertraulich machen,

      Daß eure Kunst viel Künste übersteigt;

      Zum Willkomm’ tappt ihr dann nach allen Siebensachen,

      Um die ein andrer viele Jahre streicht,

      Versteht das Pülslein wohl zu drücken,

      Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken,

      Wohl um die schlanke Hüfte frey,

      Zu seh’n, wie fest geschnürt sie sey.

Schüler

      Das sieht schon besser aus! Man sieht doch wo und wie.

Mephistopheles

      Grau, theurer Freund, ist alle Theorie,

      Und grün des Lebens goldner Baum.

Schüler

      Ich schwör’ euch zu, mir ist’s als wie ein Traum.

      Dürft’ ich euch wohl ein andermal beschweren,

      Von eurer Weisheit auf den Grund zu hören?

Mephistopheles

      Was ich vermag, soll gern geschehn.

Schüler

      Ich kann unmöglich wieder gehn,

      Ich muß euch noch mein Stammbuch überreichen.

      Gönn’ eure Gunst mir dieses Zeichen!

Mephistophele

      Sehr wohl.

      Er schreibt und giebt’s.

Schüler lies’t

      Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum.

      Macht’s ehrerbietieg zu und empfiehlt sich.

Mephistopheles

      Folg’ nur dem alten Spruch und meiner Muhme der Schlange,

      Dir wird gewiß einmal bey deiner Gottähnlichkeit bange!

      Faust tritt auf.

Faust

      Wohin soll es nun gehn?

Mephistopheles

      Wohin es dir gefällt.

      Wir sehn die kleine, dann die große Welt.

      Mit welcher Freude, welchem Nutzen,

      Wirst du den Cursum durchschmarutzen!

Faust

      Allein bey meinem langen Bart

      Fehlt mir die leichte Lebensart.

      Es