1
Entgegen ursprünglichen Absichten wurde § 4 durch die Novelle 1980 nicht geändert. Das Firmenrecht der GmbH war schon seit jeher Gegenstand zahlreicher Beiträge (vgl etwa Bokelmann GmbHR 1987, 177; ders DB 1990, 1021; ders GmbHR 1994, 356; ders ZGR 1994, 325 mwN; iÜ zB die umfangreiche Zusammenstellung bei Scholz/Emmerich § 4 Rn 1) – vgl auch etwa Munzig Rechtsprechungsübersicht zum Handels- und Registerrecht Teil I – III FGPRAX 2011, 159, 211, 265; Meyer ZNotP 2009, 250 (Familiennamen); ferner Kögel Entwicklungen zum Handels- und Registerrecht seit 2009, Rpfleger Heft 7, 2009; ders Zulässigkeit von Fremdnamen und unrichtigen Personenzusätzen in der Firma einer GmbH, GmbHR 2011, 16, Schulte Zwei Jahre MoMiG – aktuelle Problemfelder im Handelsregisterverfahren, GmbHR 2010, 1128; Henssler Berufsrechtliche Besonderheiten bei der interprofessionellen Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung, NZG 2017, 241.
2
Durch das HRefG v 22.6.1998 (BGBl I S 1474) ist eine erhebliche Liberalisierung des Firmenrechts eingetreten (vgl OLG Stuttgart 8.3.2012 – 8 W 82/12: Prüfung nach § 18 Abs 2 S 2 HGB nur bei ersichtlichen Irreführung“; ferner BGH ZIP 2009, 168 – Firma HM & A – zulässige Buchstabenkombination (Kennzeichnungs- und Unterscheidungskraft); vgl Hirte NJW 2000, 3321, 3322 mwN; ferner Lutter/Welp ZIP 1999, 1073). Zu beachten sind auch die besonderen Vorschriften des KWG (§§ 39–43), des KAGG, des § 43 Abs 4 StBerG und des § 133 WPO (vgl Lutter/Hommelhoff § 4 Rn 1). Zur Unterscheidungskraft KG 28.2.2012 – 25 W 88/11 (UG); OLG Dresden 15.11.2010 – 3 W 890/10 – Unterscheidungskraft einer an Internetdomain angelehnte Firma; OLG Düsseldorf 9.10.2009 – I-3 Wx 182+183/09 – „Partner-Zusatz“ zur Unterscheidung nicht ausreichend von „Logistics Immobilien GmbH“; KG 15.7.2009 – 1 W 244/09 – nur UG bei „GmbH & Co“ unzulässig (vgl auch 28.2.2012 25 W 88/11 – Unterscheidungskraft bei UG). Im Einzelnen zur älteren Rechtslage, die teils noch weiter zu beachten ist: Wirtschaftsprüfer – § 31 WPO (WPO v 24.7.1961, BGBl I S 1049) Revisionsgemeinschaft (Wirtschaftsprüfer) – OLG Düsseldorf Rpfleger 1976, 403; OLG Frankfurt NJW 1980, 1758 mwN; Steuerberatung – § 53 StbG – vgl BGH DB 1982, 691; 1981, 1185. Unzulässig nach dem OLG Frankfurt DB 1981, 1186 der Zusatz „Revision“ in einer Steuerberatergesellschaft; vgl auch BayObLG Rpfleger 1982, 475. Lohnsteuerhilfe – (Lohnsteuerhilfe-Verwaltungs-GmbH nur für Steuerberater zulässig) OLG Frankfurt Rpfleger 1979, 340); Bank etc – §§ 39, 32 KWG; „prokredit“ OLG Köln BB 1980, 652; vgl auch LG Düsseldorf BB 1980, 60; Finanz- – nur Kreditinstitute mit Erlaubnis LG Düsseldorf BB 1979, 905; auch LG Regensburg Rpfleger 1983, 278; Treuhand – Übernahme und Verwaltung fremden Vermögens im eigenen Namen unzulässig bei Täuschung nach OLG Frankfurt Hess JMBl 1980, 615 = BB 1980, 652 = MDR 1980, 759; Kapitalanlage – KapitalanlageG idF v 21.12.1974 BGBl I S 3656 – Bankier, Bankgeschäft, Sparkasse, Volksbank, Bausparkasse, Kapitalanlagegesellschaft, Invest, Investor, Investment sämtlich geschützt (vgl BayObLG 1969, 215 = MDR 1970, 55; Hachenburg/Ulmer § 4 Rn 27; Scholz/Winter/Veil § 4 Rn 7). Zu „Finanzierung“ und Finanzierungsvermittlung sowie dem Antrags- und Beschwerderecht des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen abl OLG Frankfurt Rpfleger 1982, 229; Unternehmensbeteiligungsgesellschaften dürfen nur in der Rechtsform einer AG betrieben werden, § 2 Abs 1 UBGG. Versicherungsgesellschaft, Assekuranzgesellschaft – diese Begriffe dürfen ohne eindeutige Klarstellung (Zusatz: „Vermittlung“) nicht von Vermittlern benutzt werden (Stellungnahme des Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen – vgl HessMdJ v 2.4.1982 – 3822 – II/6 – 255/82).
3
Ferner sind zu nennen: Nagel Gibt es eine OHG mbH?, NZG 2001, 202; Schulenburg Die Abkürzung im Firmenrecht der Kapitalgesellschaften, NZG 2000, 1156; ders Firmenrecht und Umwandlung nach dem Handelsrechtsreformgesetz, NotBZ 2000, 101. In der Rechtsprechung wirkt sich die längst überfällige Liberalisierung des Firmenrechts nicht unerheblich aus (vgl zB OLG Stuttgart NJW 2001, 755 – „Kontec Engineering Stuttgart-GmbH“ – Sitz in Korntal-Münchingen im Landkreis Ludwigsburg – kein Verstoß gegen Irreführungsverbot des § 18 Abs 2 HGB. Erforderlichkeit für Irreführung: Überschreiten der „Wesentlichkeitsschwelle“ – Irreführung „über geschäftliche Verhältnisse, die für die angesprochenen Verkehrskreise wesentlich“ ist: „Danach kommt einer genauen Bezeichnung des Sitzes eines Unternehmens innerhalb eines Ballungsraumes für die angesprochenen Verkehrskreise regelmäßig keine wesentliche Bedeutung mehr zu . . .“ – zusätzlicher Hinw „Stuttgart“ neben der Tätigkeitsangabe „Engineering“ und Kunstwort „Kontec“ zur Stärkung der Unterscheidungskraft – Erforderlichkeit der „Sonderstellung“ bei Ortsangabe fraglich (offen gelassen) – Frage des Einzelfalls – „nachgestellte Ortsangabe“ weniger erheblich, iÜ wohl ausreichende wirtschaftliche Bedeutung (ca 350 Mitarbeiter) – registerrechtliche Prüfung nur noch Grobraster, Feinsteuerung im wettbewerbsrechtlichen Individualverfahren. Auch Karlsruhe NJW 2001, 1584 – Zusatz „artax“ bei Rechtsanwalts-Partnerschaft (zulässig) – Revision BGH I ZR 62/01; LG Leipzig NZG 2001, 571 – KPMG in Steuerberatungs- und Anwalts-GmbH unzulässig (Name wenigstens eines RA-Gesellschafters).
4
Das besagt indessen nicht, dass bisherige Grundsätze unbeachtet bleiben können (vgl OLG Frankfurt OLGR 2000, 95 – Unzulässigkeit des Begriffs „Architekt“ für juristische Person nach hessischer Vorschrift – Nichteintragungsfähigkeit von GmbH mit Firma bei Anknüpfung an das Wort Architekt – § 4, 1 Abs 1, 1 Abs 2 HessArchG, § 18 Abs 2 HGB, § 399 Abs 4 FamFG – früher § 144a FGG; OGH NZG 2001, 224 – Unzulässigkeit des Zusatzes „Institut“ für private Gesellschaft, noch dazu mit dem weiteren Zusatz „o Univ Prof“; OLG Oldenburg BB 2001, 1373 m Komm Seifert (krit) – „I.C.C. GmbH & Co OHG“ – Geschäftsführung P. GmbH entspricht Täuschung über die Verhältnisse eines Geschäftsinhabers („I.C.C. GmbH“). Ferner OGH NZG 2000, 593 m Anm Schulenburg zur Umfirmierung von „Oberösterreichische Kraftwerke Aktiengesellschaft“ in „Energie Oberösterreich AG“ – unzulässig wegen Täuschung.
5
Registerrechtlich sind folgende Entscheidungen zu beachten: Zur Eintragungspraxis OLG München 1.7.2010 – 32 Wx 088/10: keine Bindung bei Eintragung an Großbuchstaben der Firmierung; OLG München 13.4.2011 – 31 Wx 79/11: keine Bindung an grafische Gestaltung (hochgestellte Zahl im Firmennamen [„A3 . . . GmbH“]); ferner BayObLG GmbHR 2001, 476 mit abl Anm Wachter NZG 2001, 608 – Unzulässigkeit der Eintragung einer Firma mit @-Zeichen; KG Berlin GmbHR 2000, 1102 – keine Pflicht zur Eintragung der Firma in Großbuchstaben – Firmenbildung hat auch nach dem HRefG Namensfunktion – Anforderungen an Kennzeichnungseignung und Unterscheidungskraft aus § 18 Abs 1 HGB – Zulässigkeit nur wörtlicher oder aussprechbarer Bezeichnungen (str Zulässigkeit auch nicht aussprechbarer Buchstabenfolgen) – gewählte Schreibweise und graphische Gestaltung nicht Firmenbestandteil – keine Bindung des Registergerichts an Schreibweise – Entscheidung über die Schreibweise nach pflichtgemäßem Ermessen – Überprüfung der Entscheidung des Beschwerdegerichts durch OLG nur auf Ausübung des Ermessens, Ermessensüberschreitung und Ermessensfehlgebrauch – keine Ersteintragung, sondern nachträgliche Änderung – Rücksichtnahme auf Schreibweise bei Ersteintragung (LG Berlin GmbHR 1998, 692) – unterschiedliche Behandlung von Erst- und Änderungseintragung (Gefahr der erheblichen Mehrbelastung durch Änderungswünsche) nicht ermessensfehlerhaft; OLG Schleswig NZG 2000, 424 – zur fehlerhaften versehentlichen Eintragung des Zusatzes „und Partner“ sowie Löschungsverfahren nach § 395 FamFG – früher § 142 FGG; vgl iÜ OLG München 30.5.2016 – 31 Wx 38-16 – Eintragung einer Ersatzfirma ohne vorherige Satzungsänderung unzulässig im Fall der Insolvenz wegen Unrichtigkeit des Handelsregisters; hierzu auch OLG Hamm 22.12.2017 – 27 W 144/17 – Ersatzfirma – Änderung durch Insolvenzverwalter; auch Anwaltsgerichtshof