115
Nach § 36 Abs. 2 GVG soll die Vorschlagsliste der Gemeinden zwar alle Gruppen der Bevölkerung angemessen berücksichtigen. Allerdings machen Mängel der Vorschlagslisten nicht die Besetzung des Gerichts fehlerhaft.[32]
116
Das Verfahren der nach § 42 GVG vorzunehmenden Schöffenwahl ist nicht geregelt. Es muss jedoch auf jeden Fall eine echte Wahl stattfinden, die den Ausschussmitgliedern Gelegenheit gibt, die angemessene Berücksichtigung aller Bevölkerungsgruppen zu beachten.[33] Unzulässig ist daher die pauschale Übernahme der von anderen Gremien getroffenen Auswahl,[34] ebenso die Auslosung der Schöffen anstelle einer Wahl.[35] Zulässig soll es dagegen sein, wenn der Ausschuss zunächst, als den Wahlakt vorbereitende Handlung, die Schöffen auslost und sodann förmlich wählt,[36] oder wenn der Ausschussvorsitzende jeden zweiten Schöffen aus der Vorschlagsliste zur Wahl stellt.[37] Die Schöffenwahl ist zu wiederholen, wenn sie fehlerhaft war und sich der Wahlfehler auf die Besetzung der gerichtlichen Spruchkörper auswirken kann.[38]
117
Wesentliche Fehler beim Auslosungsverfahren gemäß § 45 Abs. 2, Abs. 3 GVG, etwa die fehlende Öffentlichkeit, führen zur fehlerhaften Besetzung des Gerichts.[39] Dasselbe gilt, wenn eine Auslosung überhaupt nicht stattgefunden hat.[40] Nicht gerügt werden kann dagegen die Auslosung durch einen unzuständigen Richter.[41]
Anmerkungen
Ausführlich hierzu Schlothauer Hauptverhandlung, Rn. 237 ff.
BVerfGE 18, 345, 349; 19, 52, 59; BGH 28, 290; OLG Hamm StV 1998, 6, 7.
BGHSt 27, 209, 210.
KK-Barthe § 16 GVG Rn. 3.
BGH NStZ 1990, 138 m.w.N.
BVerfGE 18, 344, 350; 22, 282, 286; BGHSt 33, 234.
BVerfGE 18, 344, 350; BGHSt 33, 234.
BVerfG NJW 2004, 3482; BGH StV 2005, 2 m. Anm. v. Döllen/Meyer-Mews und Anm. Weber JR 2004, 306.
BGHSt 25, 54; 28, 290, 292.
BGH StV 1988, 194, wonach die Bestellung von insgesamt vier Vertretern für drei ordentliche Mitglieder einer großen Strafkammer als nicht ausreichend angesehen wird.
BGH StV 1989, 338.
BGH StV 1989, 338.
BGH NStZ 2006, 298 m. Anm. Rieß; BGH StV 2007, 562.
Vgl. BGH JR 2004, 170; BGH StV 2011, 463, 465.
Vgl. etwa BGH StraFo 2003, 134; BGH StV 2004, 250; BGH StV 2011, 463, 465.
BGH StV 2003, 657 m. Anm. Husheer; Haller/Janßen NStZ 2004, 469.
Dies entspricht der Rechtsprechung zu § 76 Abs. 2 GVG a.F., vgl. BGH StV 2011, 463, 465 (obiter dictum).
BGHSt 44, 361; BGH NStZ-RR 1999, 212.
BGH NStZ 2005, 465.
BGHSt 53, 268.
Ausführlich hierzu Schmitz StraFo 2016, 397.
BGH NStZ 2016, 562.
BGH NStZ 2014, 226.
BGH NStZ 2014, 287; LG Bonn B. v. 6.3.2014, 27a KLs 1/13 (mitgeteilt von Schmitz StraFo 2016, 401).
BGH NJW 2015, 2597.
BGH NStZ 2015, 716 m. Anm. Ventzke.
Nach Schmitz StraFo 2016, 397, 403 seien bei der Umverteilung von Zuständigkeiten „Entgleisungen an der Tagesordnung“ und die standardmäßige Überprüfung der Geschäftsverteilung durch die Verteidigung „die Mühe wert“.
BGH NStZ 2016,