Sanft bis stürmisch. Rainer Zak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rainer Zak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847655787
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ein Kichern. Erst oben vor der Tür seines Gastzimmers trafen sie wieder zusammen.

      „Das furchterregende Einzelzimmer kennst du ja schon, das lassen wir aus“, entschied sie, ohne auf seinen Versuch zu reagieren dem zu widersprechen. „Doppelzimmer interessieren dich ja sehr viel mehr.“

      Sie führte ihn den Gang entlang und murmelte im Vorbeigehen:

      „Bad, Vorratskammer, Wäscheschrank... “

      Am Ende des Ganges öffnete sie die Tür zu einem größeren Raum, der in helle Farben getaucht war.

      „Dieses Doppelzimmer überlassen wir unseren Gästen nur für besondere Anlässe.“

      Herold wusste nur zu genau, dass sie sich mitten in Dinahs eigenem Zimmer befanden; es war genau so, wie er es sich gewünscht hätte: verspielt und selbstbewusst, geradlinig und überraschend. Und natürlich alles gleichzeitig!

      „Bei welchen besonderen Anlässen brauchen denn deine Gäste im Doppelzimmer nur ein Bett?“ Er freute sich diebisch, und das schon im Voraus, denn gleich würde sie ihm eine Antwort schuldig bleiben, ganz sicher!

      „Ach, ihr Städter seid aber auch völlig ahnungslos. Nicht mal die einfachsten Sachen wisst ihr mehr!“

      Es war einfach nicht zu glauben! Hatte sie ihn entgegen aller Erwartung doch noch aufs Glatteis geführt? Diese wahnsinnige Frau hatte wohl immer noch ein As im Ärmel.

      „Wahrscheinlich werde ich vor Langeweile sterben, wenn ich wieder wegfahre“, ging ihm durch den Kopf. „Aber wieso eigentlich sollte ich sie hier allein lassen?“

      Zu alledem wollte sie ihn jetzt wohl auch noch zappeln lassen, nahm behutsam auf der Bettkante Platz und lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich neben sie zu setzen.

      „Schau!“ sagte sie. „Wenn die beiden eine Frau und ein Mann sind wie wir, die sich gegenseitig so sehr wollen, wüssten sie gar nicht, wozu ein zweites Bett gut sein soll, wenn man doch mit einem auskommt.“

      „Stimmt“, dachte er, aber seine Gedanken überschlugen sich.

      „Was philosophierte sie da über Männer und Frauen und Betten?“

      „Oder“, sprach sie weiter und ihre Stimme war gleichzeitig viel leiser und doch sehr viel näher bei ihm, „oder meinst du wirklich, dass wir ein zweites Bett brauchen?“

      Seine Verwirrung war so groß und seine Aufmerksamkeit so sehr geschwächt, dass er, ganz und gar überrumpelt, sich von ihr rücklings aufs Bett drücken ließ.

      Sie schob sich mit ihrem warmen Körper so weit über ihn, dass ihre Wange an seiner Schulter lag und ihre Lippen die Flanke seines Halses wärmten.

      Sie begann mit einer flüchtigen, zarten Berührung, drückte ihre Lippen zuerst sanft auf seine Kehle und fuhr dann fort seine Haut mit Beharrlichkeit zu küssen und zu streicheln.

      Herold spürte ihre Hände auf seinen Rippenbögen und wusste, dass sie keine weitere Lust auf kluge Wortspielereien sondern auf Spiele hatte, an denen die Haut und auch der ganze Körper beteiligt waren.

      Ihr fordernder und auffordernder Mund verlangte nach einer Antwort. Seine Hände griffen in das feste Fleisch ihrer Schenkel, verschoben den unteren Saum ihres Kittels. Dinah spürte durch den Stoff der Hose seine pralle Rute, die sich zwischen ihre Schenkel drängte, und flüsterte Unverständliches in sein Ohr.

      Mit einer Körperdrehung balancierte er sie in die Mitte des Bettes, wo sie rücklings landete und voller Verlangen versuchte, ihn mit sich zu reißen.

      Der sich von unten her öffnende Kittel machte ihm eine Bahn frei, auf der er sich mit seiner Zungenspitze, unterbrochen von einem Zwischenhalt am Bauchnabel, den freiliegenden Ansätzen ihrer Brüste näherte.

      Seine Hände waren der Zungenspitze vorausgeeilt und öffneten zuletzt auch noch den obersten Knopf ihres Kittels.

      Die Besichtigung des Hauses hatte ihren Abschluss gefunden.

      Die Verschwörung

      I.

      Sina freute sich schon seit dem frühen Morgen auf den Start zum neuen Projekt in der Waldsiedlung, für das man ihr die Federführung übertragen hatte.

      Es war erst ihr zweiter größerer Auftrag, seit sie nach der Fachschule für Gestaltung auf eigenen Füßen stand und hier den Job als Einrichtungsberaterin übernommen hatte.

      Bei diesem Projekt hatte sie sich vorgenommen, viele ihrer eigenen Ideen, auch gegen den Wunsch des Auftraggebers, durchzusetzen.

      Sie stand vor der Wohnungstür, in der Hand den Grundriss der Vier-Zimmer-Wohnung, die es zu gestalten gab, sammelte ihre Kräfte und…

      Die Tür öffnete sich in diesem Moment lautlos und von ganz allein. Ein junger Mann mit Bartstoppeln und zerzaustem Haar lächelte sie an.

      „Nein“, sagte er, „die Tür ist nicht von innen durchsichtig und eine Beobachtungskamera gibt es auch nicht!“

      „Solch ein Klugscheißer!“ dachte sie und konnte sich in ihrem spontanen Ärger nicht zurückhalten.

      „Aber Sie können hellsehen, Gras wachsen hören und kennen alle Duftspuren, was?“

      Mit einem Blick auf das Namensschild, das den Türöffner als ‚A. Eickenbusch’ auswies, fragte sie: „Herr Eickenbusch, nicht wahr?“

      Zu ihrem Erstaunen tat er nicht beleidigt oder wies sie gar zurecht, was sie nach ihrem flegelhaften Ausbruch befürchtet hatte.

      „Sind in Ihrer Firma alle so temperamentvoll oder nur Sie?“ war alles, was er beizusteuern hatte.

      Beim Gang durch die fast noch leeren Räume speicherte sie in ihrem Kopf Idee auf Idee ab, die sie hier durchboxen wollte. Mit einem gelegentlichen Seitenblick taxierte sie ihn, ob er wohl ein starker und hartnäckiger Gegner wäre.

      Aber ihr analytischer Blick versagte völlig, weil von ihm nur Wärme und Liebenswürdigkeit ausgingen.

      „Was die Gestaltung der Räume insgesamt angeht“, sagte er beiläufig, „machen wir es ganz einfach. Richten Sie alles so ein, als wäre es ihre eigene Wohnung!“

      Sina hatte das Gefühl, durch alle offenen Türen einer langen Zimmerflucht gejagt zu werden. Sie schwankte zwischen Energieaussetzern und elektrisierender Begeisterung, ehe sie wieder Boden unter den Füßen gewann.

      „Auch das Schlafzimmer?“ war die einzige Frage, die ihr ansonsten gelähmtes Denken noch hergab.

      „Ja! Warum fragen Sie?“

      Er sah sie in diesem Moment mit einem anderen Augenausdruck an als zuvor, viel weicher und weniger bestimmt, da war sich Sina sicher.

      „Weil ich wissen muss, ob ich es für eine oder zwei Personen einrichten soll!“

      Sie wusste nicht genau, wie sie seine leichte Gefühlsschwankungen von eben deuten sollte.

      „Wie ist es bei Ihnen?“ wälzte er die Frage geschickt auf sie ab, sodass ihre Verunsicherung wieder wuchs.

      „Oh“, lenkte sie ab, „ich habe kein Schlafzimmer; ich lebe in einem Appartement.“

      Er überlegte laut: „Ich weiß noch nicht, ob das Schlafzimmer für ein oder zwei Personen eingerichtet werden soll. Gehen Sie bei der Planung zunächst mal von einem sehr großen Bett aus.“

      Jetzt wollte sie es genau wissen, obwohl dies sie ja wohl nicht im Geringsten anging.

      „Wieso wissen Sie das noch nicht? Ihre Frau oder Freundin wird sich doch wohl schon mal Gedanken darüber gemacht haben, oder?“

      Obwohl Sina damit erneut sehr heftig aus ihrer Rolle gefallen war, die Grenze der Indiskretion sehr grob überschritten