Sanft bis stürmisch. Rainer Zak. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rainer Zak
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847655787
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er vertraut ihre Hüfte und zog sie zu sich heran. Sie lächelte über den Wust von Papier, der den Schreibtisch bedeckte.

      „Es geht ganz wunderbar voran!“ rief er aus, „zwei Erzählungen habe ich schon fertig übersetzt. Jetzt geht’s an die dritte.“

      In seiner überschwänglichen Begeisterung entging ihm, dass Sonja ihre Hand mit gespreizten Fingern auf seiner bloßen Schulter ablegte, während er fiebrig weiter arbeitete. Seine Haut war von abgekühltem Schweiß bedeckt und schimmerte vor Feuchtigkeit.

      Während sein Blick sich auf den Schreibtisch konzentrierte, konnte sie ihren nicht von seinem Profil lösen.

      Ihr Lidschlag wurde spürbar langsamer, da sich ihre aufsteigende Erregung niederschlug. Nichts wollte sie von diesem Anblick verpassen: das vorgereckte Oval seines Kinnes und die Lippen, die unablässig in Bewegung waren, als widmeten sie sich fantasievoll einem Mund, der auf gleiche Weise zärtliche Antworten gab.

      In diesem Augenblick war Sonja ihm so nah wie nie zuvor; er aber befand sich weit entfernt von ihr in einer anderen Welt.

      Dort hatte ein Arbeitsrausch von ihm Besitz ergriffen, wie sie ihn vorher nie beobachtet hatte.

      So schwer es ihr auch fiel, löste sie ihre Hand von ihm und zog sich auf das Sofa zurück.

      V.

      Ein halblauter Ruf weckte Sonja auf; das Licht am Schreibtisch war gelöscht und Alain vor ihr in die Hocke gegangen, gleich neben dem Sofa, wo sie eingenickt war. Die Uhr auf der gegenüberliegenden Wand zeigte drei Uhr.

      Seine leicht geröteten Augen glänzten und verkündeten ihr seinen Triumph.

      In seinen Worten lag eine vibrierende Begeisterung, als er mit großer Überzeugungskraft loslegte und ein Blätterbündel hin und her schwenkte.

      „Ihr Buch wird ein riesengroßer Erfolg und ich bin ganz aufgeregt, dass ich etwas dazu beitragen kann.“

      In seiner Begeisterung bemerkte er kaum, dass er halb über ihr kniete und kurz davor war, ihren Körper unter sich zu begraben.

      In dieser Position zog er alle sprachlichen Register; jedes Wort, das auf Sonja hinuntertropfte, vertiefte die im Raum schwebende Intimität.

      „Die deutsche Sprache tut sich so unsäglich schwer: mit der Liebe, mit dem Sex und mit dem Versuch, darüber zu sprechen und zu schreiben.

      Warum bricht eine Frau in Deutschland nicht in Gelächter aus, wenn ein Mann ihr mit Leidenschaft zuflüstert: Ich will mit dir schlafen!“

      Sonja kramte ihre wenigen Brocken Französisch hervor, die ihr einfielen, um ihn aus dem Takt zu bringen.

      „Je...veux...faire…l’amour…avec...toi!“ hauchte sie empor zu Alain und hoffte, dass ihr Pfeil Wirkung zeigte.

      „Ja“, sagte er, „das hört sich doch gut an! Und dazu noch ein verführerisches Her-Zeigen, ein vorsichtiges Berühren!“

      Als sich der Ausdruck seiner Augen merklich veränderte, wusste sie, dass Alain erst in diesem Moment die Intimität ihres Arrangements auf dem Sofa deutlich wurde.

      Sofort ließ er sich auf den Teppich zurückgleiten.

      „Ach wäre es schön, wenn ich mehr Französisch könnte“, bedauerte Sonja und begann interessiert in Alains Manuskriptbündel zu blättern.

      „Zum Beispiel hier oder zum Beispiel dort, ich verstehe kaum etwas davon!“

      Dabei blieb ihr Blick am Fuß einer Seite an aufregend aussehenden Worten hängen.

      „Ja“, rief sie, „zum Beispiel dieses Wort hier. Wirkt wie ein Gebetsanfang, aber was heißt es bloß: c-a-j-o-l-e-r?“

      Von unten her peilte er sie an, mit einer großen Portion Zweifel im Blick, ob sie ihn auf den Arm nehmen wollte.

      „Darf ich?“ fühlte er vorsichtig vor, führte dann seine Hand sacht über ihren Unterarm, dessen feine Haare sich sofort aufrichteten. Sonja sah ihm zu und genoss es stumm.

      „Das ist ‚cajoler’!“ erklärte er. „In Deutschland sagt man dazu ‚liebkosen’!“

      Ein schneller Blick aus dem Augenwinkel zeigte ihr, dass er sich ganz auf ihren Arm konzentriert hatte; seine Hand ruhte warm auf ihrer Haut.

      „Das gleiche bedeutet übrigens auch ‚caresser’!“ fuhr er fort.

      Dabei glitten seine Fingerspitzen am Ellbogen entlang ihren Oberarm hinauf.

      Wie im Reflex zuckte seine Hand zurück; wieder war sich Alain bewusst geworden, dass er sich allzu bereitwillig von seinen Wünschen und Impulsen vorantreiben ließ.

      Und er murmelte: „Pardon. Je m’excuse!“

      Er wusste ja nicht, dass ihr gesamter Körper sich in Aufruhr befand, nicht allein durch seine zärtlichen Berührungen, sondern auch durch den Klang seiner Stimme.

      Sie traute sich nicht, die Wünsche auszusprechen, die in diesem Moment durch ihren Kopf wirbelten.

      „Mach weiter“, dachte sie. „Hör jetzt nicht auf“, beschwor sie ihn stumm.

      „Es ist mir gleich, ob du dazu ‚cajoler’ oder ‚caresser’ sagst!“

      Es gab eben noch sehr viele Stellen ihres Körpers, wo sie sich die Berührung seiner Fingerspitzen und seiner Hände herbeisehnte.

      „Ich lerne sehr schnell“, behauptete Sonja, während sie sich an seinen Ellbogen festhielt.

      „D’abord tu me cajole, puis tu me caresse et enfin tu fais l’amour avec moi, richtig? Oder?“

      „Richtig!“ nickte er. „Völlig richtig !“ Seine Augen signalisierten gleichzeitig Unruhe und Konzentration.

      „Was hat sie da jetzt gesagt?“ rätselte er. „Hat sie damit wirklich sagen wollen...?“

      „Ich glaube mein Französisch ist doch noch nicht verständlich genug!“ unterbrach sie sein Grübeln und rückte an ihn heran, bis ihr Arm seinen Rücken fassen konnte.

      „Besonders für dich ist es noch nicht verständlich genug!“ wurde sie jetzt noch deutlicher. Aber da hatte sie auch schon den anderen Arm um ihn geschlungen, sodass alle Quellen des Missverständnisses mit einem Schlag versiegten.

      „Gib zu, dass du heimlich Französisch geübt hast!“ forderte Alain Sonja auf.

      Da lag er rücklings auf dem Teppich, von den Haarspitzen bis zu den Schuhsohlen zugedeckt von einer Frau, die entschlossen war, nichts an ihm unentdeckt zu lassen.

      „Eine schrecklich alberne Sprache, findest du nicht?“ nuschelte sie mühevoll, da sie zwischendurch ihre Zunge mit Alains Brustwarzen und den Haaren darüber bekannt machte.

      Alain setzte sich vorsichtig auf, bis sie mit gespreizten Schenkeln auf seiner Mitte hockte.

      „Hast du die Szene aus deiner neuen Geschichte eigentlich schon fertig geschrieben?“ fragte er, während er sich ihren Mund zurechtlegte, um dort gleich eine Expedition zu starten. „Du weißt welche? Die im Bad!“

      „Musst du ausgerechnet jetzt so viel reden?“ dachte sie noch und kam sofort zu ihrem Vorschlag, der so nahe lag.

      „Ich hab die Szene vom Bad auf den Teppich verlegt! Ist dir nicht auch schon die Idee gekommen, dass wir schon mitten in der Hauptszene sind?“

      Da er mittlerweile damit beschäftigt war, mit den Lippen die salzig gewürzte Haut zwischen ihren Brüsten zu kosten und dabei war, diese aus ihrer Umhüllung zu befreien, sah sie ein, etwas spät dran zu sein mit ihrer Frage.

      Sonja lachte auf.

      „Du weißt doch noch gar nicht, was da alles vorkommt!“

      Für einen Moment unterbrach er alle Zuwendungen, die er Sonja mit Händen, und Lippen zukommen ließ, und versprach:

      „Warte nur