Du weißt doch, Frauen taugen nichts. Berthold Kogge. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Berthold Kogge
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844254457
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hatte, schnell unter die Dusche, da auch meine Klamotten, wenn auch in Kvikkjokk sauber angezogen, doch nicht mehr die frischesten gewesen waren, und auch meine letzte Körperreinigung zwei Tage zurück lag.

      Nachdem ich nicht nur sauber, sondern rein war, ein leichter Duft von Kräutershampoo umwehte mich, was mir wohl nur durch dreiwöchige Abstinenz auffiel, machten wir beide uns es auf dem Sofa gemütlich. Carola hatte drei Flaschen Dunkelbier mitgebracht, und so erzählte ich, bei dem ersten vernünftigen Bier seit drei Wochen, von meiner Schwedenwanderung. Ich schwärmte von der herrlichen Landschaft, von der Stimmung, die ich dort erlebt hatte, z.B. als ich vor dem Zelt gegen den Rucksack gelehnt, auf den Silbersee, damit war der Vastenjaure gemeint, schauen konnte, dessen Oberfläche durch die Abendsonne eben total wie Silber geglänzt hatte.

      Und ich erzählte, wie ich sie in Schweden vermisst habe, wie ich während der Wanderung von ihr geträumt, und mir gewünscht und vorgestellt habe, sie wäre bei mir.

      Carola dagegen erzählte, was sie alles inzwischen in Hannover geschafft hat. Die Praxis war tapeziert, und jetzt fingen sie mit der Einrichtung an. Sie hofften, Anfang übernächster Woche die Zulassung zu bekommen. Bis dahin musste alles fertig sein, damit die behördliche Abnahme für die Praxisräume erfolgen konnte. Hatten sie die Zulassung, konnten sie sich bei den entsprechenden Ärzten vorstellen und Werbung für ihre Praxis machen.

      Neben dem ganzen gegenseitigen Erzählen wurde es auf dem Sofa ein ausgiebiger Schmuseabend. Wir hatten uns drei Wochen lang nicht gesehen. Da gab es einiges nachzuholen.

      Während wir auf dem Sofa schmusten, erzählte Carola, dass sie, statt am Wochenende auf die Insel Rügen zu fahren, wie es eigentlich geplant gewesen war, schon am Freitag in Lübeck eingetroffen war, und sich in meiner Wohnung breitgemacht hatte. Nur zum Duschen hatte sie zu ihren Freunden ausweichen müssen. Ich hatte vor meiner Reise den Gashahn abgestellt, und Carola, die das nicht gewusst hat, hatte daher nur kaltes Wasser zur Verfügung gehabt. Die Abende hatte sie bei Horst in der Kneipe mit den Freunden verbracht. Peter war auch da gewesen, erzählte sie mir.

      „Treff dich doch mal mit ihm“, sagte Carola und schaute mich bittend an. „Peter würde sich freuen, ihr ward doch früher so dick zusammen gewesen, und er fand es wirklich schade, dass du zu seiner Geburtstagsfeier nicht mit wolltest.“

      So richtig wollte ich nicht. Peter und ich hatten uns seit Jahren kaum gesehen, und ich hatte auch bei dem kurzen Treffen im „If“, kurz vor meiner Schwedenreise, nicht das Gefühl bekommen, dass wir uns noch viel zu sagen haben. Außerdem war er doch angeblich auf mich eifersüchtig, fiel mir wieder ein.

      „Ihr könnt doch Billard spielen gehen, wie früher“, setzte Carola mir weiter zu.

      Warum nicht. Unsympathisch war mir Peter ja nun auch nicht. Vielleicht sprang ja der alte Funke wieder über, und Billardspielen war ich auch schon lange nicht mehr. Da er zu den Bekannten von Carola gehörte, konnte ich ihm sowieso nicht ausweichen. Vielleicht war es wirklich besser, wenn ich versuchte mich mit ihm gut zu verstehen. Daher sagte ich Carola zu, dass ich, wenn ich wieder bei Horst in der Kneipe Peter treffe, zumindest mit ihm einmal eine Runde klönen wollte.

      „Horst hat übrigens eine neue Freundin“, kam es von Carola, nachdem das mit Peter geklärt war. „Als ich gestern in der Kneipe war, hat er davon erzählt.“

      „Und“, kam es von mir etwas überraschend. Ich wusste überhaupt nichts von dem Liebesleben von Horst und wunderte mich, dass Carola sich dafür interessierte.

      „So ein junges Ding, gerade mal zwanzig, wenn überhaupt.“ Das klang richtig verächtlich. Na ja, Horst war ungefähr um die sechzig, aber das war doch wohl eher ein Problem seiner Freundin, nicht das von Carola.

      „Wenn er das mit meiner Tochter machen würde“, die war ungefähr in dem Alter, „würde ich ihn umbringen.“

      Plötzlich war Carolas Stimmung gekippt. Eben noch schmusig und voller zärtlicher Gedanken, wirkte sie jetzt fast wie ein versteinerter Racheengel.

      „Das ist doch ihre Sache. Die Frau muss doch wissen, ob sie so einen alten Knacker will oder nicht. Zumindest hält der Staatsanwalt nicht mehr die Hand davor.“

      „Trotzdem, mit meiner Tochter dürfte er das nicht machen“, kam es todernst zurück.

      Was sollte denn das nun? Erstens war die Freundin von Horst nicht Carolas Tochter, und selbst wenn sie es gewesen wäre, wäre sie volljährig und müsste selbst wissen, wem sie sich an den Hals wirft. Aber ich war nicht aus Schweden zurückzukommen, um mich mit Carola wegen der Beziehungen von Horst zu streiten. Ich wechselte das Thema und Carola vergaß wieder ihre „Mutterinstinkte“, und wurde erneut schmusig.

       Erst ein paar Monate später, als der Lebensgefährte meiner Schwester, von einem Erlebnis, das er mit Carola, in Verbindung mit ihrer Tochter, vor mehreren Jahren gehabt hatte, mir erzählte, musste ich wieder an diese Geschichte denken.

      Nach weiteren stürmischen Zärtlichkeiten und Ausgequatsche, zeigte ich Carola die Zeitungen, die ich aus Schweden mitgebracht hatte. SvD, Framtid i Jokkmokk und andere.

      Framtid i Jokkmokk dämpfte ein bisschen die Stimmung. Ich wiegelte ab. Noch war ja nichts entschieden. Carola fing aber erstmalig deutlich an kundzutun, dass sie nicht wollte, dass ich nach Schweden auswandere. Erst recht nicht nach Jokkmokk, das nach ihrer Auffassung fast am Nordpol lag. Sie wollte mich auf gar keinen Fall verlieren, fand es aber, und da musste ich ihr Recht geben, illusorisch zu glauben, dass eine Beziehung über gut zweitausend Kilometer Entfernung eine Zukunft hat.

      Carola hatte aus Hannover, für mein Bett eine Bettdecke mitgebracht, die 2 x 2 m groß war. Eine Decke für uns beide zusammen. Und ganz viele kleine passende Kissen hatte sie auch noch auf das Bett verteilt. Ich fand es toll. Carola hatte aus meinem Bett, nachdem ich dieses vor meiner Fahrt schon mit der neuen Matratze für uns beide gemütlicher gemacht hatte, ein kleines Liebesnest gebaut.

      Als wir spät abends unter die große Decke krochen, sagte Carola, sich an mir kuschelnd: „Du bist der erste Mann, bei dem ich das Gefühl habe, mit ihm unter einer gemeinsamen Decke schlafen zu können.“

      Wow, wenn das eine neununddreißigjährige Frau sagt, ließ das für die Zukunft doch viel hoffen. Eine große Matratze, eine gemeinsame große Bettdecke, und eine tolle Frau, die sich selig an mich schmiegte. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel.

       Statt im siebten Himmel zu schweben, hätten mal lieber einige Alarmglocken anschlagen sollen. Carola hatte das nämlich ernster gemeint, als es für mich klang. Sie hatte nämlich überhaupt Probleme, neben einem Mann in einem Bett zu schlafen.

       „......., doch keiner verstand zu deuten die Flammenschrift an der Wand.“

      Irgendwann in der Nacht grübelte ich, Carola war neben mir inzwischen eingeschlafen, über meine Zukunft nach. Langsam aber sicher kam ich zu dem Entschluss, mit der ARGE über mein Problem zu sprechen. Es war besser jetzt, bevor praktisch irgendetwas angeleiert wurde, mit den Leuten zu reden, als später mitten im Projektverlauf. Ich wollte nicht meine Zukunft, sondern unsere gemeinsame. Und zurzeit war ich noch derjenige, der über den Ort seiner Zukunft relativ flexibel entscheiden konnte. Carola war in Hannover gebunden. Daran war nichts zu ändern.

      Am Montag sollte ich bei der ARGE das Abschlussgespräch haben, bevor es ins Eingemachte ging. Bei diesem Gespräch wollte ich die private Veränderung, von der ich, als ich mich für das Projekt beworben hatte, noch nichts geahnt habe, ansprechen. Vielleicht gab es ja eine Lösung. Zumindest konnte ich eher jetzt auf eine Lösung hoffen, als später.

      Bevor wir uns am Montagvormittag trennen wollten, sprach ich das Thema bei unserem gemeinsamen Frühstück an. Carola war begeistert. Ich sollte unbedingt die Chance, einen Job in Hannover zu bekommen, sollte man sie mir geben, nutzen. Als wir uns vor meiner Haustür trennten, gab sie mir einen dicken Kuss.

      „Viel Glück, und sorge dafür, dass du nach Hannover kommen kannst.“

      Das Gespräch bei der ARGE verlief besser als ich gedacht hatte. Das Motto des Projektes: „Wir machen alles, was der