19 Tage. Andy Klein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andy Klein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741811227
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schließlich brachten, blicken ließ. Ihm war völlig klar, wenn er von einer über 80 Jahre alten Frau als vermutliche Täterin erzählen würde, dann würden sie ihn direkt einsperren. Lucas versuchte nicht nervös zu wirken, obwohl ihm sein Herz bis zum Hals schlug. Er beschrieb genau wie er sie fand und sagte, dass ihm fürchterlich schlecht geworden wäre und er deshalb hinaus gelaufen sei, um einfach frische Luft zu schnappen. Er erzählte von seinem innigen Verhältnis zu Miss Keane. Ein Officer kam herein und unterbrach Lucas in seinen Ausführungen. Er übergab Captain Walden eine rote Mappe.

       »Oh Gott, die haben schon eine Mappe von mir!«, dachte er.

       »Mr. Wilkins, wie kommen denn ihre Fingerabdrücke auf die Tatwaffe?«

      Lucas wiederholte sich, dass er erst das Skalpell am Boden bemerkte und aufhob, bevor er sah, dass Miss Keane tot war.

       »Mhmm, und können sie mir denn auch erklären, warum Miss Keane ihnen ihren gesamten Nachlass vermacht hat?« Captain Walden legte ihm ein handgeschriebenes Testament vor, aus dem hervor ging, dass er der alleinige Erbe ihres Nachlasses war. Lucas war gerührt und erschrocken zugleich. Habgier, das klassische Mordmotiv.

      Wo haben die das bloß so schnell herbekommen und was sollte er auf diese Frage bloß antworten. Er wusste, egal was er sagen würde, er war nun erst recht der Hauptverdächtige. Also erzählte er noch mal von seinem guten Verhältnis zu Miss Keane und dass sie ja sonst keinen Angehörigen auf dieser Welt mehr hatte.

       »Eine andere Erklärung habe ich nicht dafür.«, sagte er.

       »Okay, das wär’s fürs Erste, Mr. Wilkins. Falls ich noch Fragen habe, weiß ich ja wo ich sie finde, nicht wahr!« Schweigend und sichtlich eingeschüchtert verließ Lucas den Verhörraum und Lieutenant Caine kam herein.

       »Und, was hältst du davon Jack?«

       »Ich weiß nicht Dave, mein Gefühl sagt mir, der Junge hat nicht alles erzählt was er weiß.«

      Lieutenant Caine berichtete ihm, dass alle Anderen die Geschichte von Lucas bestätigt hätten.

       »Trotzdem, wir sollten ihn im Auge behalten….«, sagte Captain Walden nachdenklich. »…Irgendwas stimmt mit diesem Jungen nicht.«

      Lucas war völlig fertig, als er so gegen 14.15 Uhr zu Hause ankam. Er schmiss sich auf das Sofa. Seine ganze Welt war seit dem Tod seiner Großmutter so was von aus den Fugen geraten und es wurde anscheinend immer schlimmer. Er zog das Tagebuch aus seiner Jackentasche. Schließlich hatte er ja die ganze Zeit nicht nachsehen können, ob ein neuer Eintrag darin war. Er starrte das Tagebuch an und schlug es schließlich auf.

      Liebes Tagebuch!

      Heute Nacht ist etwas Schreckliches passiert. Miss Keane wurde auf bestialische Weise umgebracht. Ich konnte ihr nicht mehr helfen. Sie war von oben bis unten aufgeschlitzt. Warum wird mir alles genommen, was mir am Herzen liegt? Für die Cops bin ich ganz sicher der Hauptverdächtige, denn ich bin ihr Erbe. Ich brauche wirklich Hilfe, ich ertrag das nicht mehr alleine.

      Moonville, 22. März 2007

      Voller Wut warf er das Tagebuch in Richtung Küche.

       »Ich hätte sie retten können - Verdammt, hätte ich doch einmal in das beschissene Tagebuch sehen können!«, schrie er laut auf.

      Und schon wieder stand nichts über diese verfluchte alte Frau in dem Tagebuch. Lucas war mit seinen Kräften total am Ende. Er wollte nur noch schlafen, er wollte nichts mehr hören oder sehen. Er ging hinauf ins Bad und befreite seine Hände erst jetzt von dem getrocknetem Blut und den noch leicht schwarz gefärbten Fingerspitzen. Anschließend ging er in sein Zimmer, stellte den Wecker, denn schließlich musste er um 22.00 Uhr wieder pünktlich zu seiner Schicht erscheinen. Die ganze Ausgeruhtheit vom Vortag war gänzlich verschwunden. Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe seine Schuhe auszuziehen. Angezogen wie er war, ließ er sich auf das Bett fallen und schlief ein.

       »Mein lieber guter Junge, du konntest sie nicht retten.«

       »Nana?«

       »Sie ist jetzt hier bei mir.«

      Lucas stand im Garten und sah seine Großmutter vor dem großen Rosenbusch stehen.

       »Was hat das alles zu bedeuten?«

       »Du musst das tun, was ich nicht konnte…«

      Der Radiowecker schaltete sich ein und er wachte auf. Es war nur ein Traum. Aber es war mal wieder ein sehr realer Traum. Was musste er tun, fragte er sich noch verschlafen und verfluchte den Radiowecker, den er mit einem kräftigen Fausthieb ausschaltete. Er zog frische Klamotten an und ging ins Bad. Dort schüttete er sich lediglich kaltes Wasser ins Gesicht. Er hatte keine Lust zu duschen, geschweige denn sich zu rasieren. Er ging hinunter in die Küche und rauchte eine Zigarette. So verrückt sich das für ihn auch anfühlte, aber seine Großmutter sendete ihm im Traum Botschaften - rätselhafte Botschaften. Er saß da, starrte auf das Tagebuch, das nach wie vor auf dem Boden lag und versuchte die Botschaften zu entschlüsseln. Zuerst sollte er das Tagebuch finden, das war Fakt. Und jetzt sollte er etwas tun, was sie nicht konnte. In diesem Moment wusste er, er brauchte dringend einen Verbündeten. Einer der ihm helfen würde das alles zu entschlüsseln und zu verstehen, auch wenn er vielleicht für verrückt erklärt werden sollte. Für ihn gab es eigentlich nur eine einzige Person, die sein vollstes Vertrauen besaß und das war Sarah. Lucas hob das Tagebuch auf und schaute hinein. Doch wieder mal kein neuer Eintrag. Der Tag war ja auch noch nicht vorbei.

      Das klang logisch, sollte es doch so einfach sein? Jedes Mal, wenn das Tagebuch den nächsten Tag beschrieb, dann erst, wenn sein persönlicher Tag gelaufen war. Jeder Tag wird durch sein Handeln neu geschrieben, so stand es in der Widmung. So war es zumindest bisher. Noch einmal würde ihm das bestimmt nicht passieren. Heute würde er auf jeden Fall einen Blick in das Tagebuch werfen, egal ob Stühle fliegen oder Betten voll gekotzt werden würden.

      Als Lucas auf der Station ankam befanden sich noch jede Menge Polizisten dort und befragten nach wie vor Patienten und Angestellte, die über den Flur liefen.

       »Ey Alter, wie siehst du denn aus!«, sagte Shawn, als er den Aufenthaltsraum betrat.

       »Ach halt doch die Klappe Shawn!«, sagte Jenny energisch. Ihr war völlig klar, weshalb er so aussah, schließlich hatte er sie gefunden.

       »Na du siehst aber auch nicht wie das blühende Leben aus.«, konterte Lucas.

       »Ich glaube die Bullen verdächtigen dich, Alter, die haben mir ja vielleicht komische Fragen über dich gestellt!«

       »Kann ich mir denken. Miss Keane hat mir anscheinend ihr Vermögen hinterlassen.«

       »Ach du Scheiße! Na jetzt wird mir einiges klar. Die glauben du hättest sie kalt gemacht, wegen der Kohle!«

       »Ja, so sieht es wohl aus.«

       »Hey psst, ich verrate nichts und wir machen Halbe-Halbe!« Shawn versuchte mit diesem Spruch Lucas etwas aufzuheitern. Der empfand ihn aber in diesem Moment einfach nur als geschmacklos, genauso wie Jenny, die auch nur den Kopf schüttelte. Lucas verließ genervt und ohne Kommentar den Raum.

       »Na die Frau, die dich mal abbekommt, kann sich wirklich richtig glücklich schätzen!«, sagte Jenny sarkastisch und verließ ebenfalls den Aufenthaltsraum.

       »Was habt ihr denn bloß?«, rief ihnen Shawn noch hinterher.

      Lucas war mit seinen Gedanken nicht wirklich bei der Arbeit. Die Polizisten machten ihn nervös und obwohl er nichts verbrochen hatte, fühlte er sich dennoch schuldig. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, denn er hatte das Gefühl permanent unter Beobachtung zu stehen. Diese Nachtschicht war wieder so ruhig, wie es normalerweise auch der Fall war. Moonville war ja schließlich keine Großstadt in der jede Nacht zig Verunglückte eingeliefert wurden. Lucas war übernächtigt und die Strapazen der letzten Nacht, ja, die konnte ihm jeder im Gesicht ansehen. Irgendwann waren auch die Polizisten bis auf einen verschwunden. Dieser setzte sich auf einen Stuhl im Flur und beobachtete alles und jeden, der dort entlang ging.