Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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und wies auf das Portal der Kirche.

      „Ich lasse dir sämtliche Informationen in schriftlicher Form in die Taverne 'Zur silbernen Klinge' bringen. Ich möchte, dass du sofort anfängst, nach dem Mörder zu suchen und alle nötigen Schritte einleitest. Meine Vollmacht bekommst du, sobald du einen Verdächtigen hast und diesen Verdacht auch bestätigen kannst. Mal sehen, vielleicht lässt sogar der Letzte Herrscher mit sich reden …“

      Aaron zuckte bei diesen Worten leicht zusammen.

      Der Letzte Herrscher wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, was hier geschehen ist. Ich weiß nicht, ob es mir gefällt einen persönlichen Auftrag von Gott zu bekommen … sollte ich scheitern, könnte das böse für mich ausgehen.

      „Ich denke nicht, dass es nötig sein wird, den Letzten Herrscher persönlich in diese Sache mit einzubeziehen, Lord Marschall“, wehrte Aaron leise ab und verneigte sich vor dem Erzbischof und dem Lord Marschall.

      „Ich werde den Mörder fassen, so wahr ich hier stehe. Das schwöre ich bei meiner Klinge und meiner Treue zum Letzten Herrscher. Vivat Valazar!“

      Aaron schlug sich mit der Faust an die Brust, dort, wo sich das Herz befand und verneigte sich erneut, diesmal noch tiefer.

      „Gut, wie du meinst, General …“, willigte Lord Marschall Ragnir ein und streckte sich mit einem leisen Gähnen. Alleine wegen des Gähnens konnte man die Muskelstränge unter dem Brustpanzer erahnen.

      Ragnir ist nicht umsonst der beste Schwertkämpfer des Landes …

      „Wegtreten, General“, befahl der Erzbischof leise und Aaron meinte den Hauch einer Drohung aus dessen Stimme herauszuhören. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, packte der Erzbischof den Lord Marschall am Arm und gemeinsam ließen sie Aaron vor dem Altar stehen.

      Der General runzelte die Stirn und warf Godrics Leichnam noch einen Blick zu, der gerade wieder mit einem weißen Leinentuch bedeckt wurde. Jemand hatte einen Priester des Letzten Herrschers ermordet; das glich einem versuchten Mord an ihrem Gott selbst.

      Ich denke, ich weiß, wo ich mit der Suche beginnen werde, schoss es Aaron durch den Kopf, als er sich an den schockierten Gesichtsausdruck des Erzbischofs erinnerte und an den Ring dachte.

      Wie betäubt trat er wieder aus der Kirche hinaus, streckte sich genüsslich in der Kälte und sah dabei zu, wie die Paladine und Gardisten die Menge der Adeligen und Priester langsam zerstreute; niemals würde es bekannt gemacht werden, dass ein Priester ermordet worden war.

      Der Glaube an die Unsterblichkeit der Priesterschaft war eine der Grundfesten des völkischen Glaubens – man würde eine schöne Ausrede erfinden, einen Weg, den Mord zu vertuschen.

      Sicher werden morgen die Herolde und Barden berichten, Godric sei ins südliche Kaiserreich Iridania aufgebrochen, wo er sich für den Frieden zwischen dem Norden und dem Süden Sepharims einsetzen wird. Oder sie lassen ihn als Patrioten in den Himmel des Letzten Herrschers aufsteigen, das wäre noch passender …

      Die Abteilung für innere Sicherheit innerhalb des Ordens würde sicher einen Weg finden, alle Zeugen des Mordes mundtot zu machen. In der Kirche hatte er nur Paladine niedrigen Ranges gesehen, junge Magier und einige alte, von denen man wusste, dass sie wahrscheinlich bald sterben würden. Für die Exekutoren der inneren Sicherheit wäre dies sicher Grund genug, diesen Verlauf etwas zu beschleunigen; sie lebten schließlich in einer gefährlichen Welt und da geschahen Unfälle …

      Der Adept Sirian kam die Stufen vor der Kirche hinaufgelaufen; sein Atem ging schwer und seine Brust hob und senkte sich, als wäre er gerade kilometerweit gerannt.

      „Die Priester und Adeligen ziehen sich in ihre Häuser zurück und die Gardisten werden bald für Ruhe und Ordnung gesorgt haben“, verkündete er stolz. Er war vielleicht gerade erst neunzehn Jahre alt, aber dafür umso aufrichtiger – leider auch naiv; er würde niemals verstehen, was dieser Mord heute Nacht wirklich bedeutete. Aaron selbst war als General davor geschützt, einfach von der Bildfläche zu verschwinden … solange er niemandem etwas davon erzählte.

      „Das ist sehr gut“, flüsterte Aaron und klopfte seinem jungen Adepten erschöpft auf die Schulter und rieb sich nachdenklich die Stirn, während sich über ihnen langsam die Wolken auflösten und der Regen etwas nachließ.

      „Ich will, dass du eine alte … Freundin zu uns ins Boot holst. Sie hat Verbindungen zu den richtigen Kreisen innerhalb der Stadt, die uns als Paladine unzugänglich sind. Hauptmann Darion soll die Nachricht überbringen und den Treffpunkt übermitteln. Morgen, bei Sonnenuntergang in der Taverne 'Zur silbernen Klinge'. Kein anderer darf davon erfahren, hörst du?“

      Sirian nickte eifrig und schickte sich gerade an, zu gehen, als er noch einmal stehen blieb und seinen Meister erwartungsvoll ansah.

      „Meister?“, fragte er leise und Aaron zog eine Braue in die Höhe, blickte ihn fragend an.

      „Ja?“

      „Der Lord Marschall hat mir erzählt, was passiert ist und ich weiß, dass dieses Wissen gefährlich sein kann …“

      Aaron unterbrach Sirian mit einer Handbewegung und schüttelte leicht den Kopf.

      „Uns wird nichts passieren, dafür habe ich gesorgt. Wir können uns ganz und gar auf unsere Aufgabe konzentrieren“, beruhigte er seinen Adepten und Sirian atmete erleichtert aus.

      „Und was genau liegt jetzt noch vor uns?“, hakte er nach und General Aarons blaue Augen funkelten leicht, als er den Kopf in den Nacken legte und leise seufzte.

      „Vor uns … liegt eine Menge Arbeit.“

      Ich danke der Magie selbst, dass Wolfram mir die Chance gab, etwas mehr zu sein als meine Familie. Missstände und Korruption suchen den Hof heim und niemand erkennt die Gefahr!

      Früher oder später werden die Vampire auch in Askéntar einfallen und Moréngards Tore erreichen. Die Hauptstadt mag sicher erscheinen, doch sie ist es nicht und das wissen alle – außer meine 'ehrwürdige' Familie, die mich einen Bastard nennt, weil ich Zeit damit verbringe, unsere Probleme im Voraus unterbinden zu wollen, anstatt geduldig auf sie zu warten wie ein Sterbender auf den Schafrichter.

      Der Erzmagier Ethgar ist ebenfalls auf meiner Seite und erbot seine Hilfe beim Kampf gegen die Vampire, welche das verhasste südliche Kaiserreich Iridania, in einem Zug eingenommen haben.

      Iridania ist zehn Mal so groß und stark wie wir und doch konnten die Vampire sie beinahe mühelos besiegen …

      Noctaír, Aldarien und Kaphir sind bereits seit langem gefallen, ebenso wie Sarraka, das Reich des ewigen Dschungels, das als erstes Land den Zorn der vampirirschen Streitmacht zu spüren bekam. Nur die nördlichen Königreiche Tedarien und Islarfa stehen noch: unter unserer Führung. Wir sind die Askéntaner, die Vorsitzenden des Bundes der nördlichen Königreiche, das größte und mächtigste von allen.

      Wir sollten an der Spitze einer gemeinsamen Armee stehen und darüber nachdenken, wie wir vorgehen werden; stattdessen nutzt mein Vater, König Maioran, jede sich bietende Gelegenheit, um alte Rechnungen zu begleichen und unsere beiden Verbündeten bluten zu lassen.

      Welch ein blinder Narr!

      I

      Luciana legte sich mit einem Seufzen die Unterarmpanzerung an und schnürte sie so fest, dass der Dolch an der Innenseite sicher nicht herausfallen würde.

      Ein ledernes Band hielt ihre langen blonden Haare zusammen und würde verhindern, dass ihr eine Strähne ins Gesicht fiel, während sie das Nest ausräucherte.

      „Glaubst du wirklich, das wird funktionieren?“, fragte einer der Gardisten hinter ihr und mit einem geringschätzigen Ausdruck auf ihren schönen Zügen wandte sie sich zu ihm um.

      „Glaubst du wirklich, deine Zweifel werden mir helfen?“, schoss sie zurück und ihre hellblauen Augen blitzten auf; der Gardist lachte leise und legte eine Hand auf seinen