Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
Скачать книгу
den Feuerball allerdings verlöschen. Die Gestalt warf Godric den Ring zu, der diesen geschickt auffing.

      „Und was wollt Ihr beichten?“, fragte der Pater, während er langsam den Blick vom Ring abwandte und seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fremden richtete. Die Hände der Gestalt fuhren zu ihrer Kapuze, ergriffen diese und schlugen sie zurück.

      Die Augen des Priesters weiteten sich vor Entsetzen, sein Mund öffnete sich zu einem panischen, langgezogenen Schrei. Die blassen Lippen der Gestalt verzogen sich zu einem kalten Lächeln, eine Klinge blitzte auf und der Schrei Godrics hallte noch lange von den hohen Mauern der Kirche wider bis der Schrei langsam zu einem Röcheln verkam, das schließlich erstarb.

      „Ich habe einen Priester ermordet!“, flüsterte die Gestalt leise.

      Der Wind begann wieder zu heulen …

      II

      Jemand klopfte! Laut, widerlich und drängend! Mürrisch wandte sich Aaron in seinem Bett, hielt die Augen geschlossen. Es klopfte erneut! Aaron stöhnte leise auf, öffnete die Augen und setzte sich in seinem Bett auf, die Decke um sich wickelnd. Sein schwarzes Haar hing ihm in unordentlichen Strähnen ins Gesicht und seine dunklen Augen funkelten wütend, als es erneut laut klopfte. Seine Frau neben ihm wälzte sich umher, ihre Hand traf die seine.

      „Was ist denn, Schatz?“, fragte sie verschlafen und räkelte sich mit einem Gähnen im Bett. Sie strich sich eine Strähne ihres braunen Haars aus dem Gesicht.

      Aaron gab ihr einen sachten Kuss auf die Stirn und legte ihr eine Hand auf die weiche Wange.

      „Jemand hat geklopft. Schlaf ruhig weiter, ich werde nachsehen.“

      Evelyn wollte widersprechen, doch als sie ihren Mund öffnete, gähnte sie laut, sackte zurück ins Bett und schlief ruhig atmend weiter; ein Lächeln umspielte Aarons Lippen.

      Was wäre ich wohl ohne sie?, schoss es ihm durch den Kopf und zärtlich streichelte er ihren Bauch, meinte ihr gemeinsames Kind spüren zu können. Trotz der behaglichen Wärme des kleinen Feuers in dem Kamin und der Nähe seiner Frau riss er sich mit einem Seufzen los, trat leise fluchend aus dem Zimmer hinaus und schnappte im Vorbeigehen sein Schwert. Er trat auf den Korridor hinaus, die Treppe hinunter.

      Wer kann das so spät sein? Diebe, Einbrecher, Banditen? Alle anständigen Bürger befinden sich so spät im Bett! Vor allem bei dieser verdammten Kälte!

      Die Stufen ächzten laut und Aaron verzog bei jedem Mal das Gesicht, hielt sich mit einer Hand die Schläfen. Erneut klopfte es, diesmal lauter als zuvor.

      Wütend stürmte Aaron zur Tür, stellte einen Kerzenständer auf eine Kommode in der Nähe der Tür, nahm sich sein Schwert und legte eine Hand auf die Türklinke, lauschte.

      „Wer ist da?“, rief er ärgerlich und zog möglichst leise sein Schwert, schob den Riegel zurück und wartete. Keine Antwort. Zögerlich drückte er die Klinke nach unten, ganz langsam, die Schaniere knirschten leise. Urplötzlich riss er die Tür auf, sprang mit dem Schwert vor und stieß mit der Klinge nach vorne.

      Aaron erstarrte, die Klinge fuhr zurück und stoppte genau vor dem Hals des nächtlichen Ruhestörers.

      „Sirian!“, stieß Aaron erleichtert aus und ließ sofort sein Schwert sinken, steckte es in die Scheide zurück; schneidende Kälte drang ihm entgegen und Aaron fing beinahe augenblicklich an, zu zittern. Sirians Hand war indes zum erneuten Klopfen erhoben und sein erschrockener Blick lag immer noch auf Aarons eingestecktem Schwert.

      „Ihr hättet mich beinahe umgebracht, General!“, keuchte er fassungslos und Aaron lächelte entschuldigend, während er sein Schwert tätschelte.

      „Alte Angewohnheiten, seit man mich zum General ernannt hat“, erklärte Aaron beschwichtigend und trat zur Seite, damit Sirian eintreten konnte.

      „Komm rein und erkläre mir, was du so spät hier machst. Es muss dringend sein, wenn du von den Docks hier hinauf kommst.“

      Und wichtig muss es auch sein. Nachts durch die Docks hierher zu laufen ist gefährlich …

      Zitternd trat Sirian ein, schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Händen durch die lockigen, braunen Haare, zischte leise.

      Der junge Adept des Ordens war noch nicht lange Aarons persönliches Protegé, jedoch war Aaron überzeugt, aus Sirian einen guten Paladin machen zu können.

      Zumindest hoffe ich das, fügte Aaron in Gedanken an und dachte an sein letztes Versagen zurück. So einen Fehler würde er niemals wieder begehen …

      Im Licht der schwachen Kerzen sah Sirians Gesicht aus wie aus Stein gemeißelt, vollkommen ernst und konzentriert.

      „Ich sollte Euch holen, Meister Aaron“, setzte Sirian zögerlich an und seine braunen Augen blitzten kurz auf, „es gab einen Zwischenfall in der Kirche am Platz der tausend Rosen. Es muss etwas Schlimmes gewesen sein, denn Lord Marschall Ragnir ist ebenfalls dort; ich wurde auf seinen Befehl hin aus dem Bett gerissen …“

      Aarons Augen weiteten sich überrascht.

      Der Lord Marschall persönlich schickt nach mir? Normalerweise mischt er sich nie in gewöhnliche Angelegenheiten ein …

      Aaron nickte schnell und bedeutete Sirian mit einem Nicken, sich zu setzen.

      „Warte hier, ich lege nur meine Rüstung an. Mache es dir solange bequem.“

      Hastig schoss Aaron die Treppe hinauf in sein Arbeitszimmer und legte mit geübten Handgriffen die silberne Rüstung eines Paladins an. Jede Rüstung wurde von den Schmieden mit Magie bearbeitet, so dass sie leichter war als gewöhnliche Rüstungen und damit leichter anzulegen.

      Jeder Paladin bekam in seinem Leben eine Rüstung und erst, wenn er sie trug, konnte er sich als Mitglied des Ordens sehen; Sirian würde sich seine Rüstung noch verdienen müssen.

      Nachdem er leise in die Rüstung geschlüpft war, schlich er die Treppe hinunter, nicht ohne wieder die knarzenden Stufen zu verfluchen. Sirian blinzelte müde und erhob sich aus dem roten Sessel, streckte sich gähnend.

      „Kannst du mir jetzt sagen, was passiert ist?“, fragte Aaron, während sie hinaus in die Nacht traten und Aaron leise hinter sich die Türe verschloss.

      Sirian hob abwehrend eine Hand und schüttelte leicht den Kopf.

      „Der Lord Marschall wünscht, dass das mit äußerster Diskretion behandelt wird. Sprechen wir nicht darüber, bis wir dort sind.“

      Der Schnee des Vortags war einem tobenden Sturm gewichen.

      Regen peitschte ihnen in die Gesichter, eisiger Wind fegte ihnen entgegen und Aaron dachte wehmütig zurück an sein warmes Bett.

      Niemand war auf der Straße zu sehen; bei einem solchen Unwetter trauten sich nicht einmal die Banditen und Verbrecher der Stadt hinaus in die Nacht. Das Klerikerviertel der Stadt, das Viertel der Geschäftsleute und armen Adeligen, war das jüngste Moréngards und erst nach dem langen Vampirkrieg entstanden; dicht aneinander gereiht, akribisch geplant und größtenteils sauber hatte es den Anschein und den Ruf des ruhigsten Viertels der Stadt – und des sichersten.

      Die meisten der Häuser waren aus hellem Stein gebaut, stabil errichtet und schön anzusehen, wenn auch nicht halb so prunkvoll wie die sündhaft teuren Villen in der Oberstadt, dem Viertel der Adeligen, zur Ruhe gesetzter Paladine und den Mitgliedern des Gilderats. Normalerweise beschränkten sich sämtliche Verbrechen auf die Unterstadt, die Slums, die Docks und die Oberstadt.

      Erstaunlich, dass hier im Klerikerviertel ein Verbrechern begangen worden sein soll, das der Aufmerksamkeit des Lord Marschalls bedarf.

      Schweigend trotteten sie nebeneinander die Straße entlang, welche sie zum Platz der tausend Rosen brächte, trotzten dem Wind und dem peitschenden Regen, der ihnen stellenweise die Sicht raubte. Schon von Weitem konnte Aaron durch das Donnern hindurch laute Schreie hören, die vom Platz her zu ihnen drangen. Paladine und gewöhnliche Gardisten kamen ihnen entgegen, neigten kurz vor Aaron das Haupt und eilten