Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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habe irgendwie das Gefühl, dass das schlechte Wetter bald unsere geringste Sorge sein wird“, flüsterte Aaron und pfiff leise, als sich ein Gardist in ihrer Nähe an einen Baum lehnte und zitternd Luft holte. Sie traten auf den Platz der tausend Rosen.

      Schreiende Priester drängten gegen eine Barriere aus Gardisten, der regulären Stadtwache, neugierige Adelige pressten von hinten gegen die Priester, die in der Alten Sprache wild fluchten und den Gardisten mit Magie drohten, wenn diese sie nicht in die Kirche ließen. Die Gardisten rückten stärker zusammen, bildeten eine Kette mit drei Reihen um den Eingang der Kirche und hielten dem Drängen der Protestierenden trotzig stand.

      Paladine des Ordens eilten hinter dem schützenden Wall aus Gardisten umher, brüllten sich Befehle und Flüche zu, um das Toben des Sturms zu übertönen.

      „Der Lord Marschall sagte, ich solle hier mit Euch warten“, sagte Sirian schnell, bevor Aaron sich durch die Menge kämpfen konnte; verwirrt hielt Aaron inne, nickte dann jedoch und trat von der tobenden Menge zurück.

      „Sie müssen diese Menge zerstreuen, sonst trampeln sie sich gegenseitig tot!“, rief Aaron und deutete mit einer peitschenden Handbewegung in die Richtung der Kette.

      Sie müssen etwas tun! Wenn die Priester Magie einsetzen sollten, um durch die Kette zu brechen …

      Aaron schaffte es nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Das Doppeltor der Kirche öffnete sich einen Spalt breit und ein hochgewachsener Mann in einer schwarzen Rüstung trat hinaus. Sein schwarzes Haar flatterte wild im Wind, das Funkeln seiner giftgrünen Augen lenkte Aarons vollkommene Aufmerksamkeit auf ihn. Lord Marschall Ragnir, der zweite Mann im Orden, der beste Freund des Letzten Herrschers und dessen treuester Krieger.

      Die Menge verstummte für einen Augenblick und die Gardisten atmeten erleichtert auf, als der Druck auf einmal nachließ.

      „Löst die Kette!“, donnerte er und zog schwungvoll sein Schwert. Die Gardisten schauten ihn verwundert an, zögerten, doch als der Lord Marschall sie wütend anfunkelte, ließen sie sich los und lösten die Kette langsam auf.

      „Ihr könnt ruhig kommen!“, schrie Ragnir wütend und fuhr mit dem Schwert durch die Luft, „stellt sich nur die Frage, wer von euch Manns genug ist, es zu tun! Jeder, der die Stufen der Kirche betritt, solange ich hier bin stört damit eine Mission des Ordens und darf ohne nachträgliche Bestrafung des ausführenden Gardisten oder Paladins getötet werden. Wer auf die Stufen tritt ist vogelfrei!“

      Sofort hörten die Adeligen auf, die Priester zu bedrängen und die Geistlichen wichen zurück, als bestünden die Stufen zur Kirche aus Feuer und jede Berührung mit ihnen würde schmerzhafte Verbrennungen zufügen. Lord Marschall Ragnir schritt die Stufen hinab, steckte betont langsam sein Schwert weg und ließ seinen Blick suchend über die Menge schweifen, bis er Aaron erblickte.

      Seine harte Miene verdüsterte sich und er kämpfte sich mit den Ellenbogen rabiat durch die Paladine und Gardisten. Die Priester und Adeligen wichen mit einem Angstschrei von ihm zurück.

      „Aaron!“, schrie er und stieß einen Adeligen grob beiseite, schritt zielstrebig auf Aaron zu.

      Aaron und Sirian fielen ehrfürchtig auf ein Knie, pressten eine Hand an die Brust und senkten das Haupt.

      „Seid gegrüßt, Lord Marschall Ragnir“, erwiderte Aaron in ergebenem Tonfall und wagte es, auf zu sehen; Ragnir schnaubte angewidert.

      „Spare dir deine Grüße, General Aaron, wir wissen beide, dass wir uns nicht ausstehen können.“

      Sirian zuckte leicht zusammen wie unter einem Peitschenhieb, aber Aaron lächelte nur leicht in sich hinein.

      Ebenfalls, Lord Marschall …

      „Dürfte ich erfahren, weswegen ich nun letztendlich hier bin?“, merkte Aaron leise an und Ragnir warf den Kopf in den Nacken, lachte laut auf.

      „Na, das wirst du gleich selbst sehen. Adept Sirian, du wartest hier draußen und hilfst dabei, diesen Schweinestall aufzuräumen“, er machte eine schweifende Handbewegung in Richtung der Priester und Adeligen.

      „Aaron, du kommst mit mir.“

      Aaron seufzte leise.

      Als bliebe mir eine Wahl … hoffentlich haben die Paladine nicht wieder den Tatort völlig verunreinigt!

      Schweigend folgte Aaron dem Lord Marschall durch die sich nun zerstreuende Menge und auf das hohe Doppeltor der Kirche zu. Ragnir stieß es einen Spalt breit auf und zog Aaron ohne Umschweife hinein, schlug das Tor zu.

      Als sie eintraten, schienen die Geräusche von draußen zu ersticken und einer eisigen Stille Platz zu machen. Das Gotteshaus lag beinahe vollständig im Dunkeln, nur das zuckende Licht der Blitze erhellte ab und an die Szenerie. Betäubende Kälte kroch in Aarons Glieder und er erschauderte, schüttelte sich leicht.

      „Hier drinnen ist es kälter als draußen“, schnaubte Ragnir verächtlich und schritt mit Aaron langsam zwischen die Bankränge auf die im Schatten liegende Statue des Letzten Herrschers zu.

      „Wie soll das möglich sein?“, fragte Aaron leise und verwundert betrachtete er wie sein Atem kondensierte. Er ahnte, weshalb niemand den Raum beleuchtet hatte. Die Magier suchten nach jedem Mord einen magischen Abdruck der Aura des Mörders. Ein Feuer würde, wie jede andere starke Energiequelle, den Abdruck verzerren.

      „Das wirst du gleich sehen“, wich Ragnir aus und gemeinsam hielten sie an.

      Paladine standen um den Altar versammelt, vor der Statue des Letzten Herrschers und starrten fassungslos hinauf, in die Finsternis. Aaron kniff die Augen zusammen, spähte angestrengt nach oben. Er konnte kaum etwas erkennen, nur eine geisterhafte Silhouette zeichnete sich im Dunkel ab.

      Plötzlich zuckte ein weiterer Blitz, das Innere der Kirche blitzte grau auf und Aaron sah es.

      Seine Augen weiteten sich entsetzt, seine Knie drohten nachzugeben und er spürte, wie ihm übel wurde.

      „Beim Letzten Herrscher!“, hauchte Aaron entsetzt, ließ sich gegen eine Bankreihe sinken und wandte angewidert den Blick ab; er hielt sich eine Hand vor sein Gesicht und schloss die Augen, atmete tief durch; Ragnir zog seine Brauen in die Höhe und schnaubte leise.

      „Wenn ich gewusst hätte, dass du den Anblick so schwer erträgst, hätte ich deinen Adepten mitgenommen und dich draußen gelassen … Godric hat dich zum Paladin geschlagen, oder?“

      Zögerlich stieß Aaron sich von der Bank ab, legte den Kopf in den Nacken und hielt die Augen geschlossen.

      „Hat er“, antwortete er schnell, hielt sich hastig den Magen, gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfend.

      „Habt ihr den Abdruck endlich?“, fragte Ragnir in den Raum hinein und bejahendes Gemurmel drang an Aarons Ohren. Er hörte, wie die Magier leise Flammen entzündeten, das beruhigende Prasseln vertrieb ein wenig die Übelkeit; jedoch wusste er, dass er es wiedersehen müsste, sobald die Magier ihre Fackeln entzündeten.

      Reiß dich zusammen! Ich habe schon viele Toten gesehen! Er ist nur einer von vielen …

      Langsam öffnete Aaron die Augen und trat von der Bank zurück, wandte sich langsam der Statue des Letzten Herrschers zu und blickte empor.

      Die entzündeten Fackeln warfen ihr verschwommenes Licht auf Godric, tanzende Schatten unterstrichen den grausamen Anblick. Dort, wo sich seine Augen befinden sollten, klafften zwei blutige Löcher, sein Mund war zu einem stummen Schmerzensschrei geweitet, der schon lange verhallt war. Blut lief unter seinen Haaren sein Gesicht hinab, bedeckte die gold-silbernen Roben, tropfte auf den Boden und bildete dort eine dunkelrot schimmernde Pfütze. Als Aarons Blick auf den Boden unter der Statue fiel, verhärtete sich seine Miene und wie betäubt trat er hinter den Altar, ging leicht in die Knie. Auf dem Boden unter der Statue prangte ein Schriftzug, geschrieben mit Godrics Blut.

      'In das Herz des Ordens', lautete die Botschaft, dunkelrot und bedrohlich glänzte sie im roten Schein der Fackeln.

      Wer?,