Skyline Deluxe. Marianne Le Soleil Levant. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marianne Le Soleil Levant
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738047240
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mit im Vergleich zu den Guesthouses richtigen Zimmern gesegnet. Telefon, Minibar, also kleiner Kühlschrank, Schreibtisch, TV und Vorhängen als Standard der Ausstattung.

      Vor allem mit jeweils eigenem Bad.

      Es gab Zimmer mit Air Condition, die teurer und daher nicht so beliebt waren. Hinzu kam, das Ventilatoren für Raucher praktika­bler sind, als geschlossene Fenster und Air Con. Denn so lautet die symptomatische Darstellung jener Zeitalter: Die Duldung und Praxis des Genussmittelkonsums ausländischer Besucher war trotz nach dem Gesetz schwerer Strafen selbst auf Besitz und Konsum von Verbrauchsmengen schon allein der Preise wegen in beider Hinsicht recht großzügig geworden. Sowohl die Staatskräfte hatten sich arrangiert, wie auch die Verbraucher ließen sich schwerlich aufhalten. So geht die Geschichte, ein forscher Ruf durch die Gänge des MALAYSIA, es fände eine Razzia statt, was gerne als Streich Einsatz fand, habe regelmäßig zu durchgängiger Betätigung der Toilettenspülung in praktisch allen bewohnten Zimmern geführt. Eventuell war es auch ein Verkaufstrick der Angestellten, die fürsorgliche Warnungen lieber einmal zu oft aussprachen, als den Gästen Ärger einzutragen. Logischerweise musste nach dem falschen Alarm schnell Nachschub her. So ließen sich die Händler einen freundlichen Ruf durch die Stockwerke sicher ein schönes Trinkgeld kosten. Tja, die Leute können einfach nicht genug bekommen. Tendenziell muss für die Marihuana-Händler mit den Besucherströmen junger Reisender aus dem Westen ein Eldorado angebrochen sein. Zahlungskräftig, friedlich und unwissend. Gute Umsätze und eine Polizei, die verständlicherweise weniger Lust auf internationale Komplikationen, als auf freundliche Geschenke hatte. Was wäre schon die Alternative gewesen? Ständig Festnahmen ausländischer Besucher? Bürokratie, überfüllte Zellen, die Gewalt zwischen Insassen begünstigten und eine Erklärungsnot gegenüber der Obrigkeit, weswegen in ihrem Distrikt so viele Probleme auf­kämen, sie ihn wohl nicht im Griff hätten und ob sie ihren Job nicht richtig machten. Nichts wie Ärger also.

      Da bevorzugte man lieber die Variante, alles sei bestens im Lot, die Sache ruhig, außer vereinzelter Kleindelikte. Harmlos, wie alle Ausländer und ihre Angelegenheiten. Eine solch wunschgemäße Version würde die Obrigkeit so wenig überprüfen, wie sie diese interessierte, solange man die Version einigermaßen glaubwürdig vermitteln konnte, da die Situation effektiv entspannt war. Solange jeder bekam, wonach ihm war. Ansonsten konnte man auch Geschenke an bestimmte Stellen weiterleiten, die so was auch mochten und sich darüber noch weniger um den Zustand und Verlauf in den Vierteln sorgten.

      All das war weit sinnvoller als internationale Komplikationen, wenn wirklich Härte gegen einen Ausländer anzuwenden man sich nicht entziehen konnte, um nicht an Gesicht zu verlieren, weil unnötiger Wind gemacht worden war. Keinesfalls erstrebenswert und enorm ungünstig, sollte es sich bei den ungezogenen jungen Leuten um Kinder reicher oder bekannter Personen handeln. Da musste man als Polizist schon aufpassen, dass denen nichts geschah.

      Natürlich verschlechterte sich die Lage auch wieder und Problem­fälle sammelten sich an. Dazu kursierte aufkeimende Gier und Revierkämpfe folgten, denn auch andere schätzten das angenehme Geschäftsklima in einer Nachtwelt des Feierns als eine für sie passende Perspektive. Höheres Einkommen durch scheinbar anstrengungslosen Handel, dessen Produktnachfrage weder nach Innovation verlangte, noch Werbung erforderte.

      Der BLUE FOX war direkt gegenüber dem MALAYSIA.

      Open 24 Hours.

      Was musste hier für ein Durchlauf geherrscht haben? Selbst wenn sich über Wochen auch viele Gäste, die dieselben blieben und auch nach Monaten wieder von Reisen nach Bangkok kamen, dort auf­hielten und es echte Langzeitanwesende gab. Damals hatte sich eine noch zahlreichere Familie die Schichten im BLUE FOX geteilt und waren das nicht alle Teilnehmer des Unternehmens.

      Eine Institution sehr asiatischer Ausprägung.

      Vollzeitversorgung des Grundbedarfes. Das braucht jeder.

      Vor allem in der Fremde. Da wird der Mensch zum Mensch in seinem bescheidenen Wunsch nach Nahrung, Sozialkontakten, Interaktion, Anerkennung, Rausch. Immer willkommen zu sein.

      24 Hours.

      Der Uterus-Effekt einer höhlenheimeligen Kneipe, die immer auf hat. Geborgenheit. Was dem Reisenden in der Fremde manchmal abgeht, weil er erkennt, dass alles um ihn herum neu und deshalb eigentlich nicht vertraut, sondern fremd ist.

      Die Macht der Masse an Menschen, die hier sich betrunken haben, begegnet sind, die Affären, die hier einen Anfang gefunden haben, Trennungen, Streit, Schlägereien, Geschäfte und ein gehöriges Maß an vertrödelter Lebenszeit schwang nach. Es war so einzigartig wie profan. Lokale dieser Art gibt es auf der Welt Tausende.

      Die Geschichten, denen sie ein zuhause gaben, sind alle unwieder­bringlich. Der Rausch des BLUE FOX, einer kleinen Bar an der Ecke, die als Leuchtturm des Viertels für Verirrte der Nacht einen Riesenreibach machte und dabei voller Abenteuer war, bedeutete wahnsinnig viel Arbeit, einen Haufen Geld und ein aufregendes Leben, das den Thai beizeiten auch ganz schön auf die Nerven ging. Manche der Ausländer waren doch zu irre. Ein Trott und der Alltag langweilte die Jungen, aber allen war klar, noch besser wie hier wird es nirgends, wo sie nicht herkamen. Unter den Familien ist es nicht üblich, eine Goldgrube gegen moderne Ideen über ein freies Leben einzutauschen.

      Da werden sie sich bestimmt einig. Wenn die unzweifelhaft niemals in Frage zu stellende Autorität des Alten den Nachwuchs vielleicht an die Sicherheit seiner Überzeugungen soliden Einkommens erinnern musste, waren sich jene eigentlich selbst im Klaren, dass sie schwer auskamen und so wenigstens überdurchschnittlich dastanden. Etwas anderes hätten sie nicht gelernt und von Luft und Liebe zu leben, bildeten sie sich schon aufgrund ihrer Erziehung und Erfahrung der Lebensrealität eines Normalbürgers nicht ein. Höchstens Mönch konnte man werden, was dem Alten gefallen hätte, entgegen dem, des Arbeitskraftverlustes. Doch Blut hatten sie schon geleckt und mit Geld war man nicht primär auf das Leben im Kloster aus.

      Jetzt herrschte nur noch Nostalgie. So wie der Onkel angab.

      Der Bedarf an sentimentaler Auferstehung besserer Zeiten war höchst real. Hatte der BLUE FOX in gleichwohl klassischer, wie bedauerlicher Tragik einem der befallartig über das Land Einzug haltenden 7eleven Läden weichen müssen. Diese 7eleven Läden nisteten sich mit Vorliebe an Straßenecken ein. So konnte man sie in zwei Straßen schon von weitem erkennen und von ihnen betreten und verlassen werden. Das erhöhte den Durchlauf. Und so das Geschäft. Viele nahmen gern beim Abbiegen schnell etwas mit. Zigaretten, den Take-Away-Kaffee, Feuerzeug, Getränk, Cracker. Tja, Amerikaner. Haben das Marketing erfunden. Danke.

      Weil die Amerikaner mit ihrer unbändigen Fantasie so gerne glaubten, wir wären ihnen für die Einführung des Marketing wirklich dankbar, haben sie auch noch das Investment Banking erfunden. So sind sie eben.

      So verschwand eine Institution als Opfer der wirtschaftlichen Ver­hältnismäßigkeit. Gegen 7eleven konnte sich der blaue Fuchs nicht behaupten. Aber 40 Meter weiter die Straße hinunter, Richtung Rama IV gab es ein Lokal sehr ähnlichen Couleur: WONG BAR.

      Kleiner und anders. Open 24 Hours.

      Mit Supermarktumsatz konnte man nicht konkurrieren. Nachfrage für das jederzeit willkommen bestand jedoch wie eh und je.

      Auch in und vor dem 7eleven fanden sich nachts Trinker und einsame Wanderer ein, um sich die Zeit mit Unterhaltung zu ver­treiben und herumzuhängen. Oder einfach weil es nirgends sonst das Bier billiger gab. Immerhin war man an der Quelle. Zigaretten, Kondome, Eis, Wasser und alles billig. Flair hatte es keinen.

      Die Mitarbeiter der Filiale waren sich wohl bewusst, von Gasthäu­sern untersten Preisniveaus umgeben zu sein und hatten sich an ihr Publikum gewöhnt. Solange es keinen Ärger gab und alle kauften.

      Der Onkel im Traum schloss seine Dankeshymnen für beider Besuch und noch mal, dass sie nicht gleich wieder abgefahren seien, mit einem Wai und der Junge trat hervor, sprach, das Taxi sei da und ging zur Tür nachzusehen. Thomas fiel ein, dass er vorher noch auf die Toilette gehen sollte, weil er spürte, wie die Drinks seinen Körper wieder verlassen wollten.

      Er wachte auf. Es drückte arg. Er freute sich, nicht im BLUE FOX, sondern im weichen Bett des Deluxe Room zu sein. Dann schnell zur Toilette,