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erwarte wieder den Wechseln in Irandinas damaligen Körper. Doch dem ist nicht so.

      Sie berichtet:

      „Selbst als Albin musste ich zugeben, dass es unter der Führung von Guggeri und Elrone durchaus angenehmer war, soweit man überhaupt von angenehmem Leben auf dieser Eisinsel reden kann. Wir konnten miteinander auskommen, was bei Alben außergewöhnlich ist.

      Wir begannen, die Insel zu erforschen. Nicht nur geistig. Wir wanderten überall hin. Wir lernten, unsere Augen derart abzudunkeln, dass wir schadlos so lange es uns beliebte auf die weiße Fläche schauen konnten, ohne zu erblinden. Wir lernten, unsere Körper mit unserer Macht vor jeglichen Witterungseinflüssen zu schützen. Wir fanden tatsächlich Tiere, die auf der Insel lebten und konnten uns von ihnen und Kräutern und kümmerlichen kleinen Beeren leidlich ernähren. Hinzu kam der eine oder andere Weißbärenschinken, wenn tatsächlich mal einer zu uns geschwommen kam. Und natürlich sehr viel Fisch. Jedes Mal, wenn ein Wal oder ein Fisch sich an der Oberfläche zeigte, konnten wir ihn gemeinsam packen und an Land schaffen. Hauptsache, wir konnten ihn sehen, denn daran ließ sich nichts ändern. Sichtkontakt gehörte unabdingbar zum Einsatz unserer Macht. Ein kleiner Wal brachte natürlich das Meiste ein. Mir fiel es besonders schwer, mit den kurzen Tagen und den verdammt langen Nächten zurecht zu kommen.

      Zu meinem größten Bedauern hatte Alamons Überfall eine zunehmend unübersehbare Spur hinterlassen. Ich trug ein Kind im Bauch und Ka-Ra auch. Keine Ahnung, wer wann mit ihr zusammen war. Es ging völlig unauffällig von Statten. Sie war es sichtlich zufrieden und strahlte, bis sie die Leibesfrucht verlor. Das machte sie gefährlich für unsere Zwangsgemeinschaft. Ich weiß bis heute nicht, was schlimmer in ihr tobte. War es besonders schlechte Laune oder unglaubliche sexuelle Gier. Keiner der Männer war vor ihr sicher. Jeder musste herhalten, damit sie vielleicht nochmal ein Kind im Bauch haben könnte. Oftmals ging das nicht ohne Schlägerei ab. Mit ihrer kräftigen Statur konnte sie einem Mann sehr wohl größere Schwierigkeiten bereiten. Der schwächliche Lunarus war immer wieder ein willkommenes Opfer für sie.

      Ich hätte ihr gerne meine Last abgegeben, hätte ich gekonnt. Mir war der dicke Bauch und alles was dazu gehört zuwider. Übelkeit, Unwohlsein, Schmerzen überall und vor allem die körperliche Unförmigkeit hasste ich. Sehr oft stritt Ka-Ra mit mir, weil sie mir das Kind missgönnte. Schlägereien gab es häufig zwischen uns. Ein Wunder, dass nicht auch ich das Kind verlor.

      Es ist nicht mehr lange hin bis zur Niederkunft und ich marschiere mit Ka-Ra über ein Schneefeld. Wir waren auf der Jagd und ich hatte eines dieser Geweih tragenden großen Tiere erlegt. Ka-Ra hatte kein Glück gehabt und ließ mich aus Wut dann auch die Beute allein transportieren. Natürlich war ich deswegen auch deutlich langsamer als sie.“

      Unvermittelt befinde ich mich wieder im Körper von Irandina und gehe Ka-Ra hinterher, die heftigst auf mich einredet. „Jetzt beweg dich ein bisschen schneller, mit deinem dicken Bauch. An dem kleinen Tierchen kann es ja nicht liegen. Du trägst es ja nicht auf deinen Schultern. Oder glaubst du, du bekämest eine Sonderbehandlung, weil du die Erste bist, die ein Kind bekommen wird?“

      „Lass mich doch in Ruhe. Ich hab mich nicht darum gerissen. Ich kann nichts dafür, dass du, warum auch immer, dein Kind verloren hast.“ Ich bin bestimmt genau so übellaunig wie Ka-Ra, nur aus anderen Gründen. Ich fühle mich miserabel. Alles ist mir zu viel.

      „Willst du damit sagen, ich sei etwa selbst schuld, dass mein Kind abgegangen ist? Hältst du mich für krank, für unfähig, Kinder zu bekommen? Willst du das damit sagen?“

      Abrupt ist Ka-Ra stehen geblieben und dreht sich zu mir um. Jetzt geht das wieder los. Den Ärger brauch ich genauso wenig, wie das Kind im Bauch.

      „Ich will gar nichts damit sagen. Ich wollte nicht die Erste sein. Ich wollte nicht mal ein Kind austragen müssen. Jetzt ist es halt einmal so. Was kann ich tun?“, brumme ich mürrisch und bekomme sofort zu spüren, dass ich mal wieder das Falsche gesagt habe. Eigentlich sagt man bei Ka-Ra immer das Falsche.

      „Dem kann sicher Abhilfe geschaffen werden, verfluchtes Zierpüppchen.“, keift sie los.

      Hat sie eben noch mit auf die Hüften gestützten Händen drohend vor mir gestanden, gehen jetzt etwa 170 Pfund Weib auf mich los. Ihre Masse und ihre Größe von fast sechs Fuß geben ihr jede Menge körperlicher Vorteile. Zudem nimmt mir mein dicker Bauch auch meine Wendigkeit. Also werde ich zunächst erst einmal einfach von ihr umgerannt und ich stürze rücklings in den Schnee. Sie ist sofort über mir und drückt mir ihre voluminösen Brüste unter dem Umhang voll auf das Gesicht. Ich bekomme keine Luft und reiße sie an den langen Haaren, die ich zu packen bekomme. Mit ganzem Körper und vollem Gewicht presst sie mich in den Schnee. Leider ist sie an Kopf und Haar derart schmerzunempfindlich, dass mein Reißen keinerlei Wirkung zeigt. Sie bekommt meine Arme gepackt und drückt sie auf den Boden. Sie stemmt sich darauf hoch und hebt den Kopf ganz weit nach hinten. Ihren Kopfstoß sehe ich schon kommen. Ich reiße mein linkes Bein hoch und treffe sie heftigst zwischen ihren Beinen. Mit einem schmerzhaften Aufschrei fällt sie von mir herab.

      Tränen stehen in ihren Augen, als sie sich aufrappelt, um wieder auf mich los zu gehen. Mit einem Sprung will sie sich erneut auf mich werfen, um mir Luft und Kind aus dem Leib zu pressen. Überrascht müssen wir beide erkennen, dass sie in geringem Abstand über mir zur Seite geschleudert wird. Schneller als man diesem massigen Weib zugetraut hätte ist sie wieder auf den Beinen, um mir einen heftigen Tritt zu versetzen. Eine unsichtbare Wand behütet mich, Ka-Ra stolpert und stürzt wieder in den Schnee.

      „Ach, hat dir der alte Alamon den Trick verraten oder hast du es selbst heraus gefunden? Die Dame kann sich jetzt auch abschirmen.“, schnaubt sie um Luft ringend.

      „Denk doch, was du willst und lass mich in Ruhe.“

      Ich setze mich auf und lasse sie nicht erkennen, dass ich selbst überrascht bin. Nur langsam füllen sich meine Lungen wieder mit frischer Luft. Ich fühle mich, als hätte mich ein göttlicher Hammer getroffen. Alamon hatte keine Gelegenheit, mir irgendetwas zu verraten. Der hätte doch niemals einem von uns etwas über seine Fähigkeiten preis gegeben. Und bis zu diesem Moment kannte ich diese Fähigkeit selbst an mir noch nicht. Ich kann es mir auch zu diesem Zeitpunkt nicht erklären. Vielleicht eine instinktive Geistesreaktion, schließlich war ich noch recht benommen. Ich stehe auf, hebe den Geweihträger wieder hoch und setze meinen Marsch schweigend fort, als sei nichts geschehen. Ka-Ra stapft hinter mir her, ohne mich erneut anzugreifen.

      In der Höhle angekommen sind inzwischen wohl bekannte Geräusche zu vernehmen. Guggeri und Elrone treiben es häufig, manchmal auch mehrmals täglich miteinander. Entweder haben die dabei so viel Spaß oder Elrone will unbedingt auch ein Kind. Ihr Stöhnen versetzt Ka-Ra auch wieder in Stimmung. Lunarus wird kurzerhand gepackt und nach draußen geschleppt. Erstaunlicher Weise kommt nach geraumer Zeit nicht Ka-Ra zuerst wieder in die Höhle. Von dem spitzen Stein, den Lunarus uns zeigt, tropft Blut und er spricht: „Ab jetzt nur noch, wenn ich es will.“ Dabei atmet er schwer.

      Neugierig gehe ich hinaus und finde Ka-Ra mit eingeschlagenem Schädel und heftig blutendem Unterleib. Unser kleiner Schwächling hat sich offensichtlich mächtig ausgetobt. Die Tote folgt Alamon in die eisige See und ich verlasse Irandinas Körper.

      Ich bin so erschöpft, als hätte ich soeben selbst mit dem starken Weib gekämpft. Ich bin eine Zwergin und verfüge über weitaus mehr Körperkraft als Irandina, doch bis zu diesem Augenblick war ich die Albin und hatte nicht meine eigene persönliche Stärke. Ich fühle mich, als hätte ich einen ganzen Tag mit einer sehr schweren großen Axt geübt. Mitfühlend blickt mich die ehemalige Albin an.

      „Kann ich fortfahren, Waltruda?“

      „Ja, es muss gehen.“

      Und so berichtet sie weiter: „Es kam der Tag, an dem sich das Kind seinen Weg bahnte. Das tat verdammt weh und ich schrie, als würde ich gefoltert. Erst als das Kind draußen war, fühlte ich mich wieder zufrieden mit mir. Schon beim ersten Anblick des Knaben kam mir der Gedanke, dieses Wesen bereits zu kennen. Und ich war nicht die Einzige mit diesem Eindruck.

      Grima machte