Miramahelia. Laryssa I. Bieling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Laryssa I. Bieling
Издательство: Bookwire
Серия: Miramahelia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847673279
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sie dir zu Gesicht steht, hätte ich dir noch einen smaragdgrünen Ring geschenkt. Das werde ich nach Silvester natürlich umgehend nachholen<<, schmeichelte er ihr.

      Genau diese wohltuenden Worte brauchte sie jetzt und siehe da, von jetzt auf gleich war sie sofort wieder gut gelaunt. Völlig zufrieden mit Roberts Antwort drückte sie sich schnell noch ein paar von den leckeren sauren Gurken in den Mund und kaute genüsslich darauf herum. Das erinnerte ihn ganz stark an etwas.

      >>Muuh<<, sagte Mr. Prittel und räusperte sich.

      >>Hä?<<

      >>Ich wollte sagen Muuhtti wirst du ja schon bald!<<

      >>Also Schatz, dass ich dich immer so missverstehe<<, brabbelte sie mit vollem Mund und lächelte so merkwürdig, dass man die einzelnen grünen Stückchen sehen konnte. Unglaublich diese Parallelen zur Tierwelt, dachte er sich und beobachtete, wie sie kaute. Das sah fast aus wie Gras zwischen Mahlzähnen. Nur noch das Wiederkäuen fehlte, was hoffentlich ausblieb.

      >>Ach Schatz, wie kommt es eigentlich, dass ich immer so ein komisches Zeug denke?<<, sprach sie laut vor sich her und drückte sich ein Gürkchen nach dem anderen zwischen die Mundwinkel.

      >>Entschuldige, dass ich immer so ungehalten bin, aber ich kann da eigentlich gar nichts für. Du weißt ja, die Hormone spielen verrückt<<, sagte sie, rülpste ungehalten, fächerte sich mit einer Serviette Luft zu und stand dann auf.

      >>Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen<<, antwortete er und musste sich dabei kräftig auf die Zunge beißen, um nicht lauthals loslachen zu müssen, denn so ein unkultiviertes Verhalten hatte seine Frau noch nie an den Tag gelegt.

      >>Schatz, wie wäre es, wenn wir mit dem Essen beginnen würden, denn wie ich sehe, ist der Tisch gedeckt.<<

      >>Das ist eine gute Idee, ich habe auch schon richtig Hunger<<, sagte sie, verschwand kurz in der Küche und rollte mit einem Handwagen das Menü ins Zimmer. Bei diesem Schmaus hatte sie sich mit ihren Kochkünsten selbst übertroffen! Sogar der Nachtisch war selbst gemacht.

      Es wurde gegessen und gegessen, bis die beiden vom Essen so müde waren, das sie sich überlegten vor dem eigentlichen Feuerwerk noch ein kleines Verdauungsnickerchen zu machen.

      Kurz vor 24 Uhr bauten die Leute der Nachbarschaft das Feuerwerk auf um das neue Jahr zu begrüßen und da geschah etwas sonderbar Unvorhergesehenes. Die Wolken verdichteten sich direkt über einem alten Haus in der Square Stone Gasse. Es war das Haus der Prittels. Fledermäuse flatterten erschreckt und nervös aus dem Dach hervor, sie waren die Ersten, die mitbekommen hatten, dass bei Mrs. Prittel nach dem Genuss der reichhaltigen Mahlzeit plötzlich die Wehen einsetzten und aus dem Verdauungsschläfchen eine Geburt werden sollte. Auch den Raben blieb das Schmerzgestöhne von Mrs. Prittel nicht verborgen und so erreichte auch sie die Nachricht der bevorstehenden Geburt. Als die Glocke der Kirche dann Mitternacht schlug und die Raketen flogen, geschah es. Larris Prittel erblickte das Licht der Welt. Im gleichen Augenblick schlug aus dem Nichts der Blitz in das Haus ein. Irritiert von dem lauten Knall sprang Mr. Prittel verschreckt von der Bettkante seiner Frau hoch, an der er noch eben völlig überraschend die Hebamme spielen musste.

      >>Es wird doch wohl nicht der Heizkessel im Keller gewesen sein, der explodiert ist, Robert?<<, röchelte sie erschöpft.

      >>Hoffentlich nicht Roisin, hoffentlich nicht<<, wiederholte er unruhig und zögerte seiner Frau von der Seite zu weichen.

      >>Schau bitte nach, ich komme hier schon alleine klar!<<, sagte sie und wickelte ihren Spross in das Handtuch.

      Wie von der Tarantel gestochen rannte Robert die Treppe hinunter. Unten angekommen stieg ihm ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase.

      >>Hier riechts wirklich seltsam, aber kein Grund zur Unruhe. Bleib bloß liegen! Kümmere dich um unseren Sohn und reg dich nicht auf! Bin gleich wieder da<<, rief er zu Roisin die Treppe hoch.

      >>Alles in Ordnung da unten? Kannst du irgendetwas sehen?<<, schallte es lauthals aus dem obersten Stock herunter.

      >>Bislang habe ich nichts gefunden<<, drang nicht mehr zu ihr vor, denn der Kleine hatte sich von der Lautstärke ihres Rufens fürchterlich erschreckt und brüllte nun wie am Spieß. Die Farbe seines Kopfes glich der einer reifen roten Tomate. Mrs. Prittel wurde angst und bange, dass ihrem Neugeborenen von seinem Geschrei womöglich noch eine Ader im Kopf platzen könnte und so versuchte sie ihn durch sanftes Hin- und Herwiegen zu beruhigen.

      In der Zwischenzeit durchstöberte Mr. Prittel konzentriert die Räume und führte dabei Selbstgespräche.

      >>Merkwürdig, merkwürdig<<, grummelte er vor sich her. So etwas hatte er in seinem Haus nie zuvor gerochen, schon gar nicht im Keller bei der Heizung. Eine Kesselexplosion, wie die vor fünf Jahren, wird es also nicht gewesen sein. Der Geruch ähnelte einer Mischung aus verbranntem Holz, Feuerstein und süßlichem Puddingpulver. Sehr ungewöhnlich, aber doch so vertraut wie aus der Kindheit. Neugierig und zugleich mit allem rechnend ging er der Geruchsspur nach. Sie kam aus dem Wohnzimmer, da war sie am stärksten und dort wurde er auch prompt fündig.

      >>Unglaublich!<<, dachte er laut. Eine geheimnisvoll zackig geschwungene Gravur zierte den marmornen Fußboden. Sie war wie von Geisterhand ins Gestein gemeißelt, aber ihre Bedeutung war nicht verständlich. Alles andere im Zimmer schien vom Blitz verschont worden zu sein. Der Tisch und die Stühle standen wie eh und je. Selbst die Vorhänge waren tipptopp in Schuss. Wie in Trance bückte sich Mr. Prittel ungläubig und berührte die Schrift, um festzustellen, ob nicht wirklich alles bloß ein Traum sei und er sich das alles einbildete. Aber nein, es war echt, die Schrift war sogar noch warm und mit einem nie gesehenen weißen Ruß benetzt. Als er sich wieder aufrichtete, erstarrte er, denn neben ihm auf dem Tisch lag plötzlich ein Amulett aus reinem Silber in dessen Mitte ein kleiner granatroter Stein steckte. So etwas Kostbares hatte er noch nie gesehen, geschweige denn in der Hand gehalten oder selbst getragen. In seinem Schmuckkästchen lagen zwar allerhand Umhängsel, doch keins davon war so wunderschön wie dies hier.

      >>Wer macht mir denn solche teuren Geschenke, dass ist ja fantastisch. Wieder ein neues Exklusivstück in meiner Sammlung<<, jauchzte er ergötzt und nahm den kostbaren Fund an sich, um ihn seiner Frau zu zeigen. Erst jetzt, wo er nach oben zurückgehen wollte, bemerkte er, dass sein Sohn ruhig geworden war und nicht mehr schrie. Für den Bruchteil von Sekunden stutzte er, denn plötzlich war es still und zwar ungewöhnlich still. Mit dem Amulett in der Hand machte er sich auf den Weg zur Treppe und durchquerte einen langen schmalen Flur, an dessen Gangende ein zwei Meter hoher Spiegel stand. Natürlich konnte Mr. Prittel nicht einfach so an ihm vorbeigehen, ohne sich nicht wenigstens einmal anzuschauen, wie sich der kostbare Fund wohl an seinem Hals machen würde. Mit diesem edlen Accessoire würde man sich bestimmt wie ein König fühlen, dachte er sich. Als er die Kette anlegte und den Verschluss des wertvollen Stücks schloss, traute er seinen Augen kaum. Die eben noch völlig feste Silberkette zerfloss wie Wachs. Entsetzt starrte er vor seine Füße und sah, wie die dort auftreffenden Tropfen wieder fest zu einem Amulett zusammenliefen.

      >>Was passiert hier eigentlich?<<, sprach er völlig baff, trat einen Schritt zurück und hob es irritiert auf. Ungläubig betrachtete er sein Spiegelbild und bemerkte, dass die Oberfläche wellig zerrann. Ein grollendes Geräusch wie das eines Donners wurde hörbar. Nach und nach wurde es immer heller, bis plötzlich der ganze Gang in ein gleißendes Licht getaucht war. Es schien aus dem Innersten des Spiegels zu kommen. Gelähmt stand er da und sah, wie sich der Schatten einer riesigen Gestalt vor das Licht schob. Unheimlich! Zuerst kam die Hand, dann folgte der Rest des Körpers, bis dieses Etwas völlig aus dem Spiegel herausgetreten war und die Umrisse einer Lichtgestalt deutlich wurde.

      >>Du willst wissen, was hier geschieht, dann höre gut zu!<<, murmelte ihm merkwürdigerweise von hinten eine hohe Stimme ins Ohr. Ihm standen die Haare zu Berge und es verschlug ihm die Sprache. Weit und breit war niemand Weiteres als die Lichtgestalt zu sehen, doch die stand unmittelbar vor ihm. Das Etwas, was ihn dort von hinten ansprach, war wie ein dunkler Schatten, der einen in der Nacht verfolgt, aber