Armadeira. K. Ingo Schuch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Ingo Schuch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847625544
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       Já passou meu carnaval

       E isso explica porque o sexo

       É assunto popular...

       No mais estou indo embora!

       No mais estou indo embora!

       No mais estou indo embora!

       No mais!

      Der Mann schreckte hoch. Seine Haare waren auf einer Seite schweißnass an den Kopf geklebt, auf der Wange hatte er den Abdruck des Sitzkissens. Schlaftrunken starrte er auf die nackte Frau. Er verstand nicht.

      »Wer bist du? Wie bist du hier rein gekommen und mach die Musik leiser! «, brüllte er gegen den Refrain an.

      Er wollte sich erheben. Die Frau machte einen Satz auf ihn zu und kauerte auf einmal auf seiner Brust. Er konnte seine Arme nicht heben, weil sie sie mit Ihren Schenkeln fest auf das Sitzmöbel drückte. Er versuchte zu strampeln und sie abzuwerfen, aber sie war überraschend kräftig. Als seine Nase ihren Bauchnabel berührte, begann sich in seiner Hose etwas zu regen. Sie griff mit einer Hand nach hinten und nestelte an seinem Gürtel herum. Ihre Lippen waren auf einmal ganz nah an seinem Mund. Züngelnd fuhr ihre Zunge ihm ins Ohr. Sein Körper reagierte. Er wollte es tun. Er versuchte sie mit seinen Lippen zu erreichen, aber die Frau drehte den Kopf zur Seite.

      Plötzlich fuhr ihm ein brennender Schmerz in den Nacken. Etwas hatte ihn gestochen! Er spürte Panik aufsteigen. Nochmals versuchte er sich hoch zu stemmen, aber die Frau saß wie ein Alb auf ihm. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Sein Herzschlag schien sogar die laute Musik aus den Lautsprechern zu übertönen. Jetzt wurde ihm schlecht. Merkwürdigerweise hatte er nach wie vor einen Ständer.

      Die Frau rutsche ans Fußende, zog ihm mit einem Ruck Hose und Unterhose herunter, dann bestieg sie ihn wie ein Reittier. Dabei stieß sie gutturale Töne in einer Sprache aus, die er noch nie gehört hatte. Er lag einfach nur da und ließ es geschehen.

      Jetzt kamen die Schmerzen. Er stöhnte und warf den Kopf hin und her. Dann begann er zu schreien. Er hörte nicht mehr auf zu schreien, während die Frau es ihm antat. Während sie das Unaussprechliche tat. Draußen begann es zu regnen.

      Ernesto Teixeira saß auf der Terrasse, die zum Garten hin führte, und blätterte im O Estado De São Paulo.

      Der Sportteil wurde dominiert durch eine Neuauflage der Diskussion, ob einige der Altstars für die Seleção nominiert werden sollten, nachdem auch die letzte Copa mit einem frühzeitigen Ausscheiden im Viertelfinale geendet hatte. Mittlerweile gab es zu dem Ausverkauf der jungen Talente einen Gegentrend. Die ehemals wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten nach Europa geflüchteten Spieler kehrten zum Ende ihrer Karriere zurück nach Brasilien. Ronaldo und Roberto Carlos spielten bei den Corinthians - und das nicht einmal schlecht - und schon gab es die ersten Gerüchte, auch Rivaldo bemühe sich um einen Wechsel zu einem einheimischen Verein. Derzeit konnte man den Eindruck gewinnen, in dem sportbegeisterten Land sei vollständig der Wahnsinn eingezogen. Über die Seleção wurde immer geredet und geschrieben, aber nachdem Brasilien nicht nur den Zuschlag für die Austragung der Copa 2014 erhalten hatte, würde Rio ja auch noch Gastgeber der Olympischen Spiele sein. Und natürlich witterten die oppositionsnahen Medien bereits wieder Schiebereien im großen Stil. Als wenn die Vergabe von Großereignissen irgendwo anders ohne Zuwendungen erreicht würde! Teixeira legte die Zeitung weg und goss sich noch einen Kaffee nach.

      Aus dem Nachbarhaus drang gedämpftes Gitarrenspiel. Es gefiel ihm, wenn Paulo übte, vor allem, wenn er es leise tat. Irgendwas von Alceu Valença. Mit dem Fuß wippte er im Takt. Es würde wieder ein heißer Tag werden, aber hier wehte immer ein sanftes Lüftchen. Er würde Silvana bitten, nach den Feiertagen José Luiz anzurufen, die Hecke müsste mal wieder geschnitten werden. Oben in der Palme zeterten die Sittiche, auf der Straße ließen ein paar Jungs die ersten Raketen steigen. Mittlerweile hatte sich dieser Silvesterbrauch auf die Weihnachtszeit ausgedehnt. Drüben schnappte der Köter über. Der verdammte Pitbull stieß jedes Mal, wenn jemand am Haus vorbeiging, sein heißeres Gebell aus. Das war kein Hund, sondern eine Hyäne. Nachts heulte er den Mond an. Im Gegensatz zu Paulo waren die Nachbarn zur Rechten komplett resistent gegen Lärm, insbesondere gegen den durch sie selbst verursachten. Irgendwann würde Teixeira sich etwas einfallen lassen müssen.

      Das Telefon klingelte. Er wartete, dass das Hausmädchen abheben würde. Dann fiel ihm ein, dass heute Heiligabend war und sie frei hatte. Silvana war im Garten und striegelte Ronaldo, ihren Schäferhund. Sie rief gegen das Hundegebell an: »Ernesto, willst du nicht ran gehen? « Nun merkte er, dass es sein cellular war, das drinnen auf dem Tisch hartnäckig läutete.

      »Droga. « Fluchend stemmte er sich hoch und ging ins Wohnzimmer. Er erkannte die Nummer des Anrufers im Display. »Fernanda. Es ist noch zu früh, mir Frohe Weihnachten zu wünschen. Was willst du? «

      Am anderen Ende der Leitung erkannte er das leichte Lispeln der Sekretärin, die die unfreundliche Begrüßung konterte, indem sie seinen Dienstgrad weg ließ: »Teixeira. Es tut mir ja außerordentlich leid, dass ich dich beim Frühstück stören muss, aber in Juquehy gibt es einen Toten. «

      Teixeira fuhr sich mit einer Hand durchs Gesicht und versuchte sich zu erinnern, was er gestern Abend alles getrunken hatte, um sich so schlecht zu fühlen. Er griff nach der Schachtel und steckte sich eine Mentholzigarette an. Das machte es nicht wirklich besser.

      »Fernanda, in São Paulo gibt es statistisch jeden Tag fünfzig gewaltsame Todesfälle. Juquehy liegt im Bezirk São Sebastião und dafür dürften die Kollegen von DEINTER 1 zuständig sein. Was ist denn an dem so besonders, dass du mich deswegen anrufen musst? «

      »Desculpa. Aus irgendwelchen Gründen will der Geral, dass du selbst hinfährst und den Fall übernimmst. «

      Fernanda war so etwas wie die rechte Hand des Responsável pelo Homicídio, des Leiters der Mordkommission. Teixeira wurde hellhörig. »Wer ist es denn? « brummte er ins Telefon. Seine Stimme klang, als habe er mit Reißnägeln gegurgelt. Er drückte angewidert die gerade angerauchte Zigarette in einem Blumenkübel aus. Silvana würde ihn umbringen, wenn sie die Kippe fand.

      »Das Opfer heißt José Gabriel Tavares. Er war Direktor in einer Holzfirma. Der Geral muss ihn persönlich gekannt haben, anders kann ich mir nicht erklären, warum ihm das so dringlich ist, dass ich dich an einem Samstag anrufen muss. «

      Fernanda erzählte noch irgendwas von einem Wochenendhaus und von einer empregada und einem Wachmann. Teixeira hörte gar nicht genau hin. Er würde die Details früh genug mitbekommen. Wenn der Geral sich selbst in die Ermittlungen einschaltete, bedeutete das Ärger. Besser, er versuchte richtig nüchtern zu werden. Er knurrte ins Telefon: »Ich gehe jetzt duschen und schaue, ob ich in diesem Haus noch was zum Anziehen finde. Ein herrlicher Tag um an den Strand zu fahren. «

       Nachdem ich Silvana erklärt habe, dass sie die Vorbereitungen für heute Abend alleine treffen muss.

      Der mittelgroße, kräftig gebaute Mann stapfte auf das Haus zu. Sein weißes Hemd mit den Knitterfalten und den handtellergroßen Schweißflecken unter den Achseln verrieten den Städter. Er trug eine braune Anzughose und Slipper. Graumelierte, ehemals schwarze Haare fielen ihm hinten wellig über den Kragen. Das Gesicht mit der Adlernase dominierte eine Brille im Onassis-Stil. Dem Gesamteindruck nach konnte es sich um einen Mathematiklehrer oder Journalisten handeln. Dagegen sprach, dass ein junger Polizist zackig salutierte und für ihn das orangefarbene Absperrband hob, als er den Herankommenden sah. Ein Abzeichen am Ärmel wies den Uniformierten als Mitglied der Polícia Civil aus São Sebastião aus.

      Vor dem Haus standen einige Gaffer herum, die aufgeregt die Köpfe zusammen steckten, als sie sahen, dass da offenbar jemand von Bedeutung gekommen war. Die Küchentür war offen. Rund um die Türklinke und am Türrahmen hafteten die Reste von Mangandioxidpulver, das die Kollegen der Spurensicherung aufgebracht hatten, um Fingerabdrücke sichtbar zu machen.

      Der Neuankömmling bewegte