Armadeira. K. Ingo Schuch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Ingo Schuch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847625544
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      K. Ingo Schuch

      Armadeira

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Zitate

       Prolog. Die Xa’o

       Tavares

       Auf dem Rio Moju

       Strandgut

       Ermittler

       Dschungelkrieger

       Verbindungen

       Gotteskrieger

       Im Spinnennetz

       Terror

       Macht

       Epilog

       Impressum neobooks

      Zitate

      „Der moderne globale Industrialismus in seinem letzten degenerativen Auswuchs, genannt Konsumgesellschaft, ist heute dabei, auch noch die allerletzten, einigermaßen intakten natürlichen Systeme zu verstümmeln, zu vergiften oder gar ganz auszulöschen.“

      José Lutzenberger, ehem. brasilianischer Umweltminister

      „Die Muslime im Westen müssen bedenken, dass der Ort an dem sie sich befinden, ihnen zu einer wichtigen und entscheidenden Rolle im Jihad gegen Zionisten und Kreuzzügler verhilft. Sie können den Feinden des Islams, die ihre Religion, Heiligtümer und Geschwister bekriegen, großen Schaden zufügen.“

      Aus einer Videobotschaft der Al-Qaida

      „Das 21. Jahrhundert kann und muss ein amerikanisches Jahrhundert bleiben. (...) Ich schäme mich nicht für die Macht Amerikas.“

      US-Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney am 24. Juli 2012 vor der US-Veteranenvereinigung VFW

      „Und endlich schwieg der Kampf, weil Kämpfer nicht mehr waren.“

      Pierre Corneille

      Prolog. Die Xa’o

      Nordwestlich von Itaituba, Bundesstaat Pará, Brasilien.

      Die onça duckte sich unter die Farne. Ihr Schwanz peitschte den Boden. Misstrauisch spähte sie zwischen den Bäumen hindurch und versuchte zu erkennen, ob ihr eine Gefahr drohte.

      Die Katze war hungrig. Seit Wochen musste sie sich mit Kleingetier begnügen, die guti, paka und Sumpfhirsche waren längst vor dem Lärm und Gestank geflüchtet, der immer unerbittlicher den Wald durchdrang. Bereits aus großer Entfernung hatte sie heute der unwiderstehliche Duft des Blutes herangeführt. Außer dem anschwellenden Zirpen der Zikaden und dem Schnattern der Sittiche hoch oben in den Bäumen war jetzt nichts zu hören. Die Sonne war bereits hinter den Bäumen versunken, aber die onça sah auch im Dämmerlicht noch ausgezeichnet. Sie prüfte nochmals die Witterung, dann betrat sie die Lichtung. Ihr Kopf pendelte hin und her und sie war bereit, bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr das Weite zu suchen.

      Nach wenigen Schritten hatte sie ihr Ziel erreicht. Die Raubkatze stieß ein heiseres Grollen aus und fletschte die Zähne. Ihre Beute bewegte sich nicht. Das Wesen war tot. Wolken von Fliegen schwirrten um den Körper. Sie schnupperte an der Leiche. Ihre Barthaare sträubten sich, aber ihr Hunger siegte über die Abscheu vor dem fremden Geruch. Mit ihrer rauen Zunge leckte sie das getrocknete Blut auf, das aus der Halswunde ausgetreten war, dann schlug sie gierig ihre Zähne in den Kadaver.

      Plötzlich kam etwas geflogen und ein brennender Schmerz fuhr ihr in die Schulter. Die onça fauchte laut vor Ärger und Überraschung und warf sich herum. Sie spannte ihre Sehnen zum Sprung auf den unsichtbaren Feind, aber etwas ließ sie zögern. Vor ihren Augen schien plötzlich alles zu verschwimmen. Mit den Zähnen versuchte sie den brennenden Stachel aus ihrem Fell zu ziehen, aber er löste sich nicht. Sie hustete und hockte sich auf den Boden. Der Schmerz wanderte in ihre Eingeweide, ihre Muskeln erlahmten. Schon bald konnte sie den Kopf nicht mehr oben halten. Die Zunge hing ihr aus dem halb geöffneten Rachen, dunkler Speichel troff zwischen den riesigen Reißzähnen hervor. Ihre Flanken zuckten bereits heftig im Todeskampf. Dann streckten sich ihre Beine. Ihre gelben Augen wurden glasig.

      Padre Jerome setzte das Blasrohr mit zitternden Händen ab. Normalerweise erlegten die Xa’o mit ihren Waffen paka, Vögel oder kleinere Affen. Er wusste aber, dass das spezielle Gift, das sie zum Präparieren ihrer Pfeile benutzen, auch ein größeres Tier wie ein pekari schnell und zuverlässig tötete. Der Padre tat ein paar zaghafte Schritte auf den Jaguar zu und stieß ihn mit dem Fuß an. Das Ungeheuer war warm und weich und regte sich nicht.

      Er blickte von dem toten Tier hinüber zu der Leiche des Mannes. Die Kleidung machte ihm schmerzhaft bewusst, dass es sich um Doktor Montand handelte. Der stets fröhliche Ethnologe aus Belém lag kalt und tot auf dem Waldboden. Der Zersetzungsprozess hatte bereits begonnen. Käfer krabbelten durch die leeren Augenhöhlen. Sein Kopf war bis zum Gebiss herunter gespalten, wohl durch den Hieb mit einem Buschmesser.

      Der hagere Mann mit dem lichten Haar und dem notdürftig geflickten Habit wandte sich ab. Ein Wimmern entrang sich seinen bebenden Lippen in Erahnung dessen, was ihn im Zelt erwarten mochte. Durch die Blätter der Bäume drang ein letzter Lichtrest und zeichnete die Silhouetten der Gegenstände nach. Das Zelt diente der Familie als Schlafstätte. Es duckte sich gegen eine einfache, mit Palmwedeln gedeckte Hütte, auf der einige Metallkisten standen, die gleichermaßen als Schreibtisch und Kleiderschränke dienten und zudem das wissenschaftliche Gerät von Doktor Montand beherbergten.

      Padre Jerome hob die Plane an und warf einen Blick ins Halbdunkel. Vitória Montand lag auf dem Boden. Sie war nackt. Man hatte ihr den Hals von einem Ohr zum anderen aufgeschnitten. Ihr Blut hatte auf der Erde eine schwarze Pfütze gebildet. Dutzende, nein hunderte Insekten labten sich an der klumpigen Masse. Jerome konnte den Anblick nicht ertragen, er erhob sich und taumelte durch den Eingang ins Freie. Würgend und spuckend erbrach er seine letzte Mahlzeit in einen Busch. Dann lies er sich auf die Knie sinken. Seine Schultern bebten, er weinte lautlos. Anklagend blickte er hoch zum Blätterdach. Er wollte etwas sagen, wollte schreien, wollte Gott alles entgegen schleudern. Aber sein Gott würde nicht antworten. Er hatte noch nie geantwortet. Hoffnungslos verbarg er sein tränennasses Gesicht in den zitternden Händen.

      Plötzlich vernahm er einen erstickten Laut. Es klang wie das Winseln eines kleinen Hundes. Padre Jerome wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, fasste das Blasrohr wie einen Prügel und erhob sich mit einem Ächzen. Vorsichtig trat er näher heran und blinzelte zwischen den Kisten hindurch. Zaghaft hob er das Deckenbündel an. Darunter