und sonst nicht viel.
Es kennt kein Spiel
und hat kein Ziel
Nur ein Gefühl,
es schläft zu viel.
Brav, Leonie!
Doch er findet keinen einzigen Fehler, was sie wirklich freut. Und noch mehr sein "Brav, Leonie!", das sie ihrer Mama nach der Schule stolz zeigen wird.
Bis zur Pause vergeht die Zeit recht schnell. Nach der Verbesserung darf Leo mit Lena am Computer ein paar Englisch-Aufgaben lösen, was sie echt cool findet. Englisch leider weniger, da die englische Sprache so viele englische Wörter hat, die sie überhaupt nicht versteht und die so seltsam geschrieben werden, dass einem regelrecht die Haare zu Berge stehen.
Anschließend dürfen die Kinder die große Pause im Freien auf dem Schulspielplatz verbringen, da die Sonne scheint und es draußen angenehm warm ist. Leonie will gerade mit Lena und Moritz Fangen spielen, als sie plötzlich jemand an ihrer Jacke zupft. Es ist Edwins kleiner Bruder Paul, ein Erstklässler, der Leo aufgeregt zur Seite zieht. Leonie findet das jetzt irgendwie nicht so toll, da sie lieber Fangen spielen will.
„Nicht jetzt, Pauli!“, nimmt sie seine Finger von ihrem Arm. Doch der Kleine zupft beharrlich weiter. Leo will schon ein ernsthaftes Wort mit dem Knirps reden, als er aufgeregt nach ihrer Hand greift, ohne zu ihr aufzuschauen.
5 Ein ungewöhnlicher Liebesbrief
„Ich muss mit dir reden, Leo. Dringend!“, umklammert Pauli fest ihre Finger und zieht sie sanft, aber mit Nachdruck noch ein bisschen weiter von ihren Freunden weg.
„Was gibt's denn, Kleiner?“, schaut Leo kurz zu ihren Freunden hinüber und hofft, dass das Gespräch mit dem Knirps nicht allzu lange dauert. Das Mädchen spürt, wie sich der Junge anspannt. Bevor er ein Wort über seine Lippen bringen kann, stupst ihn Leo mit dem Zeigefinger an.
„Brauchst du vielleicht Hilfe?“, schaut sie dem Erstklässler entgegenkommend in seine großen, grünen Augen. „Hat dir Edwin wieder deine Lutscher geklaut oder dein Federpennal versteckt? Soll ich ihm seinen Hosenboden versohlen oder die Ohren lang ziehen? Auf Wunsch mach ich auch ein paar Knoten rein. Würde sich bei den Flügelohren deines Bruders ohne weiteres ausgehen!“
Pauli hätte über den Eifer des ansonsten eher ruhigen Mädchens beinah laut lächeln müssen, wenn die Lage nicht so dramatisch ernst gewesen wäre. Nervös stopft er seine Hände in die Hosentaschen und blickt schnell nach links und nach rechts, um sicherzugehen, dass niemand sie belauscht. Noch immer sieht ihn Leonie ungeduldig an, doch der kleine Junge rührt sich nicht. Leonie spürt, dass ihn etwas mächtig beschäftigt, hat aber keine Ahnung, wie sie es aus ihm herauskitzeln soll.
„Also, Hosenboden versohlen oder Ohren verknoten? Du hast die Wahl, Pauli. Aber nur, wenn du dich sofort entscheidest“, versucht sie das Gespräch abzukürzen, da sie noch Fangen spielen will.
„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll“, hebt Paulchen sein Kinn und sie sieht, wie er knallrot wird.
„Hast du etwas angestellt?“, beginnt sich Leo nun ernsthaft Sorgen zu machen. „Kanaldeckel gefischt oder die Geldtasche deiner Mama in der Kühltruhe versteckt?“
„Keines von beiden“, erwidert der Junge zögernd, fast schon unwillig. „Ich habe nichts verbrochen. Zumindest nichts Schlimmes. Ehrlich. Oder“, er muss kurz schlucken, „vielleicht doch ein bisschen?“
Wachsam bewegen sich Paulis Augen erneut schnell nach links und nach rechts und bleiben schließlich verlegen an Leos Gesicht hängen.
„Okay. Raus mit der Sprache!“, beugt sie Leo zu dem Kleinen hinunter und greift nach seinem Handgelenk, das sie sanft drückt. „Was hast du dieses Mal verbockt?“
„Kann ich es dir ins Ohr flüstern?“, stellt sich Pauli auf seine Zehenspitzen, um ein bisschen größer zu sein.
„In Ordnung“, ist Leo einverstanden. „Aber nur flüstern, nicht wie ein Lama spucken. Verstanden? Die sind nämlich schon gewaschen“, zeigt sie mit ihrem Zeigefinger auf ihre beiden Lauschlappen.
„Ich habe zwei Geheimnisse“, bricht Pauli schließlich wispernd sein Schweigen.
„Ich höre“, ist Leo ganz Ohr.
„Mein Vorderzahn wackelt“, murmelt der Kleine dicht an ihrer Ohrmuschel, was ein bisschen kitzelt. Ganz sanft wiegt Leonie ihren Kopf hin und her, um ein ernstes Gesicht zu wahren.
„Verstehe“, erwidert sie mit unbewegter Miene. „Das erfordert natürlich höchste Geheimstufe“, verspricht sie ihm verständnisvoll, während sie sich mit Schaudern an ihren ersten Wackelzahn erinnert. „Du kannst dich auf mich verlassen. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben“, fährt sie mit dem Daumen und Zeigefinger über ihren Mund, um ihm zu signalisieren, dass ihre Lippen fest verschlossen sind. Dann schauen sie sich wieder eine Weile stumm an, während Leonie deutlich sehen kann, dass Pauli noch etwas beschäftigt.
„Waren es nicht zwei Geheimnisse, die du mir erzählen wolltest?“, versucht sie ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
Der kleine Junge verzieht nachdenklich sein Gesicht, dann nickt er wortlos.
„Komm schon, Pauli, mach's nicht so spannend!“
Wieder schaut der Junge schnell nach links und rechts, diesmal eher alarmiert als vorsichtig, so dass er Leos wachsende Ungeduld nicht wirklich bemerkt.
„Ich habe einen Brief gefunden. Von meinem Bruder. Einen Liebesbrief!“, fliegen seine Worte an ihrem Ohr vorbei, bevor sie beide fast gleichzeitig tomatenrot im Gesicht werden. „Stell dir vor, an deine Schwester!“
„Was? Edwin schreibt Liebesbriefe? An Kathi?“ Leo reißt die Augen ganz weit auf und schnappt kurz nach Luft, bevor sie dem Erstklässler echt schockiert ins Gesicht schaut.
„Nein, nicht Edwin, sondern Matthias!“, stellt Pauli richtig.
Matthias ist der älteste der drei Jungs von Tür Nr. 8 und soweit Leo weiß, besucht er dieselbe Schule wie ihre große Schwester. Dennoch kann sich das Mädchen beim besten Willen nicht vorstellen, dass Matthias Liebesbriefe schreibt. Schon gar nicht an ihre Schwester. Um ganz ehrlich zu sein, kann sich Leonie niemanden vorstellen, der freiwillig schreibt. Noch dazu Briefe? An ihre Schwester? Kurz blickt sie in die Sonne und blinzelt geblendet. Nein. Niemals. Ausgeschlossen. Vollkommen unmöglich. Es muss sich um einen Irrtum handeln. Mit verschlossener Miene schaut sie auf Paulchen hinunter, der aufgeregt auf seinen Fersen wippt und es offensichtlich genießt, im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu stehen.
„Und was willst du von mir?“, macht sie wieder einen Schritt auf den Kleinen zu und beugt sich nochmals ganz nah zu ihm hinunter.
„Ich will, dass du mir diesen Brief vorliest, weil ich noch nicht so gut lesen kann“, schaut sie Paulchen aus tellergroß grünen Augen an, während sich ein verhaltenes Lächeln in sein rundliches Gesichtchen stiehlt. Das ist genau genommen ein bisschen gemogelt, da er noch überhaupt nicht lesen kann.
„Aha. Aus dieser Ecke weht der Wind“, denkt Leo und beginnt allmählich zu verstehen.
„Und was lässt dich glauben, dass ich dir einen Brief vorlese, der nicht an dich gerichtet ist?“, neigt sie ihren Kopf noch weiter zu ihm runter und zieht ein strenges Gesicht.
„Weil wir jüngeren Geschwister zusammenhalten müssen. Und der Brief an deine Schwester gerichtet ist“, lächelt Pauli mit einem wissenden Funkeln in den Augen.
„Und weil du bestimmt auch gern wissen möchtest, was in dem Brief steht“, senkt er verschwörerisch seine Stimme und rückt noch ein bisschen näher an das Mädchen heran.
Da hat