„Naja ...“
„Lorena, du hast ziemlich merkwürdige Ansichten manchmal.“
„Nur vom Standpunkt der Allgemeinheit aus gesehen. Männer, die leben wie ich, werden bewundert. Das sind Playboys, die mit den Mädchen rumspielen und sie dann wegwerfen. Wenn ich mit Typen rummachen würde, die jung genug sind, meine Söhne zu sein und sie dann entsorge, was würde man dann über mich sagen?“
„Das mag stimmen“, gab Cecilia zu, „ da gibt es noch einiges zu tun, was die Gleichberechtigung angeht. Aber zurück zum Thema: Es gibt auch Beziehungen, die funktionieren und sehr glücklich sind.“
„Eine Zeitlang vielleicht. Aber den Männern ist es biologisch nun einmal in die Wiege gelegt worden, irgendwann keinen Bock mehr auf ihre Alte zu haben und sich nach etwas anderem umzusehen. Das ist ja nicht einmal ihre Schuld. Beziehungen, die funktionieren, sind entweder offene, wo beide nach Herzenslust rumpoppen, oder wie die meiner Eltern. Das sieht zwar nach außen hin ganz harmonisch aus, aber meine Mutter gehört noch zu dem Schlag Frauen, die es hinnehmen, wenn ihre Männer nach ein paar Jahren streunen gehen.“
„Echt? War da mal was?“
„Genau weiß ich das nicht. Meine Mutter gehört auch noch zu dem alten Schlag, der darüber kein Wort verliert. Aber eine Zeitlang herrschte zwischen den beiden ziemliche Funkstille und meine Mutter war traurig und verschlossen. Mein Vater kam damals abends immer sehr spät nach Hause und war öfters am Wochenende auf ‚Geschäftsreise‘. Das ist aber nach ungefähr einem halben Jahr nicht mehr vorgekommen, dass er auf Geschäftsreise musste.“
„Unglaublich. Du denkst, dein Vater hatte in der Zeit eine andere?“
„Oder er war Dauergast im Puff oder so. Ich weiß es nicht.“
„Heftig!“
„Du siehst, so langfristige Beziehungen sind oftmals nur Fassade.“
„Aber das kann doch nicht in jeder Beziehung so sein!“, rief Cecilia.
„Nicht? Sieh dir doch an, wie viele Ehen heutzutage zerbrechen. Nach längstens zehn Jahren ist meistens Schluss.“
„Du meinst also einerseits, ich soll Florian noch eine Chance geben, aber du gibst uns im Grunde keine? Sehe ich das richtig?“
„Schon, irgendwie. Ich drücke euch natürlich die Daumen, aber ich bin Realist.“
„Du bist verbittert, Lorena. Das ist alles. Verbittert. Und du hast Angst, dass Jacqueline bald auszieht und du dann niemanden mehr hast. Und das verbittert dich nur noch mehr.“
„Das mag sein. Will ich gar nicht abstreiten. Aber mal im Ernst, Cecilia: Meinst du nicht, es wäre dir in den Jahren, die du damit verschwendet hast, Hagen zu lieben, mit meinem Lebensstil besser ergangen?“
„Immer mit Fremden rumzubumsen, wäre mir nie gut bekommen. Das kann ich einfach nicht.“
„Nehmen wir mal an, du wärst nur mit einem in die Kiste gestiegen. Einem guten Freund, mit dem dich nur Sex verbindet. Keine Fremden.“
„Nun ja ... in dem Fall wahrscheinlich ja“, gab Cecilia zu. „Aber das Herz wäre dabei auf der Strecke geblieben.“
„Aber das ist es bei dieser Scheiße mit Hagen doch auch!“
„Ja. Kann ich nicht leugnen.“
Lorena seufzte wieder. „Ich denke, unsere Lebensstile sind zwar verschieden, aber haben Vor- und Nachteile, wie alles seine Vor- und Nachteile hat. Ich muss mich nie mit Liebeskummer herumschlagen, bin aber immer allein. Manchmal sogar einsam. Du und andere, die Liebesbeziehungen bevorzugen, laufen immer Gefahr, zutiefst verletzt zu werden. Haben aber am Anfang Schmetterlinge im Bauch und viel guten Sex.“
„Und einen guten Freund und jemanden, der immer für einen da ist und jede Menge Zärtlichkeit, gemeinsame Erlebnisse. Jemanden, der neben einem einschläft und aufwacht“, ergänzte Cecilia. Lorena brummte nur.
„Ich muss jetzt weiter die Küche aufräumen und mal sehen, ob ich mit Jacky reden kann. Die hockt oben in ihrem Zimmer und schmollt.“
„Ja. Dann bis bald.“ Cecilia legte auf und stieß die Luft aus den Lungen. Lorena wollte vom Thema Liebe eindeutig überhaupt nichts mehr wissen. Selbst wenn sie die Vorteile einer Liebesbeziehung aufzählte, kam dabei nur guter Sex heraus. Dass es da noch mehr gab, war ihr wohl entfallen.
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