Eolanee. Michael H. Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael H. Schenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847688563
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nickte. „Reicht es für alle?“

      Der Wachführer spuckte in den Staub. „Ist ja nicht viel dran, an diesen Menschenweibern. Wenn sie erst über das Gebirge bei uns ankommen, bestehen sie ja nur noch aus Haut und Knochen. Man muss sie erst richtig mästen, damit sie wieder Fleisch auf die Rippen bekommen.“ Er spuckte erneut aus. „Und dann ist es mehr Fett, als richtiges Fleisch.“

      Die andere Wache zuckte die Schultern. „Mir sind Rinder auch lieber. Aber besser ein Menschenweib, als gar kein Fleisch.“

      „Nimm es mir nicht übel, Clanführer, aber wir sollten wirklich versuchen, ein paar Rinder der Mentever zu stehlen und zu züchten. Das bringt mehr Fleisch und es wäre von besserer Qualität.“

      Stort-Valkar schüttelte den Kopf. „Du weißt selbst, dass wir das schon einige Male versucht haben. Die Rinder der Menschen gedeihen bei uns nicht. Keiner weiß, woran es liegt.“

      „Dann sollten wir wenigstens auch ein paar Männer der Mentever rauben. Dann können wir die Menschen züchten und brauchen nicht so oft über die Grenze.“

      „Auch das wurde versucht.“ Stort stieß ein verächtliches Geräusch aus. „Das gelang ebenso wenig.“

      „Han-Keltor hat sie gebracht.“ Der Wachführer lächelte kühl. „Er hat den Beutezug geführt. Sind eine Menge Weiber und einige Kinder.“

      Storts Gesicht wurde ausdruckslos. „Sie werden gerecht verteilt werden. Jeder wird seinen Bissen erhalten.“

      Der Clanführer der Blauhand schritt weiter, aber seine gute Laune war verflogen.

      Han-Keltor hatte wieder einmal auf eigene Faust gehandelt.

      Der junge Truppführer wusste genau, dass sein Kriegsherr Stort dies nicht schätzte, aber er wollte Ruhm sammeln, um im Clan aufzusteigen. Han widersetzte sich dem Führer nicht offen, aber Stort-Valkar spürte, dass der Jüngere von Ehrgeiz zerfressen wurde. Stort würde den jungen Truppführer sorgsam im Auge behalten müssen. Er war gehörte zu jener Sorte von Kriegern, die einen Grenzzwischenfall provozieren würden, um in einem möglichen Krieg zu Ehren zu gelangen. Es war schwer, diese Krieger im Zaum zu halten. Sie wollten nicht erkennen, dass es für einen Krieg noch viel zu früh war.

      Stort nickte den erfahrenen Kriegern zu, die ihm auf seinem Weg begegneten, ignorierte die Jüngeren und die Weiber. Weiber! Sie sollten einem Mann Vergnügen bereiten und ihn nicht mit Sorgen erfüllen. Und jetzt herrschte ein Thaan aus Weibern über das Volk. Ah, manchmal wünschte er sich die alten Zeiten zurück, in denen nicht die Worte, sondern das Schwirren fliegender Farsas und der Gesang der Klingen die Bestimmung eines wahren Kriegers gewesen waren. Ja, manchmal vermisste er die Kämpfe vergangener Zeit und doch war es gut, dass sie beendet waren. Die Zukunft der Berengar durfte nicht darin liegen, sich gegenseitig zu zerfleischen, sondern darin, zu wachsen und sich auszubreiten.

      Stort-Valkar erreichte den Eingang seines Zeltes. Es gab keine Wachen, die es behütet hätten, denn der Führer des Clans herrschte unangefochten und war respektiert. Als er das Tuch zur Seite schlug und sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er seine Frau Tirana-Valkar und neben ihr den Truppführer Han-Keltor.

      Han entblößte im Ehrensalut seine Kehle, Tirana hingegen verneigte sich, bis ihre Stirn den Boden berührte. „Willkommen in deinem Heim, Stort-Valkar, Herr der Blauhand und meines Herzens.“

      Storts Stimmung war nicht die Beste. Ausgerechnet jenem Mann, dem seine Sorge galt, begegnete er nun in seinem Zelt. An sich war dies nicht ungewöhnlich, denn in Storts Abwesenheit entschied Tirana in seinem Namen. Vielleicht hatten sie wichtige Dinge beurteilen müssen. Dennoch erfüllte Hans Anwesenheit Stort mit Unbehagen, ja, mit Widerwillen.

      „Ich bin sicher, du hast ein paar wichtige Dinge zu erledigen“, brummte Stort.

      Der Hinauswurf war deutlich. Han-Keltors Lächeln gefror ein wenig, dann neigte er kurz den Kopf und schritt mit unbewegtem Gesicht an seinem Clanführer vorbei.

      Tirana spürte Storts Verstimmung. „Han-Keltor brachte gute Neuigkeiten“, sagte sie lächelnd. „Frisches Fleisch für jeden.“

      Storts Gesicht verfinsterte sich. „Ich hörte schon davon. Han-Keltor weiß genau, dass ich es nicht schätze, wenn er einen Trupp über die Grenze führt. Nicht, bevor ich es nicht ausdrücklich gestattet habe. Er reizt die Mentever zu einem Gegenschlag.“

      Seine Frau Tirana hatte nur Verachtung für die Menschen übrig, die sich hinter Mauern versteckten. Sie verzog verächtlich das Gesicht. „Sie werden sich nicht über die Grenze wagen. Sie sind schwach und feige.“

      „Sie sind weder schwach, noch feige. Du unterschätzt sie, ebenso wie Han-Keltor dies tut. Nur weil die Mentever starke Mauern und starke Waffen benutzen, sind sie noch lange nicht schwach oder feige. Sie haben mehr Möglichkeiten als wir und wissen sie zu nutzen. Die Clans unseres Volkes müssen gut vorbereitet sein, wenn wir uns den Menschen stellen und sie bezwingen wollen.“

      Tirana errötete ein wenig. Sie hatten schon oft über diese Dinge gesprochen und die junge Frau teilte die Auffassung ihres Mannes keineswegs. „Wie dem auch sei. Die Mentever werden sich nicht daran stören. Denn wenn es dich beruhigt, mein Herr, so kann ich dir eine gute Nachricht verkünden. Han hat ein anderes Volk gefunden, das im Süden der Mentever lebt.“

      „Ein anderes Volk?“

      „Ein Menschenvolk und ohne Waffen. Es gehört nicht zum Bund der Mentever.“ Sie sah ihn sanft lächelnd an und näherte sich ihm. „Gutes Fleisch und ganz ohne Risiko.“

      „Gutes Fleisch und ganz ohne Risiko?“ Er schob ihre Hand von sich. „Du verfluchte Närrin. Wie willst du das wissen? Man späht den Feind aus, bevor man ihn heimsucht. Vielleicht waren die Krieger fort, als Han ihr Dorf überfiel. Vielleicht rüsten sie sich nun zum Kampf. Vielleicht ist es ein starkes Volk.“ Er packte ihre Hände mit grobem Griff und schüttelte ihre schlanke Gestalt. „Vielleicht verschafft Han-Keltors Gier uns nun die Feindschaft eines zweiten Reiches. Verflucht, glaubst du, die Berengar könnten gegen zwei Feinde gleichzeitig bestehen?“

      „Sie können es.“

      „Närrin.“ Er stieß sie von sich und Tirana taumelte und stürzte in die weichen Polster, die auf dem Boden lagen. „Wenn die Oberherrin davon erfährt, und das wird sie, dann werde ich für Han-Keltors Dummheit gerade stehen müssen.“

      Tirana leckte sich über die geschwungenen Lippen und schlug die Augen nieder. „Es tut mit Leid, mein Gebieter. Es wurde nicht bedacht.“

      Stort-Valkar stieß ein missmutiges Knurren aus. Sein aufwallender Zorn begann zu verfliegen, als sich Tirana leicht zurücklehnte. Er wusste, dass sie es tat, um ihn mit ihren Reizen zu besänftigen, aber er war nur zu bereit, diesen Verlockungen nachzugeben.

      Es gab viele ansehnliche Frauen im Volk der Berengar und Tirana-Valkar gehörte sicherlich zu den Schönsten. Ein schlanker und doch weiblicher Körper, mit glatter Haut in einem ebenmäßigen Kupferton. Wie bei den Frauen üblich trug sie ihr seidiges schwarzes Haar in einem langen Nackenzopf, der bis zu ihren Fußknöcheln reichte. Ihre vollendeten Formen waren von einem reich bestickten Gewand verhüllt, das bis zu den Knien reichte. Ein kostbarer Gürtel aus Reptilienhaut hielt es zusammen, an dem Tiranas Ehrendolch hing. Das Zeichen ihrer Unberührbarkeit für andere Männer und Symbol ihres Standes als Frau des Clanführers. An den Füßen trug sie die kniehohen Stiefel der Berengar. Sie waren ebenfalls aus der Haut einer Echse und für die verblasste rote Farbe hatte der Kehlsack eines Männchens herhalten müssen.

      Stort sah auf die lockenden grünen Lippen, die sich nun leicht öffneten, als Tirana ihre Sinnlichkeit ausspielte. Sie hatte die tiefgrünen Augen halb geschlossen und musterte ihren Mann unter schwarzen Wimpern.

      „Lass jetzt keinen Unmut zwischen uns sein“, sagte sie leise und streckte eine Hand aus. „Du warst lange fort und ich habe dich vermisst. Sehr vermisst.“

      So leicht wollte Stort es ihr nicht machen, obwohl sich seine Männlichkeit zu regen begann. „Es war tatsächlich ein langer und staubiger Ritt.“