DIE HAVARIE. Klaus J. Hennig. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klaus J. Hennig
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844239164
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      Kein Mann, dem seine Sache nicht Spaß macht, darf erwarten, daß sie sonst jemandem Spaß macht.

      Bertolt Brecht

      DIE HAVARIE

      Eine Verklarung

      von

      Klaus J. Hennig

      Impressum

      DIE HAVARIE – eine Verklarung

      Klaus J. Hennig

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Copyright: © 2012 Klaus J. Hennig

      ISBN 978-3-8442-3916-4

      Inhalt

       Impressum 2

       I 2

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      II 9

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      III 16

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      IV 26

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      V 34

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      VI 39

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      VII 60

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      VIII 69

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      IX 82

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      X 86

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      XI 91

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      XII 102

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      XIII 117

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      XIV 133

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      XV 142

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      XVI 154

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      XVII 170

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      XVIII 183

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      XIX 193

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      XX 204

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      XXI 221

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      XXII 234

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      XXIII 240

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      XXIV 245

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      XXV 260

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      XXVI 266

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      Die Akten 278

      I

      

Der alte Senator war jetzt betrunken genug, um sich von seinen weißblonden Schwuchteln in das warme Wasser gleiten zu lassen. Hätte den Zwillingen die Kraft dazu gar nicht zugetraut, denn an einen fetteren Patienten konnte ich mich nicht erinnern. Fünf, sechs Figuren lehnten an den Wänden des Baderaumes, zwei kannte ich vom Sehen, Im- Export, hiesige Hautevolee. Weiter hinten machte sich einer Notizen. Was der da noch zu schreiben hatte war mir nicht klar, denn der Ex hatte zu schweigen begonnen. Seine endlosen Monologe waren stadtbekannt und gefürchtet, im Lauf der Jahre waren seine Abendessen daher immer einsamer geworden. Jetzt stöhnte er nur noch. Sein Ausatmen war ein gepreßtes, fiependes Stöhnen, als ob er die Luft nicht wieder hergeben, sie mit aller Kraft in sich behalten wollte, vielleicht um nicht immer wieder einatmen zu müssen. Die Augen öffnete er auch nicht mehr.

      Manche aus der Erinnerung aufsteigende Bilder sind kaum zu unterdrücken, eher könnte einer die blaugrün schillernden Schmeißfliegen von einem am Wege liegendem Aas verscheuchen. Als wäre es gestern gewesen, doch sind seitdem schon über drei Jahre vergangen.

      Ein ungewöhnlich heißer Herbst damals, bis dieser Sturm gekommen war, der auch im neuen Hafen kein Schiff heil gelassen hatte. Ich war in die Villa des Aelius Aquila geschickt worden, keine dreitausend Schritte von der Porta Marina am Meer gelegen, wenn man auf der Uferstraße nach Süden geht. Nimm kleines Besteck mit und warte dort im Bad, alles weitere sagt man dir dann. Der Bronzehocker mußte ein Vermögen gekostet haben, doch nach einigen Stunden tat mir der Hintern weh.

      In die Villa des Ex-Senators war ich schon öfter ausgeliehen worden, hier ist das üblich unter den alten Familien. Wer einen besonders guten Koch oder Arzt besitzt, leiht ihn schon einmal an Freunde aus, zu besonderen Gelegenheiten. Bei den Rusticeli und den Palatina waren es immer wieder Kinderkrankheiten, zwei, dreimal war ich bei einer Enzephalitis am Ende machtlos; und natürlich die ewigen geriatrischen Syndrome, letztendlich untherapierbar, mehr als ein paar symptom-lindernde Therapeutika hat man da nicht in der Hand. Bei den Volusi hatten sie schon in der dritten Generation Fälle von Mongolismus, dürften eben keine Kinder mehr machen, riet zu Adoptionen. Anspruchsvolle Patienten auch im Hause Cartilius, atopische Dermatitis, und bei den Voturia erbliche Arthritis urica. Ganz altes Geld das, Reedereien und Lagerhäuser, Finanziers für Im- Export, Landgüter selbstverständlich, halten zusammen gegen das neureiche Pack, das sich in der Stadt mehr und mehr breitmacht. Immer wieder auch Symptome von Saturnismus in diesen Clans, rätselhaft, sie sind doch keine Bleiminensklaven. Bei armen Leuten, die sich bleierne Gefäße in der Küche nicht leisten konnten, hab ich sie niemals gesehen. Auch der dicke Aquila hier: Verstopfungen, Koliken, Mundgeruch, blaugrauer Zahnfleisch-rand, rechtsseitig eine beginnende Fallhand; Radialislähmungen gehören auch in diesen Formenkreis. Er lebte schon lange in Ostia, ich glaube seit ..., jedenfalls viel länger als ich. Es hieß, er habe sich in den letzten Jahren des Claudius vom Forum Romanum zurückgezogen, damals Schluß gemacht mit der Politik. Er blieb selbst im Winter hier am Meer. Hatte kaum Klientel, anders als unser Haus, wo jeden Morgen an die hundert Freigelassene ihre Aufwartung machen. Nur den Verwalter einer selbst für Ostia beachtlichen Zahl von Speicherhäusern, und diesem ehemaligen Unteroffizier, der ihn allerdings seltener besuchte. Die Zwillinge haßten ihn, diese weißblonden Bengel, die ihm Gott-weiß-wer verkauft hatte.

      Nun wollte der Senator also nicht länger leben - meine Instrumente lagen bereit. Oft hatte ich das noch nicht gemacht, doch immer waren dann auch Freunde des Hauses gekommen, um Abschied zu nehmen. Die hier herumlungerten sahen eher aus wie bezahlte Zeugen einer nicht ganz koscheren Gerichtsverhandlung. Kamen sie aus Rom? Seneca, ich kannte ihn zwar nicht von Angesicht, war keiner von denen, das hätte sich herumgesprochen. Sicherlich auch Piso nicht, einer seiner ältesten Freunde. Die berühmten römischen Freunde - der Ex war nicht müde geworden sie zu zitieren - hatte hier in Ostia noch niemand gesehen.

      Die Firma würde natürlich wieder alles ganz genau von mir wissen wollen, für ihre Akten. Wer war da, wer kam oder ging wann und wohin, wer sagte was zu wem? Wurde Botschaften, geheime Blicke ausgetauscht? Konnte so eine Riesenbehörde wie das TAB an Paranoia leiden? Waren ein oder zwei von denen, die da an den Wänden herumstanden, schon vom TAB geschickt? Sie wollten