Tödliche Aussicht auf Festanstellung. Mala Dewa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mala Dewa
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737514224
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auf's andere, die Hände wie ein Boxer in Abwehrstellung.

      „Vor allem, woran wäre ich denn dann gestorben? Langeweile? Oder Sonnenstich? Wobei… das wäre schon eine Erklärung. Klar, in der Sonne eingeschlafen, bamm – tot.“

      Sie sprang mit einem Satz einen Meter zurück.

      „Du willst mich also doch holen?“

      „Nö. Ich hab was ganz anderes mit dir vor.“

      „Das klingt wieder sehr nach Stalker…“

      „Bevor ich dir erkläre, was dich erwarten wird, musst du erfahren, wie es bei uns im Jenseits so zugeht.“

      Maya rührte sich keinen Meter.

      „Ich kann gut von hier aus zuhören.“

      „Es ist so: Es gibt kein Himmel und Hölle. Kein Gut und Böse in dem Sinne. Wer brav war kommt nach oben, wer schlimm war kommt zu mir. Glaub mir, Gott hat ganz andere Dinge zu tun, als tote Menschen zu empfangen und den ganzen lieben Tag mit denen Bridge zu spielen. Er kümmert sich vielmehr um das Wohl der Lebenden. Ich hingehen arbeite mit dem, was von euch Menschen übrig bleibt, wenn ich gestorben seid: Euren Seelen.

      Natürlich gibt es verschiedene Plätzchen bei uns. Ein Massenmörder hat es bei uns bei weitem nicht so angenehm wie ein Mensch, der fast ausschließlich ein normales Leben geführt hat. Denn das ein oder andere Geheimnis hat doch jeder von uns. Jedoch leidet niemand bei uns, denn sobald du ins Jenseits über getreten bist, hast du keinerlei Erinnerung an dein altes Leben. Du bist ein unbeschriebenes Blatt und lebst sozusagen ein neues Leben ohne jegliches Zeitgefühl.“

      „Also weiß ein Massenmörder nicht, was er getan hat?“

      „Ganz genau, somit wird er auch nicht dafür bestraft. Er lebt nur in einem Bereich der, sagen wir einmal, ein etwas beschwerlicheres Leben nach sich zieht – sie werden in eine Art Sibirien geschickt. Arsch kalt, nicht angenehm, Essen muss hart erkämpft werden, kein Fernsehen, keine Unterhaltung. Aber was man so oft im Fernsehen sieht – Der Teufel der seine Gefangenen foltert und sonstige Sachen macht, die mir nicht einmal annähernd in den Sinn kommen würden…alles Schwachsinn. Auch ich hab wahrhaftig besseres zu tun. Gute Menschen hingegen werden mit Dingen belohnt, die sie sich auch in ihrem alten Leben gewünscht haben.“

      „Und können sie sich an ihr altes Leben erinnern?“

      „Nun, stell dir vor sie wüssten, dass auf der Erde all ihre Lieben warten, trauern und ohne sie weiterleben müssen. Sie würden sie genauso vermissen und zu ihnen wollen und somit niemals glücklich werden. Und genauso ist es auch mit Seelen, die uns hin und wieder entwischen. Sie wandeln auf der Erde, wohl wissend, was sie nun sind und suchen ihre alten Bekannten, Freunde und Verwandten auf. Nicht immer um ihnen Angst zu machen, sondern einfach, um bei ihnen zu sein. Um ihr altes Leben zu leben. Oder aber um einfach nur Schabernack zu treiben.“

      „Sie hätten aber keinen Frieden.“

      „Genau so ist es.“

      „Und die, die euch entwischen? Wie passiert das?“

      „Bei uns sieht es nicht anders aus als hier. Man kann im Grunde tun und lassen, was man möchte. Es gibt nur eine einzige Regel: Öffne niemals die grün-blau-gelb gepunktete Tür.“

      „Die grün-blau-…“

      „gelb“

      „…gelb gepunktete Tür? Mysteriöser geht’s nicht? Ist doch ungefähr so, als wenn du einem Kind sagst: Öffne niiiiemals dieses Kinderüberraschungsei. Niiiieeemals. Da kannst du natürlich davon ausgehen, dass es nicht’s anderes mehr im Sinn hat!“

      „War ja nicht meine Idee“, entgegnete Winnie etwas beleidigt. „Aber ich muss sagen, dass die meisten diese Tür gar nicht interessiert. Ihnen geht es gut, dort wo sie sind. Sie wollen gar keine Veränderung. Aber dann gibt es diese unruhigen Seelen, im wahrsten Sinne des Wortes, die immer nach etwas neuem suchen. Das liegt in ihrem Charakter, dagegen kann auch der Tod nichts tun.“

      „Und wenn sie durch diese Türe gehen?“

      „Dann kommen sie ins Diesseits, ihre Erinnerungen sind zurück und sie können tun und lassen was sie wollen. Problematisch ist, dass es oft die gleichen sind, die ausbüxen. Einmal Ausreißer – immer Ausreißer. Charaktersache eben. Wenn wir sie wieder eingefangen haben, dann haben sie natürlich wieder alles vergessen, aber es zieht sie immer wieder zu dieser Tür.“

      „Und wo komme ich ins Spiel?“

      „Nun, die Seelen wissen im Diesseits genau wer sie waren, wo sie gelebt haben und woran sie gestorben sind. Sie wissen noch viel mehr. Ist sozusagen ein „Geisterbonus“. Vor ein paar Stunden hat sich gleich eine ganze Reisegruppe auf den Weg gemacht, sie haben sich jedoch getrennt. Soweit ich weiß sind auch ein paar der üblichen Verdächtigen mit von der Partie. Und du sollst sie finden.“

      „Ich soll mich also auf so eine Art Schnitzeljagd begeben, deine Seelen einfangen und sie dir zurück bringen?“

      „Das ist ein Nebenaspekt. Aber du wirst einiges über diese Menschen erfahren. Über ihr Leben, ihren Tod und über dich selbst. Du sollst DEIN Leben schätzen und erfahren, dass dein Glück nicht unbedingt nur von anderen abhängig sein sollte.“

      „Ooooh, ich soll also etwas daraus lernen?“

      „Wenn du dazu bereit bist?“

      Zweifelnd sah Maya Winnie an. Was war hier gerade eben passiert? Eben noch genoss sie ein paar Sonnenstrahlen, schon saß der Tod namens Winnibald direkt vor ihr und erzählte ihr eine Story von ausgebüxten Seelen, die sie zurück holen sollte. Und dabei „noch etwas lernen wird“. Den letzten Satz dachte sie sich mit Winnies Stimme und ahmte seine ernste Miene dabei nach. Natürlich, was er so zu erzählen hatte klang schon plausibel…so plausibel es eben klingen konnte. Die ganzen Erzählungen von vergessenen Erinnerungen, neuen Leben und einem Jenseits-Sibirien. Sollte sie dem ganzen nun Glauben schenken? Was war mit dem Tschisi-Eis?

      „Ach Scheiß drauf, ist zwar alles total irre, was du mir hier erzählt hast, aber ich bin dabei. Was sollte ich auch sonst tun? Studium fertig, kein Bock auf diese Stadt. Wann soll’s denn los gehen?“

      „Wann immer du Zeit hast.“

      „Und wie erkläre ich das meinen Eltern?“

      „Da hätte ich schon eine Idee…“

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