Tödliche Aussicht auf Festanstellung. Mala Dewa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mala Dewa
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737514224
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ich stinke, Maya. Jedoch kann ich meistens nicht verhindern, dass ich ein wenig Umgebungsluft mit mir bringe, wenn ich wechsle.“

      „Ich hab absolut keinen Schimmer, wovon du sprichst.“

      „Dann will ich es dir erklären. Seit einigen Monaten rufst du mich immer und immer wieder. Ich saß an meinem Schreibtisch, versuchte ein paar neue Verträge auszuhandeln. Du riefst nach mir. Ich saß beim Mittagessen. Ich hörte dein Gejammer. Selbst während einem entspannenden Bad konnte ich keine Ruhe von dir finden.“

      „Es tut mir wirklich leid, aber ich habe absolut…“

      „Ja ja ja, du bist dir keiner Schuld bewusst. Das ist mir klar. Denk aber nur einen Augenblick darüber nach, was du so die letzten Monate getrieben hast.“

      Ungläubig sah Maya den eigenartigen Mann an. Er hatte sich mittlerweile zu ihr auf die Decke gesellt, Maya selber konnte sich keinen Millimeter bewegen. Dennoch hatte sie keine Angst. Sie hatte sich bisher auch kein einziges Mal so richtig darüber gewundert, wo dieser Typ auf einmal her kam. Als er sie so unverschämt fragte, was sie denn die letzten Monate so getrieben hatte, wurde sie dann doch ungehalten.

      „Was ich so getrieben habe? Nicht viel würde ich sagen. Was du natürlich nicht wissen kannst ist, dass meine beste Freundin gestorben ist und…“

      „Inca, ich weiß.“

      „Und das war wirklich...und... hä?“

      „Du hast herum gejammert. Nichts anderes hast du getan. Tag ein, Tag aus. Und eine überaus reizende Liste geführt, sehr interessant. Ja, auch davon weiß ich. Fein säuberlich notiert, wie viele Menschen auf der Welt wodurch sterben. Selbst in deinen Träumen gibst du an allem, das dir widerfahren ist, mir die Schuld. Und das nervt gewaltig. Glaubst du, ich habe nichts anderes zu tun? Und dann auch diese Zweifel. An allem zweifelst du. Als hätte dein Leben auch aufgehört und nicht Incas. Als hätte nichts mehr einen Sinn. Das macht mich verrückt. Aber - ich habe dich erhört. Du wolltest doch wissen, wieso weshalb warum irgendetwas passiert. Oder wolltest du nur bestätigt haben, dass ja alles ach-so-sinnlos ist? Und ich an allem schuld sei?“

      „Ent…entschuldigung? Ich…ich…hä?“

      „Sprachlos, hmm?“

      Sie nickte stumm.

      „Möchtest du nicht wissen, woher ich das alles weiß, Maya? Wer ich bin?“

      „Maya…hä? Ja..also…ich bin mir niiiicht so ganz sicher, ob ich es tatsächlich wissen möchte.“

      „Ist mir egal. Ich sag’s dir einfach.“

      Der fremde Mann war ziemlich nah an Maya heran gerückt, schaute ihr fest in die Augen.

      „Ich bin der Tod.“

      „Mhm.“

      „Der TOOOOOOD.“ Seine Stimme erhob sich und wurde laut – wirkte aber bei dem herrlichen Wetter und den zwitschernden Vögeln wenig bedrohlich.

      „Du glaubst mir nicht?“

      „Nö. Im Zeitalter von Facebook und Co. ist es gut möglich, dass du einfach nur ein absoluter Spinner bist, der mich gestalkt hat und daher weiß wie ich heiße und auch das von Inca weiß. Ist also nichts Besonderes. Und dieses Versteck hier, falls du mich darauf ansprechen möchtest. Ein richtig guter Stalker würde mich schon seit längerem stalken und somit wahrscheinlich auch von diesem Plätzchen hier wissen. Also, der Tod wüsste noch ganz andere Sachen.“

      „Zum Beispiel?“

      „Zum Beispiel, dass ich…haaa, guter Versuch.“

      Der vermeintliche Tod grinste Maya an.

      „Man kann’s ja mal versuchen. Aber mal ehrlich, was muss ich tun, um dich davon zu überzeugen, dass ich der Tod bin?“

      „Bring mir ein Tschisi-Eis mit Löchern.“

      „Ein Eis würde dir beweisen, wer ich bin?“

      „Naja, es wäre ein Anfang.“

      So schnell konnte Maya gar nicht schauen, hatte sie ein Tschisi-Eis in der Hand… mit Löchern.

      „Wuuuuhuuuu…“ Sie sah ihn mit riesigen Augen an.

      „Ein Tschisi-Eis...“

      „Erstaunt, weil es ein Eis ist oder ein TSCHISI-Eis?“

      „Weil es Löcher hat.“

      „Und es erstaunt dich gar nicht, dass ich dir einfach so ein Eis herbei zaubern kann?“

      „Irgendwie schon.“

      Maya sah sich ihr Tschisi-Eis an, überlegte einen kurzen Moment und fing dann an, genüsslich daran herum zu schlecken.

      „Sag mir, wenn du fertig bist, falls du noch ein paar Fragen hast.“

      „Mhm…wobei, ich kann auch zwei Sachen gleichzeitig machen.“

      „Hätte ich mir fast nicht gedacht, nach deinem Bewegungsprofil der letzten Monate zu schließen.“

      Sie warf ihm einen genervten Blick zu.

      „Also, der Tod, ja? Hast du auch einen richtigen Namen?“

      Er druckste herum.

      „Oder nennen dich deine Freunde auch einfach nur „Tod“? Hey, Tod, what’s up? Stell dir vor sie erzählen jemand anderem, dass ihr im Kino ward. „Ich war mit dem…na wie hieß er? Ja genau, mit dem Tod im Kino.“ Maya kicherte ausgiebig über ihren eigenen Witz.

      „Natürlich habe ich einen Namen. Den interessiert aber meistens niemand. Außerdem ist er etwas eigenwillig. Eine Phase meiner Mutter.“

      Maya verschluckte sich beinahe und fing stark an zu husten.

      „Willst du mich umbringen? Ist DAS jetzt ein Scherz? Deine Mutter?“

      „Was glaubst du denn? Dass ich vor Millionen von Jahren auf die Welt gekommen bin und den Job hier mache? Bestimmt nicht. Keiner hält das länger als ein paar hundert Jahre durch. Der Job macht dich doch irre. Diese vielen Toten, die ganze Bürokratie.“

      „Mhm…der Job. Wie darf ich mir das denn vorstellen? Wird bei euch der Geschäftsführer gewählt oder was?“

      „Nö, ist ein Familienbusiness, seit Generationen schon.“

      Nun konnte sich Maya nicht mehr halten. Sie kugelte sich vor lauter Lachen auf dem Boden. „Familienbusiness? Ich lach mich schlapp. Hast du wohl von deinem Paps übernommen, was?“

      „Jo.“

      „Ne, ernsthaft jetzt?“

      „ Klar, ich bin der älteste Sohn, also hab ich es übernommen.“

      „Freiwillig?“ „Nicht wirklich. Ist halt ziemlich anstrengend. Viele Reisen, viele verschiedene Sprachen und im Grunde bist du nirgendwo gern gesehen. Außerdem bist du immer der Buhmann.“

      „Also ich finde es eigentlich recht nett mit dir. Wobei ich mir sicher bin, dass ich unter Schock stehe. Ich habe mir nämlich immer schon mal vorgestellt wie es wäre, irgendeiner Figur zu begegnen, von der man bisher immer dachte, es würde sie gar nicht geben. Natürlich bin ich in meiner Fantasie immer äußerst cool und betont lässig dabei rüber gekommen, als wäre es auch das normalste der Welt. Aber dass ich es so sehr auf die leichte Schulter nehme, also kein Schockzustand und so, hätte ich nicht gedacht.“

      Er nickte.

      „Eine Frage hätte ich aber noch.“

      „Mein Name?“

      „Jup.“

      „Winnibald.“

      „Hatte deine Mutter etwas gegen dich?“

      „Siehst du. Deswegen sag ich den auch nicht so gern. Alle machen sich darüber lustig. Ist auch ein Scheißname…“

      „Also