Tödliche Aussicht auf Festanstellung. Mala Dewa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mala Dewa
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737514224
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Wandel rauschte, wusste sie zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht. Sie schob es auf eine Art „Erleuchtung“. Klingt auch besser als zugeben zu müssen, dass man doch ein wenig von außen beeinflusst worden ist.

      Frisch zurecht gemacht – mit dem Ergebnis zufrieden – und nun was anstellen? Freizeit hatte sie schlussendlich genug. Die Diplomarbeit war geschrieben, Prüfung bestanden, der Sommer konnte kommen. Und bestimmt würde es auch ihre Mama ungemein freuen, wenn sie sich wieder unter Leute begab.

      Ihr hatte sie es auch nicht gerade leicht gemacht, in den letzten Wochen. Kaum gegessen, kaum gesprochen. Aber ihre Mama hatte Verständnis dafür. Sie versuchte so gut es ging für ihre Tochter da zu sein. Natürlich hatte sie Maya immer wieder ermutigt doch aus dem Haus zugehen und sich mit Freunden zu treffen. Aber sie hatte auch respektiert, dass sie das schon tun wird, wenn die Zeit reif dafür war.

      „Das wird Mama bestimmt freuen“, murmelte Maya in sich hinein und freute sich jetzt schon auf das Gesicht eben jener, wenn sie erfährt, dass sie draußen war. Aber wohin sollte es überhaupt gehen? Sie entschloss sich dazu, es langsam angehen zu lassen und beschränkte ihren Ausflug auf den nahe gelegenen Park. Dort gab es einen Brunnen, in den man schön die Füße hinein hängen und sich gleichzeitig hinlegen konnte. Dann schien einem die Sonne auf den Bauch, das kühle Nass hielt die Schweißausbrüche in Grenzen und man konnte bedenkenlos die Gedanken schweifen lassen.

      „Ein guter Plan“, beschloss Maya, packte ihre längst verstaubte Tasche zusammen und verließ die Wohnung zum ersten Mal nicht für kleinere Einkäufe oder um auf die Uni zu fahren, sondern um etwas für sich selbst zu tun.

      Der Park war wunderschön. Wie immer um diese Jahreszeit. Die Bäume standen in voller Blüte, wohl etwas zu früh, aber bei dem Wetter kein Wunder. Der Eingang bestand aus einem großen gusseisernen Bogen, mit vielen Schnörkeln. Die Türen waren, wenn der Park geöffnet hatte, offen und mit dicken Eisenhaken festgemacht. Direkt dahinter fing eine kleine Allee an, gesäumt von Kirschblütenbäumen, die von zartem rosa bis kräftigem pink leuchteten. Maya liebte es darunter durch zu schlendern und hin und wieder von einer zarten Blüte gestreift zu werden auf ihrem Weg Richtung Erde. Der Anblick dieser Allee verzauberte sie jedes Mal auf's neue. Die bereits tief stehende Sonne bahnte sich ihren Weg hindurch, gemeinsam schufen Licht und Schatten eine atemberaubende Stimmung, als wäre man in einer anderen Dimension. Langsam schritt sie hindurch, blickte hinauf in die Baumkronen und lachte vor sich hin, vor lauter Kitsch. Nach der Allee begann der eigentliche Park. Der Weg teilte sich noch einmal, vor einem lag eine runde Grünfläche, gesäumt von Blumenbeeten und Bänken, die zum Verweilen einluden. Nahm man den linken Weg, kam man zu einer recht großen Wiese, die man auch betreten durfte. Mit Picknickdecke und Proviant konnte man dort den ganzen Tag verbringen. Bog man jedoch rechts ab, kam man in eine Art Labyrinth, bestehend aus diesen riesigen Hecken. Kunstvoll waren sie zugeschnitten zu gleichmäßigen Quadern und säumten den Weg Richtung Brunnen. Zwischendurch gab es kleine Nischen. Vielleicht waren die einmal als Versteck gedacht oder einfach nur zum Rasten. Maya jedenfalls kannte eine Nische, die nur sehr wenigen Leuten bekannt war. Den Zugang sah man auch kaum. Nur wenn man wusste, wo man zu suchen hatte, war der Eingang unverkennbar. Denn an einer Stelle gab es einen kleinen Spalt in der Hecke. Für viele sah es wohl wie ein Schönheitsfehler aus, aber Maya wusste, dass sich dahinter der schönste Ort der Welt verbarg. Vorsichtig drückte Maya die Hecke zur Seite und quetschte sich durch die kleine Öffnung, die dabei entstand. Als Kind war das noch deutlich leichter gewesen. Endlich durch, blieb sie erst einmal stehen und sah sich um. Kaum zu glauben, dass wirklich noch niemand diesen Fleck entdeckt hatte. Maya stand vor einem quadratischen Platz, der in der Mitte eine große Fläche hatte, rundherum von der riesigen Hecke begrenzt. In der Mitte der Fläche war ein kleiner Brunnen, der auch tatsächlich funktionierte. Also musste irgendwer davon wissen oder gewusst haben und eine Wasserleitung gelegt, aber das Wissen niemals preisgegeben haben.

      Der Brunnen war nicht tief, er diente nämlich unsagbar vielen, kleinen Vögeln als Bad, was ein Anblick war, den Maya jedes Mal aufs neue genoss. Den kleinen Spatzen dabei zuzusehen, wie sich ausgiebig und genüsslich ein Bad genehmigten. Rund um den Brunnen war eine kleine Wiese, alles in allem war der geheime Platz vielleicht 30 Quadratmeter klein und dennoch so groß für Maya. Seitdem sie und Inca denken konnten, kamen sie hier her. Sie hatten ihn eines Tages durch Zufall entdeckt, als sie gespielt hatten und Inca durch die Hecke fiel. Auf einmal war ihre Freundin verschwunden, denn Maya hatte den Spalt zuerst nicht bemerkt. Es wurde zu ihrem geheimen Versteck, in dem sie niemand entdecken konnte. An dem nichts Böses passierte und an dem sie sicher waren.

      Auch dieses Mal hatte Maya eine Decke mitgebracht, die sie auf der Wiese ausbreitete. Natürlich hatte sie auch an ihre Gäste gedacht und ein paar alte Brotstücke mitgenommen, die sie nun unter den Spatzen verteilte. Sie sah ihnen so gern dabei zu, wie sich um jeden noch so kleinen Krümel stritten, wild dabei herum flogen und lauthals zwitscherten. Entspannt legte sie sich auf ihre Decke, schloss die Augen und genoss jeden Sonnenstrahl auf ihrer Haut. Die vereinzelten Wolken, die über den Himmel zogen spendeten angenehmen Schatten und ließen ihn wie gemalt aussehen. Kurz nachdem Maya es sich bequem gemacht hatte, kam er wieder. Und dieses Mal etwas penetranter als vorhin in der Küche. Sie runzelte ihre Stirn und rümpfte die Nase. Unfassbar.

      Sie hatte sich doch geduscht, also konnte es wirklich nicht an ihr liegen. Auch die Decke war gewaschen. Woher kam dieser unerträgliche Geruch? Widerwillig öffnete sie ihre Augen, blieb jedoch ungerührt liegen. Sie verfolgte die Schäfchenwolken mit ihren Blicken, bewegte sich aber weiterhin nicht. Sie hoffte darauf, dass der Gestank erneut einfach verschwinden würde. Was aber, wenn er weitere Menschen anlockte? Und diese somit auf ihr Versteck aufmerksam gemacht werden. Also setzte sie sich nun doch auf, stützte sich mit ihren Armen ab. Aber weder links noch rechts von sich konnte sie irgendetwas entdecken, das diesen Geruch verursachen hätte können. Genau in dem Moment, in dem sich Maya wieder hinlegen wollte, hörte sie ein Rascheln. Etwas erschrocken und erstaunt drehte sie sich zum Eingang ihres Verstecks, wirbelte aber sofort bei einem weiteren Geräusch herum und – dort sah sie ihn zum ersten Mal stehen. Er sah sie einfach nur an und stand dort im Eck unter einem Baum. Er sah nicht furchterregend aus, machte keinen bedrohlichen Eindruck, ganz im Gegenteil. Er war eine äußerst gepflegte Erscheinung, sein Bart war gestutzt, seine Fingernägel sauber, kein Ehering am Finger, eine goldene Uhr zierte sein Handgelenk, ungefähr 50 Jahre alt, das Haar grau meliert.

      Seine Augenfarbe konnte Maya nicht erkennen. Sie schien sich mit jedem Lidschlag zu ändern und sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Warum grinste sie? Weil er grinste? Und es einfach ansteckend war?

      Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sich Maya wieder gefangen und setzte sich auf.

      „Hallo.“

      „Guten Tag.“

      Verlegen wippte sie auf und ab und spielte hinter ihrem Rücken mit ihren Fingern.

      „Jaaa... hmm... die Frage erscheint Ihnen vielleicht komisch, aber... was genau machen Sie hier? Suchen Sie jemanden?“

      „Du hast mich doch gerufen.“

      „Aha. Und wann war das genau? Es passiert mir nämlich hin und wieder, dass ich mich auf mein Handy lege und dann ruft es einfach irgendjemanden an. Einmal, da hab ich aus Versehen den Notruf gewählt, ich habs aber bemerkt und aufgelegt. Da haben die doch tatsächlich zurück gerufen und gedacht, ich wollte sie verarschen und haben mir eine dicke Strafe angedroht, bis ich sie davon überzeugen konnte, dass ich gerade nur ein paar Donuts gegessen und mich dabei eben unabsichtlich auf mein Telefon gesetzt habe... anfangs wollten die mir echt nicht glauben, aber…“

      „Gerufen nicht angerufen.“

      „Mhm, alles klar. Gerufen also? So wie man seinen Flaschengeist ruft? Oder Geister?“

      „So in der Art.“

      „Also können Sie Wünsche erfüllen?“

      „Nein.“

      „Blöd.“

      „Ja.“

      „Ich hab Sie…“

      „Dich, wir können gern per Du sein.“

      „Ich hab also