Schattenspiele. Klara Kraus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klara Kraus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738042337
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dachte: Schau an, Internat, wusste ich gar nicht.

      Neben Sören stand ein junger Mann, Judith schätze ihn zwei bis drei Jahre älter als sie selbst, natürlich braungebrannt und insgesamt sehr ansehnlich.

      „Henrik, das ist Judith, eine meiner Mitbewohnerinnen, sie studiert Kunstgeschichte und Malerei und ich finde, sie ist sehr begabt. Du musst dir unbedingt ihre Bilder ansehen.“

      Judith schoss das Blut in die Wangen, wofür sie sich hätte ohrfeigen können.

      „Hallo Henrik freut mich, dass du gekommen bist. Ich hoffe es gefällt dir bei uns.“

      „Es gefällt mir sogar sehr, ihr habt euch wirklich sehr viel Mühe gegeben.“ „Judith, zeig Henrik doch mal deine Bilder, er ist sehr kunstinteressiert und ich bin mir sicher sie gefallen ihm.“

      Judith fand das etwas aufdringlich und nahm sich vor, Sören morgen darauf anzusprechen. Aber sie wollte nicht unhöflich sein….

      „Ich geh mal vor, folge mir einfach.“

      Als sie bei ihrem Zimmer ankam stellte sie erleichtert fest, dass sich dort eine kleine Gruppe Leute eingefunden hatte und sie nicht alleine mit Henrik sein musste.

      Henrik lobte ihre Bilder mit einem Überschwang, dass es ihr wirklich peinlich war.

      „Henrik“

      rief eine Mädchenstimme vom Flur,

      „kommst du bitte, ich fühle mich nicht so besonders und möchte gerne nach Hause.“

      Ein großes Mädchen, mit langen blonden Haaren, und für Judiths Geschmack, mit zu viel Schmuck für ihr Alter, stand in der Tür.

      „Esther, darf ich dir Judith vorstellen, wir betrachten gerade ihre Bilder und ich bin wirklich begeistert.“

      Esther warf einen kurzen Blick in die Runde, sagte guten Abend und drängte Henrik zu gehen.

      Ist wohl nicht so ganz dein Stil hier, dachte Judith

      „Schade, dass ihr schon gehen müsst aber vielleicht trifft man sich ja ein andermal wieder.“

      Henrik war schon voraus in die Küche zu Sören geeilt um sich von ihm zu verabschieden.

      „Schade Alter, dass du schon gehst, aber da kann man halt nichts machen. Komm doch einfach morgen vorbei und wir vertilgen hier die Reste.“

      „Ich melde mich bei dir. Mach‘s gut Judith, wir sehen uns.“

      Judiths Stimmung war mit einem Mal am Boden, sie war verärgert. Ihre Schwester hatte sie beobachtet und nahm sie in den Arm.

      „Schwesterchen, lass dich doch von solch einer bornierten Nuss nicht ärgern, die soll die Feste unter ihres Gleichen feiern wo sie hingehört.“

      „Hast recht, ich weiß auch gar nicht warum ich mich so ärgere. Wirklich bescheuert.“

      Judith holte eine Flasche Rotwein und setzte sich neben ihre Schwester auf den Fussboden.

      „Erzähl, was gibt es Neues daheim….“

      6

      Henrik Jacobsen verließ mit seiner Begleiterin das Haus, setzt sich in sein Auto und fuhr wütend los.

      „ Was hast du dir dabei gedacht? Wir waren bei meinem besten Freund eingeladen und Madam fühlt sich nicht wohl.“

      „Henrik, du willst mir doch nicht erzählen, dass diese Fete nach deinem Geschmack war. Auf dem Boden zu hocken und billigen Wein zu trinken ist ja wohl nicht unbedingt deine Vorstellung von einem gelungenen Abend.“

      Sie befanden sich einige Kilometer hinter der Stadtgrenze als Henrik am Straßenrand anhielt.

      „ Raus, raus hier, du bornierte Kuh.“

      „Henrik, du kannst mich doch hier nicht auf dem freien Feld absetzen.“

      „Du hast keine Ahnung was ich alles kann, raus jetzt.“

      Seine Begleiterin stieg aus dem Wagen und schlug wütend die Tür zu. Henrik fuhr mit quietschenden Reifen davon.

      Es war spät geworden, die letzten Gäste sind erst gegen Morgen gegangen und allen waren sich einig, es war ein gelungenes Fest.

      Judith war todmüde, sie räumte die leeren Gläser, die noch in ihrem Zimmer standen weg, lüftete kurz durch und richtet eine Schlafmöglichkeit für ihre Schwester.

      „Du musst mir morgen erzählen was zu Hause los ist ich habe das Gefühl, Vater ist nicht in Ordnung.“

      „Judith, lass uns schlafen wir reden morgen darüber.“

      Am frühen Nachmittag standen sie auf und begannen mit den Aufräumarbeiten.

      Es war noch einiges an Essen und Getränke übrig und sie setzten sich in der Küche zusammen um einen gemütlichen Abend in kleiner Runde zu verbringen.

      Marion wollte noch einen Tag bleiben um etwas Zeit mit Judith verbringen zu können.

      Es klingelte an der Tür

      „Erwarten wir noch jemanden?“

      fragte Judith.

      „Vielleicht Henrik, ich habe ihm gestern gesagt er könne heute nochmals vorbeischauen weil er ja so schnell gehen musste.“

      Sören öffnete die Tür und tatsächlich stand Henrik mit einer Flasche Wein und einem Blumenstrauß davor.

      „Hallo, darf ich reinkommen? Ich möchte mich für den plötzlichen Aufbruch von gestern entschuldigen.“

       Nicht nötig

      dachte Judith, eigentlich hatte sie sich auf einen Abend in der kleinen, vertrauten Runde gefreut und hatte keine Lust auf Besucher.

      Sören kam mit Henrik in die Küche, stellte ihm einen Teller und ein Glas auf den Tisch und bat ihn, sich zu bedienen.

      Rosalie war sichtlich begeistert von Henriks Besuch und redete ohne Punkt und Komma.

      „Entschuldigt uns bitte, ich würde gerne mit Marion noch einiges besprechen.“

      Judith nahm eine Flasche Wein und zwei Gläser vom Tisch und stand auf.

      „Marion kommst du?“

      Marion stand auf und folgte der Schwester in ihr Zimmer.

      „Reagierst du nicht etwas über?“

      „Ich kann dieses Gehabe heute nicht ab, der Junge ist mir zu borniert.“

      „Judith, ich habe aber ganz das Gefühl, dass der nur wegen dir gekommen ist.“

      „Dann hat er eben Pech gehabt……“

      Sie wusste selbst nicht weshalb sie so heftig auf Henriks Besuch reagierte, sie hatte ja eigentlich überhaupt nichts mit ihm zu tun.

      „Erzähl mir von zu Hause.“

      „Was willst du wissen?“

      „Ich hatte bei meinem letzen Besuch das Gefühl, dass mit Vater etwas nicht stimmt. Tante Marie hat auch schon so etwas angedeutet.“

      „ Ich kann dir dazu nicht viel sagen. Er ist verändert und oft zerstreut, man hat zeitweise das Gefühl, er kann Unterhaltungen nicht wirklich folgen. Ich habe mit Mutter auch schon darüber gesprochen, aber sie reagiert sehr heftig und will nicht darüber reden. Sie ist der Meinung, Papa ist überarbeitet und der Unibetrieb ist nichts mehr für ihn. Sie versucht ihn davon zu überzeugen, dass er in den Vorruhestand geht.“

      „War er denn schon beim Arzt?“

      „Ich weiß es nicht, Mutter will darüber nicht reden.“

      „Marion, wir sollten uns darum