Schattenspiele. Klara Kraus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klara Kraus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738042337
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damit abfinden. Noch kommt er gut zurecht und ich muss nur leise Hilfestellungen geben.“

      Judith nahm die Mutter in den Arm, die Tränen rannen ihr über die Wangen. Was hatten die beiden sich für das gemeinsame Alter alles vorgenommen, nichts davon werden sie sich mehr erfüllen können.

      Judith entschloss sich über ihre beruflichen Pläne nichts zu erwähnen um die Mutter nicht noch mehr zu belasten.

      Den Sonntag verbrachten Sie im Garten und der Vater war beinahe wieder wie immer.

      Das machte Judith Hoffnung, dass die Krankheit vielleicht doch noch nicht so weit fortgeschritten ist.

      Wieder in München angekommen setze Judith sich mit ihren Mitbewohnern zusammen um ihnen ihre Pläne zu unterbreiten.

      Nach stundenlangen Diskussionen waren sich alle einig, dass es wichtig ist, das zu tun was einem ausfüllt.

      Judith war froh, das Thema mit ihren Freunden besprochen zu haben und fühlte sich nun sicher, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

      Am nächsten Morgen eröffnete Judith den Hoffmanns, dass sie das Angebot zu einer Ausbildung gerne annehmen wolle.

      „Judith, das freut mich von ganzem Herzen, Karin, mach eine Flasche Sekt auf, das müssen wir feiern. Ich hätte mir keine bessere Nachfolgerin wünschen können.“

      „Nachfolgerin?“

      Judith sah Herrn Hoffmann an.

      „Warum Nachfolgerin? Ich fange ja gerade mal mit der Ausbildung an.“

      „Judith, ich schlage vor, dass wir zum du übergehen, du weißt, dass wir keine Kinder haben und den Laden im Alter auflösen oder verkaufen müssen. Ich dachte, wenn du dabei bleibst und wirklich Freude an der Arbeit hast, dann kannst du den einmal Laden übernehmen. Was hältst du davon?“

      „Nu mal langsam mit den jungen Pferden.“

      Karin Hofmann legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter

      „Überrenne Judith nicht mit deinen Wunschvorstellungen. Sie soll jetzt einmal starten und der Rest wird sich ergeben.“

      „Du hast wohl Recht. Warten wir ab, was die Zukunft bringt.“

      Da das neue Ausbildungsjahr gerade begonnen hatte war alles schnell geregelt und Judith konnte im Oktober starten.

      Auf dem Heimweg kauft Judith noch Getränke und Knabbereien ein um mit Ihren Mitbewohnern zu feiern.

      Sie fühlte sich sehr leicht und gelöst und genoss den sonnigen Septembertag. Sie setzte sich auf eine Bank und beobachtete die Passanten die eilig von der Arbeit nach Hause strömten und fragte sich, wie viele von diesen Menschen wohl ihrer Arbeit mit Freude nachgehen. Sie war dankbar, dass sie künftig einer Arbeit nachgehen durfte die sie ausfüllte und glücklich machte.

      7

      Als sie nach Hause kam saßen die Mädchen in der Küche, Sören wollte etwas später kommen, und Judith erzählte von ihren Eltern und der Krankheit Ihres Vaters.

      Für Rosalie war das Thema Demenz nicht ganz fremd, da sie eine Tante hatte, die auch betroffen war und sie gab Judith die Adresse ihrer Cousine, damit sie sich mit dieser austauschen konnte.

      Judith war ihr sehr dankbar dafür und versprach gleich morgen dort anzurufen.

      Zu fortgeschrittener Stunde kam Sören mit Henrik im Schlepptau nach Hause. Beide waren etwas angetrunken, sie hatten wohl eine Kneipentour gemacht.

      Judith war verärgert, ausgerechnet Henrik wollte sie heute Abend eigentlich nicht dabei haben.

      „Sören stellt euch vor“,

      flötete Rosalie, auch nicht mehr ganz nüchtern.

      „Judith hat heute den Vertrag bei Hoffmanns unterschrieben und beginnt nächsten Monat ihre Ausbildung.“

      Sören freute sich aufrichtig für Judith.

      „Herzlichen Glückwunsch, ich bin sicher das ist die richtige Entscheidung.“

      Sören nahm Judith in den Arm und drückte sie herzlich.

      Judith glaubte in Henriks Gesicht eine Spur von Spott zu sehen und ärgerte sich über sich selbst, dass sie das überhaupt wahr nahm.

      „Was haltet ihr davon, wenn wir am nächsten Wochenende alle zusammen mit Henriks Boot segeln gehen?“

      „Eine super Idee.“

      Rosalie war sofort Feuer und Flamme.

      „Ich werde seekrank“,

      warf Hanne ein.

      „Och wie schade, vielleicht solltest du es doch einfach versuchen, das wird bestimmt sehr lustig.“

      Rosalie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand eine Vergnügung, gleich welcher Art, ausschlägt.

      „Aber Judith, du bist dabei, oder?“

      „Keine Ahnung, ich muss mir das noch überlegen.“

      Henrik legte ihr den Arm um die Schulter

      „Du kannst ruhig mit, ich werde mich nicht in deiner Nähe aufhalten.“

      Judith war die Situation sehr unangenehm und sie fühlte sich ertappt.

      „Wir werden sehen“, antwortete sie.

      Am kommenden Samstag brachen sie dann doch alle auf, um an den Tegernsee zu fahren,

      dort hatten sie sich mit Henrik verabredet.

      Sören hat Judith versprochen Henrik zu tadeln, wenn er, wie Judith das sagte, seine Machosprüche anbrachte.

      Das Wetter war wunderschön und Henrik hatte einen großen Korb mit Getränken und Snacks dabei.

      Judith musste zugeben, dass sie die Größe des Bootes schon beeindruckte. Sie hatte mit einem durchschnittlichen Segelboot gerechnet wie sie das aus den Urlauben in Italien kannte.

      Dies hier war eine richtige Jacht und wirklich beeindruckend.

      Sie verbrachten einen sehr schönen Tag auf dem Wasser, lachten viel und genossen den wunderschönen Sommertag. Den Abschluss machten sie beim Italiener. Auf der Heimfahrt frotzelte Sören :

      „Judith, gib zu, so schlimm war es doch gar nicht.“

      „Ich gebe es ja schon zu, wenn ich auch finde, dass dein Freund ein ziemlicher Angeber ist.“

      „Aber, wenn ein Angeber solch ein Boot hat, ist das ja auch nicht schlecht …..“,

      flötete Rosalie glücklich vom Rücksitz.

      Es hatte sich herumgesprochen, dass bei Hoffmann Juweliere eine junge, talentierte Frau arbeiten würde, die es verstand, die Kundenwünsche genau umzusetzen.

      Das Weihnachtsgeschäft lief hervorragend und es galt jede Menge Aufträge zu bearbeiten.

      Als Judith, einige Tage vor Weihnachten am Abend aus dem Laden ging, beschloss sie nicht die U-Bahn zu nehmen, sondern den Heimweg zu Fuß zurückzulegen um noch etwas frische Luft zu tanken.

      In der ganzen Stadt war vorweihnachtlicher Weihnachtszauber und sie musste feststellen, dass sie das bisher gar nicht wahrgenommen hatte.

      Sie ging durch die Fußgängerzone, überall waren Glühweinstände aufgebaut, heiße Maronen und Waffeln wurden verkauft und es duftete herrlich.

      Gerade als sie sich entschlossen hatte, sich eine Waffel zu gönnen, hört sie ihren Namen rufen.

      Sie drehte sich um und an einer Glühweinbude stand Henrik in Mitten einer Gruppe junger Leute und wie immer schien er das Wort zu führen.

      „Judith, hallo, darf ich dich zu einem Glühwein einladen?“