Wie kam sie eigentlich zu SM. Sonia Quendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sonia Quendt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741870576
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ist Wochenende. Ich fahre morgen wieder zu meiner Familie.“

      Plötzlich wollte ich nicht, dass er ging. Ich wollte ihn ganz für mich alleine. Ich verstand mich nicht und bemerkte wieder einmal, dass ich ein einziger Widerspruch in sich war.

      „Ich komme ja am Montag wieder, Schätzchen. Dann bin ich die ganze Woche nur für dich da.“

      „Bitte liebe mich, jetzt“, schmachtete ich ihn an.

      „Darauf habe ich gewartet, Kleines. Ich wusste, dass du es freiwillig tun wirst und mich darum bittest.“

      Mein Widerspruchsgeist war schon lange Schlafen gegangen, hatte sich im Keller verkrochen oder war sonst wo. Robert liebte mich, mit einer Ruhe, einer Intensität.

      Ich wusste, dass er mich meinte, nur mich.

      Und immer wieder sagte er: „Du wirst mein Mädchen sein, mein Kleines, mein Kind. Ich erziehe dich nach meinen Regeln und sie werden dir gefallen.“

      Im Fokus seiner absoluten Aufmerksamkeit zu stehen, genoss ich in höchstem Maße. Der Akt endete so liebevoll, wie er begonnen hatte.

      Am Wochenende weinte ich, als ich an ihn dachte. Er war in meinem Kopf, der Rob. Mein Rob?

      Ich ahnte nicht, wie sich alles entwickeln würde. Das hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Robert war kein Mann, der sagte: „Ich bin dominant, ich dominiere dich, du musst tun, was ich will ohne Widerspruch, ansonsten gibt es Strafe.“

      Oder wie die dummen Doms mit ihren Strafbüchern, Tagebüchern und geschriebenen Regeln. Nichts von alledem.

      Und trotzdem sollte ich Dominanz in Reinkultur kennen lernen. Ein freiwilliges Hingeben – ein Unterwerfen.

      Erste Experimente

      Seit sie dieses Buch gelesen hatte, kam sie von dem Gedanken nicht mehr los. Noch nie hatte sie sich mit diesem Thema beschäftigt. Dominanz, Devotion, Sadismus, Masochismus. Warum nur war sie so fasziniert?

      Von Haus aus war Sarah eine dominante Persönlichkeit. Das hatte sie aber nie bewusst wahrgenommen. Nur manchmal sagte ihre Schwester, dass sie so dominierend sei. Und ihr Schwager äußerte einmal, dass sie Feldwebel beim Bund hätte werden könne. Aber sie war eben so.

      Die Männer tanzten nach ihrer Pfeife und sie ließ sie tanzen. Es gefiel ihr, manchmal war sie aber einfach nur gelangweilt. Das sexuelle Verlangen nahm einen Großteil ihrer Fantasien ein. Sie wollte, sie brauchte, sie musste.

      Blümchensex, immer nur Blümchensex. Manchmal nahm sie ein Typ etwas härter. Das gefiel ihr gut.

      Am Abend, als sie von ihrem Studio gestresst nach Hause kam, legte sie sich aufs Bett und griff zum Telefon. Da gab es eine Hotline. Frauen konnten dort kostenlos agieren.

      Sie war frustriert. Alle wollten nur die schnelle Nummer, ohne Anstrengung. Einfallslos, die Typen. Sie wollte es ja auch, aber anders. Schon länger suchte sie nach einem geeigneten Mann, der sie regelmäßig besuchte. Der sie nahm, der sich nahm, was er wollte. Immer wieder präsentierte sie sich als starke Frau, wenn sie einen Mann kennenlernte. Entweder flüchteten die, oder ließen sich von ihr regelrecht befehligen. Nun, es war nicht zu ändern. Sie brauchte Sex.

      Da hörte sie im Datingkarussell eine Stimme: „Willst du Dominanz? Dann wirst du sie bekommen.“ Was für eine Stimme! Die Kraft, die er ausstrahlte, spürte sie förmlich durch das Telefon. Sie schickte ihm eine Nachricht. Er ließ sich mit ihr verbinden.

      „Du hast mir eine Nachricht hinterlassen. Sage mir deinen Namen.“

      „Sarah, ich heiße Sarah.“

      Sie erzählte ihm, dass sie dominant wäre, aber gerne einmal die Gegenseite kennen lernen würde. Erfahrung hätte sie noch nicht. Kurz darauf verlangte er ihre Privatnummer. Sie zögerte nicht. Sofort rief er sie an.

      Ein ausgiebiges Gespräch folgte. Er fragte sie aus. Wie eine dumme Göre erzählte sie ihm alles. Wann hatte sie zuletzt soviel Aufmerksamkeit genossen?

      Er setzte ihren Namen richtig in Szene. Wie er „Sarah“ aussprach! Sie schmolz dahin. Eine ganze Woche führten sie Abend für Abend intensive Gespräche.

      Wie konnte es sein, dass sich ein solcher Mann für eine kleine, mollige Frau interessierte? Sie wusste nicht, wie er aussah, aber wie er mit Frauen umgehen konnte! So einfühlsam, mit dieser Stimme, so verständnisvoll und so ernsthaft.

      Wie alt er war, wusste sie nicht. Sie traute sich auch nicht zu fragen. Aber sie schätzte ihn von der Stimme her auf Mitte 50. Gegen ihn war sie doch noch recht jung.

      Sarah war süchtig. Nach seiner Stimme, nach ihm. Sie wollte ihn, jetzt. Sie, die Telefonsex verabscheute, bat ihn darum. Sein maliziöses Lächeln drang an ihr Ohr. Und er erfüllte ihr den Wunsch, sagte, was er alles mit ihr tun würde. Sarah glühte.

      Dann sagte er mit einer harten Stimme, die sie von ihm noch nicht kannte: „Du geile Schlampe, du bekommst das, wonach du dich so sehr sehnst. Du wirst meine persönliche Hure werden. Ich mache dich zu meinem Eigentum.“

      Da kam sie. Die ersehnte heiße Welle durchströmte ihren Körper. Sie spritzte regelrecht. Und – sie schämte sich.

      Als sie sich beruhigt hatte, sagte er: „Komm in meinen Arm, mein Mädchen, ich streichle dich.“

      Seine Stimme war wie Zucker. Noch nie hatte jemand zu ihr „mein Mädchen“ gesagt. Siedend heiße Tränen liefen über Sarahs Wangen. Sie konnte gar nicht mehr aufhören. Als ihre Tränen dann langsam versiegten, schüttete sie ihm ihr Herz aus.

      Immer musste sie stark sein. Immer zog sie schwache Männer an. Immer musste sie perfekt sein. Das war schon in der Kindheit von ihr gefordert worden.

      Er verstand sie und versprach Sarah, ihr zu helfen, den richtigen Weg zu finden. Jetzt wollte sie nur noch eins: Ihm so schnell wie möglich begegnen. Für das kommende Wochenende sagte er zu.

      Sie war überglücklich, aber ihre Freude wurde schnell zerstört. Denn kurz darauf rief er noch einmal an und fragte, ob er seine Partnerin mitbringen könne. Sarah verneinte energisch. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

      „Sie wird dich heute Abend anrufen und wenn du nach dem Gespräch der Meinung bist, dass ich alleine kommen soll, dann tue ich das und bin dir nicht böse.“

      Ihr fiel ein Stein vom Herzen. So hatte noch nie jemand mit ihr gesprochen, so gelassen, so ruhig. Er machte auf Sarah den Eindruck eines intelligenten Mann, der genau wusste, was er tat.

      Am Abend klingelte das Telefon.

      Sarah ahnte, wer es war. Mit klopfendem Herzen nahm sie den Hörer ab. Plötzlich hatte sie eine piepsige Stimme. Die Stimme am anderen Ende des Telefons dagegen klang so tief, so rau, so mondän.

      Gleich zu Anfang ließ sie Sarah wissen, dass sie mit „Madam“ angeredet werden wollte. Sarah musste innerlich grinsen: Das war ihr schon wieder zu blöde. Doch sie beherrschte sich. Und sie war erregt. Madam erklärte ihr, weshalb es wichtig wäre, dass beide sie besuchen kämen. Als eine Einheit. Sarah hielt bei jedem von Madams Argumenten dagegen. Doch nach einer Stunde waren ihre Zweifel beseitigt. Darüber hinaus war sie jetzt sogar überzeugt, dass unbedingt beide sie besuchen sollten.

      War das schon eine Kopfwäsche?

      Madam nahm es zur Kenntnis. Als Sarah den Hörer des Telefons auflegte, war sie so verwirrt und so erfüllt. Sie rief IHN an und teilte ihm mit, dass sie unbedingt beide kennen lernen wolle.

      Und wieder drang sein tiefes, maliziöses Lächeln an ihr Ohr. Ein Schauer durchlief sie. Sarah fiel ein, dass sie nicht einmal seinen Namen kannte. Ganz nett und lieb sagte er, dass er Richard hieße, aber sie solle ihn „Meister“ nennen.

      So ein Schwachsinn, dachte Sarah. Ihr Spott kam schon wieder hoch. Doch sie war gefühlsmäßig schon so weit involviert, dass sie ihn auf keinen Fall böse machen wollte. Der Gedanke, dass die beiden sie nicht besuchen würden, war ja jetzt schon wie ein kleiner Tod.

      Musste