Folge ich doch einmal einer dieser dubiosen Einladung, muss ich immer wieder feststellen, dass sich stets die gleichen langweiligen Typen treffen, die sich schon gestern und vorgestern Abend irgendwo einfanden, um ein reichhaltiges Buffet zu leeren, sich mit Langweiligkeit gegenseitig langweilten. Kurz darauf finden sie einen Grund, eher zu gehen, in der Gewissheit, sich 24 Stunden später am nächsten Buffet wieder zu treffen. Ich kenne auch Leute, die besitzen gar keinen Kühlschrank. Ihre Firmen-Kreditkarte deckt wie von Geisterhand jeden Tag den Tisch und auf der Spesenabrechnung tauchen immer die gleichen Freunde und Bekannten auf, damit das Finanzamt nicht merkt, dass nur die eigene Familie am Tisch saß. Mit der gleichen Karte wird der Dienstwagen betankt, dass es schon verwundert, wie viel Treibstoff in einen 70-Liter-Tank passen. Genau die gleichen Leute verursachen bei ihren Dienstreisen so viele Spesen, wie ein Urlaub in der Schweiz kostet. Sie planen die Anreise ihrer Dienstreiseziele so kompliziert, dass sie kreuz und quer durch die Welt fliegen, nur um möglichst viele Bonusmeilen zu sammeln, die dann der eigenen Familie eine günstige Fernreise ermöglichen. Das sind alles Banalitäten gegenüber denen, die irgendwann gänzlich die Bodenhaftung verlieren und neben diesen unberechtigten Privilegien, richtig zulangen. Es vergeht kein Monat, wo nicht ein neues Korruptionsbeben Deutschland erschüttert, ohne dass sich wirklich jemand erschüttert zeigt. Zu sehr haben sich die Deutschen mit der gelebten Realität abgefunden, die so gar nicht mit unserer Biedermannfassade übereinstimmt. Eine Affäre versetzt nur die Medien in Ekstase, weil sie sich in bares Geld verwandeln lassen. Der oberste Postchef und ein Fußballpräsident verschieben Millionen Euro in die Schweiz, und gehen später mit einer Selbstanzeige fast straffrei aus. Ein Wirtschaftsboss, dessen Name für die größte Arbeitsmarktreform der Nachkriegszeit verbunden ist, der unserer Regierung Ratschläge unterbreitete, wie man Leuten, die kein Geld besitzen, noch welches abnehmen kann, ließ nach getaner Arbeit auf Firmenkosten seine dunkelhäutige Geliebte aus Brasilien einfliegen, um gemeinsam das veruntreute Geld durchzubringen. Als es aufflog, flog auch er, natürlich mit üblichen Millionen an Schweigegeld. Mit 64 Jahren hat er sich seine letzte große Rolle, die des Bauernopfers, besser bezahlen lassen, als mancher Hollywoodschauspieler. Auch eine Reihe von Sportmoderatoren, eher für Fairplay zuständig, besonders dann, wenn sie beim gebührenfinanziertem Staatsfernsehen unter Vertrag stehen, hatten die clevere Idee, Sendezeiten privat zu vermarkten. Der Erlös floss direkt auf ihre Privatkonten, was der Buchhaltung der Sender viel Arbeit ersparte. Selbst ein Bundespräsident flog aus dem Amt, weil er sich seinen exklusiven Lebensstil fremdfinanzieren ließ. Einzelfälle? Die Führungskräfte eines großen deutschen Autoherstellers nutzten ihre diversen Auslandsaufenthalte, um naiven Dritte-Welt-Politikern potemkinsche Dörfer mit angeschlossener Autofabrik zu verkaufen. Während des kurzen Aufenthaltes im Untersuchungsgefängnis hatten sie Zeit Pläne zu schmieden, wie das Schmiergeld gewinnbringend anlegen, zum Beispiel in Automobilaktien. Selbst in meiner Heimatstadt, eigentlich pleite, vergeht kein Jahr ohne Korruptionsskandal. Da lief ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Stellvertreter unseres Oberbürgermeisters, weil er in kurzer Zeit 76 Strafzettel für Geschwindigkeitsübertretung bekam, ihm die Fahrerlaubnis entzogen wurde und er trotzdem weiter fuhr. Nun, deswegen wird niemand gefeuert, außer man ist Chef der zuständigen Ordnungsbehörde, die er anwies, die Strafzettel zu vernichten. Eine Bagatelle gegenüber dem Chef der örtlichen Wasserwerke, der mit Millionen seines Unternehmens zockte, Millionen an Schmiergeld in Lichtenstein bunkerte und seiner Kommune einen Schaden von 750 Millionen Euro hinterließ.
Ungeachtet dessen sind wir Deutschen wahnsinnig stolz darauf nicht bestechlich zu sein und nutzen jede Gelegenheit, mit Fingern auf den Rest der korrupten Welt zu zeigen, wo nichts mehr legal zu gehen scheint. Verwundert fragen wir uns deshalb, weshalb es dort sehr oft besser läuft, als bei uns.
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