Winnetou Band 2. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742772039
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Inhalt meines Koffers

       mit an Zahlungsstatt anzunehmen habe. Der Mann ging gern darauf ein und schickte sofort seinen

       Storekeeper fort, den Koffer zu holen. Als derselbe ankam, wurden meine Sachen taxiert, und nun begann

       Old Death, für mich auszusuchen. Ich erhielt: eine schwarze Lederhose, ein Paar hohe Stiefel, natürlich

       mit Sporen, ein rotwollenes Leibhemd, eine Weste von derselben Farbe mit unzähligen Taschen, ein

       schwarzwollenes Halstuch, einen hirschledernen Jagdrock, ungefärbt, einen ledernen Gürtel, zwei Hände

       breit und innen natürlich hohl, Kugelbeutel, Tabaksblase, Tabakspfeife, Kompaß und zwanzig andere

       notwendige Kleinigkeiten, Fußlappen anstatt der Strümpfe, einen riesigen Sombrero, eine wollene Decke

       mit einem Schlitze in der Mitte, um den Kopf hindurch zu stecken, einen Lasso, Pulverhorn, Feuerzeug,

       Bowiemesser, Sattel mit Taschen und Zaumzeug. Dann ging es zu den Gewehren. Old Death war kein

       Freund von Neuerungen. Er schob alles, was neueren Datums war, beiseite und griff nach einer alten

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       Rifle, die ich jedenfalls gar nicht beachtet hätte. Nachdem er sie mit der Miene eines Kenners untersucht

       hatte, lud er sie, trat vor den Laden hinaus und schoß nach der Giebelverzierung eines sehr entfernten

       Hauses. Die Kugel saß.

       » Well!« nickte er befriedigt. »Die wird's tun. Dieses Schießeisen hat sich in famosen Händen befunden

       und ist mehr wert als aller Krimskrams, den man jetzt mit dem Namen Büchse beehrt. Ich kalkuliere, daß

       dieses Gewehr von einem sehr tüchtigen Meister angefertigt worden ist, und will hoffen, daß Ihr ihm Ehre

       macht. Nun noch eine Kugelform dazu. Dann sind wir fertig. Blei können wir hier auch haben; so gehen

       wir nach Hause und gießen einen Kugelvorrat, vor welchem die da drüben in Mexiko erschrecken

       sollen.«

       Nachdem ich mir noch einige Kleinigkeiten, wie Taschentücher u. s. w., welche Old Death natürlich für

       ganz überflüssig hielt, ausgesucht hatte, mußte ich in einen kleinen Nebenraum treten, um mich

       umzuziehen. Als ich in den Laden zurückkehrte, betrachtete der Alte mich wohlgefällig.

       Im stillen hatte ich mich der Hoffnung hingegeben, daß er den Sattel tragen werde; aber das fiel ihm gar

       nicht ein; er packte mir die Geschichte auf und schob mich hinaus.

       »So!« schmunzelte er draußen. »Jetzt seht einmal, ob Ihr Euch wirklich zu schämen habt! jeder

       verständige Mensch wird Euch für einen sehr vernünftigen Gentleman halten, und was die unverständige

       Welt sagt, das geht Euch den Teufel an.«

       Jetzt hatte ich nichts mehr vor Old Death voraus und mußte mein Joch geduldig nach dem Gasthofe

       schleppen, während er stolz nebenher schritt und es ihm jedenfalls heimlichen Spaß machte, mich als

       meinen eignen Packträger in Tätigkeit zu sehen.

       Als wir im ›Hotel‹ ankamen, legte er sich nieder; ich aber ging, um nach Winnetou zu suchen. Es läßt

       sich denken, wie entzückt ich über dieses Wiedersehen war. Es hatte meiner ganzen Selbstbeherrschung

       bedurft, ihm nicht um den Hals zu fallen. Wie kam er nach Matagorda, und was wollte er hier? Warum

       hatte er so getan, als ob er mich gar nicht kenne? Das mußte einen Grund haben; aber welchen?

       Er hatte jedenfalls ebenso die Absicht, mit mir zu sprechen, wie ich mich sehnte, mit ihm reden zu

       können. Wahrscheinlich wartete er irgendwo auf mich. Da ich seine Art und Weise kannte, war es mir

       nicht schwer, ihn zu finden. Er hatte uns gewiß beobachtet und in das Hotel gehen sehen und war also in

       der Nähe desselben zu suchen, Ich ging nach der hintern Seite des Hauses, welche an das freie Feld stieß.

       Richtig! Ich sah ihn in der Entfernung von einigen hundert Schritten an einem Baume lehnen. Als er mich

       bemerkte, verließ er seinen Standort und ging langsam dem Walde zu; ich folgte ihm natürlich. Unter den

       Bäumen, wo er auf mich wartete, kam er mir mit freudestrahlendem Gesicht entgegen und rief:

       »Scharlieh, mein lieber, lieber Bruder! Welche Freude hat dein unverhoffter Anblick meinem Herzen

       bereitet! So freut sich der Morgen, wenn nach der Nacht die Sonne erscheint!«

       Er zog mich an sich und küßte mich. Ich antwortete:

       »Der Morgen weiß, daß die Sonne kommen muß; wir aber konnten nicht ahnen, daß wir einander hier

       sehen würden. Wie glücklich bin ich, deine Stimme wieder zu hören!«

       »Was führt deinen Fuß in diese Stadt? Hast du hier zu tun, oder bist du in Matagorda gelandet, um von da

       aus zu uns nach dem Rio Pecos zu gehen?«

       »Ich habe eine Aufgabe zu lösen, welche mich hierher führte.«

       »Darf mein weißer Bruder mir diese Aufgabe sagen? Wird er mir erzählen, wo er sich befunden hat, seit

       wir droben am Red River voneinander schieden?«

       Er zog mich ein Stückchen tiefer in den Wald hinein, wo wir uns niedersetzten. Hand in Hand an seiner

       Seite, erzählte ich ihm meine Erlebnisse. Als ich zu Ende war, nickte er ernst vor sich hin und sagte:

       »Wir haben den Pfad des Feuerrosses vermessen, damit du das Geld bekommen solltest; der Hurrikan hat

       es dir wieder genommen. Wolltest du bei den Kriegern der Apachen bleiben, die dich lieben, so würdest

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       du des Geldes nie bedürfen. Du tatest klug, nicht nach St. Louis zu gehen und bei Henry auf mich zu

       warten, denn ich wäre nicht gekommen.«

       »Hat mein Bruder den Mörder Santer ergriffen?«

       »Nein. Der böse Geist hat ihn beschützt, und der große, gute Manitou ließ es geschehen, daß er mir

       entkam. Er ist zu den Soldaten der Südstaaten gegangen, wo er unter so vielen Tausenden mir

       entschwand. Aber mein Auge wird ihn wiedersehen, und dann entkommt er mir nicht! Ich kehrte nach

       dem Rio Pecos zurück, ohne ihn bestraft zu haben. Unsere Krieger haben während des ganzen Winters

       den Tod Intschu tschunas und meiner Schwester betrauert. Dann mußte ich viele und weite Ritte Machen,

       um die Stämme der Apachen zu besuchen und sie von übereilten Schritten abzuhalten, denn sie wollten

       nach Mexiko, um sich an den dortigen Kämpfen zu beteiligen. Hat mein Bruder von Juarez, dem roten

       Präsidenten, gehört?«

       »Ja.«

       »Wer hat recht, er oder Napoleon?«

       »Juarez.«

       »Mein Bruder denkt grad so wie ich. Ich bitte dich, mich nicht zu fragen, was ich hier in Matagorda tue!

       Ich muß es selbst gegen dich verschweigen, denn ich habe das Juarez versprochen, den ich in EI Paso del

       Norte traf. Du wirst, obgleich du mich hier getroffen hast, den beiden Bleichgesichtern folgen, welche du

       suchst?«

       »Ich bin dazu gezwungen. Wie würde ich mich freuen, wenn du mich begleiten könntest! Ist dir das nicht

       möglich?«

       »Nein. Ich habe eine Pflicht