Sollten nicht auch wir, dem Tod im Leben, dem Leben in der Leere, diesem Gefängnis aus Hoffnung und Nichtstun entrinnen?
Schlaflied einer ledigen Mutter
Aber nun gute Nacht Schlafe sanft und sacht
Dein Schlummer wird von Gott bewacht,
Dann hörst du nicht wie Mama lacht
Mit einem fremden Mann.
Ein Sektkorken kracht
Der Onkel hat es gut gemacht.
Es diente ihr Gewerbe
Dem Neben Erwerbe.
Sie tut’s für Dich, mein Kind,
Drum schlafe ein, geschwind.
Deklination Blasphem(in)ie
Ich habe mich fein, grob betragen
Du hast mich grob betrogen
Ich habe mich grob betragen
Du hast mich grob betrogen.
Trockenübung
Von eines Mannes lüsternen Blick
Ausgezogen zu werden, wird an Peinlichkeit
Nur noch übertroffen von jenem süffisanten Grinsen
Mit welchem die Trockenübung vollzogen ist
Und man zur Tagesordnung übergeht.
Das Leben ist ein Spiel, dessen Regeln man nach und nach
(Am eigenen Leibe) erfährt.
Ich möchte drei Möglichkeiten haben:
Eine in meinem Sinne- (Gesundheit ist die Hauptsache)
Eine endgültige (subjektiv).
Eine um die Situation zu retten (Überlebensdrang).
Gewissheit und Hoffnung.
Ich will in der Studienstiftung bleiben, damit ich von mir was halten kann. Damit meine Intelligenz kein Hinderungsgrund ist Menschen zu lieben.
Ich will das Vertrauen in den Arztberuf installieren, damit die Leute, bevor sie sich entscheiden eine Dummheit zu machen, erst mal beschließen, dass sie krank sind.
Ich vertraue, dass meine Eltern mich lieben. (Ich unterstelle es Ihnen.) Ich bestehe darauf Arzt zu werden. Cesta ide dalej. (Der Weg führt weiter)
Ich habe erfahren, dass Leute denen ich echte Freude bereitet habe, mich durchbringen können.
(Ohne Titel)
Lerne es zu ertragen, dass Du anders bist
Lerne, dass dein so-sein auf die Spitze getrieben werden kann
Lerne es zu verstehen, dass auf den zwei Fußbreit Bahn
Auf dem Du stehst gleichzeitig kein anderer stehen kann.
Lerne zu ertragen, dass Du Du bist
Lerne damit zu leben, dass Dir Dein so-sein unerträglich werden kann.
Lerne es zu ertragen, dass der Andere anders ist.
Lerne, damit zu leben, dass sein so-sein
Jenem anderen vielleicht auch unerträglich, ist.
Lerne es zu verstehen, dass an der zwei Fußbrett Bahn
Auf dem der Andere steht, auch Platz für einen Menschen ist.
Ich verbrachte drei Monate in der Psychiatrie, war hinterher ein gebrochener Mensch.
All die hochfahrenden Ziele und Pläne, die ich hatte, waren mit einmal dahin. An der Uni, wo ich bekannt gewesen war wie ein bunter Hund, kannte mich plötzlich keiner mehr. Mit viel Mühe haben meine Eltern, auch Ärzte, allabendlich mit mir Anatomie gebüffelt und konnten es wehren, dass ich meinen Studienplatz aufgeben und Krankenschwester werden wollte. Ich war mit meinen Eltern wieder versöhnt, sie bemühten sich sehr um mich.
Ich höre immer vorzeitig mit den Dingen auf, Gott weiß warum. Apropos Gott: ich muss es mir angewöhnen an Ihn zu glauben. Es müsste das Leben erträglicher gestalten, wenn man nicht das Gefühl lastender Verantwortlichkeit auf sich hat.
Ich habe jetzt eine wichtige Entdeckung gemacht: Ich habe mich von Ereignissen nicht betroffen gefühlt. Ich hielt mich für eine absolute Ausnahme.
„Wer sich selbst verachten musste, konnte diese Aufgabe nicht erfüllen, also kam es darauf an, die eigene Achtung täglich zu verdienen und sie um keines Zweckens willen zu gefährden.“
Ich bin so froh, wenn ich mich selbst vergessen kann.
Am Freitag darf ich für eine Woche heimgehen.
Dann kommt ein Gedicht es stammt nach ihren Angaben, nicht von ihr.
Denk an Dier, o Mutter
Dann denk ich licht und klar,
sprich Du aus mir, Mutter,
dann sprech ich rein und wahr.
Wirkst Du durch mich, o Mutter,
gerecht ist dann mein Tun,
geheiligt meine Arbeit,
geheiligt auch mein Ruhm.
Durchdring mein ganzes Wesen,
erfüll mein ganzes Sein,
dass ans mir kann lesen
die Art und Handlung Dein.
Studentenzeit, stürmische Jahre.
Nach der Erkrankung, konnten wir sie überzeugen das Studium nicht aufgeben, aber in der Studienstiftung wollte sie nicht mehr mitwirken. Sie lernte mühsam Anatomie, war ja vollgestopft mit Haldol, doch sie schaffte die Prüfung. In dieser Zeit machten wir Spaziergänge am Ufer der Iller, es war eine gute Gelegenheit zur Wiederholung des Lernstoffes. Am Ufer des Flusses war ein zerrissenes Kleidungsstück. Sie bemerkte: “Da wurde jemand vergewaltigt” Es war ein Signal, auf offene Fragen kam dann die Verneinung, mit dem Satz, die Frau N. hätte ein Kind, als Erklärung ihres Schweigens.
Wir siedelten im Jahre 1978 nach Bad Abbach bei Regensburg um. Susanne bekam ein Zimmer im Studentenwohnheim in Ulm. Im Wohnheim fand sie gute Freundinnen, und einen Freund, einen Außenseiter, intelligent, megaloman, mit manischen Charakterzügen.
Es beginnt eine wechselnde Beziehung, von zwei psychisch angeschlagenen Außenseitern. Es ist anfänglich eine harmonische eheähnliche Beziehung, mit der Vereinbarung, dass keiner gebunden ist. Im Internat ist Partnerwechsel üblich. Es war die Zeit der grenzenlosen sexuellen Befreiung nach der Pille. Die Beziehung der Beiden ist oft scheiternd, dann in tragischen Situationen - nach Susannes Selbstmordversuch oder nach dem Tod meines Mannes - erneut auflebend. Der Kontakt dauert bis 1990, dann wird der Kontakt endgültig abgebrochen, sie ist schon krebskrank.
Nicht betrachtend diese Beziehung verliebt sie sich oft, diese Beziehungen entwickeln sich nach einem bestimmten Muster. Sie wählt jemanden, der auf sie anziehend wirkt, als zukünftigen Partner aus. Sie wirbt mit Gedichten und wünscht sich Anerkennung, Wellen von Resonanz und Verständnis für ihre Emotionen. Die Emotionen, das sind Stimmungen, Träume von Liebe, gemischt mit latenter Angst und Schmerz, die sie auskostet und in Gedichte und Texte umwandelt. Sie kostet das Verliebt-zu-sein mit allen Höhen und Tiefen aus, sie leidet, dichtet und diskutiert.
Sie flüchtet von ihrer primitiven Urangst in die Illusion großer Gefühle, in die Illusion der Schönheit