Terra Aluvis Vol. 1. Nox Laurentius Murawski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nox Laurentius Murawski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737501989
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…!"

      Aber Lewyn wies jede Wärme seines Freundes ab und brachte wieder einen Schritt Abstand zwischen sie. Voll Ablehnung verengte er die Augen zu Schlitzen und meinte harsch: "Also willst du lieber zusehen, wie sich die Völker im Krieg niedermetzeln?!", und er zeigte mit dem Zeigefinger auf sein dunkel­haariges Gegenüber, "Du bist der nächste König! Das kann dir doch unmöglich egal sein!"

      Der Prinz zwang sich, Ruhe zu bewahren. "Ein toter König nützt niemandem etwas", sprach er besonnen, "Ich bin der Meinung, wir sollten meinen Vater bitten, uns zu helfen." – "Nein, das lehne ich strikt ab!", entgegnete Lewyn auf der Stelle und stemmte kopfschüttelnd die Hände in die Seiten. "Warum?", hakte Sacris nach. So fügte sein Gefährte etwas kleinlaut hinzu: "Er … er würde …", der Blonde zögerte und sah verlegen zu Boden, "Er würde sich niemals durch die Worte eines kleinen Kindes zu so etwas überreden lassen …"

      Da wusste der Prinz auch nicht mehr weiter und verzweifelte regelrecht: "Lewyn, verdammt noch mal! Was soll das? Du scheinst dem Jungen ja umso mehr zu glauben!" Mit beiden Armen wies Sacris auf seinen Freund und wusste einfach nicht, wie er seinen inneren Gefühlswallungen – seiner Sorge, seiner Furcht! – Ausdruck verleihen sollte. "Ich meine, du … du bist ja geradezu todesmutig dazu bereit, jedes seiner Worte für bare Münze zu nehmen! – oder zumindest die Teile seiner Prophezeiung, die dir zusagen."

      "Tzeh!", stieg der Blonde sofort erbost auf seine Anklage ein, "Du hast ihn ja auch nicht erlebt, wie ich ihn erlebt habe!" Dann nahmen seine azurblauen Augen jedoch plötzlich einen geheimnisvoll entrückten Ausdruck an und er wurde ebenso beschwörend wie der kleine Junge zuvor. "Da war eine, eine … 'Verbindung' zwischen uns, die-", doch Lewyn brach sofort ab, als er dem skeptischen Blick seines Freundes begegnete. Er schloss seinen Mund und drehte den Kopf zur Seite. "Ich … ich habe verstanden", sprach er leise, doch entschlossen, "Lassen wir das. Ich gehe alleine."

      Somit wandte sich der hellhaarige Mann ohne Umschweife zum Gehen – nur hinderte ihn leider wie zuvor eine beharrlich festhaltende Hand an seiner Schulter daran, sich von der Stelle zu bewegen.

      Der Prinz schüttelte fassungslos den Kopf und konnte nicht glauben, was gerade vor sich ging. "Lass mich, Sacris", zischte der Blonde, als sein Gegenüber auch weiterhin keine Anstalten machte, ihn loszulassen, "Lass. Mich. Gehen. Habe ich gesagt." Dabei schwang in seiner Stimme eine solch ungeahnte Bedrohlichkeit mit, dass sich dem dunkel­haar­igen, jungen Mann sämtliche Nackenhaare sträubten. Ein eisiger Schauer kroch Sacris den Rücken hinauf und er fühlte, dass ihn der Schreck über diese Situation lähmte. Das … war nicht mehr der Lewyn, den er kannte. Wie … wie war das möglich? Was war bloß mit ihm geschehen?!

      Unfähig, etwas zu tun oder zu sagen, ließ der Prinz jedoch auch weiterhin nicht von seinem Freund ab und blickte stattdessen stirnrunzelnd zu Boden …

      Lewyn hatte indes allerdings schon die Hände zu Fäusten geballt und atmete gerade betont deutlich ein und aus. Da lachte Sacris mit einem Mal bitter auf und meinte mit gesenktem Blick: "Und ich soll dich dann jetzt einfach so in den Tod ziehen lassen, ja …?", und er sah seinen Gefährten innerlich zerrissen an, "Einfach mal 'Tschüss!', nachwinken … und gut ist …?"

      Augenblicklich wandte sich ihm Lewyn mit hasserfüllten, eiskalten Augen zu und fuhr ihn dabei mit messerscharf schneidender Stimme an: "Du hast dein Königreich, doch was habe ich? Mir ist nichts geblieben – weder Vater noch Mutter! – und das Letzte, was ich noch habe, werde ich auch ver­suchen zu retten! … und sollte ich dabei letztlich zu Grunde gehen."

      Sacris war unmerklich zusammengezuckt und starrte sein Gegenüber vollkommen starr und entsetzt an. Der vernich­tende Blick seines Freundes gab ihm endgültig den Rest. Er wich ihm schmerzlich verletzt zur Seite aus und wartete einige endlose Sekunden, bis er schließlich mit kaum vernehmbarem Flüstern entgegnete: "Du hast … also nichts, ja …?", und der Griff seiner Hand löste sich, "Wenn du das so siehst, … will ich dich nicht weiter aufhalten." Ohne aufzublicken machte der dunkel­haarige Mann auf dem Absatz kehrt und schritt mit rauschendem, dunkelroten Mantel zügig zum Schloss davon.

      In jener Nacht sollte der Prinz keine Ruhe finden. Er wälzte sich rastlos im Schlaf hin und her und wachte immer wieder schweißgebadet auf, nur um festzustellen, dass es bloß ein Traum gewesen war; aber die Bilder wollten nicht verschwinden und brannten sich regelrecht in seinen Geist ein, bis er es nicht mehr aushielt, aus dem Bett aufsprang und fluchend nach seinem Schwert griff.

      Kurze Zeit später stand Sacris barfuß und lediglich mit einer dunklen Hose bekleidet auf der obersten Ebene des tempelartigen Palastes. Diese besaß zur Hälfte eine säulengestützte Überdachung, lag ansonsten aber frei unter dem weiten Nachthimmel. Dort schwang der junge Mann sein schlicht gehaltenes, einschneidiges Schwert; denn im Kampf hatte der Prinz schon seit jeher den Einklang mit sich selbst gefunden – jede Zierde lenkte nur unnötig ab.

      Der Himmel war dunkel und bewölkt, die stehende Luft schwül und angespannt. In der Ferne läutete eine leise Glocke zur dritten Stunde, während das Meer in endlosem Rauschen sein Dasein fristete … Abgesehen davon herrschte völlige Ruhe: keine Tiere, keine Menschen, nichts. Lediglich das surrende Geräusch der scharfen, schmalen Klinge durchbrach die Stille dieser sternlosen Nacht.

      Sacris versuchte, sich auf seine Techniken zu konzentrieren, die Hiebe und Stöße präzise und doch kraftvoll auszuführen. Er setzte langsam einen Fuß vor den anderen, wich elegant zur Seite aus, blockte parallel dazu, holte in einer beschleunigten Bewegung von unten aus, drehte sich dabei um seine eigene Achse und … verharrte in der vollendeten Bewegung aufrecht – das Schwert zur Seite gerichtet, wo sein Blick zornig bei seiner Schwertspitze hängenblieb. "Was wollt Ihr hier, Mercurio?"

      Der königliche Berater blickte mit hochgezogenen Augen­­brauen auf die Klinge, welche weniger als eine Daumenbreite von seiner Kehle entfernt war. "Ihr … habt eine erstaunliche Begabung für den Umgang mit dem Schwert, habe ich das je erwähnt?" Der kahlköpfige Mann senkte eine der beiden Augenbrauen und sah zum Prinzen auf. Dieser starrte ihn unbeirrt an. "Lenkt nicht ab, Mercurio, ansonsten stelle ich mich beim nächsten Mal vielleicht aus Versehen ein wenig ungeschickter an."

      Der königliche Berater hob die zweite Augenbraue wieder an und ging behutsam einen Schritt zur Seite, wobei er die Schwertspitze von ihrer stumpfen Kante aus mit sanfter Gewalt von sich wegschob; so machte es schließlich nicht den Anschein, als würde der Prinz die Klinge allzu schnell freiwillig senken.

      Der Wissende begann, langsam vor sich hin zu schreiten, und legte seine gespreizten Finger aneinander. Er blinzelte mehrmals und legte dabei nachdenklich die Stirn in Falten. "Nun, wenn Ihr mir gestatten würdet, dies zu bemerken: Ich kann mich nicht entsinnen, Euch jemals dermaßen schlecht gelaunt erlebt zu haben …" Langsam und deutlich ertönten die Worte des Mercurios durch die Nacht und seine grauen Augen musterte den jungen Mann vor sich sehr genau. "Mein Prinz, … was beschäftigt Euch so sehr?"

      Sacris nahm das Schwert zurück, behielt den Berater aber aufmerksam im Blick. "Seid Ihr jetzt etwa hergekommen, um mich zu bemuttern?", entgegnete er kühl spottend, "Verkennt nicht Eure Position, Mercurio." Jener hielt daraufhin im Schreiten inne und sah ihn ruhig an. "Mein Prinz …", sagte der Wissende betont sachlich und wählte seine Worte weise, "Ich bin ein Berater. Lasst mich Euch also den 'Ratschlag' geben …", er schaute flüchtig auf die Waffe herab und wieder zum jungen Mann vor sich hinauf, "… nichts 'Unbedachtes' anzustellen."

      Sacris sah ihn grimmig an und schwieg. So schenkte ihm der Mercurio einen bedeutungsvollen Blick und fuhr fort: "Wie Ihr wisst, befindet sich Seine Königliche Majestät zur Zeit in einem höchst labilen Gesundheitszustand. Die Sorge um das Überleben seines einzigen Sohnes könnte ihn regelrecht 'zu Grabe bringen', wenn Ihr versteht, was ich meine …", er hielt kurz inne und nickte leicht, "Gehabt Euch wohl." Noch ehe Sacris etwas erwidern konnte, war der Mercurio Hal mit einer fließenden Bewegung in die Dunkelheit entschwunden.

      Nun war er wieder alleine, der Prinz der Menschen, starrte auf die Stelle, an welcher noch vor einem Atemzug der königliche Berater gestanden hatte, … und runzelte die Stirn. Ja, die Wissenden … Langsam schien er zu begreifen, warum man sie so nannte. Ihm schauderte es innerlich und er wandte sich ab.

      Sacris ließ sich die