Der Auftrag. Ralf Wider. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ralf Wider
Издательство: Bookwire
Серия: Ferry Blacks Abenteuer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742767912
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die Sterne auf dem Schirm wieder zu bewegen: der Landeanflug hatte begonnen.

      "Approaching target.", meldete Ferry in die Stille hinein, "all systems up and running, no enemy contact."

      "Roger, Commander Black.", meldete die Stimme aus dem Off. "You will be entering enem… erito… n..." Ferrys Hand schoss nach vorne, um den Drehregler für die Funkverstärkung auf Maximum zu drehen "…nine, eight, seven, six, ..ve, ..or, ..ee…", dann kam nichts mehr durch.

      Rasch prüfte Ferry alternative Frequenzen, doch keine schien ein Signal zu empfangen.

      Er seufzte und schaltete auf die Notfrequenz. Für ihre Flugobjekte nutzten sie eine Art von modernster Technik, von der die NASA nur träumen konnte, im Gegensatz dazu war ihre Funktechnik total obsolet. In den Toiletten sendeten sie auf Mittelwelle, genauso wie herkömmliche Schiffe und Flugzeuge. Damit war die Reichweite, je nach Tageszeit, Absorption und Interferenz sehr beschränkt. Andererseits konnte man immerhin ein Funksignal in P1 empfangen, welches aus P0 gesendet wurde. Vermutlich fungierte die PX-Parallel-Suppe als Reflexionsschild, an dem die Raumwellen sich brachen und nach P1 weitergeleitet wurden, ähnlich wie bei der Ionosphäre auf der Erde.

      "This is Commander Black on distress frequency! Entering enemy territory now, preparing for landing. All systems up and running, no enemy contact. Switching on periodical test signal in one minute intervals. Commander Black over and out."

      Er startete den Notsender, der von nun an jede Minute ein Piep-Signal auf der Notfrequenz senden würde, in der Hoffnung, dass die Zentrale ihn würde orten können. Doch Ferry glaubte nicht daran. Jetzt war er ganz allein und auf sich gestellt. Niemand würde ihm helfen können.

      Sein Blick wanderte zu den Instrumenten: alles schien in Ordnung zu sein. Er griff hinüber zu seinem Helm, der auf einer kleinen Ablage lag, und stülpte ihn über den Kopf. Er schob das Visier nach unten und sofort verwandelte sich die Innenseite in einen Bildschirm. Er lehnte sich zurück, bis der Helm die Rückenlehne berührte, schloss die Augen und atmete tief durch.

      Als er die Augen wieder öffnete, sah er die Meldung auf dem Visierbildschirm: "Approaching target. Landing process initiated."

      Eine Sekunde lang war es ganz still in der Kapsel, Ferry hörte nur sein eigenes Blut in den Ohren rauschen. Dann fühlte er plötzlich, wie die Kapsel zu vibrieren begann. Anfänglich ganz fein, dann stärker und immer stärker, bis es sich anfühlte, als ob er sich mitten in einem Erdbeben der Stärke acht befände! Sein Griff um den Joystick wurde stärker und er merkte, wie er in die Gurte gedrückt wurde. Er zog den Joystick nach hinten, um Schub wegzunehmen. Er vermutete, dass das Eintauchen in den Nebel die Vibrationen ausgelöst hatte.

      Eine rote Warnleuchte im Navigationsfeld blinkte und der Bildschirm meldete, dass die Navigationsgeräte ausgefallen waren. Blitzschnell drückte er den Backup-Knopf der Navigation und drehte die Leistung für die Navigation auf Maximum. Gleich danach startete er die Backup-Triebwerke. Er wollte auf keinen Fall manövrierunfähig werden!

      Die Notnavigation startete und schien sich zu stabilisieren. Das Zittern der Kapsel ebbte ab und war nach kurzer Zeit nur noch als feines Ruckeln zu spüren. Ferry blähte die Nasenflügel und atmete erst tief ein und dann aus.

      Der Countdown für die Landung begann von zwanzig herunterzuzählen, die entsprechenden Ziffern leuchteten dabei auf dem Monitor auf. Als die 14 erschien, wurde die Kapsel abrupt seitlich herumgerissen, so dass Ferry heftig in die Gurte geworfen wurde und sein Helm gegen die Kacheln neben seinem Kopf prallte. Es gab einen dumpfen Knall in der Hülle der Transferkapsel und Ferry glaubte, den Klang von sich verbiegendem Metall zu hören. Gleichzeitig gingen etwa ein Dutzend rote Lichter an und ein hoher, durchdringender Signalton heulte auf, der Feindkontakt meldete!

      Ferry drückte den Joystick sachte nach rechts, um das Trudeln der Kapsel abzufangen. Gleichzeitig zog er ihn leicht nach hinten, um das Tempo weiter zu verringern. Es schien, dass er die Kapsel hatte stabilisieren können, auf jeden Fall drehte sie sich nicht mehr seitwärts. Sie schien sogar ganz stillzustehen. Der Countdown hatte ausgesetzt und war bei 12 stehengeblieben. Ein Blick auf die Sicherheitszentrale zeigte keine Lecks oder gefährliche Schäden an. Dafür war das Radar voll mit feindlichen Objekten! Der Signalton war zu einem konstanten Brummen geworden. Vier der feindlichen Objekte befanden sich in unmittelbarer Nähe, die anderen waren ausserhalb seiner Reichweite. Die vier hingegen bewegten sich langsam auf ihn zu, scheinbar in Lauerstellung. Das Warnsignal wurde heller und kam nun in einem schnellen Stakkato.

      "Identify enemy targets!", bellte Ferry ins Mikrofon seines Helms und das Suchraster in seinem Visier begann fieberhaft zu arbeiten und die Datenbanken mit den Objekten abzugleichen. Fast sofort bekam Ferry die Bestätigung, dass es sich bei den Objekten auf dem Radar um vier gewöhnliche Ein-Mann-Kampfjets der Grauen handelte, wie er sie schon häufig im Gefecht gesehen hatte.

      "Da staunt ihr, was?", murmelte er finster. Er konnte sich selbst nicht vorstellen, wie eine Transferkapsel wohl von aussen aussehen mochte. Er kannte sie nur von innen. Er nahm an, dass sie wohl ein gewisses Signal ausstrahlte und als feindliches Objekt erkannt werden konnte. Da sie jedoch kein normales Fluggerät war, konnte sie vielleicht nicht klar identifiziert werden? Die vier grünen Punkte auf dem Radar, die mittlerweile alle mit einem Fadenkreuz als feindlich markiert worden waren, schienen sich nicht mehr zu bewegen. Dieses Zögern musste er ausnutzen!

      Ein schneller Seitenblick auf die Bewaffnungskachel reichte ihm, um sich zu vergewissern, dass seine beiden bescheidenen Waffensysteme einsatzbereit waren. Er griff hoch und drückte den Knopf IMPULS. Ein hohes Summen setzte ein und er hörte ein feines Klacken. In seinem Visier erschien unten rechts die Meldung "weapon armed". Der weisse Knopf auf dem Joystick begann pulsierend zu leuchten.

      Ferry löste den Daumen vom Joystick, hob ihn an und drückte den Knopf, worauf ein elektrisches Zischen zu hören war. Gleich darauf drückte er den Steuerungshebel mit Wucht nach vorne und zog ihn sachte nach links, sobald die Toilette Fahrt aufgenommen hatte. Er würde versuchen, mit einem schnellen Spiralflug in Bodennähe zu kommen und so schnell wie möglich zu landen. Ein Standart-Ausweich-Manöver.

      Vier kurz aufeinanderfolgende grüne Blitze auf dem Radar meldeten, dass die feindlichen Jets vom elektromagnetischen Impuls getroffen worden waren und abstürzten. Keine zwei Sekunden später waren die vier Maschinen vom Bildschirm verschwunden.

      Von den weiter aussen befindlichen Objekten schienen alle abgedreht zu haben, nur ein einziges schien Kurs in Richtung der verschwundenen Kameraden zu nehmen. Es war nicht sehr schnell und würde einige Minuten brauchen, bis es an der Abschuss-Stelle angekommen war.

      Der Countdown hatte wieder begonnen herunterzuzählen und war nun bei 8 angekommen. Ferry wiegte den Joystick zurück nach rechts, um den Spiralflug abzufangen und zog ihn leicht nach hinten, um Fahrt wegzunehmen. Als der Countdown bei 5 angekommen war, gingen plötzlich alle Lichter aus. Schlagartig wurde es dunkel in der Toilette, kein Bildschirm und kein Knopf leuchtete mehr.

      Nur Ferrys Helmvisier schien noch zu funktionieren und meldete: "ALL SYSTEMS DOWN."

      Es war gespenstisch ruhig geworden. Es gab kein Surren und kein Ventilieren mehr, gar nichts. Wiederum hörte Ferry nur sein eigenes Blut in den Ohren rauschen, begleitet von einem dumpfen Pochen in seinen Schläfen. Seine Augen waren in der Dunkelheit weit aufgerissen und suchten die Kapsel nach einem Lebenszeichen ab.

      Er begann laut zu zählen "…drei…zwei…eins..."

      Die Kapsel schlug heftig auf und ein hässliches, brechendes Geräusch hallte durch die enge Toilettenkabine. Ferry wurde wieder in die Gurte geschleudert und diesmal wurden sein Kopf und sein Helm erst nach vorne geworfen, um gleich darauf nach hinten katapultiert zu werden, wo der Helm mit voller Wucht gegen die Rückenlehne knallte. Benommen blieb er einige Sekunden sitzen und versuchte das Gefühl von Benommenheit und Desorientierung loszuwerden, was nicht einfach war, angesichts der Tatsache, dass es im Innern der Transferkapsel stockdunkel war.

      Langsam hob er die rechte Hand und fühlte auf seinem Helm herum, bis er den Schalter für die Stirnlampe fand und sie aktivierte. Sofort erhellte der gebündelte, blauweisse LED-Strahl die Toilette. Ferry drehte den Kopf nach rechts und schaltete die Notaggregate ein.