Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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werde vielleicht die ganze Woche da sein. Soll ich auf dich aufpassen?«

      Nichts würde er lieber tun. Dann müsste er ständig in ihrer Nähe sein. Der Gedanke war verlockend. Sie ignorierte seine Frage. Stattdessen stellte sie selber eine.

      »Bist du fertig mit dem Verhör?«

      Er legte seinen Kopf schief.

      »Noch lange nicht. Aber wir werden erst einmal das Essen bestellen, nicht dass du mir kraftlos vom Stuhl fällst. Schließlich musst du noch viele Fragen beantworten.«

      Plötzlich stand Adam neben ihr. Genau im richtigen Moment. Sie zuckte ein wenig zusammen, da sie ihn nicht hat kommen sehen. Konnte er etwa alles mithören?

      Kevin sah ihren fragenden Blick und sagte ruhig: »Er ist ein Profi, weißt du. Er kann an unserer Körperhaltung genau erkennen, wann wir bestellen wollen.«

      Adam verdrehte die Augen und stupste Kevin leicht an.

      Zu Julia gewandt fragte er höflich: »Was möchtest du essen, Julia?«

      »Oh, ich hätte gerne den Zander in Weißweinsoße.«

      »Gute Wahl! Den nehme ich auch.«

      Er nickte ihm zu und Adam verschwand so leise, wie er gekommen war.

      Sie beugte sich wieder leicht über den Tisch und flüsterte: »Es ist ein wenig unheimlich.«

      Er beugte sich auch vor und sein Gesicht war jetzt nur noch 20 cm von ihrem entfernt. Er versuchte nicht laut zu atmen, um sich nicht zu verraten, wie aufgewühlt er war. Diese Frau brachte so ziemlich alles an ihm außer Kontrolle. Wie schafft sie das nur?

      »Warum flüsterst du?«, fragte er in einer normalen Lautstärke.

      »Er kann uns bestimmt hören«, sagte sie weiter flüsternd.

      Er passte sich ihrem Flüsterton an.

      »Nein, kann er nicht.«

      »Er kann Gedanken lesen?«, rät sie weiter.

      »Nein, kann er nicht!«

      »Dann liest er von den Lippen ab?«, fragte sie ungeduldig.

      »Nein, kann er auch nicht.«

      Er musste grinsen. Sie war echt amüsant. Und die Nähe zu ihr fand er aufregend. Er hoffte, dass sie noch lange flüsterte.

      »Kevin Brown, erzählen Sie mir jetzt endlich, wie er das macht?«

      »Na gut. Er hat einen magischen Stein in der Tasche. Wenn er warm wird, dann weiß er, dass die Gäste bestellen wollen.«

      Verwirrt und noch leiser fragte sie: »Echt?«

      Er riss sich zusammen, um nicht loszulachen: »Quatsch! Keine Ahnung, wie er es macht.«

      »Blödmann!«, sagte sie laut und schmiss ihm die Serviette ins Gesicht. Jetzt musste er doch laut lachen.

      Adam eilte herbei und fragte Julia: »Ist alles in Ordnung? War Kevin unhöflich zu ihnen?«

      Kevin kniff leicht die Augen zusammen und wartete gespannt auf ihre Antwort.

      »Oh nein«, sagte sie und hielt seinem Blick stand. »Ich muss mich entschuldigen. Es war nur ein Reflex.«

      Adam schaute Kevin, der immer noch grinste, besorgt an: »Kevin, vermassle es nicht.«

      Nun blickte Julia zu Adam. Was sollte er nicht vermasseln? Wieso der besorgte Blick? Kaum war Adam außer Sichtweite, fragte sie neugierig: »Was meint er damit... vermassle es nicht?«

      Er zuckte mit den Schultern.

      »Keine Ahnung? Ich kann auch keine Gedanken lesen.«

      Sie wurde langsam wütend.

      »Halt, ich weiß es. Du schleppst hier jede Frau her? Ist es das? Ohrfeigen dich die Frauen dann immer zum Schluss und rennen raus? Ich meine, ich könnte die Frauen verstehen? Ich bin kurz davor.«

      Er lachte und sagte lässig: »Du bist lustig. Ich glaube, mich hat schon lange keine Frau mehr so oft zum Lachen gebracht, wie du. Und nein... du bist die erste Frau nach 3 Jahren, die ich hier... wie sagtest du? ...die ich hier herschleppe.«

      »Oh!«

      Es entstand eine kleine Pause.

      »Wieso sollte ich dir glauben?«

      »Frage Adam!«, sagte er laut und zeigte in Richtung Bar.

      »Schscht«, zischte sie. »Ist ja schon gut. Ich glaub dir ja!«

      Siegessicher lehnte er sich entspannt zurück. Um seinen Mund lag das berüchtigte charmante Lächeln, für das so manche Frauen sterben würden, um nur einmal von ihm so angelächelt zu werden. Sie wurde verlegen, denn auch sie konnte sich seinem Charme nicht entziehen. Sie schob den Stuhl zurück.

      Erschrocken fragte er: »Hey, wo willst du hin?«

      »Für kleine Mädchen?«

      »Sorry. Ich dachte schon, du wolltest gehen.«

      »Mach nur weiter so und ich werde es vielleicht noch tun... nach der Ohrfeige.«

      Ihr Lächeln allerdings überzeugte ihn, dass sie es nicht ernst meinte. Trotzdem stand er mit ihr auf, höflich wie er war, und wartete mit dem sich wieder Hinsetzen, bis sie hinter der Tür verschwand. Kaum saß er, kam Adam zu ihm. Neugierig und kurz vor dem Platzen fragte er: »Wer ist sie? Wo hast du sie kennen gelernt? Erzähl schon, ansonsten muss ich sie fragen.«

      Kevin war darauf gefasst. Schließlich kannte er Adam gut genug um das vorauszusehen. Er holte tief Luft und sagte lächelnd: »Oh man Adam, ich kenne sie wirklich erst seit zwei Stunden. Ich habe nur Jack einen Gefallen getan und sie vom Flughafen abgeholt. Sie wird für eine Woche für Jack arbeiten. Dass sich das so entwickelt hat, ist reiner Zufall.«

      Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sprach weiter.

      »Es ist so einfach mit ihr zu reden. Sie sieht mich als Mensch. Sie bringt mich zum Lachen. Und... sie bringt mich total aus der Fassung, wenn sie mich so ansieht wie sie mich ansieht.«

      Es bildeten sich wieder die Falten auf seiner Stirn. Verlegen blickte er zu Adam. Der legte wieder väterlich die Hand auf seine Schulter und sagte ohne Umschweife: »Sie ist eine reizende Person. Ich mag sie schon deshalb, weil ich dich schon lange nicht mehr so unbeschwert habe lachen hören. Sie vermag etwas, was uns allen bis jetzt nicht gelungen ist. Ich bin froh, dass du es zulässt.«

      »Hmmm. Ich bin selber überrascht, dass es mir bei ihr so leicht fällt. Ich dachte nämlich am Anfang, dass sie wieder eine von diesen Frauen ist, die ich Jack zu verdanken habe. Aber gleich von der ersten Sekunde an, spürte ich, dass sie anders war.«

      Kevin sah von der Seite, dass Julia auf den Tisch zusteuerte. Schnell sagte er zu Adam: »Bitte lass dir nichts anmerken. Ich möchte nicht, dass sie ihre Natürlichkeit ablegt. Denn gerade das ist es, was ich so faszinierend an ihr finde.«

      Bevor er ging flüsterte er Kevin zu: »Versprochen!«

      Sie setzte sich und Kevin beugte sich wieder nach vorne, um ihr näher zu sein.

      Aufgeregt erzählte sie: »Von dem Toilettenfenster aus, hat man einen sagenhaften Ausblick. Hast du ihn schon mal gesehen?«

      Kevin musste kichern. Sie blickte ihn düster an.

      Er hob zur Entschuldigung die Hände.

      »Hey, ich kann nichts dafür. Du bringst mich immer wieder zum Lachen.«

      »Was hab ich denn jetzt schon wieder lustiges gesagt?«

      »Na ja, ich war natürlich noch nie auf der Damentoilette. Aber wenn du es unbedingt möchtest, dann....«

      Sein kichern war unerträglich, fand sie. Aber sie musste ihm Recht geben. Die Frage war blöd und musste deshalb ebenfalls lachen.

      »Herrje, du musst denken, ich habe sie nicht mehr alle. Aber weißt