Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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verdammter... Da schaue ich mir die blöden Klatschblätter an und erkenne ihn nicht.«

      Was sie nicht wusste... er konnte deutsch. Also grinste er in sich hinein und ließ sie in dem Glauben, dass er nichts verstand. Sie biss sich auf die Lippen und schaute verlegen zu ihm.

      »Ein echter Promi also?«

      Er nickte wieder ganz ruhig und fand das recht amüsant. Sie wiederum flüsterte weiter in Deutsch.

      »Na toll, das nenne ich doch mal einen super Start. Ohne Fettnapf geht bei mir aber auch gar nichts.«

      Er hielt an einer roten Ampel und fragte: »Hey, was redest du da?«

      Verlegen blickte sie auf ihre Hände, die ständig auf und ab wippten, als wenn sie Musik hören würde. Sie wechselte wieder ins Englisch.

      »Oh entschuldige bitte, das war unhöflich von mir. Aber ich ärgere mich darüber, dass ich nicht weiß, wer du bist.«

      Er ignorierte ihre Verlegenheit.

      »Ist schon okay. Oftmals wäre es mir sehr recht, wenn die Leute mich nicht erkennen würden. Also mach keine große Sache daraus.«

      Sie hielten wieder an einer roten Ampel. Sie wandte sich zu ihm und fragte verlegen: »Darf ich es noch einmal versuchen? Ich meine, wenn du mich mal anschauen würdest?«

      Diesen Wunsch erfüllte er ihr sehr gerne.

      »Aber ohne Stirnrunzeln und ohne die Augen zuzukneifen«, verlangte sie schnell.

      Er grinste. Er war Schauspieler, das dürfte wohl kein Problem sein. Er schaute sie an und versuchte so lässig wie möglich auszusehen. Sie flog mit ihren Augen über die Stirn, zur Nase, über die Wangenknochen zum Mund und dann blickte sie in seine Augen. Dies machte sie so hochkonzentriert und mit weitaufgerissenen Augen, dass er schallend lachen musste. Verwirrt und wütend starrte sie ihn an: »Was ist?«

      Er konnte noch immer nicht aufhören zu lachen. Die Ampel schaltete auf grün und er fuhr rasant an.

      »Oh man, habe ich etwas Falsches gemacht?«

      Vor Lachen konnte er kaum sprechen: »Nein,.... nein ehrlich nicht... hast du nicht... aber du hast ausgesehen, als wenn du gerade eine Skulptur ausgebuddelt hättest und sie nun nach dem Wert prüfen wolltest.«

      Er grinste noch immer. Sie wurde knallrot und legte ihre Hände vors Gesicht. Sie dachte nur ‚Oh lieber Gott, mach, dass er nicht mehr da ist. Bitte, bitte!‘.

      Sein grinsen hörte nicht auf. Vorsichtig ergriff er ihre Hand und drückte sie sanft runter.

      »Hey, bist du noch da?«

      »Nein, Scotty beamt mich gerade weg.«

      Er hielt ihre Hand weiterhin fest.

      »Oh nein, bleib bei mir. Du bist so... so amüsant.«

      »Danke! So nett hat das noch keiner umschrieben.«

      »Hey, schau mich an.«

      Sie schüttelte ihren Kopf.

      »Bitte! Ich lach auch nicht mehr, versprochen!«

      »Glaub ich dir nicht!«

      »Ich sagte doch vorhin schon, ich halte meine Versprechen.«

      »Pah, ich kenne dich doch gar nicht. Das kann jeder sagen.«

      Sie blickte schmollend aus dem Fenster. Die Verlegenheit trieb ihr die Hitze ins Gesicht. Ihre Wangen glühten.

      Erst jetzt bemerkte sie, dass er ihre Hand noch hielt. Ohne ihn anzuschauen fragte sie: »Bekomme ich meine Hand wieder?«

      »Nein. Erst wenn du mich anschaust.«

      »Okay, behalte sie. Ich brauche sie nicht.«

      Sie hörte ihn nicht lachen, aber ihre Hand vernahm ein Vibrieren.

      »Du lachst schon wieder. Toll deine Versprechen!«, zischte sie.

      »Nein«, versuchte er sich rauszureden, »das ist der Motor.«

      »Von wegen, das Auto hat gar keinen Motor. Ich höre nichts!«

      Er kicherte und sie blickte ihn wütend an.

      »Höre bitte auf zu lachen!«

      »Okay, okay... Hey, ich mach es wieder gut.«, sagte er schnell.

      Er ließ ihre Hand los, bremste kurz ab und wendete.

      »Was hast du vor?«

      »Lass Dich überraschen!«

      »Habe ich schon erwähnt, dass ich Überraschungen hasse?«

      »Nein, aber das wäre auch egal.«

      »Na super. Der Tag wird immer besser.«

      Sie schielte zu ihm rüber. Sein breites Grinsen verhieß nichts Gutes.

      »Nun sag schon, wohin fahren wir? Wartet Mr. John denn nicht auf uns?«

      Sie fühlte sich plötzlich unwohl. Wer weiß, wo er sie hinbrachte.

      »Oh ja, stimmt! Danke!«

      Er nahm sein Smartphone aus der Brustinnentasche und wählte. Nach ein paar Sekunden: »Hi Jack. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich Julia etwas später zu dir bringe. Wir werden gegen 15:00 Uhr da sein. Ist das okay?«

      Es war einen Moment still.

      »Das erzähle ich dir später.«

      Wieder Stille.

      »Nein!«

      Stille.

      »Das kannst du ihr alles nachher erzählen. Ich werde noch mit ihr Essen gehen und komme dann zu dir.«

      Er legte auf. Ihr Unbehagen wuchs. Jetzt wollte er auch noch essen mir ihr gehen.

      »Bitte sage mir, was du vorhast.«

      Ihre Stimme klang zaghaft und unsicher. Sie versank förmlich in ihrem Sitz und verschloss die Arme vor ihrer Brust. Er dagegen fühlte sich wohl. Er genoss ihre Anwesenheit und die Leichtigkeit mit ihr zu reden.

      »Vertrau mir! Du wirst es nicht bereuen. Ich sagte doch, ich mach es wieder gut.«

      Sie stieß die Luft schnell aus: »Puh, ich glaube das ist zu viel für den ersten Tag.«

      »So wie ich meine Versprechen halte, so kannst du mir auch vertrauen«, versuchte er sie zu beruhigen.

      »Das sagte der Kater zur Maus?«

      Es sollte ironisch klingen, verfehlte jedoch die Wirkung… er musste wieder schmunzeln.

      »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich meine sorgenvolle Freundin anrufe«, lenkte sie ab.

      »Nur zu.«

      Sie nahm das Smartphone und wählte wieder die 1. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, begann der Redeschwall von Rose.

       »Kleines, bist du verrückt? Warum bist du nicht ran gegangen? Ich wollte schon Scotland Yard anrufen. Was ist denn passiert? Warum wurden wir unterbrochen? Ich kann nicht glauben...«

      »Hey Rose, schön deine liebliche Stimme zu hören«, unterbrach sie Rose forsch.

      Wenn sie Deutsch sprach, fühlte sie sich sicher. Schließlich war sie hier in Schottland und es war kaum vorstellbar, dass hier einer Deutsch sprach. Am allerwenigsten der sonderbare Mann, der neben ihr saß.

       »Ist alles in Ordnung? Nun rede schon.«

      »Also wenn du mich zu Wort kommen lassen würdest, könnte ich reden«

      Am anderen Ende schnaufte jemand.

      »Mir geht es gut. Ich wurde auch, wie versprochen, vom Flughafen abgeholt. Ich sitze jetzt im Auto und wir fahren zum Anwesen... glaube ich jedenfalls. Es ist nichts passiert und ich habe es wieder geschafft, niemanden zu verletzen.«