Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
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die Schönheit, die es hervorbrachte.

      »Ich verstehe dich. Nach dem Essen, gehen wir raus. Von dort aus kannst du alles überblicken... siehst du den kleinen Felsen dort rechts?«

      Er zeigte mit der Hand zum Fenster. Erst jetzt viel ihr auf, dass es eine Terrassentür gab.

      »Ja.«

      »In diesem Felsen sind zwei Namen eingemeißelt. Sophie und Ryan.«

      »Was bedeuten sie?«

      »Sie waren zwei junge Menschen, die sich sehr geliebt haben, aber es nicht durften.«

      »Irgendwie hört sich das traurig an, obwohl es doch etwas Schönes ist, wenn sich zwei Menschen lieben.«

      »Ja, es ist eine traurige Geschichte. Möchtest du sie hören?«

      »Wenn es dich nicht stört, dass ich heule? Ich bin nämlich eine Heulsuse.«

      Er schüttelte mit dem Kopf.

      »Dann ist es besser, wenn ich sie dir nicht erzähle. Adam würde wütend werden, wenn er sieht, dass ich dich zum Weinen bringe.«

      Bevor sie antworten konnte, kam Adam mit dem Essen und es roch appetitlich. Er stellte die Teller ab und sagte zufrieden: »Lasst es euch schmecken!«

      Beide bedankten sich und Julia fügte hinzu: »Das sieht ja köstlich aus.«

      Grinsend ließ er die beiden wieder alleine. Sie aßen eine Weile schweigend. Doch Kevin hatte noch so viele Fragen. Er befürchtete, dass er später keine Zeit mehr dafür haben würde, um sie zu stellen. Also stellte er sie jetzt.

      »Hast du ein Haustier?«

      »Nein! ...Geht das Verhör weiter?«

      Er nickte.

      »Magst du keine Tiere?«

      »Doch. Aber ich habe keine Zeit für Tiere. Hast du ein Tier?«

      »Ja, einen Hund und er heißt Max.«

      Diesmal schob sie beide Augenbrauen zusammen. Auch das sah süß aus, fand er.

      »Max? Nicht Mäx ausgesprochen?«

      »Ähm, ich fand Max schon immer lustiger als Mäx.«

      »Aber das ist ein deutscher Name. Wieso?«

      Verdammt, dachte er. Sollte er ihr jetzt gestehen, dass er einen deutschen Großvater hatte, der ihm Deutsch beibrachte? Dass sein Großvater früher einen Schäferhund hatte, der ebenfalls Max hieß? Nein. Das war nicht der richtige Augenblick. Er befürchtete, dass er dann doch noch die Ohrfeige bekam und dass sie verschwand.

      »Irgendwie passt das zu meinem Hund«, versuchte er zu erklären.

      »Hmm. Was für eine Rasse?«

      »Labrador. Er hat kurzes, dunkelbraunes Fell und hellbraune Augen. Er ist wirklich sehr süß. Du wirst ihn mögen.«

      »Wieso, ist er auch hier?«

      »Er bleibt immer bei Jack... ich habe, wie du weißt, auch kaum Zeit. Er ist hier bestens aufgehoben. Er hat hier viel Auslauf und ist gleichzeitig ein Wachhund für Jack.«

      »Woher kennst du eigentlich Mr. John?«

      »Wir haben zusammen in Harvard studiert.«

      Sie schaute ihn mit großen Augen an und legte ihre Hand an die Stirn.

      »Was?«, fragte er erschrocken.

      »Harvard? ....Respekt! Oh Gott, und da gibst du dich mit mir ab? Wie peinlich ist das denn? Und ich dachte, es gibt heute keine Steigerung an Peinlichkeiten mehr.«

      Er nahm ihre Hand (es war wieder eine Gelegenheit danach zu greifen) und drückte sie sanft auf den Tisch.

      »Bitte hör auf damit! Es ist weder peinlich noch möchte ich deinen Respekt haben.«

      Sie vernahm das erste Mal einen ernsten Ton in seiner Stimme. Schaute er jetzt etwa wütend? Nein, seine Augen waren viel zu warm dafür, entschied sie.

      Adam musste einen siebten Sinn dafür haben, dass er immer im richtigen Moment auftauchte.

      »Na, hat es euch geschmeckt?«

      Julia, diesmal sichtlich erleichtert über seine Anwesenheit, nickte eifrig und sagte: »Oh ja. Bitte sagen sie ihrem Koch, dass es mir sehr gut geschmeckt hat.«

      Jetzt grinste Kevin wieder und sie atmete tief aus. Puh, irgendwie konnte sie nicht ertragen, ihn sauer oder verärgert zu sehen. Komischer Tag... Rose wird mir nichts davon glauben.

      »Adam, dem kann ich mich nur anschließen. Richte bitte Tom aus, dass es ein Hochgenuss war.«

      Lächelnd und fast schwebend entfernte sich Adam.

      »Jetzt wieder zu dir.«

      »Oh, dein Verhör! ...hätte ich beinahe vergessen.«

      »Ich nicht. Also... wer passt jetzt auf dich auf? Ich meine, wo doch dein Onkel nicht mehr bei dir ist?«

      »Rose und ... und Edgar.«

      »Edgar?«, fragte er skeptisch. Seine Stimme klang ernst und sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

      »Ja Edgar. Er ist mein Nachbar und wird von Rose ständig instruiert, wann er wo und wie auf mich aufpassen soll. Das ist wirklich manchmal lästig.«

      »So, so... du hast also einen Aufpasser.«

      »Jaaaa und er ist sehr nett.«

      Er runzelte die Stirn. Unbewusst drückte er ihre Hand stärker und sein Lächeln verringerte sich. Es ärgerte ihn maßlos, wie sie es sagte. Was war bloß los mit ihm?

      »Okay! Er ist also nett. Gut!«

      »Verhör beendet?«

      »Ganz bestimmt nicht!«

      »Uff. Und ich dachte schon, du hast genug.«

      »Hey, ich fange gerade erst an.«

      »Warum?«

      »Warum was?«

      »Na diese vielen Fragen?«

      »Ich... ich möchte dich... na ja, ich möchte dich einfach besser kennen lernen.«

      »Warum?«

      »Warum was?«

      »... mich besser kennen lernen?«

      Er schluckte. Was sollte er jetzt sagen? Verdammt, ich bin doch selten sprachlos. Er hatte eine Eingebung.

      »Ich habe nur eine Woche Zeit. Wenn überhaupt. Vielleicht muss ich ja morgen schon abreisen.«

      »Warum?«

      »Hey, diese Warums erinnern mich an meine Nichte. Sie ist allerdings erst 4!«

      Julia kicherte.

      »T´schuldigung! Du musst also wieder zurück in die Staaten?«

      »Vielleicht. Aber egal. Wie ist deine Freundin Rose so? Ähnelt sie dir?«

      »Oh Gott nein! Sie ist das ganze Gegenteil von mir. Deshalb ergänzen wir uns ja auch so gut.«

      Eine Frage brannte in seinem Hirn, doch er wusste nicht, wie er sie verpacken sollte.

      »Ist... also ist Edgar nur dein Nachbar?«

      Pah, die Frage habe ich ja super umschrieben... direkter ging es wirklich nicht, dachte er.

      »Ja.«

      Die Antwort genügte ihm nicht.

      »Ich meine, er passt wirklich nur auf dich auf? Er hat keine anderen Absichten?«

      Sie verstand die Frage nicht.

      »Ja doch. Er passt nur auf mich auf«, sagte sie verwundert. »Wieso sollte er andere Absichten haben?«

      »Also