Das kleine Paradies. Ida Uhlich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Uhlich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737584524
Скачать книгу
sich verlegen am Kopf.

      »Oh man, fällt das so auf?«

      »Hmmmm, ein wenig.«

      »Okay, Themawechsel!«, imitierte er sie.

      Sie lachte auf und nahm jetzt seine Hand.

      »Schon gut Ed. Aber irgendwann reden wir mal darüber. Versprochen?«

      Er nickte nur und rief die Kellnerin zum Bezahlen.

      Die Woche verging schnell, doch sie hatte alles geschafft. Sie konnte sogar ihren letzten Auftrag fertig stellen und war mit sich und der Arbeit zufrieden. Selbst wenn im Privatleben so einiges schief ging, im Berufsleben ist sie ein Profi. Alle, die mit ihr zusammen arbeiten, schätzen sie.

      Die Abschiedsszene auf dem Flughafen glich eher einer bevorstehenden 5-monatigen Weltreise als einer 1-wöchigen Schottlandreise. Rose gab ihr noch so viele Tipps und Ratschläge mit auf dem Weg, dass ihr schon ganz schwindelig wurde. Nachdem Rose auch noch den Finger hob, um ihre Drohung auszusprechen, dass sie sofort kommen würde, wenn ihr jemand wehtut, reichte es Julia.

      »Rose hör auf! Du benimmst dich ja schlimmer als es meine Mutter getan hätte.«

      Rose war abrupt still und Julia tat es bereits leid, sie so angefahren zu haben. Sie schlang schnell ihre Arme um ihre „beste Freundin“ und flüstere ihr ins Ohr.

      »Ich melde mich, sowie ich meine Koffer vom Band genommen habe, versprochen! Ich werde mich auch täglich bei dir melden und Bericht

      erstatten. Ich werde mich auf nichts Spontanes einlassen und immer vor einer Entscheidung alles klar überdenken. Also ich meine, wenn es um Männer geht.«

      Sie grinste Rose lieb an und küsste sie auf die Wange. Dann verschwand sie hinter der Passkontrolle.

      Ed wusste nicht genau, wie er Rose trösten sollte und sagte verlegen: »Nu ist sie weg!«

      Rose wischte sich die eine Träne weg und blickte auf. Sie war zwar größer als Julia, doch auch sie musste zu ihm aufblicken.

      »Oh Ed, was mache ich jetzt nur ohne sie? Es ist ja nicht nur, dass sie mir fehlt, sondern ich bin jetzt alleine.«

      Das sagte sie so traurig, jedoch wiederum so lustig, dass er lächeln musste. Reflexartig legte er seinen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich ran.

      Leise sagte er: »Du bist nicht allein Rose, ich bin doch da.«

      Verblüfft über so viel Zärtlichkeit in seiner Stimme, stand ihr Mund weit offen.

      Kapitel 2

      Julia genoss den Flug und entspannte sich. Noch eine gute Eigenschaft, die sie hatte. Die Herausforderung konnte noch so groß sein, nervös wurde sie immer erst kurz vor dem Arbeitsbeginn. Dies wiederum machte Rose oft nervös. Manchmal arbeiteten sie zusammen. Julia als Fotografin und Rose als Assistentin in der Agentur von Dr. Schmidt; Werbemanagement. Sie lehnte sich zurück und las ihre Klatsch-Zeitschriften. Sie musste sich auf die Stars und Sternchen vorbereiten. Ihr neuer Auftrag hatte ja mit ihnen zu tun. Sie wusste nichts genaues, jedoch ging es immer um irgendeinen Promi. Nach der Landung und der Abholung ihres Koffers, löste sie ihr Versprechen ein und rief Rose an. Es klingelte nur 1x, Rose war sofort dran.

      »Hey Kleines, du bist also gut in Aberdeen gelandet?«

      Bei dem Wort Kleines zuckte sie zusammen.

      »Oh nein, Kleines versucht gerade aus dem brennenden Flugzeug rauszukommen.«

      »Julia! Hör auf mit dem Scheiß! Ich find das nicht witzig!«

      »Schon gut, schon gut. Es ist alles in Ordnung. Es ist nichts passiert. Ich stehe hier in der großen Ankunftshalle und stell dir vor, ich habe sogar meinen Koffer gefunden. Keiner hat mich angesprochen und ich habe keinen verletzt. Bin ich gut oder bin ich gut?«

      Julia grinste und stand in Gedanken neben Rose. Sie konnte sich ihre Mine genau vorstellen und musste kichern. Sie bemerkte nicht, dass sich ein Mann näherte. Er blieb vor ihr stehen und wartete höflich. Unbemerkt und auf Abstand. Er wusste nicht, ob er sie ansprechen sollte. Er war unsicher, ob sie die Person ist, die er abholen sollte.

      Julia kreischte vergnügt, als sie das Gemeckere von Rose vernahm. Sie drehte sich dabei um und stolperte über ihren Koffer. Sie verlor das Gleichgewicht und wäre der Länge nach hingeknallt, wenn der Fremde sie nicht aufgefangen hätte. Sie spürte starke Arme um ihre Taille und vernahm ein leises Lachen. Noch in seinen Armen hob sie ihren Kopf nach hinten und blickte in zwei kristallblaue Augen. Für zwei, drei Sekunden erstarrte sie und versuchte sich dieses Bild vorzustellen.

      Der Koffer unter ihren Füßen, ihr Oberkörper gegen seine Brust, die Haare wirr im Gesicht und der Mund offen.

      Ein ganz normales Julia-Willkommens-Bild!

      »Oh...«, entfuhr es ihr leise.

      Er stellte sie ohne Mühe wieder auf die Beine. Sie zog ihre Klamotten wieder gerade und sagte verlegen: »Danke! Es tut mir leid, dass ich sie genötigt habe, mich aufzufangen.«

      Seine Stimme war tiefer als sie angenommen hatte.

      »Gern geschehen! Sind sie Julia Montana?«

      Auf seiner Stirn bildeten sich drei Falten und seine Augen kniff er zusammen, so dass sie nur noch einen Strich bildeten. Für einen Moment dachte sie, dass er die Augen geschlossen hatte.

      »Ja, die bin ich!«

      Sichtlich erleichtert, dass er die richtige Person angesprochen hatte, streckte er seine Hand aus.

      »Ich bin Kevin Brown, also Kevin. Ich bin hier um dich abzuholen. Leider war der Chauffeur von Jack, äh ich meine Mr. John, unabkömmlich.«

      »Oh...«, entfuhr es ihr wieder.

      Oh Gott, er denkt bestimmt, ich bin bescheuert. Mensch Julia, reiß dich zusammen und bilde ganze Sätze.

      »Okay, dann fährst du mich also zu Lord McDerby?«

      Er legte seine Stirn wieder in Falten und fasste sich verlegen an die Stirn.

      »Nein, das muss ein Missverständnis sein. Ich soll dich zum Anwesen mitnehmen.«

      Sie überlegte kurz. Das fing alles schon wieder eigenartig an und sie musste grinsend an Rose denken. Durch ihr Lächeln war er nun erst recht skeptisch.

      Pikiert und etwas lauter als gewollt, fragte er: »Bist du doch nicht Julia Montana?«

      Sie legte ihren Kopf schief, stemmte ihre Arme gegen die Hüfte und fragte verblüfft: »Würde ich sonst mit dir mitgehen?«

      »Ja! Du wärst nicht die erste«, schnaubte er verächtlich.

      »Vielleicht wäre ich es aber doch!«, konterte sie.

      Sie biss sich auf die Lippe und verstand seine Andeutung nicht. Unsicher schaute sie ihn an und wartete auf eine grimmige Reaktion. Wie sie so dastand, frech und doch unbeholfen, schlicht und doch interessant, einfach und doch undurchschaubar, verursachte sie in ihm ein kleines Gefühl von Neugier. Er konnte die Frauen, die sich um Promis rissen, nicht ausstehen. Jack wusste es und trotzdem lud er immer wieder einige Mädels ein, damit er sich amüsieren sollte. Jack fand nämlich, dass er viel zu wenig Frauenkontakt hatte. Er war froh, dass diese Frau anscheinend nicht dazugehörte. Er wollte Jack diesen Gefallen erst nicht tun, da er dachte, er solle wieder so eine affektierte Schnecke abholen. Doch Jack hatte ihn angefleht für den Chauffeur einzuspringen. Erst als Jack hoch und heilig versprochen hatte, dass es kein Model oder Ähnliches sein würde, willigte er ein. Er hatte sowieso gerade hier in Aberdeen zu tun. Nun stand er vor dieser Frau, die ihn anscheinend nicht erkannte, oder nicht erkennen wollte und die nicht aussah wie eine aufgedonnerte Promijägerin.

      Die Pause dauerte ihr zu lange und skeptisch fragte sie: »Äh... du wurdest doch von Mr. John beauftragt mich abzuholen?«

      Dabei zog sie die linke Braue hoch.

      Süß, fand er und brachte nur ein zaghaftes Nicken zustande.