Die Angelsächsin. Sabine Keller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabine Keller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844231922
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„Ihr könnt es gerne versuchen, wenn ihr Euch tatsächlich auch an Männer heranwagt!“, fauchte er den Mann aufgebracht an. Er empfand nur Verachtung für diese Banditen, die sich an einer wehrlosen Frau vergreifen wollten.

      „Na schön, wie Ihr wollt!“

      Der Wegelagerer gab seinen Männern das Zeichen zum Angriff. Die feigen Kerle versuchten es erst mal aus sicherer Entfernung und griffen sich ihre Bögen. Pfeile zischten heran, die die Ritter jedoch ohne Mühe mit ihren Schilden abwehrten. Die Banditen mussten schließlich die Nutzlosigkeit ihrer Strategie einsehen. Sie ließen die Bögen einfach fallen und griffen mit erhobenen Schwertern an. Schilde hatten die Männer nicht dabei. Offensichtlich hatten sie bei der Planung ihrer Tat nicht mit ernsthaftem Widerstand gerechnet.

      Robert und Duncan warteten nicht, bis die Männer heran waren, sondern trieben ihrerseits ihre Pferde an und preschten mitten zwischen die Angreifer. Mit den Schilden schützen sie ihre Körper, während sie gleichzeitig harte Schwerthiebe austeilten. Die dicht gedrängten Angreifer mussten einige Treffer hinnehmen, da sie sich auf dem engen Waldweg gegenseitig im Wege waren. Das nutzten die Ritter sofort. Sie ritten zwischen den Männern hindurch, rissen ihre kampfgewohnten Pferde herum und fielen den Banditen in den Rücken, bevor die ihre schwerfälligen Tiere wenden konnten.

      Fluchend erkannte der Anführer jetzt seinen Fehler. Er griff mit seiner Truppe meist aus dem Hinterhalt an und traf selten auf heftige Gegenwehr, daher hatte er nicht viel Erfahrung mit offenen Gefechten. Aber er lernte dazu. Rücksichtslos versuchte er, mehr Freiraum zu gewinnen und zwang sein Pferd so brutal herum, dass es heftig gegen den Braunen eines seiner Kumpane prallte und diesen fast zu Fall brachte.

      „Geh mir doch aus dem Weg, verdammt!“, schnauzte er den Mann an, dann drang er mit kräftigen Hieben auf Robert ein, der ihm gerade am nächsten war.

      Dieser parierte die Schläge und ließ sein Pferd dabei langsam und unauffällig zurückweichen. Der Trick gelang und der Bandit ließ sich im Eifer des Gefechtes von seinen Leuten weglocken, die noch mit ihren Reittieren zu tun hatten und gleichzeitig Duncan im Nacken wussten. Erst als der Mann ohne die Deckung seiner Kumpane nur noch auf sich gestellt war, griff Robert an. Ein leichter Schenkeldruck genügte und sein gut trainierter Brauner drängte vor.

      Der Bandit fing die Hiebe des Ritters gekonnt mit seinem Schwert ab. Er mochte vielleicht unerfahren sein, aber er konnte kämpfen. Da der Mann aber keinen Schild hatte, brauchte er seine Waffe zur Abwehr und konnte selbst kaum einen Schlag anbringen. Wütend zog er schließlich unbemerkt mit der Linken seinen Dolch. Sobald Robert zum nächsten Schlag ausholte und den Arm hob, nutzte der Mann die Gelegenheit und stach trotz des Kettenhemdes nach dessen Rippen. Er würde den Ritter so kaum töten können, das wusste er, aber ein kräftig geführter Dolchstoß konnte das Kettenhemd immerhin aufbrechen und den Gegner verletzten.

      Robert bemerkte im letzten Augenblick das Aufblitzen der Klinge und reagierte gerade noch rechtzeitig. Sein Arm fuhr herunter und der Griff seines Schwertes krachte heftig auf die Hand des hinterlistigen Angreifers. Der Mann stöhnte auf und der Dolch entglitt seinen schmerzenden, gefühllosen Fingern. Die Waffe streifte knapp Roberts Bein und fiel dann zwischen die Hufe der Pferde in den aufgewühlten Schlamm.

      Inzwischen hatte ein zweiter Bandit sein Pferd gedreht und kam seinem Anführer jetzt zu Hilfe. Bevor der Mann heran war und einen Angriff startete, warf Robert schnell einen prüfenden Blick zu seinem Freund hinüber. Duncan ließ gerade sein Pferd tänzeln um sich den einen seiner Gegner vom Hals zuhalten, während er gleichzeitig heftig auf den anderen einschlug. Es sah nicht aus, als wäre er sehr in Bedrängnis und Robert konzentrierte sich beruhigt wieder auf seinen eigenen Kampf.

      Nach kurzer Zeit wurde den Banditen die Situation klar. Die Männer hatten die Kampfkraft der Ritter erheblich unterschätzt, zumal die noch dazu durch ihre Schilde und Kettenhemden geschützt waren. Dennoch, obwohl die Ritter ihr Bestes taten, konnten sie unmöglich alle vier Angreifer gleichzeitig im Auge behalten und es gelang ihnen nicht, die Lady völlig von den Banditen abzuschirmen.

      Einer der Wegelagerer konnte sich schließlich absetzen. Er überließ die weiteren Gefechte mit den Rittern seinen Spießgesellen und drückte sich unauffällig an den Kämpfern vorbei. Hämisch grinsend ritt er auf Frau zu und streckte siegesgewiss den Arm nach ihr aus. Sollten sich doch seine Kumpane mit den Rittern herumschlagen, er würde sich einfach die wehrlose Beute greifen und sich mit ihr davonmachen.

      Aber er sah sich getäuscht, ganz so wehrlos wie erwartet war diese junge Aristokratin nicht. Als sie ihn kommen sah, zog sie einen kleinen, goldenen Dolch mit edelsteinverziertem Griff aus einer verborgenen Tasche ihres Kleides und wich zurück.

      „Lasst doch den Unsinn, was wollt Ihr mit diesem Spielzeug schon groß ausrichten?“

      Die kleine Waffe entlockte dem Mann nur ein müdes Lächeln und er setzte ihr sofort nach, ärgerlich über die Verzögerung. Er sah keinerlei Gefahr in der zierlichen jungen Frau und gönnte ihrem Dolch kaum einen zweiten Blick. Darauf gefasst, dass sie wieder vor ihm zurückweichen würde, drängte er sein Pferd dicht neben sie und wollte dann erneut nach ihr greifen. Doch diesmal versetzte sie ihm blitzschnell und ohne zu zögern mit der zwar kleinen, aber sehr scharfen Klinge einen tiefen Stich in den Unterarm. Der Strauchdieb stöhnte auf. Fluchend zog er den Arm zurück und besah die heftig blutende, schmerzhafte Wunde. Er hatte sich gewaltig verschätzt, die goldene Waffe war alles andere als ein nutzloses Schmuckstück und die Lady konnte damit umgehen.

      „Nun, Mylady, es geht auch anders!“ Er versuchte nicht länger sie lebend zu fangen, jetzt wollte er sie töten! Die beißenden Schmerzen weckten seinen Jähzorn und er schlug wütend mit dem Schwert nach ihr.

      Die Ritter versuchten unterdessen, die übrigen Wegelagerer mit harten Schwerthieben in die Flucht zu schlagen. Erfolglos, die Männer ließen sich nicht abschrecken und griffen immer wieder an. Das war ungewöhnlich. Normalerweise waren solche Strauchdiebe nicht so mutig. Sie griffen bevorzugt aus dem Hinterhalt an und gingen direkten Kämpfen lieber aus dem Weg. Diese junge Frau musste schon eine wirklich wertvolle Beute für die Banditen sein, wenn sie dafür sogar ihr Leben aufs Spiel setzten.

      Das Klirren der Schwerter hallte durch den Laubwald. Es hatte wieder begonnen zu nieseln und ein kalter Wind zerrte an den nassen Umhängen der Ritter, doch die Kämpfer merkten es nicht einmal. Ihre volle Aufmerksamkeit war allein auf die Gegner gerichtet.

      Robert hatte den Anführer gleich nach seinem heimtückischen Angriff mit dem Dolch überwinden können. Die schmerzende Hand behinderte kurzzeitig die Bewegungen des Mannes und dieser Augenblick genügte dem Ritter. Ohne groß auszuholen, stieß Robert dem Mann aus dem Handgelenk heraus sein Schwert durch die Kehle. Blut drang aus der tödlichen Wunde und besudelte die Kleidung des Banditen und spritzte auch über Roberts Umhang. Mit weit aufgerissenen Augen ließ der Strauchdieb sein Schwert fallen und griff sich röchelnd an den Hals, als wolle er das durch seine Finger rinnende Blut aufhalten. Nach Atem ringend sackte er zusammen und stürzte in den Dreck.

      Der zweite Schurke gönnte seinem sterbenden Anführer keinen Blick. Er war sich selbst der Nächste und konnte jetzt vielleicht sogar auf dessen Posten hoffen, wenn er den Ritter erledigte und die Frau einfing. Sein Kumpan würde schon mit dem anderen Ritter fertig werden, das setzte er bei seinen Überlegungen voraus, und dann hatte er freie Bahn.

      Doch er irrte sich doppelt. Duncan hatte seinem Gegner schon eine heftig blutende Wunde zufügen können und würde nicht mehr lange brauchen, ihn zu bezwingen. Er holte gerade zum entscheidenden Schwerthieb aus und auch Robert nahm den Kampf wieder auf. Aus dem Stand heraus ließ Robert sein Pferd gegen den ungelenken Gaul des Banditen springen. Das bedrängte Tier wollte erschrocken ausbrechen und der Mann musste es hart zügeln, wobei er Robert eine Sekunde aus den Augen lassen musste. Diese geringe Unaufmerksamkeit kostete ihn das Leben. Er reagierte zwar noch auf Roberts Bewegung, aber seine Abwehr kam zu spät und Roberts Schwert traf ihn mitten in die Brust. Ächzend hauchte er sein Leben aus, noch bevor sein stürzender Körper den Waldboden berührte.

      Jetzt endlich konnte Robert der bedrängten Lady zu Hilfe kommen und es wurde auch höchste Zeit. Ihr kleiner Dolch war gegen ein Schwert nicht wirklich hilfreich, deshalb hatte sie