Herrin der Finsternis. Kevin Rombold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kevin Rombold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847659532
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und fragte sich, wozu dieses Mädchen diese Waffe bei sich hatte. „Mein Name ist Alexa van Helsing, wo sind wir hier?“ Die Frau kam näher heran und lächelte. „Ich bin Zoe Totoga, aber du kannst mich ruhig Zoe nennen.“ Zoe streckte Alexa ihre Hand entgegen. Alexa ergriff sie. „Zoe, was ist das hier für ein Ort?“ „Oh. Das sind die Ruinen eines alten spanischen Dorfes. Meine Vorfahren lebten einst hier. Diese Ruinen sind etwa fünf- oder sechshundert Jahre alt. Allerdings gibt es näher am See Ruinen, die wesentlich älter sind. Du hast Glück gehabt, dass ich gerade auf dem Weg in die Stadt war und dich gefunden habe. Normalerweise wäre ich erst Morgen gefahren, aber ich musste dringend etwas besorgen. Schließlich habe ich dich am Straßenrand gefunden und hier her gebracht. In der Nähe der Ruinen wachsen viele Heilkräuter und Pflanzen mit schmerzstillenden Substanzen.“ Alexa sah sich um. „Wie lange bin ich schon hier?“ „Noch nicht lange. Ich habe dich gestern Abend gefunden. Jetzt haben wir elf Uhr. Ich muss sagen, dass du ganz schön widerstandsfähig bist. Eine Solche Wunde hätte viele für eine Woche oder mehr ans Bett gefesselt. Doch deine Wunden scheinen sich schnell zu schließen.“ Zoe hob den Verband etwas an und betrachtete die Stelle. „Noch vor zwei Stunden habe ich eine Narbe finden können, doch selbst diese ist verschwunden. Es ist erstaunlich.“ Zoe sah sie misstrauisch an und Alexa spürte, dass sie ihr nicht traute. Vielleicht deswegen die Waffe? „Die Sache mit meinen Wunden kann ich mir selbst nicht erklären.“

      Zoes Argwohn, den sie bis jetzt gezeigt hatte schien sich zu verflüchtigen. Das Lächeln wurde noch freundlicher. „Na dann. Da haben wir also ein Wunderkind gerettet.“ Alexa konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich danke dir für deine Hilfe Zoe.“ „Keine Ursache. Allerdings bin ich deinetwegen etwas mit meiner Arbeit in Verzug geraten. Du könntest mir etwas zu Hand gehen.“ „Natürlich. Ich werde tun, was ich kann.“ „Dann komm mit.“

      Alexa folgte Zoe zu einem grün-braun lackierten Jeep, der etwa fünfzig Meter vom Dorf entfernt stand. Etwa fünf blaue Kisten standen säuberlich gestapelt neben der Ladefläche auf dem Boden. „Kannst mir beim Aufladen helfen. Es sind wichtige Geräte drin, also vorsichtig.“ Alexa nickte nur und packte schließlich die erste Kiste. Zusammen mit Zoe hievte sie so eine Kiste nach der Anderen auf die Ladefläche und sicherten sie mit Gurten, damit sie nicht umkippten. Schließlich stieg Zoe auf den Fahrersitz. „Also, lass uns fahren. Es ist noch ein ganzes Stück bis zu meinem Ziel.“ Doch plötzlich fiel Alexa Bella ein, die noch immer im Haus der Ruinen auf sie wartete. „Warte Zoe. Ich hab was vergessen. Ich hole es kurz.“ Damit lief sie los und eilte zum Haus, in dem sie aufgewacht war. „Bella, komm mit, wir gehen.“ Bella sprang aufgeregt aus dem Haus und folgte Alexa zum Wagen. Dort angekommen blickte Zoe sie überrascht an. „Schöner Hund“, sagte sie zu Alexa. Alexa verschlug es die Sprache. Hatte sie gerade richtig gehört? Die Worte hallten in ihrem Kopf immer wieder nach. „Schöner Hund…Schöner Hund.“ Immer wieder dieselben Worte. Alexa stand wie versteinert da und wusste nicht so recht, wie sie nun reagieren sollte. Hatte ihr Verstand ihr einen Streich gespielt oder hatte Zoe das gerade tatsächlich gesagt. Es dauerte lange, bis sie schließlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Schließlich versuchte sie es selbst herauszufinden. „Du…du kannst sie…sehen?“ Zoe nickte.

      Kapitel 19

      Alexa konnte es nicht fassen. Zoe konnte Bella tatsächlich sehen. „Endlich!“, rief sie noch und fiel Zoe mit Tränen in den Augen um den Hals. Zoe schien deutlich verwirrt zu sein und schob Alexa zurück. „Nun mach mal langsam. Was ist denn los?“ Alexa versuchte sich zu beruhigen, doch ihre Gedanken überschlugen sich. „Ich glaube du hast bei deinem Unfall doch mehr abbekommen, als ich gedacht hatte.“ Alexa versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Nein, nein. Du verstehst mich falsch. Bella ist kein gewöhnlicher Hund. Sie ist etwas ganz besonderes. Sie ist ein Geist aus der Vergangenheit und nur wenige können sie sehen. Bisher habe ich gedacht ich wäre die Einzige, doch nun kannst du sie auch sehen. Ich bin so froh. Meine Schwester wird große Augen machen, wenn sie das erfährt.“ Doch nach diesen Worten verstummte Alexa. Sie machte sich große Sorgen um Monique. War sie vielleicht schon unterwegs? „Was sagst du da? Ein Geist aus der Vergangenheit? Na du bist mir vielleicht Eine. Aber was du da sagst, macht mich neugierig. Erzähl mir mehr davon, auf dem Weg zu den Ruinen. Bella kann auch mitkommen. Los steig schon ein.“ Das ließ sich Alexa nicht zweimal sagen. Sie stieg in den Jeep und nahm neben Zoe Platz. Bella machte es sich auf der Ladefläche bequem. Kurz darauf lenkte Zoe den Jeep auf die Straße.

      „Also jetzt erzähl doch mal. Was macht eine junge Frau wie du hier mitten im Nichts? Und das auch noch mit einem unsichtbaren Hund?“ Zoe wartete auf eine Antwort. Schließlich begann Alexa ihre Geschichte zu erzählen.

      Zoe staunte nicht schlecht. „Du sagst also, dass du auf der Suche nach jemandem bist. Doch was machst du dann ausgerechnet in dieser Gegend? Hier wohnt schon seit Jahrhunderten niemand mehr. Es gibt nur unzählige Ruinen.“ „Es geht nicht nur um eine Person. Ich muss auch einen bestimmten Gegenstand finden. Ein altes Amulett. Es birgt besondere Kräfte. Hier irgendwo muss es sein. Doch ich weiß nicht genau wo.“

      Zoe wusste nicht genau was sie davon halten sollte. Alexa schien einen völlig normalen Eindruck zu machen, dennoch war ihre Geschichte unglaubhaft. Sie schien fest davon überzeugt zu sein, dass niemand außer ihr und sie selbst den Hund sehen konnten. Eindeutig ein Anzeichen von zu viel Fantasie, oder Nebenwirkungen des Unfalls. „Meinst du das etwa ernst? Ich bin hier in der Gegend schon seit Jahren mit Forschungen beschäftigt. Wenn es etwas gäbe hätte ich es doch schon längst gefunden.“ Zoe hatte Alexas Neugier geweckt. „Erforscht du etwa die alten Ruinen?“ „Ja. Hier finde ich die Vergangenheit meiner Familie. Ich habe mich schon immer dafür interessiert. Zudem fühle ich mich nur hier richtig wohl. Das ist auch der Grund, warum ich hier Draußen lebe. Ich fühlte mich in der lauten Stadt nicht wohl. Hier kann ich mich meinen Studien hingeben und werde von niemandem gestört. Nur manchmal fahre ich in die Stadt um Nahrungsmittel und Geräte zu besorgen.“ „Für was sind die Geräte denn?“ Zoe freute sich, dass Alexa so an ihrer Arbeit interessiert war. „Nun ja. Ich brauche sie um Messungen und Grabungen anzustellen. Gerade vor einer Woche habe ich die Ruinen einer sehr alten Kolonie entdeckt. Wenn sich meine Vermutungen bestätigen, ist diese Kolonie etwa 2500 Jahre alt. Du bist die Erste, die von dieser Entdeckung erfährt. Du kannst dich glücklich schätzen.“ Alexa schien aufgeregt. „Und du meinst sie ist etwa 2500 Jahre alt?“ „Es fehlen zwar noch ein paar Messungen, aber ich bin mir sicher, dass es stimmt.“ Plötzlich war Alexa ganz still. Sie schien über etwas nachzudenken. Zoe entschied es dabei bewenden zu lassen. Sie waren ohnehin bald am Ziel. Sie konnte sich nicht helfen, aber sie mochte Alexa. Sie war nicht wie andere. Sie hatte etwas an sich, was Zoe sich nicht erklären konnte. „Wozu eigentlich das Schwert?“ Zoe zuckte kurz zusammen. „W…was?“ „Wozu dient dir dieses Schwert?“ Zoe lächelte. „Ach so, das.“ Sie griff danach und reichte es Alexa. „Das ist ein Familienerbstück. Es ist ideal, um sich einen Weg durch das Dickicht zu schlagen, außerdem ist es ein sehr guter Brieföffner.“ Zoe lachte und Alexa schloss sich heiter an.

      Alexa stand der Schweiß auf der Stirn. Die Luft flirrte und schien auf sie einzudrücken. Gerade war sie damit beschäftigt eine alte Inschrift freizulegen. Es war wirklich faszinierend. Doch ihren eigentlichen Auftrag hatte sie dennoch nicht vergessen. „Zoe. Ist dies eigentlich die einzige Siedlung, die so alt ist?“ Zoe grub etwa einen Meter von Alexa entfernt, auf der anderen Seite der Mauer. „Meine Forschungen haben ergeben, dass diese Siedlung etwa bis zweihundert nach Christus bestand hatte. Schließlich wurde sie durch ein großes Feuer zerstört. Die angeschwärzten Fundamente bestätigen diese Vermutung. Es ist ein einmaliger Fund, da bisher alle anderen Siedlungen etwa genau in das erste Jahrhundert einzuordnen waren und etwa bis ins sechste Jahrhundert bestand hatten. Bisher hat noch niemand eine solch alte Ruine entdeckt.“ Alexa stieg für einen Moment aus ihrer Grabungsstelle heraus, um etwas zu trinken. Es war ein angenehmes Gefühl, als das kühle Nass ihren trockenen Hals hinunter lief. Bella saß im Schatten eines großen Baumes, der mitten in der Ruine wuchs, etwa einen Meter von einem alten Brunnen entfernt.

      Zoe beobachtete Alexa, wie sie gerade einen Schluck aus der Wasserflasche nahm. Es erstaunte sie erneut, dass sie so schnell mit ihr Freundschaft geschlossen hatte.