Papst de Ruos sah, wie Monique und Ryson im Dunkeln verschwanden. Schließlich wandte er sich zwei vermummten Personen zu, die bisher im Schatten gelauert hatten. „Folgt ihr. Seht zu, dass sie nicht zu viel herausfindet. Aber behindert sie nicht bei ihrem Auftrag. Wenn sie Probleme macht, dann beseitigt sie.“ „Verstanden.“ Damit verschwanden auch die zwei Mitglieder der siebten Kongregation im Schatten.
Kapitel 18
Alexa fühlte sich nicht wohl. Sie hatte furchtbare Schmerzen in der Hüfte. Sie hob ihr T-Shirt und sah, dass ein Verband angelegt worden war. Jemand hatte ihr die Hüfte verbunden. Doch es ging ein stechender Schmerz von der Stelle aus. Alexa wusste nicht, wie lange sie umhergeirrt war, allerdings war sie froh, dass sie hier überhaupt jemanden gefunden hatte. Mitten im Nichts hatte ihr Mietwagen einfach den Geist aufgegeben. Wenn sie diesen Vermieter in die Finger bekäme, würde sie ihm eigenhändig den Hals umdrehen. Er hatte ihr noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht versichert, dass dieser Wagen völlig zuverlässig wäre. Monique hätte sich sicher nicht so übers Ohr hauen lassen. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, was ihre Schwester gerade tat. Doch ihre Gedanken kehrten recht bald wieder auf ihre Schmerzen zurück. Sie krümmte sich zusammen. Bella hob ihren Kopf und leckte Alexa das Gesicht ab. Sie lächelte. „Bin ich froh, dass du bei mir bist. Was würde ich nur ohne dich tun?“ Sie kraulte Bella hinter den Ohren. Die Ereignisse vor wenigen Tagen in der Höhle nicht weit von der Farm ihrer Pflegeeltern ging Alexa nicht mehr aus dem Kopf.
„Dieses Amulett ist für dich bestimmt. Es deine Bestimmung es zu tragen und die Kräfte, die in ihm schlummern, zu wecken. Du bist dazu bestimmt eine uralte Kraft zu kontrollieren. Du bist eine Kämpferin des Lichts. Du besitzt die Macht das Feuer der Welt neu zu entfachen, damit Licht die Dunkelheit der Menschheit vertreibt. Nur du bist dazu imstande.“
Genau dies waren die Worte gewesen, die Bella zu jenem Zeitpunkt zu ihr gesprochen hatte. Noch immer konnte sie sich nicht vorstellen, was damit genau gemeint war, doch sie war fest entschlossen es herauszufinden. Und so lange sie Bella und Monique an ihrer Seite hatte, würde sie nicht aufgeben. Nie wieder würde sie davonlaufen, wie sie es einst in ihrer Schulzeit getan hatte.
Sie erinnerte sich daran, als wäre es gerade erst gestern gewesen. Es war zu der Zeit, in der ihre Trauer und ihre Wut auf ihre Klassenkameraden am stärksten gewesen waren. Begonnen hatte alles mit einem Bild, das sie im Kunstunterricht gezeichnet hatte.
Alexas Kunstlehrerin wirkte unschlüssig, was sie zu Alexa sagen sollte. Immer wieder hob sie das Bild, das sie gemalt hatte vors Gesicht und wirkte mit jedem Mal noch unschlüssiger. „Alexa. Ich weiß wirklich nicht, was ich mit dir noch machen soll. Dein Bild ist schön, ohne jeden Zweifel. Aber du solltest doch ein Bild aus der Wirklichkeit zeichnen. Ein Motiv deiner Umgebung. Dieser Hund ist sehr realistisch gezeichnet, jedoch nicht das, was ich von dir wollte.“ Alexa war zornig. Schon unzählige Male hatte sie ihrer Lehrerin versucht zu erklären, dass Bella wirklich existierte. „Bella gibt es wirklich. Ich kann sie doch sehen, wieso darf ich sie dann nicht zeichnen?“ Alexa verstand die Welt nicht mehr. Ihre Lehrerin blickte sie mitleidig an, während ihre Mitschüler kicherten und hinter ihrem Rücken miteinander tuschelten. „Die spinnt doch. Hier gibt es nirgends solche Hunde.“ „Die ist total dumm, sonst würde sie nicht immer wieder mit ihrem unsichtbaren Hund kommen.“ Damit hatte Alexa genug. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Wütend sprang sie von ihrem Platz auf und deutete auf die Jungen hinter ihr auf der Schulbank. Mit Tränen in den Augen und zittriger Stimme schrie sie in die Klasse. „Es gibt Bella. Ihr seid nur zu dumm, um sie zu sehen.“ Damit rannte sie aus der Klasse. „Warte doch Alexa.“, rief ihr die Lehrerin noch hinterher. Doch sie konnte sie nicht mehr hören. Mit tränenden Augen und unter Schluchzen rannte sie immer weiter, bis sie schließlich einen schmalen Wasserfall erreichte, der ringsum von Bäumen umgeben war. In ihrer Wut und ihrem Schmerz hatte sie nicht einmal bemerkt, wie sie in den Wald gerannt war, der in der Nähe des Hauses ihres Onkels begann. So tief war sie noch nie hineingegangen. Plötzlich waren Wut und Trauer verflogen. Sie fühlte Panik und Angst in sich aufsteigen. Sie hatte sich verirrt. Niemand war bei ihr und keiner wusste, wo sie war. Erneut begann sie zu weinen. Doch dieses Mal nicht vor Zorn. Sie setzte sich ans Ufer des kleinen Sees, in dem der Wasserfall endete. Sie sah ihr Gesicht in der Wasseroberfläche. Plötzlich sah sie das Spiegelbild von Bella im See. Überrascht drehte sie sich um und fiel Bella um den Hals. „Du bist gekommen um mich zu retten, wie lieb von dir.“ Bella hechelte und ging ein paar Schritte voraus. Alexa sollte ihr folgen. „Bin ich froh, dass du gekommen bist.“ Langsam gingen sie durch den Wald und Alexa fühlte, dass sie bei Bella in Sicherheit war. Zudem hatte sie einen Entschluss gefasst. „Weißt du was? Ich glaube es ist besser, wenn ich vor anderen nicht mehr über dich spreche. Sie verstehen es einfach nicht. Es wird das Beste sein, wenn wir deine Existenz geheim halten.“ Bella sah Alexa mit ihren großen Augen an und Alexa wusste, dass Bella damit einverstanden war.
Als sie schließlich aus dem Wald herausgefunden hatte, fiel sie ihrem Onkel in die Arme. Sie wusste, dass er sich große Sorgen gemacht hatte. Doch darüber wurde kein Wort gesprochen. Er war einfach nur froh, dass Alexa nichts passiert war. Seit diesem Tag hatte Alexa mit niemandem über Bella gesprochen. Bis zu dem Tag, an dem Monique in ihr Leben trat. Sie war die erste gewesen, die Bella zumindest wahrnehmen konnte.
Alexa regte sich und merkte, dass ihre Schmerzen nachgelassen hatten. Müde und hungrig stand sie auf. Es musste hier doch etwas geben, was sie essen konnte. In diesem Augenblick bemerkte sie eine Schale mit Obst, die direkt neben dem Bett stand. Sie griff nach einem Apfel und biss ein großes Stück ab. Die Schmerzen waren fast verschwunden. Sie blickte aus einem Fenster des Spärlich eingerichteten Häuschens. Niemand war zu sehen. Das Dorf schien verlassen zu sein. Die anderen Häuser waren zerfallen und glichen mehr Ruinen, als einem bewohnten Dorf. Aber die Schale Obst konnte ja nicht von selbst gekommen sein. Jemand musste sie hier hergestellt haben. Doch selbst nach einer Stunde ließ sich noch niemand blicken. Es war merkwürdig. Schließlich verließ sie das Haus, das sich als eines der am besten erhaltenen herausstellte. Das gesamte Dorf war mit allen möglichen Pflanzen übersät. Kleine Bäume wucherten zwischen alten Mauern und Moos und Farne wuchsen überall. Plötzlich kamen andere Erinnerungen in ihr auf.
Das Auto war plötzlich außer Kontrolle geraten und war von der Straße abgekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Alexa durch einen heftigen Schlag das Bewusstsein verloren. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie versucht den Wagen zu starten. Schließlich hatte sie nach Hilfe gesucht. Ihre Verletzungen mussten so schlimm gewesen sein, dass sie dabei angefangen hatte zu Halluzinieren, sie erinnerte sich schemenhaft an blasse Personen mit spitzen Zähnen. Sie musste sich das eingebildet haben. Es konnte nur so gewesen sein. Aber jemand hatte sie gerettet. Das stand fest.
Schließlich waren all ihre Erinnerungen zurückgekehrt. Wie lange hatte sie nur in diesem Haus gelegen? War Monique vielleicht schon auf der Suche nach ihr? Plötzlich fuhr sie zusammen, als sie eine Stimme dicht hinter ihr hörte. „Wie geht es dir? Hast du noch Schmerzen?“ Alexa fuhr herum und blickte in das Gesicht einer jungen Frau. Sie war ungefähr im gleichen Alter wie Alexa. Ihr langes braunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Eine schwarze Strähne hing über ihre rechte Gesichtshälfte. Sie trug ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze eng anliegende