Rache zum Dessert. Monika Clayton. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monika Clayton
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847661771
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Er war ja noch ein junger Mann gewesen, als er Margret kennen lernte. Und zu damaliger Zeit hatte er natürlich andere Interessen, als sich über das Privatleben der Angestellten seines Vaters Gedanken zu machen. Somit blieb ihr Dasein reine Spekulation.

      Im Grunde sah Margret auch gar nicht wie die typische Buchhalterin aus. Im Gegenteil, man hätte sie sogar als attraktiv bezeichnen können, wäre da nicht ihr verhärmtes, lebloses Gesicht gewesen. Sie war sicherlich schon Anfang fünfzig, vielleicht auch etwas drüber, schlank und immer außerordentlich gut gekleidet. Das spräche wiederum dafür, dass sie wirklich eine Kopnick war.

      Da Theresa aber sowieso nicht so gut mir ihr stand, war der Kontakt einzig darauf beschränkt, dass Margret ihr regelmäßig etwas vom Gehalt abzog.

      Während Theresa den Fisch, mit dem Gedanken, „mögen dir die Gräten im Hals stecken bleiben“, servierte, klingelte ihr Handy. Sie konnte regelrecht spüren, wie sich Wastis Blick missbilligend in ihren Rücken bohrte. Trotzdem war Theresa neugierig und hörte ihre Mailbox ab. „Verdammter Mist“, fluchte sie gleich danach quer durchs Restaurant, was Wasti missbilligend die Augen zusammenkneifen ließ. Entschuldigend sah Theresa ihren Chef an.

      Dass aber ausgerechnet das gefühlt einemillionste Casting erfolgreich werden würde, konnte sie ja nicht ahnen.

      Kapitel 4

      „Bitte, bitte sei da!“, flehte Theresa, als sie die Klingel sturm läutete. Die Schicht war der Horror gewesen und nun stand sie verzweifelt vor Luisas Tür. Sie musste sich dringend ihren Frust von der Seele reden und wer, wenn nicht die beste Freundin käme hierfür infrage? Luisa war alles, was sie nicht war, zumindest empfand Theresa das so. Sie war schön, erfolgreich und wurde scheinbar vom Schicksal geliebt. Fast mühelos schritt sie durchs Leben. Das Einzige was ihr gelegentlich zu schaffen machte war, dass sie keine feste Beziehung hatte, aber Luisa ließ sich das nur ungern anmerken. Und das Einzige was Theresa manchmal zu schaffen machte war, das Luisa ständig mit Lebensweisheiten um sich schmiss.

      Immer noch hielt Theresa den Daumen auf die Klingel gedrückt. Kurz verdunkelte ein Schatten den Spion, dann öffnete Luisa mit tropfenden Haaren und in ein Handtuch gewickelt die Türe. „Sag mal spinnst du?“, zog sie genervt Theresas Hand von der Klingel.

      „Ich hatte den schlimmsten Tag meines Lebens“, beklagte sich Theresa, ohne auf Luisas Verärgerung einzugehen und trat kurzerhand in die Wohnung.

      „Aber bitte komm doch rein“, sagte Luisa leicht überrascht, als sie die Türe wieder leise hinter sich schloss.

      „Wie beschissen muss mein Leben eigentlich noch werden?“, fuhr Theresa fort, und schmatzte einen Kuss auf Luisas Wange. „Die Agentur hat mich angerufen und jetzt hab ich einen Job.“

      Augenblicklich hatte Luisa ihren Ärger vergessen. „Du hast einen Job? Oh mein Gott, das ist doch fantastisch.“ Freudig wirbelte Luisa Theresa im Kreis und hätte sie damit fast von den Beinen gerissen. Dabei rutschte Luisas Handtuch beinahe von ihrer schmalen Figur und ihre langen nassen Haare, klatschten Theresa in Gesicht.

      „Es ist nichts Großes, nur ein Werbespot“, versuchte Theresa sich aus Luisas feuchter Attacke zu befreien. Ein langes schwarzes Haar blieb ihr im Gesicht kleben und verzweifelt versuchte Theresa, es sich von der Wange zu streichen.

      „Und, für was wirbst du?“, fragte Luisa interessiert, während sie sich ein weiteres Handtuch zu einem Turban auf den Kopf wickelte. „Autos? Die neue C, D, E-Klasse?“

      „Äh, nein …“, druckste Theresa verlegen herum. „Es ist mehr etwas für Frauen.“

      „Kosmetik?“, fragte Luisa, während sie eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank holte. Doch dann hielt sie Theresa stoppend die flache Hand vors Gesicht. „Nein, nicht sagen. Shampoo … richtig?“, fragend zog sie dabei die Augenbrauen unter ihr Handtuch.

      Bedauernd schüttelte Theresa den Kopf. „Leider nein.“

      „Okay“, murmelte Luisa vor sich hin. „Für was könnten Frauen noch werben? … Spülmittel, Schuhe, Kleidung …“

      „Für Slipeinlagen“, beendete Theresa das Ratespiel kaum hörbar und blickte auf den Boden. Puh, jetzt war es raus. Künftig würde sie also als Frau mit Blasenschwäche über den Bildschirm flimmern.

      „Oh …“, überwältigt von dieser Information machte Luisa große Augen. „Das ist ja …“, und plötzlich prustete sie los. Vor Lachen konnte sie sich kaum mehr auf den Beinen halten. Vornübergebeugt hielt sie sich den Bauch, während ihr die Tränen aus den Augen traten.

      Beleidigt sah Theresa ihre sogenannte Freundin an.

      „Ich mach mir …“, gluckste Luisa nach Atem ringend, „… gleich in die Hose. Gib mir mal eine deiner Slipeinlagen.“

      Verzweifelt schloss Theresa die Augen. Dieser Tag war doch der reinste Albtraum. Wie oft hatte sie sich das heute eigentlich schon gedacht? Warum nur war sie nicht einfach nachhause gefahren, hatte sich die Bettdecke über den Kopf gezogen und gewartet, bis dieser Tag vorüber war? Luisa schaffte es mit ihrem Gelächter, dass sie sich noch elender fühlte.

      „Ha, ha“, giftete Theresa, „du bist wirklich kindisch.“

      „Ja ich weiß“, gab Luisa zu. „Aber es ist Ehrensache, wenn es bei mir soweit ist, benutze ich nur deine Marke.“ Dann fing sie wieder an, zu lachen.

      Missmutig sah Theresa ihrer Freundin dabei zu, wie sie scheinbar den Spaß ihres Lebens hatte.

      „Es tut mir leid, Theresa.“ Krampfhaft um Ernst bemüht richtete sich Luisa auf. „Ich freu mich wirklich für dich. Wann geht der Dreh denn los?“

      „Nächste Woche Montag.“ Oh Gott, sie fühlte sich einfach nur schlecht. Was würde Sven dazu sagen, was würden überhaupt alle Leute dazu sagen? „Hast du sie erkannt? Das ist doch die aus der Werbung … du weißt schon … die Inkontinente.“

      Aufmunternd legte Luisa ihren Arm um Theresa. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht. So schlimm ist der Spot doch auch wieder nicht. Nach den vielen Absagen müsstest du dich doch eigentlich freuen.“

      Deprimiert starrte Theresa vor sich hin. Welche Frau freut sich denn bitte darüber, Slipeinlagen Ultra tragen zu müssen/dürfen? Gequält sah sie Luisa an. „Findest du etwa auch, dass ich dem Idealbild einer inkontinenten Frau entspreche?“

      Hilflos erwiderte Luisa ihren Blick: „Das ist doch keine Frage des Aussehens. Außerdem … du bist Schauspielerin. Was erwartest du?“

      „Du sagst es, ich bin Schauspielerin und kein schauspielerndes Testimonial.“

      „Also ich finde das allemal besser, als eine Tote spielen zu müssen“, meinte Luisa sehr sachlich.

      „Aber als Tote benötige ich wenigstens keine Wattepolsterung für meine Unterwäsche.“ Trotzig schob Theresa ihre Unterlippe vor.

      „Nein, dass nicht, aber wenn es blöd läuft, wäscht dich die Pathologin mit Profil, mit kaltem Wasser ab. Und jetzt tu mir den Gefallen und hör endlich auf zu jammern. Lass uns lieber feiern gehen.“

      „Ich hatte den schlimmsten Tag meines Lebens und du willst feiern gehen? Findest du den Anlass nicht etwas daneben?“

      „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, tausch sie in Limetten um, und dann machen wir uns Caipirinha daraus“, grinste Luisa. „Und jetzt feiern wir, dass dein angeblich, ach so beschissener Tag zu Ende ist!“

      Ohne Theresa noch die Möglichkeit zu geben, irgend-etwas einwenden zu können, stand sie auf und ging in ihr Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Nachdenklich blieb Theresa zurück. Irgendwie hatte sie wirklich keine Lust darauf auszugehen, und schon gar keine Lust, irgendwelches Obst umzutauschen.

      Nein, sie ließ sich nicht gehen, aber es frustrierte Theresa halt, dass immer noch sie es war, die im Wartesaal des Glücks auf und ab spazierte, während ständig andere aufgerufen wurden und an ihr vorbeizogen. Seufzend