Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Lautr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724182
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im Kotflügel eingebaut. Ihr blaues französisches Auto wurde in unserem Dorf rasch bekannt. Obwohl Frau Kofer im Unterricht streng war, mochten wir sie. Wir waren in unserer Klasse 38 Kinder, was natürlich Disziplin erforderte. Privat war unsere Lehrerin sehr nett, sie schenkte meiner Mutter mal Lebensmittel, auf eine so nette Art, dass meine Mutter nicht beschämt war. Sie kam bei uns vorbei und sagte: „Ich bin am Wochenende nicht zu Hause und habe zu viele Lebensmittel, bitte Frau Lautr, verbrauchen sie diese, sonst sind sie bis Montag schlecht.“ Gestern ließ sie sich von Lindtraud erzählen, warum ich neben ihr saß. Unsere Lehrerin strich mir über die Haare und fand mich, wie sie sagte, sehr nett. Sie drohte den Kindern unserer Klasse wieder Strafen an, falls sie mich oder Linde ärgern würden. Ich wurde seit geraumer Zeit nicht mehr geärgert, die Jungs hatten sich daran gewöhnt und die Mädchen fanden es lustig, dass ich in ihrer Reihe saß. Unsere nette Lehrerin hatte eine Wohnung in der alten Schule. Die Junggesellen aus Larenbuch, versuchten ihr Glück bei ihr. Es wurde gemunkelt, dass auch verheiratete Männer ihr nachliefen. Sie ließ sie alle abblitzen, obwohl sie an den Dorffesten teilnahm und gerne tanzte. Meine Mutter erzählte: „Manchmal holt sie auch Frauen zum tanzen, mit mir hat sie auch zweimal getanzt, sie tanzt und führt wie ein Mann. Ich kann verstehen, dass Männer verrückt nach ihr sind. Ihr Lachen wirkt ansteckend. Louis du hast ein Riesenglück mit deiner Lehrerin. Sie ist zu Frauen und Männern sehr nett, bleibt aber immer unverbindlich.“ Als meine Schwester mit meiner Mutter überlegte, wie alt sie wohl wäre, sagte ich: „D' Frau Kofer isch siebnezwanzig.“ Meine Schwester fragte: „Woher weißt du das?“ Als ich antwortete: „Ha, das kann i doch seh“, lachte meine Schwester und sagte zu meiner Mutter: „Frag sie mal, ich bin gespannt, wie gut Louis schätzte.“ Meine Mutter war etwas verlegen, als sie fragte und meinte, ihre Tochter wollte wissen, ob Louis richtig schätzte. Ich hatte richtig geschätzt. Frau Kofer war wohl ebenfalls überrascht. Unsere Lehrerin war sportlich, sie schwamm und lief sehr gut Ski, sie konnte gut werfen. Wenn sie einen beim Völkerball mit einem gezielten Wurf traf, fiel man meist hin. Selbst größere Jungs fürchteten sich, von ihr getroffen zu werden. Unsere Familie ging gerne Baden, deshalb gingen wir, entweder ins Freibad nach Schailberg, oder zu einem Leisener Weiher, in dem man baden und schwimmen konnte. Es war ein Weg von vier Kilometer. Ab und zu trafen wir unsere Lehrerin. Sie hatte rote, oder gelbe Badeanzüge an, die gut zu ihrer braunen Haut und ihren dunklen Haaren passten. Im Winter machte unsere Familie am Wochenende oft eine Skitour. Dabei trafen wir manchmal unsere Lehrerin. Es gab hinter dem Gastof „Zum Windhaus“ einen steilen Hang. Dort beobachtete ich unsere Lehrerin, wie sie in sanften Schwüngen den Hang hinunter fuhr und sah, dass sie gut Ski laufen konnte. Sie zeigte sich häufig an Sonntagen auf dem Sportplatz, wenn der Larenbucher VfB Fußball spielte. Unser Sportplatz hatte eine Radrennbahn mit zwei schrägen und erhöhten Kurven. Manchmal wurden Radrennen ausgetragen, die bis in die Abendstunden dauerten. Auch hier begegneten wir unter den Zuschauern unserer Lehrerin. Als sie meine Mutter sah winkte sie ihr. Meine Mutter setzte sich neben sie, meine Geschwister saßen neben meiner Mutter. Ich saß neben Frau Kofer und lehnte mich an ihre Schulter. Sie roch wie Helga, nach französischem Parfüm. Frau Kofer legte ihren Arm um meine Schultern und meinte mir wäre vielleicht kalt, ich genoss den Duft ihres Parfüms und schmiegte mich eng an ihren warmen Körper der nach Esther roch. An diesem Abend liebte ich meine Lehrerin. Ich wurde von meinen Mitschülerinnen und Mitschülern gesehen und beneidet. Als ich nachts von unserer Lehrerin träumte war ich glücklich. Zunächst redete Frau Kofer mit den Eltern von Lindtraud und sagte, Lindtraud könne Kleider und alles was sie zum Anziehen braucht bei ihr aufhängen. Sie könne sich vor der Schule in ihrer Wohnung waschen, oder Duschen und sich umziehen, dadurch würde sie von den Mädchen und Jungs nicht mehr gehänselt. Lindtraud ging täglich drei Kilometer zu Fuß zur Schule. Schulbusse gab es damals noch nicht. Wenn es regnete durfte sie manchmal bei Frau Kofer übernachten. Lindtraud war ein fröhliches Mädchen, durch das Angebot unserer Lehrerin empfing mich jeden Morgen eine strahlende Linde. Sie erzählte: „Frau Kofer hat eine schöne Wohnung mit einem großen Bad und schönen Möbeln. Wunderschönen Fotos hat sie in ihrer Wohnung aufgehängt. Sie ist sehr nett zu mir. Wenn Lindtraud zu Hause in der Landwirtschaft helfen musste, fuhr unsere nette Lehrerin sie manchmal heim. Lindtraud ging morgens immer früh zu Hause weg, um sich bei unserer Lehrerin zu waschen und umzuziehen. Damit es schneller ging half ihr Frau Kofer beim Duschen und Anziehen. Wenn sich Lindtraud neben mich setzte roch sie frisch gewaschen und nach Rosenseife. Sie lachte mich an und sagte: „Louis, jetzt muss dich niemand mehr bedauern, weil du neben einem stinkenden Bauernmädchen sitzt.“ Da Linde inzwischen Schulfreundinnen hatte, fragte ich: Linde möchtest du jetzt lieber neben einem Mädchen sitzen?“ Linde schüttelte den Kopf und sagte: „Ich sitze gerne neben dir und nicht aus Dankbarkeit, sondern weil ich dich mag.“ Sie streichelte mich, als ich rot wurde, lachte sie. In den Sommerferien half ich Lindtraud beim hüten der Kühe. Ich lernte, wie man Kühe melkt und wie man sich aus dem Euter Milch in Mund spritzen kann. Da Lindtraud in den Sommerferien wieder nach Kühen und Landwirtschaft roch, schmeckte die Milch, die ich aus dem Kuheuter in meinen Mund spritzte, nach Lindtraud. Meine Lehrerin lud meine Mutter und mich, nach den Sommerferien, in ihre Wohnung ein. Meine Mutter zog sich eines ihrer Sonntagskleider an. Ich war, als meine Mutter bei Frau Kofer klingelte, etwas aufgeregt, ich glaube meine Mutter war es auch. Frau Kofer öffnete uns und sagte: „Ich freue mich sehr, über ihren Besuch.“ Meine Mutter und Frau Kofer tranken Kaffee. Für mich hatte Frau Kofer Kakao gekocht. Es duftete nach Kaffee und Kakao. Im Gegensatz zu den Wohnungen, die ich bislang kannte, waren die Möbel von Frau Kofer hell, heute würde man sagen, sie waren skandinavisch. Der Tisch war für vier gedeckt, weil Lindtraud auch da war. Frau Kofer sah, dass ich mich freute und meinte, es wäre für mich sicher netter, wenn ich nachher mit Lindtraud spielen könnte. Es gab zum Kaffee eine richtige Torte. Meine Lehrerin sagte: „Lindtraud half mir beim Backen. Ich aß im Leben erstmals Torte und kam mir vor wie im Himmel. Meine Mutter schämte sich, weil ich so viel aß. Meine Lehrerin sagte: „Frau Lautr, es freut mich, weil es Linde und mir gelang, eine Torte zu backen. Ich liebe meinen Beruf und bin gerne Lehrerin, aber keine perfekte Hausfrau. Ohne Lindtraud wäre die Torte nicht so perfekt geworden. Ich freue mich, dass es ihnen und ihrem Sohn schmeckt. Louis, bei mir darfst du essen so viel du magst.“ Meine Mutter bewunderte die Goßfotos. Esther Kofer sagte: „Fotografieren ist mein Hobby, ich entwickle meine Filme in der Dunkelkammer selbst. Meine Mutter erzählte, dass ihr Mann, seine Fotos ebenfalls entwickelte und gern fotografierte. Sie sagte: „Frau Kofer, sie sind eine Künstlerin.“ Lindtraud fragte: Frau Kofer, darf i mit Louis im Zimmer, was sie mir eingrichtet hen, schpiele?“ Meine Mutter sagte: „Louis, sei bitte vorsichtig und mach nichts kaputt.“ Lindtraud fragte: „Frau Kofer, darf ich Louis auch ihre andern Zimmer zeigen, weil ihre Wohnung so schön ist?“ Frau Kofer fragte: „Frau Lautr, möchten sie auch gerne meine Wohnung sehen, damit sie wissen, wo ihr Sohn künftig lernt?“ Meine Mutter war etwas verlegen, was ich bei ihr kaum kannte und sagte: „Frau Kofer, wenn es ihnen keine Umstände macht, sehe ich gerne ihre Wohnung an.“ Ich hatte noch nie eine so tolle Wohnung gesehen. Wir saßen in einem Esszimmer mit einem langen, massiven, schweren, hellen Eichentisch, direkt neben der Küche. Esther Kofer sagte: „Ich ließ in der Küche eine Trennwand einbauen und habe ein Esszimmer eingerichtet, die Küche war mir zu groß.“ Der Tisch hatte eine Eckbank mit durchbrochenen Stäben. Am Tisch standen zwei Eichenstühle mit Armlehnen, einen hatte sie meiner Mutter angeboten, ich saß mit Lindtraud auf der Eckbank, unsere Lehrerin saß uns gegenüber ebenfalls auf einem der Eichenstühle. Frau Kofer zeigte uns ihre Wohnung, mit ihrem großen Wohnzimmer. Das Wandregal, hatte die Schreinerei Haug, nach ihrer Zeichnung gefertigt. In der Ecke hatte sie ein helles cognacfarbenes Ledersofa und zwei Ledersessel mit Armlehnen. Die Regalwand war aus hellem Eichenholz. Meine Mutter gab etwas an und erzählte: „Mein Vater hatte in Stuttgart eine Möbelfabrik, deshalb weiß ich, wie schön und wertvoll sie eingerichtet sind.“ Frau Kofer zeigte uns ihr Schlafzimmer, mit dem hohen, langen, weißen Schrank der mehrere Spiegeltüren hatte. Der Raum wurde von einem Himmelbett ausgefüllt. Esther sagte: „Ich erbte das große Himmelbett und den gedrechselten Schreibtisch. Ich brachte es nicht übers Herz, auf die wertvollen Möbel zu verzichten, inzwischen schlafe ich himmlisch in meinem Himmelbett.“ An der Wand, neben dem Schreibtisch war ein helles Bücherregal. Sie hatte in ihrem Himmelbett eine indirekte Beleuchtung. Am Schrank hatte sie kleine Spiegelleuchten. Da die Schulwohnung große und hohe Räume hatte, war das Schlafzimmer sehr groß, sie hatte deshalb den Schrank etwas von der Wand weggerückt und hinter dem Schrank eine