Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Lautr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724182
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nach der Währungsreform mit vierzig Deutschen Mark Kopfgeld sein neues Leben begonnen hätte. Die Tüchtigen hätten ihre Chance genutzt und wären reich, oder wohlhabend geworden. Es waren oft nicht die Tüchtigen, sondern Betrüger, die Waren gehortet und auf diesen Tag X gewartet hatten. In Schailberg gab es eine Tauschzentrale, bei der meine Mutter einen Wertgutschein für ein Kinderbett hatte. Mein Kinderbett hatte weiße Stäbe und Rollen, es konnte in jedes Zimmer geschoben werden. Es war Vorkriegsware aus der Möbelfabrik meines Großvaters. Es war mit Matratze, Decke und Kopfkissen sowie zwei Bettbezügen. Nach der Währungsreform ging meine Mutter mit mir in das Geschäft, um den Wertgutschein für ihr Kinderbett einzulösen. Sie wollte Schuhe für meinen Bruder kaufen. Der Laden hieß nach der Währungsreform nicht mehr Tauschzentrale, sondern Möbelfachgeschäft Philipp Ritzer. Meine Mutter legte den Gutschein für das schöne Kinderbett vor und freute sich, weil sie Deutsche Mark dafür bekäme. Der Besitzer des Ladens, Herr Ritzer, gab ihr für das Kinderbett DM 6,50. Dies war der umgerechnete Wert des Gutscheins, der auf Reichsmark ausgestellt war. Meine Mutter konnte kaum glauben, dass sie für ihr schönes Kinderbett nur DM 6,50 bekäme und wollte das Kinderbett zurücknehmen. Sie erklärte dem Besitzer: „Ich bin Kriegerwitwe und habe drei Kinder. Mein elfjähriger Sohn braucht dringen Schuhe. Für dieses schöne Kinderbett müsste ich wenigstens so viel Geld bekommen, um meinem Sohn Schuhe zu kaufen.“ Herr Ritzer war mitleidlos und erklärte meiner Mutter die Rechtslage, die für ihn sprach. Meine Mutter wurde sehr traurig, als ihr Herr Ritzer erklärte, dass es korrekt wäre, wenn er ihr DM 6,50 bezahlen würde. Später sahen wir das Kinderbett im Schaufenster. Es war frisch gestrichen und kostete DM 40,00. Für achtzehn Mark hätte meine Mutter damals Schuhe kaufen können. Diese Geschichte erlebte ich als Siebenjähriger und schrieb sie in mein Tagebuch. Ich konnte kaum glauben, dass man gegen einen Ladenbesitzer, der meine Mutter betrog, nichts unternehmen konnte. Herr Ritzer behauptete, das Recht wäre auf seiner Seite. Es war, wie im Kindergarten, ich wusste genau, dass dieser Ladenbesitzer ein grobes Unrecht beging, gegen das ich nichts tun konnte, weil die Welt, oder meine Mutter und ich zu schwach waren, um uns gegen diese Ungerechtigkeit zu wehren. Ich nahm mir vor, mich zu rächen. Es dauerte Jahre bis ich mich als Gymnasiast an Philipp Ritzer rächen konnte. Denn tatsächlich war das Recht, das oft wenig mit Gerechtigkeit zu tun hat, auf Philipp Ritzers Seite. Er erzielte mit dem Kinderbett einen enormen Gewinn. Dass eine arme Kriegerwitwe betrogen wurde interessierte niemand. Da meine Mutter für meinen Bruder keine Schuhe kaufen konnte, kaufte sie für jeden von uns eine Banane. Es war die erste Banane meines Lebens.

      Wenn ich rechtzeitig mit meinen Hausaufgaben fertig war, konnte ich meine Mutter in das vier km entfernte Nachbardorf, Schusslach, begleiten. Sie unterrichtet dort Religion. Als wir auf dem Heimweg waren trafen wir meine frühere Kindergartentante, sie freute sich uns zu sehen und fragte mich wie es mir in der Schule gehe. Tante Helga trug eine schwere Einkaufstasche. Meine Mutter sagte: „Louis, bitte hilf Tante Helga, ihre Tasche nach Hause zu tragen.“ Als achtjähriger Schuljunge kam ich mir als Zweitklässler groß und stark vor. Ich sagte: „Tante Helga ich kann ihre Tasche alleine tragen.“ Sie freute sich über meine Hilfe. Als wir bei ihr zu Hause waren, schenkte sie mir ein Stück Kuchen und kochte Kakao. Es gab damals Kakao nur für viel Geld zu kaufen. Als ich mich bei ihr bedankte, erzählte sie, sie würde nicht mehr im Kindergarten, sondern in der Uhrenfabrik arbeiten und mehr Geld verdienen. Ich sagte: „Deshalb habe ich dich nie getroffen, wenn ich beim Kindergarten gewartet habe.“ Helga war überrascht als ich ihr sagte: „Tante Helga du hast mir immer gefallen, deshalb wollte ich dich gerne sehen.“ Sie schenkte mir Kakao nach und goss mir dabei etwas auf die Hose. „Heilixdonnerwetter bin i grad ugschickt“, meinte sie, „komm zieh dei Hos aus dass i se glei sauber mach. Jeses-Maira dei Unterhos hat ja au no Flecke, di musch au glei ausziehe.“ Sie wusch die Flecken aus, hing meine Sachen in der Küche über den Herd, und sagte zu mir: „Leg di doch grad a Weile uf den Sofa, bis deine Sache a Weng trocke sin, no könne mir a Weile schwätze, mi intressiert‘s, wie's dir in dr Schul geht.“ Tante Helga hatte sich auf das Sofa gesetzt und mein Kopf in ihren Schoß gelegt. Ich sagte leise: „Ich rieche dich gern.“ Helga streichelte mich und sagte: „I merk grad, wie du friersch, komm mir lieget a Weile in mei Bett.“ Helga hatte mit ihrer Mutter eine kleine Wohnung, ihr Vater war ebenfalls gefallen. In ihrem Zimmer legte ich mich in ihr Bett, das nach Helga roch. Sie sah mich an und sagte: „Bitte dreh dich zur Wand, i leg mi zu dir on zieh vorher mei Kleid aus, damit s´nit verdrückt.“ Als Helga sich ins Bett legte, konnte ich kaum atmen, sie hatte nichts an. Ich fürchtete, es wäre ein Traum. Ich streichelte Helga sanft, um den Traum nicht zu verscheuchen. Helga umarmte mich und streichelte mich ebenfalls zärtlich. „Gfällt‘s dir?“ fragte sie. Ich hob die Decke hoch und sah Helgas schönen Körper. Ich sagte: „Du siehst sehr schön aus, darf ich dich überall streicheln?“ Helga küsste mich und legte ihre Zunge in meinen Mund. Endlich verstand ich, wie Menschen küssen. Sie sagte: „Mir dürfet uns überall schtreichle, für uns zwei isch nix verbote. Aber du musch mir verschpreche, dass du‘s niemand erzählsch, eigentlich darf i nit mit dir schmuse.“ Ich spielte mit Helgas roten Haaren und fragte: „Magsch du des au, wenn i di schtreichel? Warum darfsch du nit mit mir schmuse, wo des so schö isch?“ Ich hatte meinen Kopf an Helgas Brust gelehnt und küsste sie sanft. Helga antwortete, während sie mich streichelte: „Ach, Louis, d‘Welt isch kompliziert. I bin Erwachse, un du bisch a Kind. Erwachsene dürfet kein Sex mit Kinder han. Wenn uns zwei des gfällt, no darfsch du mi manchmal bsuche, aber wisse darf niemand, dass mir nacket mitnander schpielet.“ Ich schob die Decke zur Seite, streichelte Helgas Po und fragte: „Was du mit mir grad machsch, isch vielleicht schöner, weil's verbote isch. I dät di am liebschte jeden Tag bsuche, wie oft darf i komme?“ Helga nahm mein Ohr in Mund und flüsterte: „Mei Mutter schafft immer am Dienschtag un am Donnerschtag. I han an dene Tag Frühschicht. Wenn du willsch kommsch an so‘me Tag.“ Ich überlegte, am Dienstagnachmittag hatte meine Mutter an unserer Schule Religion. Am Mittwoch konnte ich mit meiner Mutter nach Schusslach, da hatte sie an dieser Dorfschule ebenfalls Religion. Ich lächelte über meinen Plan und sagte: „I sag meiner Mutter, i dät dich b’suche, weil du du mit mir lerne dätsch. Wenn sich d' Leut wundret, dass i di bsuch, no sag i, des au. Aber Helga, du bisch doch katholisch, musch du nit beichte, was mir mitnanader machet?“ Helga sagte lachend: „I gang zu unsrem Vikar zur Beichte, der isch no jung. Dem erzähl i, was i älles mit mir aschtell, no schnauft er immer ganz arg. Da muss i nit no beichte, was i mit dir mach, sonsch bin i schuld, wenn er a Herzkasperle kriegt.“ Ich lachte und fand Helga lustig, ich fragte: „Also könnt ihr überlege, was ihr beichtet. I han mi oft gwundert, denn mir ka doch nit irgend me Ma, au wenn er Pfarrer isch, älles erzähle. I kann mit unsrem Gott, oder seim Sohn direkt schwätze, aber wenn er nit richtig zuhört, oder wenn i arg schwäbisch schwätz isch des au nit mei Problem, wenn er mi nit verschteht.“ „Siesch Louis“, lachte Helga, „s'gibt Sache, über die muss mer nit schwätze, die muss mer eifach mache. On wenn uns dr Herrgott zusieht, no hatte er sicher nix dagege. Aber mei Schätzle, jetzt sin deine Kleider trocke, jetzt musch dich anziehe, mei Mutter kommt bald. Dreh dich bitte zur Wand, dass i mi anziehe kann.“ „Aber Helga“, antwortete ich, „i weiß doch jetzt wie schö du bisch, lass mi doch gucke, wie du dich anziehsch, denn du weisch doch au, wie i ausseh.“ „Von mir aus“, sagte Helga, stand auf und zog sich an, während ich zusah. Meine Kleidung war über dem Herd tatsächlich trocken. Als ich an der Tür war, kam Helgas Mutter und fragte: „Helga, was macht der Kerle bei dir?“ „Aber Mutter“, sagte Helga, „des isch doch dr Louis, i han ihn mit seiner Mutter troffe, no hat sei Mutter gsagt, er soll mir helfe, mei schwere Tasch heim zu trage.“ Meine Mutter wunderte sich, weil ich erst spät nach Hause kam. Ich erklärte ihr: „D’ Helga hat ein Kakaofleck aus meim Pullover g’wasche un ihn über‘m Herd erst trocknet. Sie hat mich nach dr Schul gefragt un gsagtt, wenn du was nit verstehsch, kann i mit dir lerne. Mir treffet uns donnerstags bei ihr.“ Meine Mutter sagte: „Louis ich habe schon im Kindergarten bemerkt, dass Helga dich mag.“ Nach dem dritten Donnerstag, den ich in Helgas Zimmer verbrachte, war ich fast süchtig nach ihren Händen, ihrem schönen Körper, ihrem Geruch und ihrer Haut. Die Zeit bis Donnerstag kam mir oft lang vor. Ich fragte: „Helga, kann ich dich am Samstag noch besuchen?“ Helga sagte: „Weisch Louis, des geht nit, da isch mei Mutter daheim. Weisch, mei Schätzle, wenn mir uns z'oft sehet, no verliert des sein Reiz. Lass es bei dem Nachmittag. No frei i mi uf di un du di uf mi.“ Ich kannte Helga inzwischen gut. Wenn ich abends im Bett lag, konnte ich sie