“Der König kehrt zurück! Der König kehrt zurück!”, riefen die Frauen, die in der Stadt geblieben waren.
Merna beschleunigte ihren Schritt und betrat den Hof. Wie die Anderen suchte sie den Weg auf die Stadtmauer um den reitenden Tross zu begrüßen. Sie gesellte sich zu den Frauen, die winkten, königliche Fahnen schweiften und ihre Freude verkündeten, doch schnell wich sie fragenden Gesichtern.
Allen voran König Eloson, schlichen die Reiter auf das Tor zu. Als sie die Zugbrücke erreichten, erkannte Merna, dass keiner der Ankömmlinge Freude ausstrahlte, weder ein Lächeln, noch ein Winken. Keine der Frauen traute sich noch einmal freudestrahlend das Wiedersehen lautstark kundzutun. Auf einigen Wangen der Jäger rollten Tränen hinab. Eine Handvoll Frauen bewegten sich, nachdem sie ihre stillschweigende Starre überwunden hatten, entlang der Mauer, um über die steinerne Treppe den Weg zum Marktplatz zu finden, wo die ersten Jäger von ihren erschöpften Pferden stiegen. Sofort begannen sie die Männer, unter ihnen auch der König, zu fragen was denn die gute Laune an diesem Festtag derart trüben könne und was überhaupt passiert sei. Einige, die auf gute Laune beharrten, fragten ob die Ramben dieses Jahr schneller als sie waren und dies der Grund sei, aber die blutverschmierten Dolche und Flecken auf der Kleidung und der Haut belehrten sie eines Besseren. Sie schämten sich wegen der Fragen und nahmen Abstand von den Gebeutelten, aber Beachtung fanden sie so oder so nicht.
Als die letzten Reiter die Brücke passierten, wurde Merna immer ungeduldiger. Sie war die Letzte die auf der Mauer geblieben war, alle anderen hatten ihren Gemahlen bereits entdeckt und waren zu ihnen geeilt.
Merna‘s Augen suchten Meldon, doch sie fanden ihn nicht. Hätte sie lieber auf ihr Gefühl hören sollen? Ihre sorgenvolle Miene nahm immer mehr zu. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Sofort fuhr ihr Kopf herum, in der Hoffnung Meldon‘s gemeine Überraschung zu enttarnen, aber diese Gedanken verflogen noch schneller als sie überhaupt gekommen waren. Ihre Augen starrten direkt in das geschundene und um ein Jahrzehnt- gealtert wirkende Gesicht König Eloson‘s. Er erwiderte den Blick, senkte aber dann den Kopf nach unten, als suche er auf dem Boden nach Worte.
“Was ist geschehen?”, flüsterte Merna durch ihre trockene Kehle.
Eloson nahm die junge Frau und drückte sie ganz fest an sich.
“Merna, im Wald ist etwas vorgefallen. Die Leute sagen Meldon hätte das Gebiet der Sknavs betreten, sie sagen, er wäre den Bestien zum Opfer gefallen.”
Merna riss die Augen auf und starrte ihm direkt ins Gesicht.
“Niemand sah diese scheußliche Tat, doch auch niemand sah Meldon während wir jagten.”
Er bewegte seine Lippen ganz nah an Merna‘s Ohr und flüsterte:
“Ich glaube Ammon steckt hinter alledem, ich sprach bereits vor der Jagd mit Meldon, er schien dennoch nicht vorbereitet zu sein ob dem was geschah. Keiner weiß genau wie er sein Leben ließ, weil es niemand sah.”
Merna brach weinend in Eloson‘s Armen zusammen, doch der König fand einige stotternde Worte.
“Du musst jetzt ganz stark sein, du weißt, dass eure Liebe Ammon ein Dorn im Auge war. Aber ich denke er will den Thron, er ist besessen Merna. Ich werde der nächste sein der sich ihm stellen muss. Ich weiß es, ich fühle es.”
Nun überquerte ein einzelnes Pferd die Brücke, alle Reiter hatten längst abgesessen und abgesattelt und waren teilweise in den Schankstuben verschwunden um nach etlichen Bieren diesen Tod im Alkohol zu ertrinken. Merna drehte sich um und sah Ammon auf der Brücke. Er schaute zu den Beiden auf die Mauer und fing laut an zu lachen.
Für ihn war ein Teil seines Plans in Erfüllung gegangen und Meldon hatte scheinbar auch nicht den Mut zurückzukehren. Was könnte es für ihn Besseres geben. Merna wusste nicht was Ammon im Wald gesehen hatte, so musste sie mit den übersandten Informationen leben und auch Glauben schenken. Sie riss sich von Eloson los und warf mit einem lauten Schrei den Wasserkrug nach Ammon.
Merna rannte kreischend und weinend die Mauer entlang und flüchtete in ihre Gemächer, wo die Trauer grenzenlose Ausmaße annehmen konnte, ohne von anderen Weibern beobachtet und bemitleidet zu werden.
Ammon's Blick traf nun genau auf seinen Vater. Eloson spürte wie sich seine Nackenhaare sträubten, insgeheim machte sich ein Gefühl der Angst und Ungewissheit breit. So einen treulosen und kriegsherrischen Sohn gezeugt zu haben machte ihm zu einen geknickten Mann. Er fühlte, dass mit Ammon die Zeit der Großen Kriege auferstehen könne.
Er verflüchtigte sich aus Ammons Blick und folgte Merna, um zusammen über Meldon‘s Tod zu trauern.
3. Ein neuer Freund
Die Schwärze legte sich. Eine leuchtende Gestalt entstand in der Dunkelheit. Den Kopf gesenkt, in weißen hochwertigsten Gewändern gekleidet, bildete sie sich. Meldon erkannte eine zweite Gestalt neben der schwarzhaarigen Schönheit. Die Eine, leuchtend wie ein Stern, der Andere schwarz wie die Nacht, nur auszumachen durch die Helligkeit der Partnerin. Beide trugen einen auffälligen goldenen Ring an der Hand. Die Frau hob den Kopf, wandte sich von dem Krieger ab und schien noch heller, als ihr ein Lächeln über die rosafarbenen Wangen glitt. Sie entfernte den Ring und warf ihn voller Wut gegen die dunkle Gestalt. Doch dieser wurde nicht sonderlich beeindruckt. Er fasste sich über die Schulter und zückte ein glitzerndes Stück Stahl. Sein Arm schwang einen weiten Bogen und sofort war das leuchtende Weiß mit dunklem Blut befleckt. Der Körper zuckte zusammen und das Haupt rollte davon. Der Krieger steckte sein Schwert zurück in die Scheide und kam näher. Die Füße platschten über den Boden, als er seine Kapuze zurückwarf und das hässliche Grinsen Ammons entstand. Er bückte sich und hob das Haupt der Frau in die Luft. Ammon küsste die kalten Lippen, während Merna‘s Spiegelbild in seinen Augen erschien.
Meldon schrak schweißgebadet hoch. Sein Herz klopfte rasend vor Wut in seiner Brust und kam nur schwerfällig wieder zur Ruhe. In seinen Gedanken fiel Merna‘s Kopf zu Boden und klatschte auf, abgetrennt durch Ammons Hand.. Das Letzte was er sah bevor ihn die Ohnmacht übermannte, verfolgte nun auch seine Träume, die Brutalität und Machtbesessenheit seines Bruders. Meldon beruhigte sich damit, dass der Versuch sein Leben zu rauben fehlgeschlagen war, warum also nicht auch bei Merna? Ihr Trotz, Stärke und Liebe zu Meldon bestärkte sein Gefühl sie aus der Ferne seelisch zu unterstützen und nicht aufzugeben. Er erinnerte sich an Ammon, als er davonflog...und an Dunkelheit.
Nun entsann er sich der Realität.
Er spürte die durchnässten Baumwolldecken, die an seinen Körper klebten. Meldon öffnete die Augen und fand sich in einer kleinen Kammer wieder. Er wusste nicht wie er hierhergekommen war, weder wie lange er schlief. Seine Augen durchwanderten das Zimmerchen. Außer eines Bettes und seiner Kleidung, die gewaschen und ordentlich zusammengefaltet vor seinen zugedeckten Füßen auf dem Boden lag, befand sich nichts darin. Auf seiner linken Seite sorgte ein kleines Fenster für den leichten Hauch von Licht im Raum. Auf der Anderen führte eine Tür in ein größeres Zimmer. Er war allein.
Wer auch immer hier wohnte, konnte nicht menschlichen Ursprungs sein, denn die gesamte Einrichtung, sogar Fenster und Türen waren aus einem Guss entstanden, Generationen lang durch Wind und die Natur geprägt. Diesen Dank der Natur waren nur besondere Individuen allmächtig. Meldon wusste, dass die Elfen in solchen Baumhöhlen wohnten, die natürlich wesentlich kleiner ausfielen. Niemals hatte er eines gesehen, oder gehört wo sie sich befanden. Doch nun hatte Manala ihn in Einem niedergelassen.
Er entfernte die Decken und errötete leicht, als er bemerkte, dass er nackt war. Schnell sprang er hoch um zu seiner Kleidung zu gelangen. Doch der Schmerz des Sturzes ins Tal der Sknavs warf ihn zu Boden. Sein Körper krümmte sich und ein raues verzerrtes Stöhnen drang aus seiner vertrockneten Kehle. Unter großen Qualen bedeckte er sich nach