Shoel - endlich frei!. Michael Geigenberger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Geigenberger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783738026412
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Shoel die kleine Laube und überlegt nun doch wie er sie einrichten könnte, denn so lassen kann er sie auf keinen Fall. Dann steht plötzlich Janines Bruder hinter ihm.

      „An deiner Stelle, würde ich die Sachen alle rausschmeißen. Dann stellen wir einen bequemen Sessel hinein und dann kannst du hier auch schon wohnen. Wenn du willst, helfe ich dir dabei.“

      „Das ist lieb von dir, wenn du mal Hilfe bei einem deiner Autos brauchst, dann ruf mich einfach“, meint Shoel. Eigentlich sind seine Gedanken gerade dabei zu überlegen, ob sie nicht besser einen großen Tisch in die Laube stellen sollte. Deshalb fragt er: „Kann ich anstelle eines Sessels auch einen großen Tisch haben, das ist wegen des Schreibens besser?“

      Der Bruder ist begeistert von der Idee. „Lass uns in den Schuppen gehen, da sind einige Tische, du kannst dir deinen aussuchen.“

      Gemeinsam gehen sie in die große Scheune und stehen vor einem Berg von Altmöbeln. „Bitte such dir einen raus. Saubermachen musst du ihn dir dann schon selbst. Lumpen liegen genügend herum. Ich helfe dir dann beim Tragen.“

      Als Shoel dann einen passenden Tisch gefunden hat, sucht er den Bruder um den Tisch hinüber in die Laube zu tragen. Er streift noch eine Weile durch die Räume, entdeckt dabei einen sehr alten Wagen. Den muss er sehen, da gibt es keinen Zweifel. Shoel deckt das Fahrzeug ab und stellt fest, dass es ein nicht ganz kompletter Bugatti aus dem Jahr 1938 ist. „Madre mia das kann doch kaum wahr sein.“ Ein Teil des Daches fehlt und die Räder sind ebenfalls nicht vorhanden. Es dauert eine Weile bis Shoel bemerkt, dass er bei seinem Tun beobachtet wird. „Was hältst du von dem alten Wagen“, wird er vom Schwager gefragt.

      „Man müsste ihn herrichten, die fehlenden Teile anfertigen oder auf die Suche nach ihnen gehen.“

      „Mach es, wenn du Lust hast. Wenn wir ihn anschließend verkaufen, soll dir die Hälfte vom Gewinn gehören.“

      Da sich Shoel nicht festlegen kann und will antwortet er so diplomatisch wie möglich, „Ich werde es mir überlegen und mal einen Blick in eine Fachzeitschrift werfen, vielleicht findet sich ja ein Kontakt für die fehlenden Teile. Na, schauen wir mal, vielleicht haben wir Glück.“

      Dann marschiert er wieder ab in Richtung seiner Laube. Es bleibt nicht aus, dass er immer mehr das Gefühl bekommt, die Familie will ihn gar nicht gehen lassen. Immer wieder findet sich ein Grund ihn hier zu behalten. Als Shoel vor seiner Laube steht, ist er begeistert, der Bruder von Janine hat bereits damit begonnen die Laube auszuräumen. „Ich wusste gar nicht, wie groß die Laube ist. Wir haben hier nur unser Gerümpel abgestellt“, meint er.

      Die Mutter oder auch Chefin genannt, ruft zum Mittagessen. Aus allen Ecken strömen nun die Mädchen und Burschen von ihren Arbeitsplätzen. Jeder scheint seinen festen Tätigkeitsbereich zu haben. Shoel ist erstaunt, dass alle an den großen Wassertrog gehen und sich zu waschen beginnen. Er betrachtet seine Hände und muss feststellen, dass es auch ihm ganz gut täte.

      Die Jugend beginnt gerade mit einer Wasserschlacht, Shoel gerät in die Schusslinie.

      Natürlich macht er mit, im Nu ist sein Hemd durchnässt. Das ist nicht schlimm, denn es ist ziemlich warm, wird in wenigen Minuten wieder trocken sein.

      Am Tisch findet sich dann wieder mal die ganze Familie ein. Das Hauptthema ist, dass Janine morgen aus dem Krankhaus entlassen wird. Sie wird ab morgen ein eigenes Zimmer bekommen. Bisher musste sie sich ein Zimmer mit ihren Schwestern teilen. Der Vater hat mit dem Oberarzt ein ernstes Gespräch gehabt und erfuhr, wie es Janine wirklich geht und wie lange es dauern wird, bis sie wieder einsatzfähig ist.

      So erfährt Shoel, dass Janine und ihr älterer Bruder sich mit den Zuchtpferden beschäftigen. Sogar schon den ersten eigenen Nachwuchs gezüchtet haben. Über zwanzig Pferde haben sie auf der Weide, alle eingeritten, wie der Vater meint. Die meisten stammen direkt von Wildpferden aus der Camarqué ab. Shoel ist begeistert, nun hat er nur noch einen Gedanken, auch mal auf so einem Wildpferd reiten zu dürfen.

      Am Esstisch reden alle durcheinander. Der Schwager erzählt vom alten Bugatti und scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass Shoel die fehlenden Teile auftreiben werde. Der Vater wiederum meint, das Shoel sich auf eines der wilden Pferde setzen muss. „Das wird seine Prüfung sein, wenn er darauf sitzen bleibt, nehmen wir ihn in unseren Clan auf. Wenn nicht, versprechen wir, das wir ihn im Hospital besuchen werden.“

      Die Runde beginnt gerade damit sich über Shoel lustig zu machen. So einen Fremden hat man ja nicht alle Tage, das muss man schon richtig ausnutzen. Aber Shoel nimmt es lustig und macht ebenfalls Witze über das Zigeunerleben. Bis der Vater zur Ruhe mahnt. Er berichtet, was er vom Oberarzt erfahren hat. Janine darf auf keinen Fall die nächsten drei Wochen arbeiten. Sie wird einen Gehgips erhalten und der rechte Arm wird noch eine Woche in einer Schiene bleiben. Ansonsten, fehlt ihr nichts. Gott sei Dank. „Sie ist eben stabiler wie sie aussieht“, meint ihre Schwester.

      Am Abend richtet sich Shoel sein neues Lager etwas gemütlicher ein. Tatsächlich hat ihm der junge Mann einen Steg gebastelt. So kann Shoel vom Wagen direkt in den angrenzenden Laubenanbau hinüber gehen. Die Mutter bringt noch eine große Kerze vorbei und meint: „Dann wird es doch gleich viel gemütlicher, fast romantisch.“

      Er will diesen Abend lieber für sich sein, es ist so viel passiert. Dafür hat die Familie Verständnis und er zieht sich zurück. In seinem Vorrat an Weinflaschen sucht Shoel nach einer Flasche leichten Rosé, findet ihn, öffnet die Flasche, zündet die Kerze an und beginnt von seiner Reise zu träumen. Aber wann wird er weiterreisen? In einer Woche, in zwei? Er will sich nicht festlegen. Selbstverständlich wird er mit Janine darüber reden, auch will er sofort klarstellen, dass er an einer festen Bindung kein Interesse hat, schließlich hat er bereits eine Familie. Shoel ist zufrieden mit sich und der Welt und genießt den Blick in den Himmel der Nacht.

      Doch dann fällt ihm wieder der ihm bevorstehende Ritt auf einem Wildpferd ein. Insgeheim muss er über seinen Mut grinsen. Er wird darauf sitzen bleiben, die Frage ist nur, was er für einen Eindruck für die Familie hinterlassen wird. Er wird zum Gespött des Zigeunerclans, da ist er sich ganz sicher, aber das macht nichts. Nach dem dritten Glas Rosé, überfällt ihn die Müdigkeit. Shoel löscht das Kerzenlicht und kann jetzt die Sternbilder sehr gut zu erkennen. Er verzieht sich in sein Wohnmobil und öffnet die große Dachluke. Nun hat er einen freien Blick in den traumhaften Sternenhimmel.

      Shoel wird durch lautes Stimmengewirr geweckt. Wenn er es richtig deutet, streiten die Geschwister von Janine darüber, wer sie abholen darf. Natürlich wollen alle dabei sein, wenn die Schwester das Hospital verlassen darf. Dann aber spricht die Chefin ein Machtwort. Die ältere Schwester von Janine und Shoel werden mitfahren.

      Shoel sieht auf seine Uhr und muss feststellen, dass er reichlich verschlafen hat.

      Er öffnet die große Schiebetüre und begrüßt den Tag, in dem er sich kräftig streckt und einige Dehnübungen macht. Dann sieht er, dass man extra für ihn die Dusche der Gartenlaube angeschlossen hat. Shoel greift sich ein Handtuch und stellt sich mit seiner Badehose unter die Dusche. Der Schwager beobachtet sein Treiben und beginnt laut zu lachen. „Die Badehose kannst du ruhig vergessen, jeder kennt hier einen nackten Mann“, ruft er Shoel zu.

      Es ist ihm fast ein bisschen peinlich, dass er beobachtet wurde wie er gerade unter der Dusche steht.

      Aber dann ist er auch schon fertig und genießt den frischen Wind auf seiner Haut. Es ist angenehm kühl und erfrischend. Noch mit dem Handtuch ein bisschen nachgetrocknet, die leichte Sommerhose übergezogen, ein T-Shirt, das war es. So ist er bestens angezogen, zumindest findet er das.

      Shoel geht hinüber zum großen Tisch. Hier findet er noch Reste vom Baguette und ein reichhaltiges Angebot von Marmeladen, die alle selbstgemacht sind. Denn ein Etikett tragen sie nicht. Der Kaffee ist so stark, dass er selbst einen Todgeweihten erwecken würde. Shoel muss nach dem ersten Schluck erstmal tief Luft holen.

      Die Mutter ruft ihm zu, dass sie in wenigen Minuten aufbrechen wird um Janine abzuholen. So sucht er nach seiner leichten Sommerjacke und geht hinüber zum Wagen. Die ältere Schwester Janines betrachtet Shoel und meint: „Gut schaust du aus, schade das du schon vergeben bist.“

      Shoel