Als sie zurück auf das Landgut kommen, erkennen sie schon das eifrige Treiben. Drei Transporter stehen in der Nähe der Einfahrt und warten auf das Kommando des Kaisers.
Beatrix kommt auf Shoel zu und meint lachend: „Dann komm mal her, ich werde dich verarzten. Dann ist es morgen nicht mehr zu sehen.“
Janine ist da anderer Meinung. „Das zieht sich noch Tage, da bin ich mir sicher. Aber mach mal, du bist hier die Ärztin.“
So erfährt Shoel, dass Beatrix mal mit einem Medizinstudium begonnen hat und seit dieser Zeit für die Gesundheit des Clans zuständig ist.
Shoel übergibt ihr den Beutel aus der Klinik und Beatrix beginnt umgehend mit der Behandlung. Beatrix genießt es, nochmals ihren Verband anlegen zu dürfen. Aller Protest von Shoel ist vergeblich.
Sogar Janine meinte: „Hab dich nicht so, in drei Tagen ist alles vergessen.“ Shoel ist aufgefallen, das Beatrix versucht extrem liebenswürdig zu ihm zu sein, nicht so kratzbürstig wie an den vorangegangenen Tagen.
Janine kommt Shoel in seinem Wohnmobil besuchen und beginnt ihn zu hänseln. „Pass auf, dass du nicht in ein Loch fällst wenn du herumirrst.“
Dann steht plötzlich auch Beatrix am Fahrzeug. „Ach, sie mal einer an. Janine bewacht ihren Liebhaber.“
Shoel entschließt sich einen kleinen Mittagsschlaf zu halten um der Hänselei aus dem Weg zu gehen.
Als er an den Tisch kommt meint Beatrix: „Siehst du, es hat sich ganz erheblich verbessert. Jetzt hat das Gesicht nur noch eine leichte Färbung, wenn wir die Creme nochmals auftragen, dann wird es morgen kaum noch zu sehen sein.“
Beatrix blickt Shoel lange in die Augen und will eigentlich etwas sagen, entschließt sich aber zu schweigen. An diesem Abend verabschiedet sich Shoel schon sehr früh, er gibt vor, noch einige Zeilen schreiben zu wollen.
5. Die Sperrmüllaktion, ein Bilderfund
Am nächsten Morgen hört er schon große Diskussionen. Shoel steht im Duschraum und lässt das Wasser lange laufen. Heute wird er mit nach Arles fahren, egal ob man noch seine Blessuren erkennt oder nicht. Das mit dem Sperrmüll will er miterleben. Shoel steigt beim Bruder Marco in den Wagen und lässt sich in der Innenstadt von Arles absetzen. „Wir werden dich über Handy anrufen, wenn wir zurück zur Finca fahren. Du hast doch hoffentlich dein Handy dabei. Shoel zieht es aus der Tasche und zeigt es. „Okay, dann fahren wir mal.“
Shoel verlässt den Wagen in einer kleinen Nebenstraße der Altstadt. Langsam durchstreicht er die schmalen Gassen und sieht sich die Gerümpelberge an. Viel alte Möbel, aber auch alte Radios und Badewannen und dann sieht er ein vergammeltes Gemälde. Er zieht es aus dem Müllberg. Wischt mit seinem Ellenbogen darüber und findet es einfach nur schön und zu schade um es zu entsorgen.
Das hat das Bild nicht verdient. Er überlegt, dass man es natürlich noch herrichten muss, aber für die Laube würde es passend sein. Größe und Farbe würde sich gut machen, so seine Beurteilung.
Shoel ist pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Marco will ihn gerade anrufen, da entdeckt er Shoel auf einer niedrigen Mauer sitzend mit einem kleinen Bild in der Hand.
Sein Kommentar: „So etwas bringt nichts, lass es einfach liegen. Es sind in der Regel wertlose Bilder von unbekannten Malern aus der Region.“ Shoel betrachtet es und muss erkennen, dass es tatsächlich hier aus der Gegend stammt. Vielleicht für Touristen angefertigt.
Aber er entschließt sich, es mitzunehmen. Als Dekoration in der Laube, da passt es doch ganz prima hin. Da ist es sowieso besser, wenn es keinen großen Wert hat.
Die Tagesausbeute der Mannschaft ist enorm. Ein komplettes Badezimmer haben sie verladen. Etliche Schränke und Truhen. Geschirr und Küchengeräte. Vier Reifen für einen der Transportfahrzeuge. „Warum werfen die Leute so etwas weg“, fragt Shoel mit einem Blick auf die fast neuwertigen Reifen.
„Sie brauchen Platz für Neues, was sie dann zwei Jahre später wieder auf den Sperrmüll werfen“, meint Beatrix, die gerade zur Begutachtung hinzugekommen ist.
„Wofür braucht ihr denn das Badezimmer“, will Shoel wissen.
„Das brauchen wir entweder für uns, oder wir richten es ein wenig her und verkaufen es an Touristen, sie lieben die alten Waschbecken und Wannen aus der Jahrhundertwende.“
Ja klar, so macht es Sinn. Woher sollten denn auch die Antiquitätenhändler ihre Ware bekommen. „Wir bringen es auf den Markt von Nizza, da gibt es genug Spinner, die gut dafür bezahlen.“
So erfährt Shoel, dass es absolut Sinn macht, die Sperrmüllaktion fortzuführen.
Das gefundene Bild hält Shoel kurz unter den Wasserhahn. So kann er Feinheiten entdecken, die er vorher nicht erkannt hat. An der Wand entdeckt er einen Nagel, günstig, um hier das gefundene Bild zu platzieren.
Nach einer weiteren Stunde sitzen alle entspannt um den Abendtisch. Sie schwärmen von den mitgebrachten Gegenständen. Janine hat natürlich längst das Badezimmer in Augenschein genommen und hat entschieden, dass sie nun endlich ein neues und eigenes Bad bekommen wird. Hierzu ist natürlich der erforderliche Raum anzubauen. Aber das übernimmt dann Marco, denn er ist der Maurer im Clan.
Der Kaiser tritt hinzu und schleicht mit prüfendem Auge über die Gegenstände, die man im Innenhof zusammen getragen hat. Er entscheidet, welche Stücke möglichst schnell renoviert werden. Denn in sechs Wochen ist der Antiquitätenmarkt in Nizza. Den Standplatz hat er schon vorreserviert und einbezahlt.
Shoel findet Gefallen an einigen Möbeln und meint, dass er gerne helfen würde, die Stücke zum Verkauf herzurichten. Der junge Severin ist der Schreiner im Clan und der Cousin von Janine. Er schnappt sich gleich eine ältere Truhe und trägt sie schon mal in den Schuppen, wo er seine Schreinerei etabliert hat. „Steh nicht so lange herum, hilf lieber tragen. Der Schrank muss auch rein, an dem kannst du dann dein Können beweisen“, meint Severin auffordernd zu Shoel.
Shoel lässt es sich nicht zweimal sagen. Geschickt wuchtet er das Schränkchen auf seinen Rücken und zieht damit ab in den Schuppen.
Das Werkzeug von Severin ist gut sortiert, alles was man braucht ist vorhanden. Shoel schnappt sich eine Schleifmaschine und beginnt umgehend mit der Behandlung des Schränkchens.
Dann aber kommt die Feinarbeit und nun sind Muskeln gefragt. Ein Schleifpapier über einen Holzklotz gelegt, dann geht es auch gleich los.
Shoel hat gar nicht bemerkt, das seit einigen Minuten Janine hinter ihm steht und ihn bei seinem Werken beobachtet. „An dir ist ja ein Schreiner verloren gegangen, Du kannst das ja tatsächlich.“
Shoel dreht sich um und nimmt die Wasserflasche, die Janine in der Hand hält. „Die war doch sicher für mich gedacht“, meint er lachend.
„Darf ich mal sehen“, fragt sie.
„Bitte schau dir meine Arbeit an.“ Shoel zeigt, wie sich die Schubladen leichtgängig betätigen lassen. Janine legt ihren Arm um Shoels Nacken. „Mach doch mal eine Pause, ich brauch dich bei den Pferden!“
„Klar warum nicht, wo kann ich helfen“, er nimmt Janine bei der Hand und geht zu den Ställen.
An der Pferdekoppel angekommen, bittet Janine Shoel, den Sattel aufzulegen. Shoel hat es noch nie gemacht und stellt sich etwas ungeschickt an, vor allem auch deshalb, da das Pferd scheut und sich extrem unruhig verhält.
Beatrix kommt vorbei und betrachtet sich das schwierige Unterfangen. „Lass dir helfen, ich zeige dir wie es geht, bevor dich der Gaul tritt.“
Verärgert sieht Beatrix zu Janine. „Wie kannst du ihn darum bitten, du weißt doch dass dieses störrische Pferd sich nur von mir satteln lässt.“
„Du warst ja nicht da. So dachte ich, Shoel soll es mal versuchen.“
„Du